LU Enninga: Grassilage

„In zehn Tagen ist der erste Schnitt weg“, sagt der ostfriesische Lohnunternehmer Reemt Enninga. Die Redaktion hat nachgefragt, was die Kunden neben der Schlagkraft von ihrem Dienstleister in der Grassilageernte verlangen.
Die neue Anbauwalze leistet aus Sicht von Manfred Enninga gute Arbeit, da sie durch das hohe Gewicht und die Stege in die Tiefe des Silos verdichtet. Foto: Van Hettinga

Ihlow ist nur 10 km entfernt von Emden und liegt somit im äußersten Nordwesten Deutschlands. Hier führt Reemt Enninga zusammen mit seinen beiden Söhnen Manfred und Timo einen Lohnbetrieb. Das Land ist flach. „Hier kann man sehen, wer morgen zu Besuch kommt“, ist ein typischer Spruch für diese Gegend. Die Milchviehbetriebe melken hier 70 bis 250 Kühe. Neben Ackerbau (Weizen, Raps und Mais) ist Ostfriesland vor allem durch saftiges Dauergrünland geprägt.

„Das Grünland sichert auch uns einen großen Teil des Geschäfts“, erklärt Reemt Enninga und ergänzt: „Pro Jahr kommen in vier Schnitten insgesamt ca. 4.500 ha Grasfläche zusammen. Pro Kunde sind es 20 bis 100 ha je Schnitt. Das Limit ist bei uns erreicht. Selbst wenn wir wollten: Mehr geht mit dem Maschinenbestand und der Mitarbeiteranzahl unseres Betriebes nicht. Das Erntefenster im ersten Schnitt ist mit 10 Tagen extrem kurz. Zu den späteren Schnitten entzerrt sich die Ernte etwas. Dann arbeiten wir kontinuierlicher durch, allerdings nicht mehr mit allen Maschinen gleichzeitig.“

Pro Jahr werden in dieser Region drei bis fünf Grasschnitte geerntet. Niederschlag ist ausreichend vorhanden. Die 850 mm, die im langjährigen Mittel fallen, sind ein Garant für sichere Grassilageerträge. „10 t Frischmasse werden hier in der Regel pro ha in den ersten beiden Schnitten geerntet“, erklärt Timo Enninga.

Pro Jahr kommen in vier Schnitten insgesamt ca. 4.500 ha Grasfläche zusammen.
Reemt Enninga, Lohnunternehmer

Mit den Combiwagen werden u.a. Flächen geerntet, die klein oder weit weg vom Betrieb entfernt sind, auf denen die Häckselkette uneffektiv arbeitet. Foto: Van Hettinga

Mehr Kunden mähen selbst
Zum Grasmähen kommt ein Krone BiG M 400 zum Einsatz. Damit werden pro Jahr knapp 1.500 ha gemäht. „In den ersten Jahren lagen wir dicht an der 2.000er Marke. Nachdem die Flächen danach etwas zurückgingen, ist es jetzt weitestgehend konstant“, beschreibt Manfred Enninga dieses Geschäftsfeld. Sein Bruder Timo fügt hinzu: „Das Geld bei den Milchviehhaltern ist knapp. Viele fangen deshalb wieder an, selbst zu mähen. Oft tun sich Nachbarbetriebe zusammen. Dann helfen sie sich gegenseitig und erreichen somit auch eine hohe Tagesleistung.“ Dabei wird die vorhandene Technik eingesetzt – Neuinvestitionen in Landmaschinen werden von den Kunden zurzeit kaum getätigt.

Insgesamt kommen im Lohnunternehmen Enninga fünf Häcksler in der Grassilage zum Einsatz. „Allerdings laufen drei Maschinen davon die gesamte Grasernte durch, während die anderen beiden nur sporadisch zum Zuge kommen. Wir sind häckslertechnisch gut ausgestattet. Wir leisten uns den Luxus, eine Back-Up Maschine auf den Betrieb zu stellen, die notfalls bei einem Ausfall unserer Hauptmaschinen einspringen kann“, so Reemt Enninga. Die Häckslerleistungen reichen von 380 bis 600 PS. Die Schwaden der zwei eingesetzten Vierkreiselschwader würden ausreichen, um einen Häcksler der 600-PS-Klasse gut auszulasten.

Abgerechnet wird die Grassilageernte bei LU Enninga seit fünf Jahren nach Stunden. Vorher wurde pro abgefahrenen Wagen bezahlt. „Die Hof-Feld-Entfernungen sind kontinuierlich gewachsen. Heute sind wir bei einigen Kunden schon 10 km unterwegs. Da ist das Abrechnen nach Zeit die gerechtere Variante“, erklärt Manfred Enninga.

Der Einsatz unserer neuen Silowalze kostet 20 € pro Stunde zusätzlich.
Timo Enninga, Lohnunternehmer

Gemäht wird mit einem BiG M 400. Pro Jahr sind es 1.400 ha mit abnehmender Tendenz, da mehr und mehr Landwirte wieder selbst mähen. Foto: Van Hettinga

Schnell und zuverlässig
In der Grassilageernte ist den Kunden vor allem die schnelle Verfügbarkeit ihres Lohnunternehmers wichtig. „Wir müssen Gewehr bei Fuß stehen. Planen können wir nicht sehr viel in der heißen Erntephase. Oft ist es so, dass die Kunden am Tag vor der Ernte bei uns anrufen. Häufig haben sie dann schon gemäht. Als Dienstleister hast du da nur zwei Möglichkeiten: Du setzt die Hebel in Bewegung, fährst hin und hast den Auftrag. Oder du versuchst den Kunden zu vertrösten. Das klappt heute aber kaum noch, da viele Landwirte sofort beim Wettbewerber anrufen. Für uns ist der große Maschinenpark mit mehreren Ernteketten ein Vorteil, weil wir damit gleichzeitig mehrere Kunden bedienen können. Das schafft der Lohnunternehmer, der nur eine Kette oder einen Ladewagen einsetzt, nicht“, weiß Timo Enninga zu berichten.

Die Kunden würden darüber hinaus Wert darauf legen, dass die Mitarbeiter von LU Enninga ordentlich mit den Flächen umgehen. Grasnarbenschonung ist ein wichtiges Thema, wenn es darum geht, langfristig gutes Futter zu ernten, meint Timo Enninga und ergänzt: „Da ist es natürlich auch von Vorteil, wenn die Maschinen und Anhänger mit bodenschonender Bereifung ausgerüstet sind.“

Die Böden sind darüber hinaus zum Teil moorig. Die Maschinen sind entsprechend mit breiter Bereifung ausgerüstet, um möglichst wenige Fahrspuren zu hinterlassen. Bei den Abfahrgespannen sind überwiegend 800er-, an den Schleppern 710er-Reifen montiert. Die neueren Häcksler sind an der Triebachse mit Reifenreglern und 800er-Rädern ausgerüstet. „Damit kommen wir auf eine Außenbreite von 3,3 m und dürfen ohne Begleitfahrzeug auf der Straße fahren“, erklärt Manfred Enninga.

Die Fläche, die wir mähen, geht von Jahr zu Jahr etwas zurück.
Manfred Enninga, Lohnunternehmen

Insgesamt setzt das Lohnunternehmen Enninga 5 Häcksler zwischen 380 und 600 PS ein. Der Abtransport erfolgt mit 45 m³ Abfahrgespannen. Foto: Van Hettinga

Abfahrer richtig takten
Eine Herausforderung während der Grassilageernte ist es, die Abfahrgespanne einzuteilen. Je nach Betriebsstruktur des Kunden kommen zwischen zwei und fünf Abfahrer zum Einsatz. „In der Saison laufen bei uns kontinuierlich zwölf eigene Abfahrgespanne. Diese sind in der Regel mit immer den gleichen Fahrern besetzt. Wir versuchen, unsere drei Ernteketten immer so einzusetzen, dass wir möglichst wenig Leerlauf bei unseren Abfahrern produzieren. Das heißt, wenn zum Beispiel in einer Häckselkette etwas Überkapazität bei den Gespannen ist, häckseln wir die weit entfernten Flächen zuerst. Wenn wir damit fertig sind, kann ein Gespann abgezogen werden für die nächste Erntekette. Wichtig ist, dass die Häckslerfahrer immer den aktuellen Bedarf im Blick haben und sich untereinander absprechen, dann können wir die Effizienz unserer Ernteketten deutlich verbessern“, so Reemt Enninga. Die Fahrer müssen, damit das System funktioniert, ortskundig sein. „Es ist auch vorteilhaft, wenn sie die Flächen kennen. Sonst kann es durchaus vorkommen, dass der Wagen zwar vollgehäckselt wird, das Gespann aber nicht mehr von der Fläche herunter kommt, sondern im Moor einsinkt“, fügt Manfred Enninga mit einem Schmunzeln hinzu. Das passiere zum Glück nicht allzu oft, denn bei den anschließenden Befreiungsaktionen mit Abladen auf dem Feld und Vorspannen eines Raupenbaggers gehe viel Zeit verloren und die Technik sowie die Fläche würden bei diesen Aktionen stark in Mitleidenschaft gezogen.

Bei den meisten Kunden arbeitet LU Enninga mit der kompletten Erntekette. In der Hochsaison, wenn die Anzahl der eigenen Gespanne nicht ausreicht, helfen entsprechend die Landwirte mit ihren Traktoren und Mietanhängern von 30 bis 45 m³ des Lohnunternehmens aus. „Die Landwirte sind traktorenmäßig nicht schlechter ausgestattet als wir. Sie arbeiten mit 250-PS-Schlepper mit Untenanhängung und Kugelkopfkupplung. Damit können sie sehr gut bei uns in den Ernteketten mitfahren“, ergänzt Timo Enninga.

Bei den Abfahrwagen kommen ausschließlich Tandemachsaggregate zum Einsatz. Die Einfahrten in die Flächen und auch die Hofflächen würden keine längeren Gespanne zulassen. „Es ist heute mit den großen Zweiachswagen teilweise schon schwierig auf den Höfen zurecht zu kommen. Das Gleiche gilt für die Einfahrten auf die Flächen, die nie der wachsenden Technik angepasst wurden, sondern noch immer auf dem Stand der 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts stehen“, so Reemt Enninga.

In den Häckselketten laufen drei Kombiwagen mit. Diese hätten sich in der Grassilage bewährt. „Gerade wenn es um weiter entfernte oder sehr kleine Flächen geht, kann der Kombiwagen kurzfristig aus der Kette herausgenommen werden und diese Flächen ernten, während die Häckselkolonne auf hofnahen Flächen unterwegs ist“, so Manfred Enninga: „Die Schnittlänge ist dann natürlich länger im Vergleich zum Häcksler, mit dem wir zwischen 12 und 14 mm schneiden. Das stört die Kunden aber nicht.“

Von links: Timo, Reemt und Manfred Enninga. Foto: Lützen

Verdichten mit Anbauwalze
Zum Abladen wird bei der Grassilageernte generell über das Silo gefahren und mit den Dosierwalzen der Wagen eine möglichst einheitliche Matte auf dem Silo abgelegt. Anschließend wird diese vom Walzschlepper mit dem Siloverteiler verteilt und verdichtet. Die Schlepper werden auf 12 bis 13 t ballastiert. Seit 2015 wird an einem Walzschlepper eine spezielle Silowalze von Holaras eingesetzt. Diese wiegt mit Zusatzgewichten ca. 3 t und wurde im ersten Jahr in der Fronthydraulik des Traktors gefahren. In der Heckhydraulik wurde entsprechend ein Siloverteiler montiert. „Die Verdichtung des Silos ist extrem wichtig und hier verlassen sich unsere Kunden auf uns. Es gibt keinen mehr, der selbst walzt. Es ist sinnvoller, wenn er in der Kette mitfährt und uns das Walzen überlässt. Wenn hier Fehler gemacht werden, ärgert sich der Kunde das ganze Jahr über“, so Timo Enninga und weiter: „Der Einsatz unserer neuen Silowalze kostet 20 € pro Stunde zusätzlich. Die Kunden akzeptieren das, weil sie sehen, dass die Arbeitsleistung stimmt.“ Sein Vater Reemt ergänzt: „Früher war das Walzen auch für die Mitarbeiter ein unattraktiver Job: Zumeist wurde der älteste Schlepper auf dem Silo eingesetzt. Heute hat sich das gewandelt. Der Walzschlepper ist bei uns zur wichtigsten Maschine der Kette geworden. Die Fahrer auf dem Silo haben in der Erntekette die größte Verantwortung und sie geben letztendlich das Tempo der Kette vor.“

1/3 außerlandwirtschaftlich
Die Hälfte der Kunden setzt in der Grassilage Siliermittel ein. Das Lohnunternehmen Enninga bezieht die Mittel über einen Händler, der vor der Ernte entsprechend das Mittel anliefert. Die tatsächlich verbrauchte Menge wird nach der Saison verrechnet und überzählige Einheiten vom Händler zurückgenommen. Genaue Prognosen, wie sich die Nachfrage in diesem Jahr bei seiner Kundschaft entwickeln wird, mag Manfred Enninga nicht geben: „Natürlich heißt es zurzeit überall, es muss gespart werden. Letztendlich ist es aus meiner Sicht aber nicht sinnvoll, bei der Qualität des wichtigsten Futters Zugeständnisse zu machen. Wenn die Grassilage im Silo durch Nacherwärmung Energie verliert und diese durch Zugabe von Kraftfutter ausgleichen werden muss, kommt es am Ende deutlich teuer, als die Investition in ein Siliermittel, das den Silostock stabilisiert.“

Zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet das Lohnunternehmen heute mit landwirtschaftlichen Dienstleistungen, ein Drittel durch Erdarbeiten, wie Baggern und Erdtransporte. „Das passt für unsere Betriebsstruktur sehr gut“, meint Manfred Enninger und fügt abschließend hinzu: „Mit dieser Aufteilung schaffen wir es, unsere Stammbelegschaft das ganze Jahr über zu beschäftigen. Außerdem ist es immer gut, wenn man auf zwei Beinen steht. Wenn es in einem Bereich mal etwas schlechter läuft, kann man dies meistens mit zusätzlichen Aufträgen im anderen Bereich wieder ausgleichen. Somit sind wir relativ gut gegen Krisen abgesichert.“

Björn Anders Lützen, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Juni 2016 erschienen.

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