Milchpreise im Sinkflug

Die Milcherzeugungskosten sind saisonbedingt leicht erhöht, die Milchauszahlungspreise sinken jedoch weiter. Die Unterdeckung der Erzeugerpreise liegt inzwischen bei 36 %. Die Lösungen dafür müssen laut MEG Milch Board aus der Branche kommen.
Grafiken: Trendberechnung BAL auf Basis von Daten von Destatis und INLB

Der aktuelle Milch Marker Index (MMI) von Januar 2016 liegt bei 108. Er zeigt die Milcherzeugungskosten in Deutschland an. Es kam saisonal bedingt zu einem geringen Anstieg der Erzeugungskosten von 0,5 Cent auf 44,94 Cent. Da der Milchauszahlungspreis mit 28,66 Cent pro Kilogramm jedoch deutlich niedriger als im Vorjahr war, verschlechterte sich die Preis-Kosten-Ratio weiter auf 0,64. Das bedeutet: Mehr als ein Drittel der Kosten der Milcherzeugung werden durch die Erlöse nicht mehr abgedeckt! Damit erreicht das Verhältnis zwischen den Kosten der Milcherzeugung und den Milcherlösen einen historischen Tiefstand.

Guhl fordert Lösungen aus der Branche heraus

Für den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board, Peter Guhl, sind die Ergebnisse alarmierend: „Wer die Zahlen als Außenstehender liest, muss sich wohl denken, schlimmer kann es nicht mehr kommen, aber die Lage wird sich noch weiter verschärfen. Wir alle kennen die Milchpreisentwicklung seit Januar. Wenn die Preis-Kosten-Ratio bei einem bundesweit durchschnittlichen Milchpreis von 28,66 Cent bei 0,64 lag, wo liegt sie dann im April, wo im Juni?“

 Mit einer raschen Entspannung der Lage rechnet Guhl mit Hinblick auf die in Kürze startende Weidesaison nicht. Er sieht die Branche am Ende der Sackgasse: „Jeder muss für sich jetzt zugeben, dass ein ‚Weiter so’ keine Option mehr ist. Politik und Verbände müssen raus aus ihrer Schockstarre! Denkverbote darf es nicht mehr geben, die Menge muss runter, und die Lieferbeziehungen gehören auf den Prüfstand.“

Guhl könnte sich nach den positiven Erfahrungen aus der Equipe Milch eine Arbeitsgruppe unter der Führung einer neutralen Schiedsperson (Ombudsmann) vorstellen. „Die Equipe Milch hat eines gezeigt: Der Dialog in der Wertschöpfungskette wurde viel zu lange vernachlässigt. Eine gut moderierte Branchenorganisation mit Vertretern der Milcherzeuger, der Molkereien und des Handels hat das Potential zur Entschärfung dieser Krise und zur Vermeidung neuer Krisen.“

Quelle: www.milch-board.de