LandBauTechnik Bundesverband: Licht und Schatten
Die Fachhändler für Land- und Baumaschinen, Kommunal- und Forsttechnik sowie Motorgeräte stellen über Vertrieb, Beratung und Service eine wichtige Schnittstelle zwischen Industrie und Kunden dar. Allerdings sorgen die Anforderungen beider Seiten an die Fachbetriebe für Herausforderungen, die zunehmend an einen schmerzhaften Spagat erinnern, wie Ulf Kopplin, Präsident des LBT LandBauTechnik Bundesverbandes, jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz betonte. Zu den Knackpunkten gehört nach seiner Aussage in besonderem Maße das wachsende Missverhältnis von Garantieleistungen und -vergütungen. Aber auch bei anderen Themen sieht das LBT-Präsidium Verbesserungsbedarf.
Krone und Horsch sind vorn
Um die Zufriedenheit der Händler mit ihren Lieferanten zu erfahren und Branchentrends zu bündeln, führt der LBT regelmäßig Umfragen durch. Seit 2008 geschieht dies in Bezug auf Traktorenfabrikate. Zum ersten Mal wurde jetzt im Frühjahr 2020 eine solche Umfrage auch für Lieferanten von Maschinen und Geräten (ohne Traktoren und Gartentechnik) durchgeführt. Rund 150 deutsche Händler gaben dabei ihre Einschätzungen zu ihren wichtigsten Gerätelieferanten ab, was in Summe zu knapp 500 Einzelbewertungen führte. Nicht alle im Markt befindlichen Fabrikate sind somit in der Untersuchung vertreten. Abgefragt wurden die Einschätzungen zu insgesamt 15 Themenfeldern, von A wie Aftersales über F wie Fabrikatsimage bis S wie Schulungswesen. Die Bewertungen gaben die Händler in Form von Schulnoten von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend ab.
Die Ergebnisse dessen stellte der LBT Bundesverband jetzt vor, wobei im Rahmen der Presseveranstaltung allein vier Themenfelder Fabrikatsimage, Hersteller-Händler-Verhältnis, Garantiekonditionen und Gebrauchtmaschinenvermarktung sowie die Gesamtbewertung im Fokus standen. Diese Noten sind als Fabrikats-übergreifende Werte in den Tortengrafiken dargestellt. Hieraus ergaben sich klar erkennbare Unterschiede. Während das Image der Marken und die Zusammenarbeit vergleichsweise positiv bewertet wurden, sehen die Händler bei Garantie und Gebrauchtmaschinen wenig Anlass zur Zufriedenheit – also ebenso Licht wie Schatten, so der Verbandspräsident.
Zusätzlich wurden aus den Umfrageergebnissen heraus auch differenzierte Hersteller-Rankings ermittelt, wobei hier Bewertungen auf einer Skala von Null bis 20 einflossen. Die Gesamtbewertung der Fabrikate zeigt die nebenstehende Grafik zum Hersteller-Ranking. Die ersten drei Plätze in der Gesamtschau besetzen hier die Marken Krone, Horsch und Claas. In den 15 Themenbereichen standen allerdings unterschiedliche Fabrikate auf Platz 1, wie zum Beispiel Claas bei Ersatzteilwesen und Gebrauchtmaschinenvertrieb oder Fendt bei Finanzierungsangeboten. Mit sechs bzw. fünf Bestplatzierungen räumten jedoch Horsch und Krone eindeutig ab.
Ziel dieser Umfragen sei es jedoch ausdrücklich nicht, einzelne Hersteller am hinteren Ende der Skala an den Pranger zu stellen, betonte Ulf Kopplin ausdrücklich. Vielmehr gehe es darum, seitens des Verbandes über die sogenannten Fabrikatsvereinigungen das Gespräch mit der Industrie zu suchen und so im gemeinsamen Interesse für Verbesserungen zu sorgen. Dank der langjährigen Umfragen zu Traktorenfabrikaten habe sich daraus ein konstruktiver Dialog mit vielen Fortschritten ergeben, so der Präsident, und dieses erhoffe man sich nun auch im Bereich der Gerätehersteller.
Aussichten gedämpft positiv
Das Präsidium nutzte die Pressekonferenz außerdem dazu, ein aktuelles Stimmungsbild der Fachhändler zur wirtschaftlichen Situation zu spiegeln. Auch hierzu veranstaltet der LBT Bundesverband regelmäßig Umfragen bei seinen Mitgliedsbetrieben. Bezüglich der Umsatzerwartungen zeigt die entsprechende Grafik die Einschätzung der Fachbetriebe für das 2. Quartal im Vergleich zum vorherigen. Mehrheitlich erwarteten die Händler einen stagnierenden Gesamtumsatz, wobei 46% mit einem rückläufigen Gesamtumsatz rechnen. Hemmend wirke vor allem der Handelsumsatz, während das Geschäft mit Werkstatt und Ersatzteilen für die meisten Betriebe eine sichere Bank sei, so Ludger Gude, 2.Vorsitzender des LBT Bundesverbandes. Insgesamt hatte sich die Erwartung im Quartalsvergleich etwas eingetrübt, so Gude weiter, wobei er tendenziell die Corona-Krise dafür verantwortlich machte.
Positive Anzeichen mit Blick auf das 3.Quartal sieht das LBT-Präsidium aber in der Tatsache, dass sich trotz der großen Unsicherheit vieler Landwirte, besonders beim Thema Düngeverordnung, deren Investitionsbereitschaft im Konjunkturbarometer Juni gegenüber den Werten aus dem März leicht verbessert zu haben scheint. Darüber hinaus zeige sich, dass die Landwirtschaft und damit die Landtechnik durch ihre systemrelevante Bedeutung im Vergleich zu anderen Branchen deutlich weniger unter den Folgen der Corona-Krise leide. Günstig stehe Deutschland zudem im europäischen Vergleich da, wie zahlreiche Gespräche mit Verbands- und Händlerkollegen auf Ebene des europäischen Händlerverbandes Climmar ergeben hätten, ergänzte Ludger Gude.
Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN