Fungizide gegen Blattkrankheiten im Mais

Zur Saison 2015 stehen zwei Fungizide namhafter Hersteller für den Einsatz gegen Blattkrankheiten im Mais zur Verfügung. Philip Jung, Fachberater für Mais beim Saatguthersteller KWS, äußert sich dazu im Interview.

LOHNUNTERNEHMEN (LU): Aktuell wird das Für und Wider des Fungizideinsatzes im Mais diskutiert. Welche Rolle spielen pilzliche Blattkrankheiten im Mais?
Philip Jung: Blattkrankheiten im Mais sind grundsätzlich kein neues Phänomen. Je weiter man nach Süddeutschland schaut, desto älter ist das Vorkommen von Blattkrankheiten. In Österreich und der Schweiz kommen Blattkrankheiten aufgrund der Umweltbedingungen häufiger vor.
Bisher wird der Mais im Vergleich zu anderen Kulturen hinsichtlich des Pflanzenschutzes eher extensiv behandelt. In Deutschland werden wenig Insektizide und bisher auch keine Fungizide eingesetzt. Im Rahmen der Resistenzzüchtung  ist die Blattgesundheit ein wichtiges Zuchtziel, welches KWS seit vielen Jahren verfolgt. Wir untersuchen in eigenen Zuchtgärten und eigenen Sonderversuchen, über welche Toleranz das Linienmaterial (Elterngeneration für Hybridsorten) verfügt. Das ist die züchterische Basis der Pflanzengesundheit in Hinblick auf Blattkrankheiten.

LU: Wie groß sind die Auswirkungen der Blattkrankheiten auf die Pflanzenentwicklung?
Jung: Ohne Zweifel gibt es auch in Deutschland Blattkrankheiten im Mais. Man muss sich aber fragen, zu welchem Zeitpunkt, bzw. in welcher Wachstumsphase diese auftreten und welchen Einfluss sie dann auf die Ertragsbildung haben. In Deutschland macht der Silomais, bezogen auf die Anbaufläche, einen Anteil von etwa 80 % aus. Sofern ein Befall mit Blattkrankheiten auftritt, kommt dieser in den meisten Fällen so spät, dass zwar durchaus Blattflecken sichtbar sind, jedoch eine Ertragswirksamkeit ausbleibt. Nach unseren Informationen liegen bisher auch anderen Züchterhäusern keine Nachweise über Ertragsdepressionen durch Helminthosporium turcicum, kurz „HTR“ vor. Messbare Ergebnisse wurden hier bundesweit nur mit Sorten erzielt, die in der Praxis überhaupt keine Relevanz haben, nicht angebaut werden und auch über keinerlei genetische Anpassung an unsere Gegebenheiten verfügen. Damit liegt nach unserer Ansicht grundsätzlich keine allgemeine Notwendigkeit für den Einsatz von Fungiziden vor. Man muss hier als Maisanbauer oder Pflanzenschützer schon sehr genau hinschauen, ob sich der relativ kostenintensive Einsatz von Fungiziden rechnet.
 

Philip Jung, Fachberater für Mais beim Saatguthersteller KWS

LU: Wie sehen aktuell die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Fungizideinsatz im Mais aus?
Jung: Die Argumentation für den Einsatz von Fungiziden auf Basis eines Stay Green Effektes – der sicherlich unter bestimmten Bedingungen vorhanden ist – ist vor dem Hintergrund der aktuellen Anwendungsvorgaben für Fungizide im Mais nicht haltbar. Diese sehen die Anwendung ausschließlich in „hochanfälligen Sorten“ auf „befallsfördernden Standorten“ unter entsprechenden Witterungsverhältnissen vor. Diese Sorten werden in Deutschland in nennenswertem Umfang nicht angebaut. Im Einzelfall muss der Landwirt oder Pflanzenschutzdienstleiter aber wissen, ob die Sorte als hoch anfällig eingestuft wurde und wie es um den jeweiligen Standort bestellt ist. Hierfür gibt es beispielsweise eine Einstufung verschiedener Sorten in einer Auflistung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Weiterhin muss vor der Anwendung ein Warndienstaufruf von offizieller Seite erfolgt sein. Der Einsatz der Mittel ist, wie Sie sehen, sehr streng reglementiert.
LU: Gab es denn bisher einen entsprechenden Warndienstaufruf in Deutschland?
Jung: Im letzten Jahr gab es einen entsprechenden Warndienstaufruf in Baden-Württemberg, im Rheingraben, denn dort wird in der Maissaatgutproduktion auch mit anfälligen Inzucht-Liniensorten gearbeitet. Allerdings mussten auch hier die genannten weiteren Kriterien erfüllt sein. Damit lag die Verantwortung für den Fungizideinsatz beim Anbauer.
LU: Wie sehen Sie die Entwicklung des Fungizideinsatzes in den nächsten Jahren?
Jung: Nach meiner Einschätzung wird erst die Entwicklung zeigen, ob sich der Fungizideinsatz durchsetzen wird. Wir kalkulieren für die Überfahrt mit Hochradtechnik und ein entsprechendes Mittel etwa 100 € pro Behandlung. Solange keine entsprechenden Ertragsdepressionen vorhanden sind, die sich gegenrechnen lassen, wird sich der Anwender gegen eine Maßnahme entscheiden.
LU: Wie sieht abschließend Ihre Empfehlung für den Mais-Anbauer aus?
Jung: Wichtig ist es aus meiner Sicht auf sichere, tolerante Sorten zu achten, die befallsfördernden Faktoren zu minimieren und die Krankheitsentwicklung in den nächsten Jahren abzuwarten. Aktuell ist das Reglement zum Fungizideinsatz im Mais sehr strikt. Hier sollte jedem bewusst sein, dass eine Applikation nur unter den entsprechenden Maßgaben überhaupt erlaubt ist.


Das Gespräch führten Johannes Rohmann und Maren Jänsch,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Das vollständige Interview wurde in der Ausgabe 2/2015 veröffentlicht.

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