Februar 2016: LU Thesing

Das noch junge Lohnunternehmen von Hannes Thesing ist mit der Gülle- und Substratausbringung gewachsen. Mit einer behandelten Fläche von etwa 3.000 ha hat sich jedoch auch der Pflanzenschutz zu einer zentralen Dienstleistung gemausert.
Hannes Thesing mit Sohn Jonas.
Die Stoppel des Maises, der vor dem Roggen auf der Fläche stand, wurde per Güttler-Walze gebrochen.

Das Lohnunternehmen Thesing ist 2008 gegründet worden. Vorausgegangen ist dem Lohnunternehmen ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Schweinehaltung, der am jetzigen Standort seit 1946 besteht. „Mit der Gülleausbringung und der Bodenbearbeitung wurde über die Jahre immer mehr überbetrieblich gearbeitet“, sagt Lohnunternehmer Hannes Thesing. Der Biogasboom in der Region habe dann seinerzeit dazu beigetragen, den Dienstleistungsbereich auszubauen und voll in das Lohnunternehmen einzusteigen. Heute habe der Landwirtschaftliche Betrieb 32 ha Eigenland, bewirtschaftet werden 120 ha in eigener Regie. Zusätzlich zum eigenen Ackerbau werde, in Gemeinschaft mit einem Nachbarn, eine Biogasanlage mit 265 kW betrieben. Mittlerweile werden Dienstleistungen – von der Getreideaussaat über den Pflanzenschutz und Erdbewegung bis hin zu Grünlandtechnik und Gülleausbringung – angeboten. Im Unternehmen laufen zusätzlich acht Schlepper und fünf Lkw. Die Lkw fahren fast ausschließlich im Gülle- und Gärsubstrattransport sowie für den Transport anderer Wirtschaftsdünger, wie Hähnchenmist. In diesem Bereich werde für zwei größere Güllebörsen der Region auch bis nach Brandenburg gefahren, so Lohnunternehmer Hannes Thesing.

Zusätzlich zum Betriebsleiter werden aktuell sieben Mitarbeiter fest beschäftigt. Hinzu kommen sechs Aushilfskräfte in den Saisonspitzen. „Bei der jetzigen Betriebsgröße war es auch wichtig eine ständige Bürokraft einzustellen“, sagt Geschäftsführer Hannes Thesing.

Aufgrund der vorhandenen Strukturen mit vielen Schweinemast- und -zuchtanlagen sowie etlichen Biogasanlagen in der Umgebung, liegt derzeit der Schwerpunkt des Lohnunternehmens auf der Gülle und Gärsubstratausbringung aber auch in der Bodenbearbeitung und dem Pflanzenschutz.

Das Gespann unterwegs im Roggen: Noch ist etwas Vogelmiere vorhanden.

Zentrale Kultur Mais

„Einer der Schwerpunkte im Pflanzenschutz liegt bei uns in der Herbizidanwendung im Mais, da der Mais eine der häufigsten Kulturen der Region ist und einen hohen Fruchtfolgenanteil aufweist. Von den etwa 3.000 ha Pflanzenschutz die wir durchführen sind gut 1.000 ha Mais“, sagt Hannes Thesing und weiter: „Seitdem wir mit den Greening-Maßnahmen zu tun haben, haben wir aber auch wieder vermehrt Getreide in den Fruchtfolgen, insbesondere wird auch wieder mehr Sommergetreide angebaut. Der Raps spielt bei uns aber eher eine untergeordnete Rolle, diese Flächen werden meist von reinen Ackerbauern ohne Tierhaltung bestellt und so spritzen diese Betrieb meist auch selbst.“ Der Lohnunternehmer arbeitet zurzeit mit einer gezogenen Spritze: „Die Amazone UX 5200 mit 33-m-Gestänge läuft nun schon seit einigen Jahren bei uns im Betrieb. Mit dem klappbaren Gestänge sind wir flexibel und können auf die Breite des Schleppschlauchgestänges von 24 m bei der Gülleausbringung reagieren.“ Aufgrund der vielfach kleinstrukturierten Flächen überlegt der Unternehmer, ob es sinnvoll sei einen Selbstfahrer anzuschaffen: „Mit einem Selbstfahrer wären wir noch schlagkräftiger und insbesondere auf den kleinen Flächen wendiger unterwegs.“

 

Das 33-Meter-Gestänge der Amazone UX 5200 ist auf die 24 m Arbeitsbreite der Gülleausbringung klappbar.

Die Pflanzenschutzmaßnahmen werden in einem Umkreis von etwa 35 km durchgeführt, allerdings liegen etwa 80 % der Flächen im näheren Umkreis von 10 bis 15 km. „In den meisten Fällen reichen die 5.000 l der Spritze aus, für größere Flächen haben wir aber auch ein Wasserfass, das wir dann mitführen können“, erläutert Hannes Thesing die Wasserlogistik. Gespritzt werde meist mit etwa 250 l Wasser, jedoch werde die Wassermenge nach den Gegebenheiten angepasst. Neben der Herbizidspritzung werde nun auch langsam die Fungizidspritzung im Mais zum Thema: „In den letzten Jahren hatten wir nun schon vereinzelte Anfragen, aber noch keinen Warndienstaufruf, der für die Fungizidspritzung im Mais notwendig gewesen wäre.“ Auch für diese Anwendung wäre dann ein Selbstfahrer aufgrund der höheren Überfahrthöhe im Mais besser geeignet als die gezogene Spritze, so LU Thesing.

 

V.l.: Jonas und Hannes Thesing mit den Mitarbeitern Alexander Lüken, Matthias Schüring.

Wieder viel Rost

In diesem Jahr war die Getreidespritzung Ende April weitestgehend abgeschlossen: „Bis auf einige Sommergetreideflächen und ein paar Hektar Winterroggen haben wir die erste Maßnahme im Getreide abgeschlossen. Wir hatten in diesem Jahr, wie schon im Jahr zuvor, wieder einen extremen Rostbefall in der Triticale.“

Bei der Düsentechnik setzt Hannes Thesing auf Doppel-Flachstrahl-Düsen: „Wir haben zwar den Dreifachdüsenstock am Gestänge, meist kommen wir in der Anwendung in Mais und Getreide aber mit der einen, recht universalen Düse aus. Müssten wir mehr in Kartoffeln oder Sonderkulturen spritzen, dann müssten zusätzliche Düsen her, aber das ist bisher nicht der Fall.“

Ende April stand bei LU Thesing im Pflanzenschutz im Getreide neben einigen Flächen mit Sommergerste noch die Spritzung von einer Winterroggenfläche an. Der Roggen ist in der Region aufgrund der geringen Bodenzahlen von 17 bis etwa 35 Bodenpunkten eine häufige Kultur. Diese etwa 9 ha waren bisher nicht mit einem Herbizid behandelt worden. Der nach Mais in Mulchsaat gesäte Roggen sah aber trotzdem noch recht sauber aus: „Wir sind hier auf einer Winterroggenfläche und führen eine Fungizidbehandlung mit einem Liter Capalo je Hektar durch. Die Fläche haben wir nach der Maisernte auch vorbereitet: Die Stoppeln wurden aufgrund der vielen Steine nicht gemulcht sondern mit einer Güttler-Walze gewalzt. Nach unseren Erfahrungen werden damit alle Stängel zuverlässig zerquetscht. Im September haben wir dann den Roggen gesät. Die Mulchsaat ist für uns eine gute Option, da wir auf den Sandböden Wasser sparen müssen und auch regelmäßig mit Verwehungen zu tun haben. Bisher können wir auch nicht sagen, dass wir aufgrund der pfluglosen Bearbeitung mehr Herbizidmaßnahmen fahren müssten. Nach der Maisernte wird die Fläche jedoch im Normalfall einmal mit einer Totalherbizidspritzung behandelt.“

Wie Hannes Thesing weiter erklärt, wird der Roggen des betreffenden Schlages vom Kunden dann etwa zum Zeitpunkt der Milchreife als GPS für die Biogasanlage genutzt: „Mit der relativ späten Nutzung als GPS ist es dann möglich hinsichtlich der Kulturdauer im Rahmen der Greening-Vorgaben zu bleiben.“

Wenn möglich: günstig behandeln

Üblicherweise wird im Getreide im Frühjahr eine Herbizidmaßnahme, ergänzt mit AHL, gefahren. Aufgrund der Tatsache, dass wir bisher keine Resistenzen im Getreide haben, versuchen wir im Normalfall günstige Behandlungen zu fahren. Eingesetzt wird im Roggen in Maisfruchtfolgen zum Beispiel ein IPU-Konzert.“ Allerdings weise IPU bekanntermaßen einige Anwendungseinschränkungen auf, sodass auch andere Mittel zum Einsatz kommen. Dies sei zum Beispiel auf anmoorigen Flächen der Fall, auf denen aufgrund der Gewässerschutzauflagen nicht mit IPU behandelt werden dürfe. „Bei getreidelastigen Fruchtfolgen müssen wir ebenfalls auf andere Wirkstoffe ausweichen, die insbesondere gegen Gräser, wie Windhalm und Trespe, besser durchgreifen.“

Als nächstes folge dann die Fungizidmaßnahme und dann schließlich die Abschlussbehandlung: „In den meisten Fällen kommen wir in der Fungizidbehandlung mit einer Maßnahme aus, allerding sind wir im letzten Jahr aufgrund des hohen Rostaufkommens zum Teil zweimal in den Beständen gewesen“, erläutert Hannes Thesing den Pflanzenschutzeinsatz im Getreide.

„Im Mais wird ein Teil der Flächen mit Roundup vorbehandelt. Danach folgen die Gülleausbringung und die Aussaat. Für die Vorauflaufspritzung verwenden wir zum Beispiel Gardo Gold in einer Aufwandmenge von 3 l. Bei der Herbizidbehandlung im Bestand richten wir uns dann nach den vorhandenen Unkräutern. Dort wird dann ganz gezielt gearbeitet, zum Beispiel haben wir auch schon Unterblattspritzungen zu einem recht späten Zeitpunkt durchgeführt, wenn die Vorauflaufspritzung gut vorgehalten hat.

Beratung durch Landhandel

Die Kontrolle der Flächen bezüglich Pilzen oder dem Unkrautaufkommen übernimmt Lohnunternehmer Thesing zum Teil selbst, zum Teil übernimmt diese Aufgabe aber auch der Kunde: „Unser größter Pflanzenschutzkunde, eine Biogasanlage, für die wir etwa 600 ha Pflanzenschutz machen, hat einen Angestellten, der die Kontrolle der Flächen übernimmt und auch entscheidet, welche Mittel zum Einsatz kommen. Auf unseren eigenen Flächen und den etwa 250 ha unseres Nachbarn übernehme ich die Kontrolle der Flächen. Ein großer Teil der Kundschaft sagt mir aber recht genau, zu welchem Zeitpunkt welches Mittel gespritzt werden soll.“ Dementsprechend übernehmen die Kunden auch den Spritzmitteleinkauf zum größten Teil selbst: „Der Verantwortung und dem Aufwand, den wir mit der Auswahl der Mittel hätten, steht für uns kein Zusatznutzen entgegen. Diesen Service würde meines Erachtens kein Kunde bezahlen wollen“, sagt Hannes Thesing. Die Beratung finde vielfach direkt durch den Landhandel statt. Die Mittel würden dann auch direkt an den Lohnunternehmer geliefert, der sie dann bei dem entsprechenden Kunden anwendet. „Hier ist es dann wichtig, dass der Kunde uns soweit vertraut, dass wir das richtige Mittel in der entsprechenden Menge auf seinen Flächen ausbringen.“

Einfluss der Politik

In diesem Jahr gebe es, abgesehen von dem wieder recht hohen Rostaufkommen, keine besonderen Umweltbedingungen für den Pflanzenschutzmitteleinsatz. Allerdings seien die Niederschläge zur Maissaat sehr günstig gewesen: „Die Vorauflaufspritzung im Mais, die wir jetzt zum großen Teil abgeschlossen haben, konnte in den feuchten Böden ihre volle Wirkung entfalten, das war eindeutig ein Vorteil.“ Die Tatsache, dass die Maßnahmen im Getreide zum Teil in eine Zeit mit der Vorauflaufspritzung im Mais fallen, sei einer der Knackpunkte im Frühjahr, so Hannes Thesing: „In dieser Zeit ist es schon wichtig die Spritze entsprechend zu reinigen. Wir versuchen dann unsere Termine im Getreide und im Mais so zu takten, dass wir nicht dreimal am Tag die Spritze spülen müssen. Aus diesem Grunde habe ich auch schon darüber nachgedacht, eine zweite, kleine Spritze zu kaufen, die wir für die „kleine Anwendung“ zwischendurch, also die 2 ha Fungizidbehandlung im Sommergetreide im Zeitraum der Vorauflaufspritzung im Mais nutzen könnten.“

Eine weitere aktuelle Einflussgröße auch auf das Pflanzenschutzgeschäft ist zurzeit wieder die Politik, wie Hannes Thesing erzählt: „Zum einen ist das derzeit die Umsetzung der Greening-Auflagen, die die Kunden beschäftigt. Wir merken ganz deutlich, dass weniger Mais angebaut wird und die Getreideanteile in den Fruchtfolgen zunehmen, auch mit Raps und Rüben wird mittlerweile – allerdings noch nicht in unserem Kundenstamm – experimentiert. Zum anderen bemerken wir aber auch eine deutliche Zurückhaltung der milchviehhaltenden Betriebe über alle Dienstleistungen hinweg. Insbesondere die kleineren Milcherzeuger sind aktuell sehr vorsichtig und versuchen die Kosten zu drücken und manche Dinge eher wieder selbst zu machen. Ich denke allerdings, dass die eigene Arbeit, mit zum Teil alten Maschinen, über alles gesehen eher teurer wird als die Vergabe an den Lohnunternehmer.“

Johannes Rohmann,
Redaktion Lohnunternehmen

Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Juni 2015.