April 2019: Jan Möllerherm, LU Dettmer

Der technikbegeisterte Agrarservicemeister Jan Möllerherm, der schon seit 10 Jahren bei LU Dettmer arbeitet, stellt eine in 2018 getestete sensorbestückte Wetterstation vor.

Ende August 2018 sind meine Kollegin Julia Hellwig und ich auf dem Weg nach Kettenkamp – zum Lohnunternehmen Dettmer. Dort treffen wir Jan Möllerherm, der sich mit Lara-Antonia Weiler, Junior Business Development Managerin bei Lemken, über die neue Lemken Wetterlanze austauschen möchte.

Jan Möllerherm ist bereits seit zehn Jahren beim Lohnunternehmen Dettmer tätig. „Ich habe zuerst eine Lehre zur Fachkraft Agrarservice absolviert und anschließend die Meisterausbildung drangehängt“, erzählt er. Schon als Jugendlicher habe er bei einem Lohnunternehmen mitgeholfen, von daher sei ihm die Entscheidung nach dem Abitur leicht gefallen. „Ich war schon immer technikbegeistert“, meint er mit einem Lächeln und erklärt uns bei einem Kaffee, warum er die Wetterstation auf dem Feld für nützlich hält: „Beim Pflanzenschutz gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Ortsgenaue Wetterdaten mit bestandsspezifischen Parametern zu kombinieren und diese Daten dann in Prognosemodellen einfließen zu lassen, kann uns neue Möglichkeiten eröffnen. Vor allem für Lohnunternehmen, die die verschiedenen Schläge ihrer Kunden im Blick haben müssen, können Wetterstationen, die dann auch noch mit einer App überblickt werden, sehr hilfreich sein. Sie geben Hilfestellung bei der Frage, mit welchem Krankheitsverlauf gerechnet werden kann und wann der richtige Zeitpunkt für die Pflanzenschutzmaßnahme ist.“

Grafik: Werksbild

Funktionsweise

Lara-Antonia Weiler erklärt uns das System: „Die Wetterstation erhebt Daten über Temperatur, ober- und unterirdisch, und Luftfeuchtigkeit, oberirdisch. Dafür ist sie mit Sensoren ausgestattet, die auf vier verschiedenen Höhen angebracht sind. Aufgrund der im Vergleich zu anderen Kulturen höheren Infektionsgefahr, ist die Wetterstation besonders für Kartoffeln, Rüben und Sonderkulturen sinnvoll. Sie misst Temperatur und Luftfeuchtigkeit in 25 cm Höhe, also im Bestand, und in 75 cm Höhe, über dem Bestand. Unterirdisch sind Temperaturmesser auf Bodentiefen von 5 und 20 cm platziert. „Diese Werte werden alle 30 min über das Niedrigfrequenznetzwerk Sigfox an die Lemken Smartfarm-App des Smartphones oder Tablets übertragen und dort gebündelt“, erläutert sie weiter. „Aus den Messungen der Wetterstation errechnet die App den Taupunkt und die Blattnässe. Windgeschwindigkeit und -richtung werden von der nächstgelegenen offiziellen Wetterstation übernommen, Einstrahlungswerte vom geostationären Wettersatelliten und der Niederschlag vom Regenradar. Für über 40 Kulturen kann der Krankheitsdruck ermittelt werden.“

Bald soll es die Wetterstation auch mit eingebautem Regenmesser geben. „Das war das einzige, was uns an der Station gefehlt hat“, gibt Jan Möllerherm sein Feedback. Lara-Antonia Weiler erklärt: „Der Regenmesser ist nicht serienmäßig, da die Wetterstation als komplett wartungsfreies Gerät vermarktet wird. Wir reagieren aber natürlich auf die Kundenwünsche, sodass der Regenmesser bald serienmäßig an der Station installiert sein wird. Er muss für ein zuverlässiges Ergebnis jedoch regelmäßig auf Schmutz oder Blätter kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden. Wir forschen hier bereits an wartungsfreien alternativen Regenmessern.“

Unterstützend

Die Entscheidung darüber, ob behandelt werde oder nicht, bleibe jedoch weiterhin beim Anwender, erklärt Jan Möllerherm: „Der richtige Spritzzeitpunkt ist essentiell für den Erfolg und die Sicherstellung einer guten Ernte. Daher haben wir auf Hinweis der App die Bestände kontrolliert und dann entschieden, was getan wird. Am Beispiel eines Kartoffelschlages könne er rückblickend für die Saison 2018 sagen, dass die Wetterstation einen guten Überblick gegeben hat: „Durch einen Blick in die App wussten wir jederzeit, wie hoch das Risiko für eine Infektion der Kultur war – ein zu später Pflanzenschutzmitteleinsatz ist dank der App gar nicht möglich.“ In den Kartoffeln sei es vor allem der Erreger Phytophthora infestans, den Jan Möllerherm im Blick haben wollte. „Das hat gut funktioniert, und es war spannend zu beobachten, wie sich der Infektionsdruck über die Saison verhält“, meint er rückblickend. Gerade bei feuchtwarmen Bedingungen im Bestand seien die Entwicklungen oft rasant – da sei es sinnvoll, frühzeitig Bescheid zu wissen.

Einfache Installation

Wir laufen zu dem Feld, auf dem Jan Möllerherm die Lemken Wetterstation in diesem Jahr aufgestellt hat. Es ist ein Kartoffelacker mit der Chips-Sorte „Lady Rosetta“, der jetzt, Ende August, noch nicht gerodet aber bereits die Krautspritzung hinter sich hat. Unterwegs erklärt mir Jan Möllerherm, dass die Installation der Wetterstation simple gewesen sei: „An der Wetterstation ist eine Kerbe als Markierung angebracht, die anzeigt, wie tief sie in den Boden eingesteckt werden muss, damit die Sensoren in der vorgegeben Bodentiefe die Temperatur messen. Nachdem die Station stand, habe ich die dazugehörige App geöffnet. Darin gibt es einen Menü-Punkt, in welchem man einen neuen Sensor hinzufügen kann. In diesem Menü-Punkt habe ich nun den Barcode, der sich an der Wetterstation befindet, eingelesen. Wichtig ist, dass am Smartphone GPS aktiviert ist, denn durch die Ortung des Handys weiß die App, wo sich die Wetterstation befindet, und lokalisiert die nächstgelegene offizielle Wetterstation, über die Wetterdaten eingespielt werden. In der App habe ich dann die Kultur eingegeben und den Schlag benannt. Konkret waren das die Kultur „Kartoffeln“ und der Schlag „Middelkamp“. Ich habe die Station morgens aufgestellt, und mittags waren bereits die ersten Daten auf meinem Smartphone.“ Lara-Antonia Weiler fügt hinzu: „Nach der Installation dauert es maximal 24 h, bis die ersten Daten übertragen werden.“ Die Wetterstation selbst habe aber keinen GPS-Sender, da dieser viel Energie benötigen würde und die eingebaute Batterie somit eine geringere Laufzeit hätte.

„Für drei Jahre inklusive Regenmesser kostet das System 1.425 € inkl. MwSt. Es gibt auch eine Abo-Variante. Dann zahlt der Nutzer 235 € einmalig und 33 € monatlich über einen Vertragslaufzeit von 36 Monaten“, erklärt Lara-Antonia Weiler und ergänzt: „App-Nutzung und Dateneinspeisung sind im Preis für drei Jahre inklusive.“ Als Modul verfügbar seien außerdem 14-tägige Wettervorhersage und der fünftägige Krankheitsdruck. Auf Grundlage der Daten der Wetterstation werde der Krankheitsdruck anhand von Prognosemodellen ausgewertet und dargestellt. „Wird es vergleichsweise günstiger, wenn ich mehrere der Lemken Wetterstationen aufstelle“, fragt Jan Möllerherm. Darauf gebe es noch keine pauschale Antwort, jedoch müsse eine Großabnahme natürlich berücksichtigt werden, beantwortet Lara-Antonia Weiler seine Frage. Aktuell liege die Anzahl an Wetterstationen, die in der App koordiniert werden können, bei ca. 15. „Für einen großen Agrarservice wie uns wäre es durchaus sinnvoll, mehrere Wetterstationen aufzustellen“, bemerkt Jan Möllerherm.

Technik und Abwechslung

Über alle vier Standorte des Unternehmens hinweg sind beim Lohnunternehmen Dettmer sieben Mitarbeiter für den Pflanzenschutz zuständig. „Wir haben einen Amazone SX 4000-Selbstfahrer mit 36 m Arbeitsbreite, eine Amazone UX 5200 mit 36 m Arbeitsbreite, eine Lemken Albatros 6000 mit 36 m Arbeitsbreite im Einsatz. Außerdem nutzen wir noch eine John Deere 740i mit 4000 l und einer Arbeitsbreite von 27 m sowie eine Dubex Anhängespritze mit 4.100 l und 24 m Arbeitsbreite“, zählt Jan Möllerherm die Pflanzenschutztechnik des Lohnunternehmens auf und weiter: „Hier in Kettenkamp arbeiten rund 20 Personen – davon sind zwei Mitarbeiter, ein Kollege und ich, für den Pflanzenschutz verantwortlich. Mein Kollege ist bereits seit vielen Jahren im Geschäft und hat eine Menge Erfahrung. Wir tauschen uns rege aus und ich unterstütze ihn bei allen Arbeiten. Er fährt im Regelfall den Amazone SX 4000-Selbstfahrer und ich die Amazone UX 5200-Anhängespritze.“

Neben dem Pflanzenschutz bietet das Lohnunternehmen Dettmer nahezu alle weiteren Dienstleistungen an: Aussaat, Düngung, Ernte, Bodenbearbeitung – und auch die Komplettbewirtschaftung. Jan Möllerherm erklärt: „Neben der Pflanzenschutzspritze fahre ich auch Mähdrescher sowie einen Cultan-Injektor. Und auch bei der Maisernte helfe ich mit. Im Winter sind es vornehmlich Forstarbeiten, mit denen ich beschäftigt bin“, berichtet er stolz. „Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich. Das ist es auch, was mir hier beim Lohnunternehmen Dettmer am besten gefällt: Die Abwechslung, der Menschenkontakt und natürlich das Arbeiten mit moderner Technik. Wir haben uns zum Beispiel erst kürzlich viel mit automatischen Lenksystemen beschäftigt, da wir unsere Schlepper gerade damit ausrüsten. Sowas gucke ich mir auch nach Feierabend noch gerne an. Gleiches gilt für die Lemken Wetterstation. Ich finde es großartig, dass wir die Station testen durften. Ob auch unsere Kunden die smarte Lösung spannend finden, ist nun herauszufinden“, meint Jan Möllerherm abschließend.

 

Dorothee Ebeling, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe November 2018.

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