DEULA-Expertentipp: Gesundheitsschutz beim Pflanzenschutz
Im Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln wird auch geprüft, ob eine persönliche Schutzausrüstung beim Umgang mit den Präparaten erforderlich ist. Die Anforderungen sind in der entsprechenden BVL-Richtlinie beschrieben.
Die Richtlinie bezüglich der Anforderungen an die persönliche Schutzausrüstung (PSA) wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 2017 überarbeitet. Die Richtlinie wendet sich insbesondere an Hersteller der PSA. Diese dürfen Produkte, die die Anforderungen erfüllen, mit den entsprechenden Symbolen kennzeichnen. Zertifizierte Schutzkleidung für den Pflanzenschutz ist anhand der Kennzeichnung mit dem Symbol 3126, ISO 7000 oder einer Kombination von Symbolen der einzelnen Anforderungen zu erkennen. Für die Handschuhe sind das zum Beispiel die Zeichen für Chemikalien- sowie Abriebfestigkeit.
Die Gebrauchsanweisung und das Sicherheitsdatenblatt des Pflanzenschutzmittels geben Auskunft über die Risiken. Die Hinweise werden in Form standardisierter Sätze abgedruckt:
- kann vermutlich Krebs erzeugen
- kann das Kind im Mutterleib schädigen, kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen
- verursacht schwere Augenreizungen
- verursacht Hautreizungen
- gesundheitsschädlich beim Einatmen
- gesundheitsschädlich beim Verschlucken
- Kann allergische Hautreaktionen verursachen
Aus den Risiken ergeben sich die vorgeschriebenen Handlungsweisen:
- Schutzhandschuhe tragen
- Halbmaske mit Kombinationsfilter A1-P2 tragen
- Schutzanzug und festes Schuhwerk tragen
- Gummischürze tragen
- behandelte Flächen/Kulturen erst nach dem Abtrocknen des Spritzbelags wieder betreten
Das größte Risiko beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) ist beim Ansetzen der Spritzbrühe sowie bei der Reinigung der Behälter und Geräte gegeben. Neben den Handschuhen, die zweimal im Jahr erneuert werden sollten, um eine Permation (Durchdringung) mit Präparaten auszuschließen, wird bei diesen Arbeiten eine spezielle Schürze sowie Schutzbrille oder besser Gesichtsschutz empfohlen. Mindestens sind jedoch die Angaben auf dem Etikett des PSM zu befolgen.
Ein spezieller Atemschutz ist beim Umgang mit PSM in geschlossenen Räumen erforderlich. Den landwirtschaftlichen Lohnunternehmer kann das z.B. in seinem Lagerraum betreffen. Ist darüber hinaus Atemschutz erforderlich, findet der Anwender die genauen Anforderungen ebenfalls auf dem Etikett. Das Anmischen pulverförmiger Präparate sollte an windgeschützten Orten erfolgen. Besondere Vorsicht ist geboten, sollte es sich nicht vermeiden lassen, den behandelten Bestand vor dem Abtrocknen zu betreten. Es empfiehlt sich, die Pflanzenschutzspritze mit einer kontinuierlichen Tankinnenreinigung auszustatten. Die Tatsache, dass eine Kontamination keinen Hautausschlag und kein Brennen oder dergleichen verursacht, sollte keineswegs zur Unterschätzung der gesundheitlichen Gefahren führen. Nach Beendigung der Pflanzenschutzmaßnahme hat zwingend eine Außenreinigung der Spritze zu erfolgen.
Die DEULA rät
Eine Standardkabine des Schleppers trägt zwar erfahrungsgemäß zur Reduktion des Kontakts mit Pflanzenschutzmitteln bei, sollte aber nicht zur Vernachlässigung der Schutzmaßnahmen führen. Kontaminierte Schutzausrüstung soll nicht in der Kabine aufbewahrt werden. Schlepperkabinen werden bezüglich ihrer Schutzwirkung in vier Kategorien eingeteilt:
- Kategorie 1: Kein Schutz vor Staub oder PSM
- Kategorie 2: Schutz nur vor Staub
- Kategorie 3: Schutz vor Staub und flüssigem PSM
- Kategorie 4: Schutz vor Staub, flüssigen PSM sowie deren Dämpfen
Neben entsprechenden Filtern innerhalb der Lüftungstechnik wird die Schutzeigenschaft der Kabine durch einen definierten Überdruck im Innern erreicht. Zur sicheren Funktion müssen Filter nach Herstellerangaben gewechselt und alle Dichtungen durch Pflegemaßnahmen erhalten werden. Kabinen der Kategorie 4 sind beim Schlepperkauf mit nicht unerheblichen Mehrkosten verbunden. Da aber speziell Lohnunternehmen, die Pflanzenschutz in ihrem Angebot führen, diesen auch in großem Maße durchführen, sollten sie den Nutzen sehr hoch bewerten. Darüber hinaus ist modernste Technik im Sinne des Anwenders auch immer hilfreich bei der Gewinnung neuer und dem Halten erfahrener Mitarbeiter.
Michael Möller, Technischer Lehrer DEULA Westerstede GmbH