LU Trend-Report: Bodenbearbeitung 2015

Wenn Lohnunternehmer für ihre Kunden den Boden bearbeiten, haben eher konservierende Verfahren die Nase vorn. Doch bleibt das so? Wohin geht der Trend? Wir haben die 100 Teilnehmern unseres Trend-Reports gefragt – und festgestellt, dass der Pflug keine aussterbende Spezies ist.

Zu den Top-Umsatzträgern der Lohnunternehmer gehören das Pflügen, Grubbern und Säen von Getreide oder Raps wohl nicht. Wer diese Tätigkeiten jedoch für die Dienstleister als Nische oder Randerscheinung einordnet, ist auf dem Holzweg.
Klar, die meisten Landwirte bearbeiten ihre Flächen selbst. Aber zum Beispiel die Komplettbewirtschaftung von Kundenflächen nimmt beständig zu – und damit auch die Bodenbearbeitung.
Grund genug für die Redaktion LOHNUNTERNEHMEN, dieses Themengebiet näher zu beleuchten und die Leser im Zuge des „Trend-Report Bodenbearbeitung“ zu befragen. Elke Rogers, Umfrage-Spezialistin des Verlages, hat Lohnunternehmer quer durch die Republik angerufen und die Antworten auf unsere Fragen von insgesamt 100 Teilnehmern zusammengestellt.
Schon die erste Frage nach dem Umfang der von den Lohnunternehmern bearbeiteten Flächen überraschte ein wenig, denn fast 84.000 ha bzw. im Schnitt 840 ha pro Lohnunternehmer sind mehr, als wir erwartet hatten. Die Schwankungsbreite der Antworten lag zwischen 20 und 4.500 ha. Ähnlich zeigte sich die Zahl der Kunden, für die das Land bearbeitet wird: insgesamt 2.850 Landwirte bzw. statistisch 28 pro Lohnunternehmer, doch das Spektrum reichte von einem bis zu 300 Kunden. Apropos Kunden: Wo liegen eigentlich die Schwerpunkte?
Gefragt haben wir nach Tierhaltungs- und Ackerbaubetrieben sowie Biogasanlagen. Die Ergebnisse zeigt Grafik 1. Mehrfachnennungen waren übrigens möglich, sodass wir insgesamt 167 Nennungen erhielten. Immerhin 25 Lohnunternehmer gaben zwei Kundenbereiche an, für die sie den Boden bearbeiten, 21 Dienstleister bedienen sogar alle drei der Auswahlgruppen. Den Bereich Tierhaltungsbetriebe hätten wir tendenziell etwas höher erwartet. Andererseits überraschen die Antworten bei längerem Nachdenken doch nicht, da zum Beispiel in Hessen und Rheinland-Pfalz zahlreiche Ackerbau-Nebenerwerbsbetriebe von Lohnunternehmern komplett bewirtschaftet werden.
Und wer entscheidet über die anstehenden Arbeiten, sei es nun über Verfahren und Zeitpunkt? In 46 Fällen sind dies ausschließlich die Landwirte, so die Antworten der 100 Befragten. 44 Lohnunternehmer werden von den Kunden in die Entscheidungen einbezogen. Zehn Dienstleister gaben an, die Entscheidungen ausschließlich selbst zu treffen.

 

Drei mal drei der Fragen
Nach diesen ersten, einordnenden Fragen richtet sich der Fokus auf das eigentliche Objekt des Interesses, den Boden und seine Bearbeitung. Zum besseren Verständnis im Anschluss dargestellten Antworten bedarf es allerdings einer vorherigen Erläuterung der Fragenstruktur. Beginnen wir mit dem Boden. Der Vielfalt der einzelnen Bodenarten und Klassifizierungen zwischen 18 und 100 Bodenpunkten (BP) gerecht zu werden, ist im Zuge einer Umfrage kaum möglich. Deshalb gaben wir eine Dreiteilung vor: leichte Standorte mit bis zu 30 Bodenpunkten (BP), mittelschwere Standorte zwischen 30 und 60 BP sowie schwere Böden oberhalb der Marke von 60 BP. In der genannten Reihenfolge leicht-mittel-schwer verteilten sich die 100 Teilnehmer unserer Umfrage im Verhältnis 44 – 45 – 30.
Wer dies nachrechnet, kommt auf 119 Antworten. Das ist aber kein Versehen unsererseits. Vielmehr waren auch hierbei Mehrfachnennungen möglich. Auf die Frage nach der „vorherrschenden Bodenart“ im jeweiligen Einzugsgebiet mochten sich 87 Lohnunternehmer für eine Gruppe  entscheiden. Ein Dienstleister sah zwei Bodengruppen als gleichermaßen vorherrschend an. Zehn der Befragten erklärten, alle drei Gruppen gleichermaßen in ihrem Gebiet zu finden, sei es nun, weil sie einen so großen Einzugsradius haben oder  weil tatsächlich in einigen Regionen auf kleinem Raum von Sand bis Ton alles gleichermaßen vertreten ist.
Auch in Sachen Bearbeitung gaben unsere Fragen eine „Dreiteilung“ vor: erstens „Pflügen“, zweitens „nicht wendend, aber flächendeckend bearbeiten“, was neben grubbern unter anderem auch den Einsatz von Scheibeneggen beinhalten kann. Dritte Themenkategorie war die „konservierende Bodenbearbeitung“, also Mulchsaat, Strip Till und Direktsaat. Diese drei Bearbeitungsgruppen wurden für die drei  Bodengruppen abgefragt, um eventuelle Unterschiede herausarbeiten zu können. Und genau die traten deutlich zu Tage.

Pflügen mehr auf Sand
Die erste Bodenbearbeitungskategorie, die wir mit Fragen näher beleuchtet haben, ist der Pflug. Für uns ein echter Knaller in diesem Zusammenhang: Besagte 100 Lohnunternehmer pflügen im Schnitt etwa 19.700 ha Fläche pro Jahr, was 23,3 % der Fläche entspricht, die insgesamt von ihnen in der Bodenbearbeitung bearbeitet wird. Mindestens so erstaunlich ist: Anteilig wird auf leichten Böden mehr gepflügt als auf schweren. In der Reihenfolge leicht-mittel-schwer ergab die Umfrage die Verteilung 8.065 ha – 5.898 ha – 5.746 ha. Im nächsten Schritt wollten wir von den „Pflügern“ wissen, was für sie die Hauptgründe für wendende Bodenbearbeitung sind.

Möglich war pro Grund eine Gewichtung zwischen 1 = weniger wichtig bis 3 = sehr wichtig – mit ziemlich eindeutigen Antworten (siehe Grafik 2). Demzufolge sind Arbeitsverfahren und Aussaattechnik die wichtigsten Aspekte. Auf Platz 2 steht die Ackerhygiene bezüglich Ungras und –kraut, allerdings dicht gefolgt von der „Ackerhygiene Pilz- und Fusarienbefall“. Der Anteil derer, denen diese Aspekte gleich wichtig sind, ist relativ gering. Spannend daran waren aus unserer Sicht jedoch die Unterschiede zwischen den einzelnen Bodenarten. So scheint das Thema Ackerhygiene auf den mittleren Böden  gravierender zu sein als auf den schweren. Dass übrigens alle Werte bei den schweren Böden niedriger ausfallen als bei den anderen, hat nichts damit zu tun, dass es den  Lohnunternehmern dort gleichgültiger wäre. Erinnert sei daran, dass die Zahl der Antwortenden in dieser Gruppe um ein Drittel kleiner war.

Wasser und Diesel sprechen pro Grubber
Welchen Stellenwert im Vergleich zum Pflug hat die nicht wendende, tiefgründigere Bodenbearbeitung für die 100 befragten Lohnunternehmer? Klare Antwort: Mit 30.500 ha bzw. 36 % deutlich größer. Interessant dabei ist allerdings, dass sich die Verteilung auf die drei Bodenkategorien ändert: In der Reihenfolge leicht-mittel-schwer ergibt sich aus den Antworten das Verhältnis 7.596 ha – 12.640 ha – 10.305 ha. Erneut wollten wir mehr zu den Beweggründen erfahren, wobei hier andere Aspekte vorgegeben waren. Das Antwortspektrum war gleichermaßen interessant (siehe Grafik 3), aber über die Bodengruppen hinweg nicht ganz so eindeutig wie in der vorherigen Grafik. Während für mittlere und schwere Böden die Kostenreduzierung im Vordergrund steht, ist es auf leichten Standorten die Schonung des Wasserhaushalts. Und die Zahl der Lohnunternehmer, denen alle drei Aspekte gleich wichtig sind, scheint nur auf den ersten Blick identisch. Im Vergleich zur Pflugthematik haben hier – salopp formuliert – die „schweren Jungs“ die Nase vorn. Konservieren ist „in“ Wenden wir uns dem dritten Bodenbearbeitungsblock zu, der sogenannten konservierenden Bodenbearbeitung. Darunter haben wir in der Umfrage die Mulchsaat, Direktsaat und Streifensaat/Strip Till zusammengefasst. Auffallend dabei: Der Anteil dessen liegt bei den befragten 100 Lohnunternehmern mit gut 34.400 ha bzw. 40,7 % Anteil deutlich auf Platz 1. Innerhalb dieses Blocks entfiel in der Umfrage das Gros mit gut 58,7 % auf Mulchsaat, gefolgt von Strip Till mit 30 % und Direktsaat mit 11,3 %.
An dieser Stelle ist jedoch anzumerken, dass es im Sprachgebrauch der Lohnunternehmer gewisse Ungenauigkeiten in der Abgrenzung zwischen Direkt- und Streifensaat geben könnte. Und auch die Überlegung, ob zur Mulchsaat nicht auch das Grubbern gehört, also zwischen den beiden Blöcken „nicht wendende Bodenbearbeitung“ und „konservierende Bodenbearbeitung“ gewisse Schnittmengen bestehen, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die konkrete Bewertung spiegelt Grafik 4 wieder. Hier verwundert nicht, dass der Wasserhaushalt in allen drei Bodengruppen den höchsten Stellenwert hat, wohl aber, dass er auf schweren Böden erheblich höher ist als auf leichten Böden – nach Meinung der Lohnunternehmer. Und auch bezüglich der Förderung von Bodenleben und Humus hätte man nach landläufiger Einschätzung auf leichten Böden eine höhere Bedeutung erwartet, doch dies bewerten die Dienstleister ebenfalls anders.

Back to the roots?
Nach der Feststellung des Ist-Zustandes drängte sich logischerweise die Frage nach der künftigen Entwicklung geradezu auf. Hier waren die Teilnehmer gebeten, sich für eine der nachstehenden vier Optionen zu entscheiden: „pflügen“, „Grubbereinsatz bzw. nicht wendende, flächendeckende Bodenbearbeitung“, „Direktsaat bzw. Strip Till“ sowie „eine Mischung verschiedener Verfahren“. Was bei dieser Frage bezüglich der für unsere Umfrage definierten drei Bodengruppen als Summe der Einschätzungen herauskam, zeigt Grafik 5.
Dass hierbei eine Mischung der verschiedenen Verfahren ganz vorn steht, verwundert nicht. Als Überraschung empfanden wir allerdings den offensichtlichen Trend hin zum Pflug, quer über alle Bodenarten. Die Ursachen dafür sind sicher vielfältig, wobei der Aspekt wachsender Herbizidresistenzen vor allem bei Ungräsern eine bedeutende Rolle spielen dürfte.
Diese Problematik hat LOHNUNTERNEHMEN in jüngster Zeit wiederholt aufgegriffen, unter anderem in Diskussionsrunde Pflanzenschutz in der Ausgabe 3-2015. Abwechslungsreichere Fruchtfolgen werden deshalb künftig unumgänglich sein, aber ebenso eine – wieder – stärkere Fokussierung auf die mechanische Unkrautbekämpfung. In diesem Kontext ist sicher die von den Teilnehmern unserer Umfrage geäußerte Rückbesinnung auf den Pflug zu werten. Ob dies wirklich zielführend ist, sei dahin gestellt, denn auch mit nicht wendenden Geräten, wie etwa Striegel oder
Federzinkeneggen, lässt sich – zum richtigen Zeitpunkt angewendet – der Gräserdruck reduzieren. Es geht also nicht um entweder – oder, sondern um die richtige Strategie. Und dabei können Lohnunternehmer ihre ackerbauliche Kompetenz mehr denn je in die Waagschale werfen.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Juli 2015

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