Neuer Motor für die Häcksler
Ein Ertrag von über 720 dt/ha, ein dank Bewässerung etwa 4 m hoher Silomais-Bestand – daran dürfte jeder Häcksler „zu kauen“ haben. Doch der neue 9600i, den John Deere in der Lombardei in Italien nahe Mailand erstmals einem sehr ausgewählten Kreis von Fachjournalisten vorführt, steckt die Aufgabe erkennbar locker weg. Der Monitor in der Kabine zeigt ein Erntevolumen von 300 t/h bei einer Motordrehzahl von knapp 1.400 U/min und einer Trommeldrehzahl von gut 1.000 U/min. Und das bei einer erstaunlich geringen Geräuschkulisse in der Kabine. Wobei die Kabine des 9600i sowie die des kleineren Bruders 9500i zwar diverse Verbesserungen zur Lärmminimierung erfahren hat, ihre Grundkonzeption der bisherigen Häckslerkabinen jedoch weitgehend gleich geblieben ist, so John Deere. Die echten Neuheiten der beiden neuen Häcksler finden sich in ihrem Herzen – dem Motor und dem System HarvestMotion Plus.
Eigener Motor
Die Motoren der beiden Modelle sind nicht zugekauft, sondern nach eigener Aussage komplett selbst entwickelt und gefertigt. Die Baureihe namens JD18X soll mittelfristig in unterschiedlichen Größen auch in anderen Maschinenkategorien des amerikanischen Herstellers verbaut werden, so dessen Ankündigung. In der Grundkonstruktionen sei die Motorenbaureihe für Anwendungen in Leistungsbereichen zwischen 710 und 919 PS einsetzbar. Ihre Premiere feiern sie jetzt als 6-Zylinder-Reihenmotoren mit 18 l Hubraum im 8500i und 9500i, für die sie mit nominell 700 bzw. 750 PS konfiguriert wurden. Die Häcksler-Typen darüber erhalten auch weiterhin die bisherigen Liebherr-Motoren. Allerdings klang während der Veranstaltung schon durch, dass als nächstes der 9700 einen John-Deere-Motor erhalten soll, dem Vernehmen nach als 8-Zylinder-Version, voraussichtlich zur Saison 2023. Somit sollen die 9700er mit ihren bisherigen V12-Liebherr-Motoren, 24,2 l Hubraum und 770 PS im nächsten Jahr noch bestellbar sein.
Große Leistungsreserve
Mit dem 9500i und 9500i füllt John Deere eine bestehende Lücke im bisherigen Häckslerprogramm. Denn im Bereich zwischen 625 und 770 PS hatte der Konzern bisher kein passendes Angebot – ausgerechnet in einem besonders bei Lohnunternehmern stückzahlträchtigen Segment. Diese Lücke ist nun geschlossen, sodass sich der Hersteller und natürlich seinen Kunden passend zum 50-jährigen Jubiläum seiner Häckslersparte quasi selbst ein Geschenk gemacht hat. Die beiden neuen Maschinen sollen zum Jubiläumsjahr, also zur Saison 2022 in einer begrenzten Stückzahl verfügbar sein, können aber jetzt schon bestellt werden, hieß es im Rahmen der Presseveranstaltung.
Zu den Besonderheiten der neuen Motoren gehört, dass sie ohne SCR, Partikelfilter und DEF, also Diesel Exhausted Fluid, wie z.B. ohne AdBlue, auskommen. Entsprechend aufgeräumter, leichter und im Service besser zugänglich sind die beiden Häcksler. Im Kombination damit führt John Deere darüber hinaus „HarvestMotion Plus“ ein, die Weiterentwicklung des bereits bekannten HarvestMotion. Ergebnis dessen ist, dass bei geringer Motordrehzahl ein hoher Drehmomentanstieg auf bis zu 4.250 Nm bei 1.500 U/min möglich wird. Somit bietet der 9500i bis zu 766 PS und der 9600i bis zu 787 PS an Leistung. Laut Hersteller bedeute dies um bis zu 10 % geringere Kraftstoffkosten pro geernteter Tonne und etwa ein Drittel weniger Kosten für Öl, verglichen mit anderen Maschinen aus der gleichen PS-Klasse. Der Ölwechselintervall wird mit 750 h angegeben. Das Volumen des Kraftstofftanks beziffert der Hersteller auf 1.500 l.
Da die beiden neuen Häcksler in der Version „wide body“ konzipiert sind, ermöglicht die Förderkanalbreite von 850 mm einen sehr hohen Durchsatz. Die Walzen des Körnerprozessors sind in einer standardmäßigen Sägezahnausführung für den Premium KP und entweder einer Sägezahn- oder einer neuen XCut-Ausführung für den XStream KP, die über eine spiralförmig geschnittene Nut auf der Walzenoberfläche verfügt, erhältlich. Beide Walzenausführungen sind auch mit der bewährten Dura Line-Hochleistungsbeschichtung verfügbar, so John Deere. Die mögliche Messeranzahl der Häckseltrommel wird mit 40, 48, 56 und 64 angegeben.
Elektronik-Features
Die beiden neuen Feldhäcksler sind darüber hinaus mit dem kompletten Sortiment für die Präzisionslandwirtschaft der ISG (Intelligent Solutions Group) von John Deere erhältlich, um den Bedienkomfort und die Schnittqualität zu verbessern. Dazu gehören u.a. der HarvestLab 3000 NIR-Sensor und die automatische Schnittlängenanpassung (AutoLoc) und Siliermitteldosierung während des Betriebs in Abhängigkeit vom Trockensubstanzgehalt. Dasselbe Sensorsystem kann im stationären Betrieb für die Analyse von Futterproben verwendet werden, um die Futterrationen genauer zu verwalten, und für die Analyse der Inhaltsstoffe in Gülle (z. B. N, NH4, P und K) beim Betrieb eines Güllefasses. Das Paket komplett machen weiterhin das automatische Lenksystem AutoTrac, MachineSync zur automatischen Koordination von Geschwindigkeit und Position von Anhängern, das Reihenfühler-Lenksystem RowSense sowie Active Fill Control (AFC) zum automatischen Befüllen von Anhängern. Nicht zu vergessen ist das Online-Flottenmanagement und die Anzeige von Maschinen- und Erntedaten über das „Operations Center“ des Herstellers.
Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN