LU Trend-Report: Datenmanagement 2017

Digitalisierung und „Landwirtschaft 4.0“ sind die Megatrends unserer Zeit. Technisch ist heute vieles möglich, was vor fünf Jahren noch utopisch schien. Aber was davon braucht die Praxis? Und was ist heute Stand der Dinge im Arbeitsalltag der Lohnunternehmer? Wir haben 100 von ihnen befragt.

Bis Messe-Neuheiten in der Arbeitsrealität der Lohnunternehmer ankommen, braucht es in der Regel eine Zeitspanne. Und nicht immer sind vermeintliche Innovationen dann zeitnah tatsächlich serienreif und sinnvoll. Erinnert sei an die Ertragskartierungen der Mähdrescher, die vor 15 Jahren schon Begeisterung auslösten – damals nett, aber in der logischen Fortsetzung als Applikationskarten für Düngerstreuer lange nicht praktikabel und wirtschaftlich nutzbar.

Doch vieles ist mittlerweile in der Praxis angekommen, wie zum Beispiel automatische Lenksysteme, die digitale Erfassung von Flächen oder die Datennutzung aus den Arbeitsmaschinen in vernetzten Techniklösungen für das Betriebsmanagement. Wie ist der aktuelle Stand? Grund genug für die Redaktion, sich in Form eines LU Trend-Report bei 100 Lohnunternehmern nachzufragen. Dabei konnten wir uns jedoch nur auf einige grundsätzliche Fragen konzentrieren, denn allein aus dem Thema ISOBUS ließe sich eine eigene Umfrage generieren. Digitalisierung im Lohnbetrieb ist jedoch deutlich komplexer.

Meist gute RTK-Netzabdeckung

Mit unserer ersten Frage wollten wir herausfinden, für welche Maschinen die Betriebe heute automatische Lenksysteme einsetzen. Grafik 1 gibt dazu einen Überblick. Bei Traktoren ist das in immerhin 57 der befragten 100 Lohnunternehmen der Fall. Dass bei Mähdrescher und Häckslern „nur“ die Zahl 21 bzw. 20 steht, bedeutet übrigens nicht, dass es in der Gruppe der Befragten nur so wenige Dienstleister mit diesen Maschinen gibt. Angegeben sind diejenigen, die ein Lenksystem damit nutzen. Dass die Technik eventuell werksseitig dafür ausgerüstet ist, bedeutet ja nicht, dass es auch eingesetzt wird. Bestätigt wird das auch durch die Antworten auf die Frage, warum kein Lenksystem zum Einsatz komme. „Ich fahre lieber selber“, „Der Bedarf ist noch nicht da“ und „zu kleine Flächen“ waren dabei die dominierenden Meinungen.

Im zweiten Schritt wollten wir wissen, bei welchen Arbeiten ein Lenksystem im Traktor genutzt wird. Das Spektrum der Antworten spiegelt Grafik 2. Demzufolge stehen Aussaat und Düngung fast gleichauf vorn, gefolgt von der Bodenbearbeitung sowie dem Mähen und Schwaden.

Entscheidend für die Genauigkeit eines Lenksystems ist jedoch die RTK-Netzabdeckung. Hier gab es immer wieder Klagen der Lohnunternehmer über ausgeprägte Funklöcher. Hoffnungsvoll stimmen jedoch die in Grafik 3 zusammengefassten Antworten – wobei spannenderweise alle 100 Umfrageteilnehmer eine Einschätzung gaben, obwohl ja nur die Hälfte die Lenksysteme tatsächlich einsetzt. Aber immerhin: 34 bezeichnen die RTK-Netzabdeckung in ihrem Arbeitsgebiet als gut, 52 sehen zumindest eine weitgehende Abdeckung. Zusammengerechnet sind das 86 %, die sich überwiegend zufrieden äußern. Es bleiben jedoch 14, die eine ungünstige Einschätzung abgeben.

ISOBUS ist gang und gäbe

Automatisch lenken zu lassen, scheint also noch nicht überall, aber doch schon recht weitgehend in der Praxis etabliert zu sein. Aber wie sieht es zum Beispiel mit der digitalen Erfassung der Kundenflächen aus? Hier hätte die Redaktion – ehrlich gesagt – im Vorfeld einen höheren Anteil erwartet. Die Realität aus den 100 Antworten ist: 13 von 100 befragten Lohnunternehmer haben nach eigener Darstellung alle Flächen ihrer Kunden inzwischen digital erfasst. Weitere zwölf geben an, dieses „überwiegend“ bereits geschafft zu haben. Noch einmal 13 haben damit begonnen, dies aber erst zu einem kleinen Teil erledigt. Aber 62 von 100 Lohnunternehmern antworteten auf unsere Frage mit „gar nicht“.

Noch einen Schritt weiter ging unsere nächste Frage: Nutzen Sie ISOBUS-taugliche Arbeitsmaschinen? Wie Grafik 4 zeigt, kehrt sich hier das Verhältnis im Vergleich zur vorherigen Frage mehr als deutlich um: 75 % „Ja“ in Relation zu 25 % „Nein“. Die Technik ist also in den Betrieben vorhanden und kann damit eine wesentliche Basis für die Automatisierung von Maschineneinstellungen und Arbeitsprozessen sein.

Worauf sich die Frage aufdrängt, welche Maschinen von den Lohnunternehmern als ISOBUS-tauglich bezeichnet werden. Gefragt haben wir deshalb in jeder Kategorie nach der insgesamt im Betrieb vorhandenen Anzahl sowie der Stückzahl, die mit ISOBUS-Technik ausgerüstet ist. An erster Stelle stehen dabei fast gleichauf mit rund 90 % die Düngerstreuer und Pflanzenschutzspritzen, gefolgt von Pressen und Einzelkornsämaschinen im Bereich 75 %. Und auch Ladewagen sowie die Fraktion mähen/wenden/schwaden sind entsprechend der Antworten unserer Umfrage bereits zu mehr als zwei Dritteln in der ISOBUS-Welt angekommen.

Ebenfalls eindeutig, wenngleich nicht ganz so dominant, stellt sich das Feedback auf unsere „Terminal-Frage“ dar: Welche Steuerung der angehängten Arbeitsmaschine bevorzugen die Lohnunternehmer – über den Schlepperterminal oder einen separaten Terminal, der zum Gerät gehört? Grafik 5 zeigt die Relation: 58 % ziehen den Schlepperterminal vor, während 42 % lieber zwei Monitore in der Schlepperkabine haben wollen. Nahezu identisch ist die Verteilung bei der Frage, ob die Dienstleister bereits automatische Teilbreiten- bzw. Reihenabschaltung nutzen. 57 nutzen dies, 43 nicht. Nicht überraschend dabei: Mehrheitlich ist dies bei Pflanzenschutztechnik und Einzelkornsämaschinen der Fall.

Fernwartung gewünscht, aber…

Wenn von Digitalisierung die Rede ist, darf auch das Thema Telemetrie-Fernwartung nicht fehlen. Auf unsere Frage, wem die Lohnunternehmer diese Daten freigeben würden, überraschte uns doch die Deutlichkeit der Antworten (Grafik 6). „Nur“ 22 Lohnunternehmer würden dies gar nicht erlauben – was im Umkehrschluss 78 Zustimmende bedeutet. Aber: 68 Befragte würden dies allein ihrem jeweiligen Landmaschinen-Fachbetrieb zugestehen und nicht dem jeweiligen Maschinenhersteller. Fünf Dienstleister können sich vorstellen, es beiden zu erlauben. Und fünf sehen diese Einblicke sogar ausschließlich beim Hersteller.

Zum guten Schluss der Umfrage interessierte uns noch, wie intensiv die Lohnunternehmer die Möglichkeiten der digitalen Erfassung von Auftragsdaten in den Maschinen zur Dokumentation von Feldarbeiten nutzen – was wiederum als Basis der Fakturierung und Auswertung dienen kann. Die Antwortverteilung zeigt Grafik 7: gerade einmal – oder immerhin – 34 % dokumentieren Feldarbeiten mit einer Softwarelösung. 66 % arbeiten weiterhin mit Papierlösungen wie Auftragszetteln oder Stundenbüchern der Fahrer. Was die Digitalisierung auf diesem Gebiet betrifft, ist also noch deutlich Luft nach oben.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe November 2017 erschienen.

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