Februar 2008: LU Edwin Strauß setzt auf geteiltes Gülleverfahren

Geteiltes Verfahren in der Gülleausbringung, also Zubringer und Feldfass, ist nicht ungewöhnlich. Eher selten trifft man auf Lösungen wie sie LU Edwin Strauss in Brandenburg praktiziert. Dort werden die Feldcontainer aus einer Pipeline befüllt.

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Wer den Vollblut-Lohnunternehmer Edwin Strauß an seinem Standort in Granssee, nord-westlich von Berlin im Löwenberger Land, aufsuchen will, hat gute Chancen im Winter oder bei Regenwetter ihn dort auch anzutreffen, ansonsten ist der umtriebige Oberfranke jederzeit sofort am Telefon.
Vor gut 15 Jahren hat es ihn nach Brandenburg gezogen. Als Mitarbeiter eines Lohnunternehmens hat er eine Zweigstelle mit aufgebaut. Seit nun mehr fünf Jahren ist er selbstständig und noch mehr auf Achse als vorher. Angefangen hat er mit Gras mähen und Pressen, seit zwei Jahren ist die Gülle ein wesentliches Standbein des Lohnunternehmens Agrar-Service-Leistung.
Lediglich eine leichte Staubwolke folgt dem Fass über dem weiten Acker, während das zweite Fass bereits den vollhydraulischen Pumpenturm im Container am Feldrand versenkt. Wer Transportfässer sucht, die die Container befüllen, sucht vergeblich. Hier auf dem ehemaligen Stadtgut im Süden Berlins liegt einer der großen Kunden von Edwin Strauß.


Edwin Strauss hat einen Kunden, der zu seinen Flächen eine Güllepipeline gelegt hat, mit der die Feldrandcontainer gefüllt werden.

Die Vrieling GbR betreibt auf 1500 Hektar einen Milchviehbetrieb mit 3000 Kühen, in drei Schichten wird gemolken. Güllepipeline zum Feld

Die Container am Feldrand werden kontinuierlich durch eine Güllepipeline befüllt. Die Pipeline reicht bis zu 20 Kilometer vom Betrieb in die idyllische Feldmark. Eine absolut saubere und geräuscharme Lösung, gerade weil die Region auch als Naherholungsgebiet von vielen Berlinern genutzt wird. Der Güllezufluss kann an Hydranten, die kaum sichtbar zwischen fruchtigleuchtenden Holunderbüschen stehen, reguliert werden. Der Zufluss gibt den Takt vor. Natürlich ist das hier ein Ausnahmebetrieb, mit einer solchen Infrastruktur gibt es nicht sehr viele, Edwin Strauß zeigt in Richtung Acker: Dieser Schlag hat gut 120 Hektar. Keine Straßenfahrt, keine Ampel. Hier kann sich die landwirtschaftliche Technik austoben, kann zeigen was möglich ist. Das muss sie auch, denn der Kunde weiß um die Vorzüge seiner Flächen und zahlt nach ausgebrachten Kubikmetern.  Das jährliche Auftragsvolumen des Gutes beläuft sich auf 120.000 Kubikmeter Gülle. Zur Frühjahrsbestellung müssen allein hier binnen vier Wochen 60.000 Kubikmeter Gülle fachgerecht verteilt sein. Um das zu schaffen muss ich mich blind auf Technik und Fahrer verlassen können, sonst ist das nicht zu erledigen. In der heißen Phase wird in zwei Schichten gefahren. Edwin Strauß und drei weitere Mitarbeiter sind dann auf dem Schlepper.

Kaum ist das eine Fass am Feldrand befüllt und biegt wieder in die Spur fährt Heiko Tripkean den Container und senkt den Pumpturm hinein. Sein Schlepper zeigt auf dem Stundenzähler 5000. Der läuft jetzt gut anderthalb Jahre im Betrieb, die Hälfte davon vor diesem Fass und das hat inzwischen  210.000 Kubikmeter Gülle hat ausgebracht. Wir sind schon fast eine Familie, meint Heiko Tripkelachend und dann hat der acht Zoll große Schlauch des Pumpturms das Fass auch schon beinahe gefüllt, keine drei Minuten später. Schweinegülle braucht noch weniger Zeit. Anschließend fährt er souverän mit 12 km/h über den Acker der Mark Brandenburg.

Leistung und Bodenschutz

Die Böden des ehemaligen Stadtgutes sind sehr unterschiedlich, gewachsene Lehmböden, mal mehr mal weniger sandig, ein Grossteil der Flächen sind die ehemaligen Rieselfelder. Über Jahrzehnte wurden auf diesen Flächen die Abwässer Berlins verrieselt. Der Boden ist fruchtbar und butterweich. Wenn man dort eine Spur in den Boden fährt, wird die bei jeder weiteren Fahrt nur noch tiefer. Diese Flächen müssen gut abgetrocknet sein, entsprechend eng ist bei wechselhafter Witterung das Zeitfenster zur Ausbringung. Um hier etwas mehr Spielraum zu haben sind die Traktoren vor den Fässern ebenfalls mit Breitreifen ausgerüstet.


In der heißen Phase wird in 2 Schichten gefahren. Innerhalb von  4 Wochen müssen  60.000 Kubikmeter Gülle ausgebracht werden.

Edwin Strauß fährt Samson Fässer, er hat sich jedoch nicht Hals über Kopf für die grünen Dänen entschieden. Als waschechter Oberfranke hat er sich vorher umgesehen und ausprobiert, kurz: kritisch beäugt, was in der Sparte Gülleausbringung an Technik zu finden ist und was den hohen Anforderungen, die seine Kunden an ihn stellen gerecht wird. Sicherlich, es gibt viele gute Gülletechnik am Markt. Aber unter diesen so optimalen, wie auch extremen Bedingungen ist mit dem Samson mehr Leistung drin. Ein guter Anteil liegt an der nicht vorhandenen Reparatur-Zeit, erklärt Edwin Strauß seine Entscheidung: Hätten wir nicht diese überdurchschnittlich Schlagkraft könnte ich auch die anderen Kunden wie zum Beispiel eine große Biogasanlage, bei der allein 45.000 Kubikmeter Gärsubstrat anfallen nicht  bedienen.

Oberfranken sind nicht nur kritisch, sondern auch kostenbewusst und innovationsfreudig. Alle Tracktoren sind auf Bioethanol umgestellt. Wenn wir umweltgerechtes und leistungsstarkes Know-How bei der Gülleausbringung demonstrieren, können wir ja nicht beim Treibstoff halt machen.

Kai Hasse