Einstieg in die Gülleansäuerung
Ein Schwerpunkt im Lohnunternehmen Heemann aus Lengerich, Nordrhein-Westfalen, ist die Gülleausbringung mit drei Fässern mit Schleppschlauch- und Schleppschuhverteilern sowie Strip-Till-Technik. Unternehmer Marc Heemann (47) möchte Vorreiter sein und seinen Kunden Lösungen zur Einhaltung der Düngevorschriften aufzeigen. Dafür ist er bereit, neue Verfahren und Technologien auszuprobieren und hat Anfang letzten Jahres in die Gülleansäuerung investiert. Eines seiner Güllefässer, ein 28 cbm Tridemfass von Kotte mit 30 m Schleppschlauchgestänge von Vogelsang, wurde mit dem SyreN-System des dänischen Herstellers BioCover nachgerüstet.
Hohe Investitionskosten
„Der Einstieg in dieses Geschäftsfeld hat mich rund 100.000 € gekostet“, verrät er. Neben dem eigentlichen SyreN-System inklusive pH-Wert-Messgerät am Schleppschlauchverteiler, Dosier- und Mischsystem in der Druckleitung und Fronttank-Aufnahme am Schlepper, seien weitere Investitionen notwendig gewesen. „Schwefelsäure ist ein Gefahrgut. Wir können sie nicht einfach am Feldrand abstellen, sondern liefern sie just in time an. Für die Lagerung und den Transport benötigt man deshalb spezielle doppelwandige IBC-Tanks sowie den ADR-Schein. Fünf unserer Fahrer haben die ADR-Schulung absolviert und wurden zusätzlich auf die Technik und das Verfahren geschult“, erklärt er die verschiedenen Kostenpunkte. Bei der Arbeit mit der Säure müssen die fünf Mitarbeiter immer Schutzausrüstung tragen und stets vorsichtig sein. „Dank spezieller Adapter der IBC-Tanks kommt man als Anwender aber eigentlich gar nicht mit der Säure in Kontakt. Dennoch ist diese Arbeit nicht jedermanns Sache. Die Bereitschaft und das Interesse für diese verantwortungsvolle Aufgabe sind sehr wichtig“, betont Marc Heemann.
Erste Erfahrungen
Seine Einsatzerfahrungen aus der ersten Saison sind positiv: „Wir haben die Schwefelsäure vorwiegend im Frühjahr im Wintergetreide und dann nochmal im Frühsommer auf rund 100 ha Mais eingesetzt. Das Verfahren funktioniert. Das merkt man ganz einfach und schnell daran, dass es bei der Gülleausbringung kaum noch stinkt.“ Die Säure wandelt das leicht flüchtige Ammoniak in der Gülle in Ammonium um, das der Pflanze als Nährstoff zur Verfügung steht. Dabei schäume die Gülle auf, wachse im Volumen je nach Schwefelsäuregehalt um etwa ein Drittel und versickere dadurch deutlich schneller im Boden. Dadurch sei er in der Ausbringung nicht mehr ganz so witterungsabhängig bzw. zeitlich etwas flexibler.
Die Vorteile
„Wir haben im ersten Jahr noch keine eigenen Ertragsversuche angelegt. Rein optisch sind keine Unterschiede zwischen den gedüngten Beständen mit und ohne Schwefelsäure erkennbar, aber Versuche des Kollegen und SyreN-Importeurs Gerd Dettmer aus Kettenkamp haben positive Ertragseffekte gezeigt. Kunden können also mit Einsparungen bei der Mineraldüngung rechnen“, erklärt er weiter die Vorteile des Verfahrens. Positiver Nebeneffekt für die Landwirte sei zudem, dass die Schwefeldüngung gleich mit erledigt sei. Die Kosten für die eingesetzte Schwefelsäure entsprächen in etwa denen von Schwefeldünger. Die Schwefelsäure rechnet Heemann nach Verbrauch (l/ha) ab. Bei Mastschweinegülle beispielsweise rechnet er pro m³ mit im Schnitt 1,5-2,0 l Säure. Allerdings würden die pH-Werte von Schweine- und Rindergülle sowie Gärsubstrat und damit auch die Säuremengen extrem schwanken.
So funktioniert` s
„Wir hatten schon Gärsubstrate, denen wir 5-7 l Schwefelsäure/m³ zugesetzt haben“, berichtet er und erklärt wie die Technik funktioniert: „Ein Gerät im Schleppschlauchgestänge misst in Echtzeit den pH-Wert der Gülle. Der Fahrer stellt von der Traktorkabine aus den Ziel-Wert ein, auf den der pH-Wert der Gülle gesenkt werden soll und dann dosiert das SyreN-System die Schwefelsäure entsprechend der Vorfahrtgeschwindigkeit und Durchflussmenge der Pumpe vollautomatisch zu. Bei Bedarf lässt es sich auch manuell steuern oder per Knopfdruck ganz ausschalten, wenn die Gülle nicht angesäuert werden soll.“ Für den Einsatz der SyreN-Technik zahlt der Kunde einen festen Hektar-Preis und den An- und Abtransport der Säure-Container zum bzw. vom Feld rechnet Heemann im Stundenlohn ab.
Neue Kunden bzw. zusätzliche Fläche
Die Gülleansäuerung wurde im ersten Frühjahr so gut von seinen Kunden angenommen, dass Marc Heemann bereits im ersten Jahr auf 655 ha bearbeitete Fläche kam. „Damit schreibe ich im ersten Jahr zumindest keine roten Zahlen. Mein Ziel ist es, mit der neuen Technik neue Kunden bzw. zusätzliche Fläche zu gewinnen, sowie die höchste Effizienz der Gülleausbringung zu erreichen“, sagt Lohnunternehmer Marc Heemann abschließend.
Anne Ehnts, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Fotos: Heemann, BioCover