LU Hess: Grubbern, scheiben, pflügen
Bodenbearbeitung hat für Carlo Hess in zweifacher Hinsicht Bedeutung: Erstens für seinen eigenen Betrieb in Glabach, östlich von Colmar-Berg und damit mitten im Herzogtum Luxemburg, zu dem neben 150 ha Grünland und 280 Milchkühen plus Nachzucht auch 370 ha Ackerbau gehören - und andererseits für sein Lohnunternehmen. Damit hat LU Hess neben einer breiten Palette „einzelner“ landwirtschaftlicher Dienstleistungen von Mähdrusch bis Futterernte auch mehrere Kunden, deren Betriebe er komplett als Dienstleister bewirtschaftet, also auch die Bodenbearbeitung übernimmt. Insgesamt beziffert er diese Fläche auf rund 300 ha. Und der Hess Agrar-Service wird auch so von Landwirten speziell zur Bodenbearbeitung angefordert. Allerdings ist diese Fläche nicht konstant, sondern schwankt von Jahr zu Jahr. Das ist sehr abhängig von der jeweiligen Witterung. Denn für den Boden sind die Landwirte selbst mechanisiert. Nur in schwierigen Jahren, wenn die Zeit zur Aussaat knapp wird, wird der LU verstärkt angefordert, vor allem zum Pflügen oder Grubbern. „Im Schnitt ist das 100-150 ha pro Jahr“, berichtet er.
Flach mit Scheibeneggen
Für überdurchschnittlich guten Zuspruch der Kunden sorgte im Sommer eine Neuanschaffung des Lohnunternehmers: eine Kurzscheibenegge von Quivogne mit 8 m Arbeitsbreite, gezogen vom mit 410 PS stärksten der 16 Hess-Traktoren. Sie wurde gleich nach der Getreideernte zur Stoppelbearbeitung eingesetzt, bei maximal 8-10 cm Arbeitstiefe und mit bis zu 15 km/h Geschwindigkeit. „Ziel war es, so flach, aber auch so akkurat wie möglich den Boden zu lockern, um Ausfallgetreide und Unkräuter auflaufen zu lassen. Das Arbeitsergebnis hat wirklich überzeugt, weil die Scheibenegge gleichmäßiger als ein Grubber arbeitet, wie auch die Landwirte fanden. So kamen wir schon im ersten Sommer auf über 600 ha“, schildert Carlo Hess seine Erfahrung dieser Saison. Als sehr hilfreich bezeichnet er zudem die GPS-basierte Spurführung, die er bei einigen seiner Traktoren nutzt.
Relativ flach und ebenfalls mit Scheiben wird auch gearbeitet, wenn einer seiner 15 im Lohnbetrieb tätigen Mitarbeiter mit dem Vredo-Selbstfahrer und dessen 19,5 m³ großen Fass nach der Getreideernte Gülle ausbringt. Hinten an die Maschine ist eine 6 m breite Kurzscheibenegge angebaut, die den organischen Dünger sofort einarbeitet. „Gülle ist derzeit unsere am stärksten wachsende Sparte. Für die bodennahe Verteilung zahlt der Staat Luxemburg 1,20 €/m³ - glücklicherweise auf die ausgebrachten Mengen und nicht als Zuschuss auf den Kauf der Maschine. Das hilft uns Lohnunternehmern sehr, denn jetzt vergeben die Landwirte mehr von dieser Arbeit“, berichtet er.
Pflug bleibt wichtig
Nach der Gülle-Ausbringung folgen die Landwirte normalerweise mit einem weiteren Arbeitsgang und säen Zwischenfrüchte, wie der Lohnunternehmer weiter berichtet. Die Zwischenfruchtfläche habe 2017 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich zugenommen, nicht zuletzt dank einer Förderung von 75 €/ha – was natürlich nicht ohne Einfluss auf die weitere Bodenbearbeitung bleibe. „Ein Drittel der Fläche hier in der Region wird im Frühjahr mit Mais bestellt. Durch die Saat von Greening-Mischungen wird die tiefere Bodenbearbeitung in den Herbst vorverlegt. Im Frühjahr kreiseln wir dann nur noch einmal und können den Mais säen“, erzählt er. Allerdings sei es in nasseren Jahren schwer, vorher auch noch Gülle auszubringen. Deshalb scheine es so, dass immer mehr Landwirte dazu übergehen, auch im Mais Fahrgassen auf 30 m anzulegen und dann im späteren Frühjahr die Gülle verteilen zu lassen.
Insgesamt sind die Bodenverhältnisse in der Region sehr heterogen, manchmal sogar innerhalb einer Ackerparzelle, wie Carlo Hess weiter erzählt. Das Spektrum reicht von Sand mit Kiesuntergrund über Lehm bis hin zu schwerem Ton, also echtem „Knatter“, der extrem aufwändig zu bearbeiten ist, wie der Lohnunternehmer betont. Die Bodenpunkte rangieren nach seiner Darstellung zwischen 25 und 60.
Zu den nach wie vor dominierenden Geräten in Oberglabach und Umgebung gehört der Pflug, so LU Hess. Er setzt auf im Schnitt insgesamt 250-300 ha pro Jahr einen Lemken-8-Schar- und einen Kverneland-5-Schar-Pflug ein, abhängig von den Parzellengrößen, die zwischen 1 ha und 20 ha liegen. Als Alternative zum Pflug kommt ein Lemken-Grubber mit 6 m Arbeitsbreite und schmalen Zinken zum Einsatz, meist vor der Rapssaat. „Was wann an Technik gefragt ist, hängt oft von Witterung und verfügbarer Zeit ab. Pflügen mit anschließenden Arbeitsgängen Zinken- und/oder Kreiselegge ist schon das Optimum hier. Aber gerade bei Raps drängt oft die Zeit, da muss es schneller gehen. Doch das kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. Letztlich müssen wir für alle Einsatzwünsche und alle Wetterbedingungen die passende Technik vorhalten, denn oft entscheiden die Kunden tagesaktuell, was geschehen soll“, erläutert er.
Passend für 30-m-Fahrgassen
Unabhängig von der Fruchtart, kreiselt LU Hess die Flächen zur Saat grundsätzlich. Zum Einsatz kommen dabei zwei Lemken Zirkon mit je 6 m Arbeitsbreite. „Auch die Sätechnik ist auf diese Breite ausgelegt, denn wir arbeiten hier mit 30-m-Fahrgassen“, so sein Hinweis und ergänzt noch: „Der eine oder andere Landwirt hat sich für die pfluglose Bodenbearbeitung entschieden, zumal der Staat dafür hier bis zu 150 €/ha zahlt. Aber extensivere Bewirtschaftung oder gar Direktsaat gibt es bei uns nicht. Dazu wirtschaften die Luxemburger, ähnlich wie in Westdeutschland, Belgien und den Niederlanden, noch zu sehr nach der Devise der Ertragsmaximierung und nicht mit Blick auf Kostenoptimierung“, berichtet Carlo Hess.
Was nach seinem Eindruck aber – leider – drastisch zunehme, sei die Kurzfristigkeit der Kundenaufträge bei gleichzeitig fehlender Bereitschaft, die umfassenden Technikinvestitionen angemessen zu honorieren. „Alles soll immer schneller gehen. Diese Forderung betrifft nicht nur mich und viele meiner Lohnunternehmer-Kollegen, sondern macht sich auch in anderen Bereichen bemerkbar, etwa bei der Saatgutvermehrungs-Genossenschaft, deren Vorsitzender ich bin“, bedauert er.
Flexibel zeigt sich der Lohnunternehmer bei der Frage, ob er bei Verschleißteilen lieber auf Original- oder Ident-Teile setzt. Beides nutzt er, abhängig vom Preis bzw. Preis-Leistungs-Verhältnis, wie er betont. „Originalteile haben durchaus bessere Standzeiten als der Nachbau. Was mich aber stört, ist das undurchsichtige Preisverhalten der Händler. Mal sind Originalteile aus meiner Sicht unverhältnismäßig teuer, und wenn man eine Zeit lang nichts kauft, sind auf einmal satte Rabatte möglich.“
Unabhängig von der Herkunft gilt für ihn jedoch, dass alle Schare und Scheiben zusätzlich „aufgepanzert“ werden. „Ohne das könnte man auf einigen der Flächen hier fast schon zusehen, wie die Schare dahinschmelzen.“ Das gelte vor allem für die sandigen Kiese. „Wenn Du da bei Trockenheit zu schnell fährst, sind die Schare abends weg“, umschreibt er die Situation plastisch.
Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Januar 2018 erschienen.