Unterstützung im Flutkatastrophengebiet

Die Agrarservice Möllers GmbH aus Dülmen ist eines der LU, die sich kurz entschlossen einer Hilfskolonne von Landwirten und LUs angeschlossen hat.
Fotos: LU Möllers

„Über eine Social Media Gruppe der örtlichen Landwirte kam Ende letzter Woche ein Aufruf, ob sich Landwirte und Lohnunternehmer einer Kolonne anschließen wollen, die nach Ahrweiler in Rheinland-Pfalz fährt“, blickt Johannes Baumeister, der zusammen mit Christian Harde und Sebastian Strock das Lohnunternehmen Möllers führt, zurück: „Den Anstoß hat ein Landwirt aus Ahrweiler gegeben, der wiederum im Netzwerk der Gruppe „Land schafft Verbindung“ Kollegen aufgerufen hat, mit Maschinen und Geräten in die betroffenen Regionen zu kommen.“
Am Samstag den 17.07. um 14 Uhr sei die Nachricht bei Christian Harde auf dem Smartphone eingegangen – um 17 Uhr rollte die Kolonne dann schon Richtung Krisengebiet. „Wir haben nicht lange überlegt, ob wie fahren. Unser Gedanke war, welche Technik wird dort vor Ort wohl am ehesten benötigt. Dann sind wir zum Lohnunternehmen Thier-Essing nach Dorsten gefahren, wo sich die Kolonne gesammelt hat. Nach einer kurzen Lagebesprechung ging es dann los.“

Johannes Baumeister (Foto) führt gemeinsam mit Christian Harde und Sebastian Strock das Lohnunternehmen Möllers.

Über 40 Fahrzeuge und Maschinen

Insgesamt bestand der Treck aus 18 Schleppern – 14 davon mit Dumpern, 4 mit Tiefladern beladen Bagger, Telekoplader, Radlader und unterschiedlichen Arbeitswerkzeugen – sowie ein LKW und ein Bulli mit drei Mann von LU Möllers. Von Dülmen bis nach Ahrweiler sind es ca. 200 km. „Wir sind mit einem dreiachsigen LKW mit Hakenliftcontainer inkl. Radlader zum Einsatzort vorgefahren und sind davon ausgegangen, dass wir dort hauptsächlich Schlamm transportieren müssen. Vor Ort hat sich aber herausgestellt, dass wir überwiegend den Sperrmüll der Menschen, die ihre Wohnungen geräumt haben, wegtransportieren mussten“, fasst Johannes Baumeister die Lage zusammen und weiter: „Der Landwirt aus Ahrweiler, der das ganze ins Rollen gebracht hat, konnte uns über sein Smartphone entsprechend Einsatzorte schicken, an denen die Hilfe am dringendsten benötigt wurde. Wir wiederum haben als Vorhut uns schon einmal ein Bild von der Lage gemacht und im Anschluss die nachfolgenden Schlepper gleich zu den Orten gesendet, wo sie nach Eintreffen direkt loslegen können. Das funktionierte sehr gut.“

Nachtschicht

Auch die Einsatzkräfte vor Ort waren froh über die schlagkräftige Einsatztruppe aus dem Münsterland. „Wir haben uns mit den Feuerwehrleuten abgesprochen, wo geholfen werden muss. Am Ende wurde uns sogar ein Funkgerät zur Nutzung überlassen, damit wir uns besser absprechen konnten“, sagt Johannes Baumeister. Die Fahrzeuge der Kolonne trafen nach und nach in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Ahrweiler ein. „Alle Fahrer waren noch frisch. Die Einsatzkräfte vor Ort hingegen müde. Somit konnten wir übernehmen und die Nacht durcharbeiten“, fügt Johannes Baumeister hinzu.
Sein einschneidenstes Erlebnis bei der Aktion hatte er in der Nacht zu Sonntag, als er zwei Stunden lang den Platz vor dem Krankenhaus in Ahrweiler mit dem Radlader geräumt hat: „Alles war stockfinster. Bis auf die Arbeitsscheinwerfer war kein Licht weit und breit. Der Schlamm war einen halben Meter hoch Schlamm und man weiß letztendlich nicht, ob sich darin auch Leichen befinden können“, erklärt er.
Am Sonntagmorgen wurde das Personal durchgetauscht. „Sonntagabend sind dann einige Fahrzeuge und auch wir wieder abgezogen, während andere Ortsgruppen mit entsprechender Technik nachgezogen sind. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt dann auch, was vor Ort an Technik und Ausrüstung benötigt wird. Dies haben wir in den Gruppen weitergegeben, damit die nachfolgenden Helfer sich entsprechend darauf einstellen konnten“, so Johannes Baumeister und fügt hinzu: „Vor allem die Reifen leiden. Wir hatten in einer Nacht fünfmal Plattfuß. Überall liegen Spitze Gegenstände, Nägel und Schrauben. Außerdem muss man beim Verladen darauf achten, keine Hydraulikschläuche abzureißen. Das Material liegt kreuz und quer in den Straßen und muss mit Bedacht zur Seite geräumt werden.“

Kollegen kontaktieren

Am Montag fiel dann die Entscheidung im Lohnunternehmen Möllers, den Lkw noch einmal in das Gebiet zurückzuschicken. Diesmal mit einem Tieflader, beladen mit einem Teleskoplader eines Landwirtes, sowie einem 6 t-Bagger eines Bauunternehmens. „Außerdem hat uns die Firma Winkler Reifendichtsets geschenkt, die wir vor Ort verteilen können, wo sie gebraucht werden. Darüber hinaus haben wir Ersatzräder dabei sowie starke Schlagschrauber, um schnell Räder wechseln zu können. Unser Fahrzeug ist nun in einem 30 Häuser-Ort im Einsatz, wo bisher noch gar keine technische Hilfe eingetroffen war. Dort werden wir bleiben, bis alles einigermaßen geräumt ist. Das wird wahrscheinlich Ende Juli sein“, meint Johannes Baumeister.

Unser Gedanke war, welche Technik wird dort vor Ort wohl am ehesten benötigt.

Johannes Baumeister, Lohnunternehmer

Anderen Lohnunternehmern, die sich ebenfalls im Katastrophengebiet engagieren wollen, rät er, sich an die LUs zu wenden, die schon vor Ort sind: „Die können genau sagen, was fehlt und wo noch Hilfe benötigt wird. Vor allem die Reifenschäden müssen bedacht werden. Entsprechend sollte Technik zum Wechseln und Flicken, Befüllen sowie Ersatzräder mitgenommen werden.“
Das Lohnunternehmen Möllers aus dem nordrhein-westfälischen Dülmen hat sich auf die Nährstofflogistik rund um Gülle, Biogassubstrat und Festmist mit 10 Lkw- und einem Schlepper-Gespann spezialisiert.

Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Online-Portal für Helfer/Innen
Der Bundesverband Lohnunternehmen hat bis vor kurzem Daten von Unternehmen gesammelt und an den Krisenstab weitergeleitet. Neue Empfehlung des Verbandes ist es, sich als Helfer direkt mit der Hochwasser-Hilfe im Kreis Ahrweiler in Verbindung zu setzen. Diese hat eine Homepage eingerichtet, auf der sich Helfer registieren können: Allgemeine Informationen – Hochwasser-Hilfe im Kreis Ahrweiler (hochwasseradenau.de)
Die Daten werden gesammelt dort und an den Krisenstab weitergeleitet. Dieser wird sich dann laut Websitebetreibern bei den Helfern zurückmelden.