Bekämpfung von Erdmandelgras

Aufgrund der besonderen Vermehrungsstrategie von Erdmandelgras ist eine nachhaltige und vollständige Bekämpfung fast unmöglich. In erster Linie muss die Verschleppung durch Maschineneinsatz und Ernteprodukte auf Nachbarflächen verhindert werden. Das Erdmandelgras wird sehr leicht durch die Bodenbearbeitung aus den Befallsnestern in Bearbeitungsrichtung verschleppt. Alle Geräte, die auf mit Erdmandelgras befallenen Flächen eingesetzt werden, sowie das Schuhwerk müssen komplett von anhaftenden Bodenteilchen und Knöllchen sowie ggf. Samen noch an Ort und Stelle auf der Befallsfläche gereinigt werden.
Befallene Flächen müssen immer zuletzt bearbeitet und beerntet werden. Besondere Vorsicht gilt bei überbetrieblichem Maschineneinsatz und für Lohnunternehmer. Auch der Aushub aus Gräben sowie Überschwemmungen können zu einer Verbreitung auf benachbarte Flächen beitragen. Alle Personen, die auf der befallenen Fläche arbeiten, müssen über bekannte Befallsherde informiert werden, damit sie ihre Einsatzplanung darauf ausrichten können. Das Erdmandelgras verschleppt sich nicht nur über Mandel, sondern auch über Samen. Vögel nehmen die Samen auf und über deren Ausscheidungen verbreitet sich das Schadgras.
Vorbeugen - Verschleppen ist verboten!
Von herausragender Bedeutung zur Vorbeugung eines Befalles mit Erdmandelgras ist die Betriebshygiene. Grundsätzlich sollte eine weitere Ausbreitung des Erdmandelgrases über Maßnahmen zur Feld- und Maschinenhygiene verhindert werden, wobei die Reinigung von Erntemaschinen wie Kartoffel- oder Rübenroder im Spätherbst leichter gesagt als getan ist.
Maschinen sind nach einem Einsatz auf der Befallsfläche gründlich zu reinigen, „abrütteln“ reicht nicht! Anstatt Druckluft wäre ein Reinigung durch intensives Abwaschen mit viel Wasser eindeutig zielführender. Es darf kein Substrat von Befallsflächen auf nicht befallene Flächen gelangen. Ernteprodukte (z. B. Zuckerrüben, Möhren) und Pflanzgut (z. B. Kartoffeln, Gemüsepflanzen, Blumenzwiebeln und -Knollen, Baumschulerzeugnisse und Zierstauden) müssen ebenfalls kontrolliert werden.
Größere Befallsflächen sollten zuletzt geerntet werden und langfristig sollte geprüft werden, ob die Fruchtfolge auf den Befallsflächen umgestellt werden kann, bedeutet statt Hackfrüchten eher eine Getreide-/Raps-Fruchtfolge zu fahren. Tritt Erdmandelgras in Zuckerrüben oder Mais auf, kann mechanisch über flaches Hacken im Rübenzwischenraum versucht werden, das Erdmandelgras abzuschneiden und damit die Pflanze zu schwächen.

Bekämpfen
Sind erst einzelne Ecken einer Fläche betroffen, lassen sich Einzelpflanzen händisch tief ausgraben (bis unter die Pflugsohle (30 cm) und im Restmüll vernichten. Etwas größere Befallsstellen sind zeitnah auszukoffern bevor weitere Rhizome gebildet werden und ebenfalls zu vernichten. Befallsstellen sollten Sie markieren und im kommenden Jahr nachkontrollieren!
Die Bodenbearbeitung bei Erdmandelgrasbefall wird mit dem Ziel durchgeführt, Knollen auszugraben und auszutrocknen und damit auszuhungern (Schwarzbrache). Zweijährige Schwarzbrache kann die Knöllchen um bis zu 90 % bekämpfen. Hierbei ist darauf zu achten, dass keine zu tiefe Bearbeitung erfolgt. Möglichst keine Pflugfurche auf Befallsflächen. Sollte diese jedoch erforderlich sein, dann besser im Frühjahr pflügen, da über Winter Knöllchen in den oberen Bodenschichten absterben können. Flächig begrenzte Stellen brach liegen lassen (Schwarzbrache).
Die Entwicklung vom Erdmandelgras wird bei starker Beschattung gehemmt. In lückenlosen, kräftigen Grünlandbeständen, die mehrmals geschnitten werden, ist die Knöllchenbildung und die Bildung von Tochterpflanzen vermindert oder ganz unterbunden! Fruchtfolgen mit stark beschattenden Pflanzen wie Hanf, Wintergerste und Mais sollten daher bevorzugt werden, die Fahrgassen stellen jedoch immer ein Problem dar. Der Anbau von Kartoffeln, Zuckerrüben und Gemüsekulturen (bez. Wurzelgemüse) ist nicht zu empfehlen, besser sind Getreide, Mais und Grasanbau. Eine Dauerbegrünung sollte mindestens zwei bis drei Jahre andauern.
Typische Gräserherbizide sind wirkungslos
Erdmandelgras gehört zu den Sauergräsern. Daher haben die typischen Gräserherbizide keine nachhaltige Wirkung gegen die Pflanze. Einsatz von Glyphosat nach der Ernte und ggf. vor der Saat ist jedoch möglich. Vorteile von Herbiziden zeigen sich eher bei späteren Anwendungsterminen, wenn das Sauergras ausreichend Blattmasse hat. Die wesentliche Frage, ob es nach der deutlichen Kontrolle des Sprosses des Erdmandelgrases zu einem Wiederaustrieb aus intakten Mandeln kommt, wird derzeit noch in Versuchen der LWK Niedersachsen geprüft.
In Mais sind Kombinationen von Mesotrione plus Terbuthylazin und Mesotrione plus Pyridate, gefolgt von Thiencarbazone effektiv. Auch die Vorlage von Thiencarbazone gefolgt vom ein bis zweimaligen Einsatz von Mesotrione plus Pyridat haben gute Wirkungen gezeigt. Sehr späte Aussaat (ab Anfang Juni) und vorher wiederholt mechanisch bearbeiten (Egge)! In Getreide sind florasulamhaltige Herbizide zu bevorzugen. Nach der Ernte sollte eine Stoppelbearbeitung in Verbindung mit glyphosathaltigen Mitteln erfolgen. Besonders sollte auf Befall in den Fahrgassen geachtet werden. In Zuckerrüben ist ausschließlich Conviso One wirksam (nur in toleranten Sorten!). Flaches Hacken im Reihenzwischenraum schneidet das Erdmandelgras ab und schwächt die Pflanze.

Hintergrundinfos Erdmandelgras
Das Erdmandelgras ist eine wärmeliebende, mehrjährige Pflanze und gehört zur Familie der Sauergräser. Erdmandelgras kann eine Wuchshöhe von ca. 1 m erreichen und seine Blätter sind V-förmig und hellgrün bis grau, der Stängel ist dreikantig, markhaltig und ohne Knoten. Die Heimat dieses Sauergrases ist Ostafrika und als Neophyt konnte er sich bereits auf allen Kontinenten verbreiten, mittlerweile sind in Niedersachsen ca. 200.000 ha befallen.
Besonders unter dem nassfeuchten Jahreswechsel 2023/2024 konnte sich das Erdmandelgras rasch vermehren. Das Erdmangelgras nutzt dabei eine besondere effektive Technik sich zu verbreiten: Einerseits werden Mandeln als Überdauerungsorgan gebildet, hiervon ausgehend werden vegetative Nebentriebe über die Ausbildung von Rhizomen entwickelt. Die Keimfähigkeit der Mandeln ist mehrere Jahrzehnte gegeben. Andererseits gibt es noch die generative Vermehrung über die Samenbildung, welche aber im Vergleich zur vegetativen Vermehrung über Mandeln und Rhizome einen deutlich geringeren Teil ausmacht. Die Mandeln des Erdmandelgrases befinden sich im Bodenhorizont bei ca. 10 bis 15 cm, sind 3 bis 5 mm groß und braun gefärbt. Aus den im Boden vorhandenen Mandeln keimen ab einer Bodentemperatur von 8 bis 10 °C im Frühjahr vornehmlich aus den oberen 15 Bodenzentimetern, vereinzelt auch bis zu 100 cm.
Die größten Ausbreitungsmöglichkeiten hat das Erdmandelgras in Beständen mit Hackfrüchten wie Zuckerrübe, Mais und Kartoffeln. In diesen Früchten läuft das Wachstum des Erdmandelgrases mit der Kultur parallel, so dass die Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht intensiv ist und die Ertragseinbußen hoch sind. Hingegen ist das Wachstum des Sauergrases in konkurrenzstarken Winter-Raps- und Winter-Getreidebeständen deutlich gehemmt, mit Ausnahme von lückigen Beständen oder Fahrgassen.

Entwicklung des Erdmandelgras
Aus den primären Knospen der Knollen entstehen Mutterpflanzen. Nach wenigen Wochen wachsen aus den Mutterpflanzen unterirdische 6 bis 60 cm lange Rhizome, die bis zu 33 Internodien haben können. Am Ende dieser Rhizome bilden sich Tochterpflanzen. Mit zunehmender Tageslänge und Wärme werden zunächst viele Tochterpflanzen gebildet. Zum Ende der Vegetationszeit bei Tageslängen unter 12 Stunden werden an abwärtsgerichteten Rhizomen die Knöllchen gebildet. Diese stellen die Überdauerungsorgane dar und können Temperaturen bis zu -15 °C überstehen. Die oberirdischen Pflanzenteile und die Rhizome sterben bei 0 °C im Herbst und Winter ab. Über die Anzahl der pro Pflanze gebildeten Knöllchen gibt es unterschiedliche Angaben in der Literatur.
Die Blüten sind gelb bis bräunlich und bilden Ährchen. Das Erdmandelgras blüht von August bis September, bei günstigen Bedingungen auch schon ab Juli. Danach werden die 1 bis 1,5 mm großen Samen gebildet. Verglichen mit den Mandeln sind sie vergleichsweise klein und oft mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Blätter sind v-förmig hellgrün bis grün. Der Stängel ist dreikantig, markhaltig und ohne Knoten.
Die Kulturform des Erdmandelgrases kommt auf allen Kontinenten vor und wird nach wie vor in Spanien zur Gewinnung seiner Mandeln angebaut. Sie unterscheidet sich durch ihre Frostempfindlichkeit von der problematischen Unkrautform. Das Erdmandelgras kann mit dem Knolligen Zyperngras (Caperus rotundus) verwechselt werden. Die Knöllchen sind bitter und werden in der Mitte der Rhizome gebildet und nicht endständig. Zwei weitere Pflanzen, mit denen das Erdmandelgras verwechselt werden kann, sind das Hohe Zyperngras (Cyperus longus) und die behaarte Segge (Carex hirata). Das hohe Zyperngras hat dickere Rhizome ohne Knöllchen und die behaarte Segge weist leichte Behaarung auf den Blättern auf und bilden keine Knöllchen. Es gibt männliche und weibliche Blüten bei der behaarten Segge.
Dirk Wolber, Pflanzenschutzamt der LWK Niedersachsen