Lohnunternehmer nicht in „Zukunftskommission Landwirtschaft“
Zielt die Gründung der Zukunftskommission aus Ihrer Perspektive in die richtige Richtung?
Klaus Pentzlin: Grundsätzlich befürworte ich ein solches Gremium. Denn die ökonomischen und ökologischen Herausforderungen der Landwirtschaft sind vielschichtig – ebenso wie die Kritik seitens Politik und Gesellschaft an der Landwirtschaft in ihrer bisherigen Form. Deshalb ist es richtig, alle relevanten Gruppen an einen Tisch zu holen und ergebnisoffen Lösungsansätze für die Zukunft zu erarbeiten.
Die Betonung liegt dabei aber auf „alle relevanten“ und auf „ergebnisoffen“. Beides ist – leider – durch die gewählte Zusammensetzung der Zukunftskommission nicht in der notwendigen Weise möglich. Denn zum Beispiel der Bundesverband der Maschinenringe und der Bundesverband Lohnunternehmen gehören nicht zu dieser Kommission, obwohl beide ihre Unterstützung angeboten haben. Daraus kann nur die Schlussfolgerung gezogen werden, dass dies seitens des Bauernverbandes, der die Kommission federführend mit „Land schafft Verbindung“ zusammengestellt hat, und seitens der zuständigen Bundesministerien offensichtlich nicht gewollt ist.
Warum wäre die Beteiligung des BLU und des BMR in der Kommission wichtig?
Pentzlin: Zu den Zielen der Kommission gehört angeblich, „praxistaugliche Empfehlungen für eine produktive und ressourcenschonende Landwirtschaft“ zu erarbeiten. Wer hat denn in den vergangenen Jahrzehnten diese Produktivität und damit Ressourcenschonung maßgeblich ermöglicht? In hohem Maße die professionellen Dienstleister! Besonders dadurch wurden und werden Technik und andere Produktionsmittel effizient eingesetzt, auch im wirtschaftlichen Sinne. Und das gilt in Zukunft noch viel mehr! Denn allein in Sachen Digitalisierung, Dokumentation und Ökologie wird die Landwirtschaft selbst immer weniger in der Lage sein, die erforderliche Technik selbst wirtschaftlich auszulasten.
Die Zusammensetzung der Kommission zeigt eindeutig, dass der Hauptfokus auf Wünschen und Vorstellungen der Verbraucher, des Lebensmittelhandels, der Umweltverbände und der Politik liegt. Das alles ist wichtig und gut – aber die Umsetzung dessen muss wirtschaftlich für die Landwirtschaft vertretbar sein. Und das wird nicht durch Cent-Beträge aus Tierwohlprogrammen erreicht. Der Schlüssel zur technischen und ökonomischen Machbarkeit liegt in professionellen und zukunftsorientierten Dienstleistungen der Lohnunternehmer, die weit über die reine Feldarbeit hinausgehen. Wir können heute schon die von Lebensmittelindustrie und Verbrauchern gewünschte lückenlose Dokumentation und Transparenz der Produktion und damit Sicherheit leisten. Das wird in der Kommissionsrunde nach meiner Einschätzung aber ausgeblendet. Und es wäre wichtig, wenn auch den Verbrauchern ganz klar gespiegelt würde, dass moderne Landtechnik kein Schreckgespenst ist, sondern die beste Voraussetzung für das Gleichgewicht aus Ökonomie und Ökologie.
Was bedeutet das für die Arbeit des BLU?
Pentzlin: Andere reden, wir handeln. Deshalb werden wir den Weg der konsequenten Weiterentwicklung moderner Lohnunternehmen und innovativer Dienstleistungskonzepte fortsetzen. Unsere Branche ist diesbezüglich gut aufgestellt, aber zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben stehen auch unsere Mitglieder vor großen Herausforderungen. Denn besonders im Zuge der Digitalisierung müssen Landwirte und Lohnunternehmer mehr denn je darauf achten, ihre Entscheidungs- und Aktionsfreiheit zu behalten.
Wenn wir selbst – zusammen mit der Landwirtschaft – keine Lösungen anbieten, werden sie uns von Dritten vorgesetzt, sei es nun seitens Industrie, Großhandel oder Politik.
Diesbezüglich ist es eh schon Fünf vor Zwölf. Deshalb bedauere ich umso mehr, dass in der besagten Kommission die Praxissicht so unterrepräsentiert ist.
Die Fragen stellte Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN