Dezember 2019: Agrar- und Umweltservice Möllers

Logistik und Ausbringung organischer Wirtschaftsdünger sind das Hauptstandbein bei Agrar- und Umweltservice Möllers inkl. Beratung und Vieles mehr.

Steigende Auflagen für Tierhalter, die Novelle der Düngeverordnung, die schrittweise auslaufende EEG-Förderung – für Veredelungsbetriebe und Betreiber von Biogasanlagen werden die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wahrlich nicht besser. Angesichts dessen muss kein Prophet sein, wer von einer auf längere Sicht sinkenden Anzahl Betriebe und damit auch Kunden für Lohnunternehmen ausgeht. So sieht es auch Christian Harde, einer der geschäftsführenden Gesellschafter des Agrar- und Umweltservice Möllers im westfälischen Dülmen. Das müsse jedoch nicht zwangsläufig negativ für Dienstleister sein, wie er findet, im Gegenteil: „Das Nährstoff-Management wird für unsere Kunden eine immer größere Herausforderung, sodass wir eine steigende Nachfrage nach unseren Dienstleistungen verspüren, selbst wenn längerfristig die Mengen an organischem Dünger eher geringer werden“, erläutert er. Diese Perspektiven bestätigten ihn sowie seine beiden Mit-Gesellschafter Johannes Baumeister und Sebastian Strock, im Sommer das Unternehmen von ihrem Chef, dem Firmengründer Ludger Möllers, zu übernehmen. Dieser steht dem Jungunternehmer-Trio aber nach wie vor beratend zur Seite.

Christian Harde, Johannes Baumeister und Sebastian Strock (v.l.) sind seit Sommer 2018 die geschäftsführenden Gesellschafter der Agrar- und Umweltservice Möllers GmbH & Co. KG.

Fokus auf Transport

Das Spektrum der angesprochenen Dienstleistungen ist sehr vielfältig. Ein Schwerpunkt sind Transporte, vor allem von flüssigen und festen Wirtschaftsdüngern, aber auch von Boden und anderen Schüttgütern. Insgesamt bewegt das Möllers-Team mit eigener Technik pro Jahr rund 280.000 t, wovon etwa 250.000 t auf Wirtschaftsdünger entfallen. Ein relativ geringer Teil stammt aus Kleinkläranlagen privater und kommunaler Kunden. Aber über 90 % entfallen auf Gülle, Gärreste, Kompost und Klärschlamm. Dabei halten sich flüssige und feste Dünger etwa die Waage, so Christian Harde – „wobei man noch diskutieren kann, in welche der beiden Fraktionen Klärschlamm fällt“, meint er. Der sei nach wie vor ein wichtiges Transportgut für das Unternehmen, habe aber lange nicht mehr die Bedeutung wie noch vor zehn oder 15 Jahren. Tendenziell geht er davon aus, dass Klärschlamm als Wirtschaftsdünger längerfristig bedeutungslos wird, allein schon aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und der sinkenden Akzeptanz bei Landwirten und Bevölkerung.

Neben dem reinen Transport zählt bei Möllers ebenso die Ausbringung der organischen Dünger zum Angebot, wobei die Tendenz auch hier eher sinkend ist. So wurde u.a. vor kurzem das bisher genutzte, zweiachsige Güllefass verkauft und stattdessen die Ausbringung weitgehend in Kooperation mit Lohnunternehmer-Kollegen organisiert, wie Christian Harde weiter berichtet. Ein weiteres Fass mit 18 m³ ist nach wie vor im Einsatz. Und drei eigene Feldrandcontainer erleichtern bei Zulieferung die Logistik, auch bei Kunden, die selbst ausbringen wollen.

Nach wie vor in Eigenregie erfolgt im Umkreis von etwa 50 km um Dülmen das Streuen fester Wirtschaftsdünger, auf Anfrage auch weiter. Allerdings sei längerfristig zu prüfen, ob eine irgendwann fällige Ersatzinvestition für den bisher genutzten Streuer für den Betrieb noch rentabel sei, wie er meint: „Angesichts unserer Betriebsstruktur wird es hier in der Region vor allem bei Gülle immer schwieriger, Fahrer und Technik wirtschaftlich einzusetzen, da die Ausbringung in immer kürzeren Zeitfenstern erfolgen muss. Außerdem haben wir Abnehmer für Wirtschaftsdünger in ganz Nordrhein-Westfalen und mehreren anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen. Dort könnten wir die jeweiligen Düngerarten ohnehin nicht selbst ausbringen. Deshalb konzentrieren wir uns zunehmend auf den Transport vom Silo zum Feld und haben ergänzend dazu mittlerweile ein Netzwerk von über 20 Lohnunternehmer-Kollegen aufgebaut, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten. Die Tendenz dabei ist nach meiner Einschätzung steigend, denn die Kooperation ist für uns alle die wirtschaftlichste Lösung.“

Für den Transport flüssiger Wirtschaftsdünger setzt Möllers insgesamt sechs Lkw mit Satteltankaufliegern ein.

Umfassende Leistungen

Die Anzahl der Möllers-Kunden, die organische Wirtschaftsdünger abgeben und aufnehmen, beziffert Christian Harde auf zusammen etwa 200. Dazu gehören als Abgebende vor allem Landwirte, aber auch Biogasanlagenbetreiber und Kommunen. Für sie stellt der Dülmener „Dünger-Logistiker“ eine entscheidende Schnittstelle dar. Dazu zählt nicht nur die Vermittlung an Abnehmer, von denen viele inzwischen fest zum Möllers-Netzwerk gehören. „Nebenbei bemerkt, sind wir laufend auf der Suche nach weiteren Ackerbaubetrieben außerhalb der klassischen Veredelungs-Regionen, die bereit sind, mineralische durch organische Dünger zu ersetzen. Auch dabei wirkt sich die Zusammenarbeit mit unseren Lohnunternehmer-Kollegen, die in ihrer Kundschaft ebenfalls Absatzpotenziale erschließen, positiv aus“, erzählt Christian Harde. „Doch für die abgebenden Betriebe bildet unsere Vermittlung eine wichtige Basis ihrer Zukunftsfähigkeit. Denn im Rahmen der Nährstoffbörse NRW stellen wir Vermittlungsgarantien, also Flächennachweise, für geplante Bauvorhaben aus. Dadurch müssen die Landwirte und Biogasanlagenbetreiber die für die Nährstoffverwertung erforderlichen landwirtschaftlichen Flächen nicht über teure Zupacht nachweisen“, fügt er hinzu.

Dieses Vernetzen kann jedoch noch sehr viel weiter reichen, wie er weiter erläutert. So übernimmt Möllers für Biogasanlagen-Betreiber das gesamte Stoffstrom-Management, also nicht nur alles, was nach dem Gärprozess kommt, sondern schon in der Substratbeschaffung. Dazu zähle u.a. Hühnertrockenkot und anderer Festmist, der in der Region generell inzwischen zu 90 % den Weg durch Biogasanlagen nehme und nicht direkt auf dem Acker ausgebracht werde, so Christian Harde. Aber selbst die Vermittlung von Silomais und anderen Ackerfrüchten als Substratgrundlage sei keine Seltenheit.

„Auch da ist nicht allein die reine Vermittlung entscheidend, sondern wir übernehmen auch sämtliche organisatorischen und administrativen Aufgaben, von Mengen- und Terminplanung über Abrechnungen bis hin zu Verwertungsnachweisen. Wir wollen für unsere Kunden möglichst komplette Lösungen bieten. Darin liegt die Chance, uns in einem sich deutlich wandelnden Umfeld der Veredelungswirtschaft weiter erfolgreich zu positionieren“, hebt er hervor.

Nicht zu vergessen sei in dem Kontext übrigens der Datentransfer an die Landwirte, die Daten für Schlagkarteien, Düngeplanung, Förderanträge und andere Dokumentationen benötigen. Möllers selbst arbeitet mit der Software-Lösung von trecker.com, aus der heraus die Vernetzung und Datenübermittlung mit Kunden problemlos laufe. Möglich sei es darüber hinaus, auch mit den kooperierenden Lohnunternehmern auftragsspezifische Daten auszutauschen, sofern diese es möchten und die technischen Voraussetzungen haben. „Grundsätzlich ist es uns sehr wichtig, mit Daten sehr sensibel umzugehen und alle gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Aber bei professioneller Handhabung bringen Vernetzung und Digitalisierung nun einmal eine deutliche Arbeitserleichterung“, ist er überzeugt.

Den Prototypen des Aufliegers Flexcover Combi Plus von Huesker hatte Möllers seit Dezember 2017 im Praxiseinsatz. Vorteil des Systems ist die Chance auf Transport von Gülle als Hin- und anderer Güter als Rückfracht.

Steigende Mautkosten

Neben rein administrativen Leistungen spielt auch die Wirtschaftlichkeit eine zentrale Rolle, sowohl für den Dienstleister als auch die Kunden. Die Veredelungsbetriebe sieht Christian Harde dabei unter enormem Druck, allein schon durch zunehmende Umweltauflagen, steigende Futterkosten und den Druck, Nährstoffüberschüsse abzubauen bzw. die Wirtschaftsdünger in geeignete Regionen zu bringen. Die 2019 erneut steigende Lkw-Maut sorgt, gepaart mit 2018 umgesetzten Maut-Erweiterung auf Bundesstraßen, bei überregionalen Lkw-Transporten ebenfalls für eine erneute Kostensteigerung, so seine Erwartung. Dies könne – je nach Entfernung und Anteil mautpflichtiger Straßen – durchaus schon mal Mehrkosten von etwa 1,60 € bis 2 €/m³ Gülle oder Gärreste bedeuten – Geld, das von der Logistikbranche umgelegt werden muss und somit 1:1 die Landwirte und Biogasanlagen in den Veredelungs-Hochburgen belastet.

Aus diesem Grund ist es nach Einschätzung Christian Hardes wichtiger denn je, die Nährstoffkonzentration der flüssigen Wirtschaftsdünger und damit die ökonomische Transportwürdigkeit deutlich zu steigern. Ein sinnvoller Ansatz ist seines Erachtens die Gülle-Separierung. Diese bietet Möllers seit 2010 an – allerdings etwas anders als üblicherweise. „Wir führen nicht die eigentliche Dienstleistung des Separierens durch, sondern vermieten den Landwirten und Biogasanlagenbetreibern geeignete mobile Technik zur Verfügung, derzeit passende Technik von Börger mit Stundenleistungen von rund 30 m³. Der Clou dabei: Der Antrieb erfolgt elektrisch, sodass es den Kunden möglich ist, selbst erzeugten Strom zu verwenden, was in der Region guten Zuspruch erfährt“, berichtet er.

Eine wachsende Bedeutung misst Christian Harde dem Thema Beprobung zu. Schon jetzt werden von allen transportierten Chargen stichprobenartig Proben genommen und die Nährstoffgehalte ermittelt. Jede Fracht erhält zudem den obligatorischen Nährstoff-Lieferschein. Schließlich wollen die aufnehmenden Landwirte exakt wissen, mit welchen Nährstoffmengen sie rechnen können. „Nur mit verlässlichen Angaben werden wir auf Dauer das Vertrauen bei unseren Kunden erhalten bzw. aufbauen können. Denn seit der Novelle der Düngerverordnung ist es wichtiger denn je, den Ist-Zustand zu kennen. Unsere Aufgabe als Dienstleister ist deshalb, diese Ist-Werte zu garantieren. Auf die Angaben der Landwirte oder irgendwelche Pauschalwerte können wir uns nicht verlassen, dazu sind die Gülle-Partien zu unterschiedlich“, erläutert er. Große Hoffnung setzt er in diesem Zusammenhang darauf, dass es bald zertifizierte, mobile Messtechnik gibt, die eine Messung direkt am Fass bzw. Lkw-Tank ermöglicht.

In rund 50 km Umkreis von Dülmen bringt Möllers auch mit eigener Technik organische Wirtschaftsdünger aus. Allerdings wurde das Tandemfass verkauft.

Prototyp getestet

 

Um die Wirtschaftlichkeit der Düngertransporte zu verbessern, ist jedoch auch der Dienstleister selbst gefordert. In vielen Fällen wird zum Beispiel Gülle derzeit mit Lkw und Tankaufliegern von A nach B transportiert, ohne Rückfracht laden zu können. Deshalb sieht der Unternehmer für diese Art Transporte allein aufgrund höherer Mautkosten längerfristig einen maximalen Radius von 150 km ab Kundenbetrieb. „Mehr wird sich auf Dauer nicht rechnen – es sei denn, uns gelingt es für die Lkw Mehr-Nutzungs-Auflieger zu finden, mit denen wir Rückfrachten sicherstellen können“, so seine Zielsetzung.

 

Dazu gibt es nach seiner Einschätzung derzeit nur zwei Ansätze. Einer davon sind die sogenannten Duo-Liner, also Auflieger mit zwei Laderäumen, sodass auf der Hinfahrt Gülle und auf der Rückfahrt andere Güter gefahren werden können. Dieses Prinzip sei bewährt und funktioniere gut, allerdings sei aufgrund der konstruktionsbedingt höheren Leergewichte die effektive Nutzlast für ihn nicht richtig überzeugend.

Vor diesem Hintergrund wurde Christian Harde Ende 2016 bei einem Gespräch während der DeLuTa in Bremen aufmerksam auf eine Lösung der Firma Huesker, noch dazu ebenfalls mit Sitz in Dülmen und somit quasi Nachbar. Dort stand der Prototyp eines neuartigen Aufliegers zum Test, bestehend aus einer Lkw-Kippmulde von Kloos mit 50 m³ Volumen und dem sogenannten Huesker-Güllesack. Er fasst bei diesem Auflieger-Prototyp etwa 28 m³ und ist im Leerzustand komplett aufgewickelt zusammen mit der Pumptechnik in einer eigens konstruierten „System-Klappe“ im Heck untergebracht.

Dieses Fahrzeug ist bei Möllers seit Dezember 2017 im Einsatz und brachte im Praxiseinsatz diverse Erfahrungen. Wie bei einem Prototypen nichts anders zu erwarten, lief nicht gleich alles reibungslos, und es gab zwischendrin diverse Umbauten, so Christian Harde. „Aber wir konnten viele unserer Erfahrungen und Ideen in die Entwicklung mit einbringen. Deshalb bin ich schon gespannt, wie sich der Auflieger darstellt, wenn er 2019 in die Serienfertigung geht. Das Grundprinzip ist jedenfalls aus unserer Sicht überzeugend und kann dazu beitragen, die Wirtschaftlichkeit der Gülletransporte zu verbessern. Und das ist eindeutig im Sinne unserer Kunden aus der Veredelungswirtschaft. Denn niemandem ist hierzulande geholfen, wenn übermäßiger Kostendruck die Tierhalter zur Aufgabe der Betriebe zwingt und Fleisch aus der ganzen Welt nach Deutschland importiert wird. Denn das ist garantiert nicht umweltfreundlich. Ökonomisch und ökologisch funktionierende Kreisläufe müssen deshalb das Ziel sein – und wir bieten unsere Arbeit als Teil dessen an“, betont er abschließend.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Dezember 2018.