DEULA-Expertentipp: Knickpflege

Die Wallhecke oder der Knick haben ihre Hauptausbreitung nach den Verkoppelungen der Feldfluren erfahren. Als den Bauern die Flächen zum Eigentum zugeteilt wurden, galt es, die Grenzen zu markieren, Feld und Wiese einzufassen. Wo es heute Knicks gibt, wurden dazu Wälle aufgeschüttet und mit Gehölzen bepflanzt. Durch Pflegemaßnahmen wurden sie in der Breite begrenzt und im Abstand vieler Jahre auf den Stock oder den Stubben gesetzt. Das bedeutete, bis auf Kniehöhe oder sogar auf die Höhe einer Hand breit zurückgeschnitten. In unregelmäßigen Abständen stehen in den Hecken überragende Bäume, sogenannte Überhälter.
Der Knick in der Gegenwart
Knicks gehören zu den prägenden Landschaftselementen Schleswig-Holsteins. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Der Gesetzgeber trägt der besonderen Bedeutung der Knicks durch Schutzbestimmungen Rechnung. Die Bepflanzung ist traditionell. Noch heute spiegelt sie die natürliche Gehölzvegetation der Region wider. Typisch sind vor allem Arten, die besonders gut wieder austreiben, nachdem sie auf den Stock gesetzt wurden. Es finden sich Hainbuchen, Haselsträucher und verschiedene Weidenarten. Da die Hecken auch das Vieh zurückhalten sollten, ohne von ihm aufgefressen zu werden, finden sich in ihnen mit Dornen und Stacheln besetzte Sträucher wie Schlehe, Weißdorn sowie Wildrosen- und Brombeerarten. Einzelheiten zur Knickpflege in Schleswig-Holstein wurden zuletzt 2016 im § 21 Abs. 4 und 5 Landesnaturschutzgesetz neu geregelt.

Aufgeputzt oder auf den Stock gesetzt
Knickpflegearbeiten dürfen vom Oktober an bis zum letzten Tag des Februars durchgeführt werden. Mit dem Aufputzen ist das seitliche Einkürzen der Knickgehölze senkrecht in einer Entfernung von einem Meter vom Knickwallfuß bis zu einer Höhe von 4 m gemeint. Bei Pflanzungen ohne Wall gilt die 1-m-Grenze ab dem Wurzelhals, der den Rand des Gehölzstreifens markiert. Diese Maßnahme dient nicht dem Biotopschutz, sondern allein der Nutzbarkeit der angrenzenden Flächen. Sie darf maximal alle drei Jahre wiederholt werden und sollte aus Gründen des Artenschutzes erst ab dem 1. Januar durchgeführt werden.
Die zweite Pflegemaßnahme am Knick stellt das Auf-den-Stock-setzen dar. Hierbei wird der gesamte Bewuchs eine Hand breit über dem Boden bzw. über dem Stockausschlag gekappt. Es dient der langfristigen Erhaltung der Funktionen und wird alle zehn bis 15 Jahre durchgeführt. Intervalle unter zehn Jahre sind nicht zulässig. Es ist auf eine fachgerechte Ausführung zu achten, um Auf-, Ab-, und Anrisse im Stock oder im Wurzelbereich zu vermeiden. Verletzungen dieser Art können den gesunden Wiederaufwuchs gefährden. Ist doch ein Nachglätten von Stümpfen erforderlich, kann diese Arbeit bis zum 15. März erfolgen. Ansonsten gilt der letzte Februartag als spätester Ausführungstermin. Zur guten fachlichen Praxis bei dieser Maßnahme gehört es, abschnittweise vorzugehen. Ein großräumiger Kahlschlag ist zu vermeiden. Das Schnittgut muss abgeräumt werden.
Die DEULA rät:
Knicks und Hecken sind in einer unter Verarmung leidenden Kulturlandschaft wichtige Biotope und darüber hinaus bodenschützende Elemente. Die Erhaltung ihrer Funktion ist deshalb auch im Interesse einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die besondere Wind- und Erosionsschutzwirkung beruht auf ihrer „Halbdurchlässigkeit“. Die begrenzte Höhe und Breite halten die Auswirkung auf die Bewirtschaftung angrenzender Flächen auf einem Minimum. Heute wird das Aufputzen und Knicken üblicherweise maschinell vorgenommen und stellt somit ein Betätigungsfeld für Lohnunternehmer dar. Dabei sollte beachtet werden, dass eine Kreissäge verwendet werden kann, durch den Einsatz von Schleglern jedoch jeder Knick zu einer gewöhnlichen Hecke umgebaut wird. Bei der Verwendung einer Knickschere sollte darauf geachtet werden, dass nach dem Greifen des Gehölzes nicht daran gezogen und gezerrt wird, um zu vermeiden, dass der Stubben beschädigt oder gelockert wird. Es entstehen Wunden, die später durch Pilzbefall und Fäulnis den Bewuchs zerstören können. Starke Gehölze werden durch die Schere mehr abgequetscht als geschnitten. Die Schnittflächen sind in der Folge zerfasert. Setzt die Schere hier in einem Meter Höhe an, kann hinterher mit der Motorsäge sauber nachgearbeitet und zudem maßgerechtes Brennholz geerntet werden. Für die maschinelle Knickpflege ist ein intakter Wall erforderlich, auf dem weder Feldsteine, abgesägte Äste noch Stacheldraht oder andere Dinge entsorgt werden. Nach dem Knicken sollte er ausgebessert (aufgesetzt) werden. Hier kommt eine maschinelle Bewirtschaftung dem Naturschutz entgegen.
Dirk Lafrenz, Technischer Lehrer an der DEULA Schleswig-Holstein