Nicht zum "Nulltarif"!

Der Wettbewerb unter Lohnunternehmern ist knallhart, mit teils unterirdischen Preisen – aber manchmal auch ohne Not. Haben Sie Mut zum eigenen Wert!

Kommentar von Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Manchmal ist gerade der Blick von außen auf unsere Branche im Allgemeinen und auf die Arbeit der Lohnunternehmer im Besonderen aufschlussreich, um nicht zu sagen: heilsam. Ein solches Erlebnis hatte ich vor einigen Wochen, als ich für eine Firmenreportage Jürgen Stehr besuchte, seit Jahrzehnten engagierter Unternehmer und Hersteller von Spezialbaumaschinen im hessischen Storndorf. Abgesehen von der Tatsache, dass er überwiegend Techniklösungen als Anbaulösungen für Traktoren entwickelt und er ein ausdrücklicher Fan dieser Zugmaschinen ist, offenbarte sich mir in dem Gespräch seine Begeisterung für die Arbeit der Lohnunternehmer. Und gerade, weil er Sie und Ihre Arbeit schätzt, sprach er auch das heikle Thema der Stundenverrechnungssätze im Baustelleneinsatz mit Traktor und Dumper an. Sein Zitat dazu:

„Mir ist ein Rätsel, wie man bei einem Stundensatz von 45 € für Traktor, Dumper, Diesel und Fahrer noch wirtschaftlich arbeiten kann. Diese Billiganbieter machen ohne Not ihren eigenen Markt kaputt“, hob er hervor und fügte mit der ihm eigenen Direktheit hinzu: „Klar, für die Lohnunternehmer sind Tätigkeiten als Subunternehmer wichtige Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter über das Jahr hinweg gut auszulasten. Aber muss man sich deshalb unter Wert verkaufen? Von vielen meiner Kunden aus der Baubranche höre ich jedenfalls regelmäßig, dass sie selbst zu solchen Konditionen nicht arbeiten könnten und würden. Deshalb möchte ich die Lohnunternehmer bestärken: Zuverlässigkeit und Qualität haben ihren Preis. Das gilt nicht nur für unsere Technik, sondern auch für Ihre Arbeit!“

Dem ist (fast) nichts hinzuzufügen – wobei ich doch einen Schritt weitergehen möchte: Klar, die Rahmenbedingungen eines dicht besetzten Wettbewerbs sind schwer. Aber hinter vorgehaltener Hand lacht sich so mancher Bauunternehmer ins Fäustchen, wenn er tatsächlich einen Lohnunternehmer findet, der für Hungerpreise freiwillig seinen Traktor verschleißt. Leider werden diejenigen Dienstleister, die im Rechnen nur eine „6“ verdienen oder denen das Wasser bis zum Halse steht, niemals aussterben – das heißt aber nicht, dass alle anderen das 1:1 genauso tun müssen. Die Bauunternehmer selbst würden jedenfalls zu den teils gängigen, niedrigen Kursen garantiert niemals selbst in Technik investieren – und finden ohnehin immer schwieriger überhaupt genügend eigene Mitarbeiter. Deshalb kann ich Jürgen Stehr nur beipflichten: Verkaufen Sie Ihre Arbeit nicht unter Wert! Zuverlässigkeit, Qualität und verfügbare, gute Mitarbeiter sind auch auf dem Bau Tugenden, mit denen Lohnunternehmen wahrlich glänzen können. Aber das geht nicht zum „Nulltarif“!

Den Bericht über Stehr Baumaschinen lesen Sie in der Ausgabe 11-2019 von LOHNUNTERNEHMEN.