Januar 2019: LU Coltzau

Temperaturen um den Gefrierpunkt, Schneeregen und starker Wind machen das Arbeiten an diesem Dezembertag nicht angenehm. Trotzdem sind es gute Bedingungen für die Gehölzpflege, die nur in den Wintermonaten erfolgen kann. Bankett, Graben, aufgewallte Erde mit dichtem Baum- und Strauchbewuchs und danach Ackerfläche, so sieht der typische Querschnitt eines Knicks aus, wie sie in Norddeutschland häufig vorkommen. In regelmäßigem Abstand stehen ältere Bäume, vorwiegend Eichen, zwischen den Hecken.
Knicks stehen unter besonderem Schutz und die Pflege unterliegt gewissen Auflagen. Denn sie sind nicht nur ein typisches Landschaftselement, sie erfüllen viele Funktionen. Sie schützen vor Wind, sind wichtiger Naturraum für Tiere und in Kombination mit Gräben sorgen Sie für die Entwässerung der landwirtschaftlich genutzten Felder.
Pflege vergeben
„Es wäre noch besser, wenn der Boden heute richtig gefroren wäre“, erklärt Lohnunternehmer Torsten Coltzau. „Dann könnten wir heute die Knicks auch von der Feldseite schneiden. So beschränken wir uns auf die Seite, die von der Straße aus erreichbar ist.“ Das Lohnunternehmen Coltzau aus Erfde bei Rendsburg ist spezialisiert auf die Knickpflege, denn schon seit über 20 Jahren liegt der Rückschnitt in der Hand des Familienunternehmens. Neben Betriebsleiter Torsten Coltzau und Sohn Ramon, ist auch der Bürgermeister Thomas Klömmer zum heutigen Termin gekommen. In der großen Maschinenhalle von LU Coltzau warten Schlepper und Anbaugeräte auf den nächsten Einsatz. „Im Winter setzen wir überwiegend drei unserer Schlepper ein – zwei für Arbeiten rund um die Gehölzpflege und einen für den Winterdienst. Es handelt sich meist um ältere Deutz-Modelle“, erklärt Betriebsleiter Coltzau.

Abstimmung nötig
Jede Gemeinde und Landwirt handhabt die Pflege der Knicks ein wenig anders. „Die Situation ist häufig nicht einfach“, erklärt Torsten Coltzau. „Die Eigentumsgrenze verläuft meist in der Mitte des Knicks, sodass die Feldseite dem Landwirt gehört und die Gemeinde für die Pflege von der Straßenseite verantwortlich ist. Der Eigentümer bestimmt selbst wie häufig geknickt wird, das heißt, wie oft die Bäume und Sträucher zurück geschnitten werden sollen.“
Bürgermeister Thomas Klömmer sagt: „Früher haben wir den Rückschnitt nur alle drei Jahre erledigen lassen. Mittlerweile sind wir aber dazu übergegangen, die 160 km jedes Jahr schneiden zu lassen. Das ist mehr Aufwand, aber so sieht es gepflegter aus und es fällt weniger Schnittgut an – verwerten könnten wir das Material ohnehin nicht. Dafür ist die Nachfrage nach Holz derzeit leider zu gering. Alle paar Jahre setzen wir die Knicks auf den Stock zurück, also lassen sie komplett herunterschneiden. Das dabei anfallende Holz können wir zum Teil verwerten bzw. verkaufen.“ Und Torsten Coltzau ergänzt: „Außerdem wird das Schnittbild bei der jährlichen Pflege sauberer. Wir schneiden nämlich nicht nur mit der Säge zurück, sondern mulchen das Material direkt im Anschluss. So ist kaum zu sehen, dass wir unterwegs waren.“
Dreijahresaufträge
Den Auftrag für die Pflege erhält das Lohnunternehmen von den Landwirten oder der Gemeinde. Dabei betreuen sie nicht nur Knicks in der eigenen Gemeinde, sondern fahren bis zu 100 km weit zu Kunden. Bürgermeister Klömmer erklärt, warum er einen Dienstleister beauftragt: „Unser Ort verfügt über einen kleinen Bauhof mit drei Mitarbeitern. Diese sind zu dieser Jahreszeit mit dem Winterdienst oder der Bankettpflege voll ausgelastet. Da kommt die Unterstützung durch ein ortsansässiges Unternehmen sehr gelegen, denn das Lohnunternehmen Coltzau betreut die Flächen bereits seit über 20 Jahren. Sie kennen die Wege und Problemstellen gut. Obwohl wir mit ca. 1.800 Einwohnern eine kleine Gemeinde sind, müssen über 160 km instand gehalten werden. Wir gehören zu den Gemeinden mit der größten Knick-Anzahl, da sie Ackerflächen einrahmen. Diese sind bei uns durchschnittlich nur 2,2 ha groß.“
Doch die Zusammenarbeit läuft nicht immer so reibungslos wie mit der Gemeinde Erfde. Lohnunternehmer Coltzau erklärt: „Es ist häufig schwierig alle Anforderungen in Einklang zu bringen. Wenig Geld wollen zunächst einmal alle ausgeben. Von der Feldseite können wir nur sägen, wenn der Boden tragfähig ist. Sobald es also friert, geht diese Arbeit vor. Da es im Moment zwar schneit, aber die Temperaturen über 0 °C liegen, bearbeiten wir nur die Knicks an Straßen und Wegen. Einer meiner Brüder, der auch im Unternehmen mithilft, kümmert sich übrigens um die Ausschreibungen. Meist werden die Aufträge für eine Laufzeit von drei Jahren ausgeschrieben, was uns ein wenig Planungssicherheit gibt. Wir versuchen immer realistisch zu kalkulieren, sodass es auch vorkommt, dass wir den Zuschlag nicht erhalten. Von Verschuldung halte ich wenig und möchte langsam, aber dafür gesund wachsen. Das spiegelt sich auch in unserem Maschinenpark wider – es muss nicht immer der neueste Schlepper sein, oder ein Häcksler nach dem anderen hinzukommen.“
Thomas Klömmer ergänzt: „Auch wir arbeiten mit Ausschreibungen. Als kleine Gemeinde ist das jedoch nicht immer einfach und vielleicht auch nicht immer sinnvoll. Arbeiten, die eine gewisse Auftragssumme unterschreiten sind glücklicherweise von dieser Regelung ausgenommen.“

Geteiltes Verfahren
Die Schlepper, die zur Gehölzpflege eingesetzt werden, hat das Unternehmen umgerüstet und mit einem Stahlkorb versehen, um zu verhindern, dass Äste bei der Arbeit die Kabine beschädigen. Seitlich neben dem Fahrzeug ist eine 2,50-m-Säge von Spearhead mit vier rotierenden Sägeblättern montiert. Die Sägeblätter sind eine Spezialanfertigung und können bis zu 20 cm dicke Äste problemlos durchtrennen. „Wir nutzen am liebsten den Heckanbau und schneiden damit neben der Maschine. Der Blick aus der Kabine und auf das Arbeitsfeld ist damit besser gegeben. Die Säge hat schon fast 20 Jahre auf dem Buckel, aber läuft tadellos. Ab und an testen wir auch neue Anbaugeräte, immer mit Blick darauf, ob sie robust genug für den harten Einsatz sind“, erklärt Tosten Coltzau. Für noch bessere Sicht hat das Unternehmen seitliche Scheibenwischer montiert.
Ramon Coltzau sagt: „Wir sind während der Pflege mit zwei Schleppern unterwegs. Sägen ist Chefsache und so fährt mein Vater vorweg. Unser Mitarbeiter oder ich fahren hinterher und übernehmen das Mulchen. Natürlich könnte man beide Arbeitsschritte auch kombinieren, aber dann arbeitet der Schlepper sehr seitenlastig und würde die Bankette stärker belasten. Wir müssen mit den Maschinen nur ein wenig auf der Bankette fahren und können über den Graben hinweg mähen. Bei Geräten mit zwei Anbauten ist die Reichweite häufig geringer.“
Gefahrenquelle Knick
Pro Jahr pflegt LU Coltzau bis zu 400 km und es kommen stetig neue Kunden hinzu. „Die Knicks müssen regelmäßig geschnitten werden. Passiert das nicht, kann es zu Problemen kommen. Die wild wachsenden Sträucher schränken die Sicht ein, gerade im Kreuzungsbereich. Für Fahrzeuge wird es schwieriger einander auszuweichen und spätestens wenn der Seitenspiegel umklappt, sollte geknickt werden. Hinzu kommt, dass ältere Bäume die Kraft zum Stockausschlag verlieren und so im schlimmsten Fall der Knick bei einem Rückschnitt nicht mehr richtig austreibt und vollständig verloren geht“, sagt er. Außerdem sei es in feuchten Jahren wichtig, dass der Durchfluss der Gräben funktioniere. Staunässe oder gar Überschwemmung können die Folge sein. Und er ergänzt: „Außerdem bildet sich auf feuchten Wegen schnell Moos, das die Fahrbahn rutschig werden lässt. Es gibt also eine Vielzahl von Gründen, die Pflege nicht zu vernachlässigen. Wir befinden uns an der Grenze zu einem anderen Landkreis, bei dem wir den Rückschnitt nicht übernehmen. Die Unterschiede sind deutlich erkennbar und selbst wenn wir die Pflege irgendwann übernehmen, wird es einige Zeit dauern, bis die Knicks wieder im guten Zustand sind.“
Über die Jahre wachsen nicht nur die Gehölze, sondern auch der Wall eines Knicks. Neben dem Rückschnitt übernimmt LU Coltzau daher auch das Ausbaggern der Gräben und kümmert sich um die Gewässerpflege: „Bei Kunden, die die Knickpflege vernachlässigen, aber bei denen ich Gräben ausbaggern soll, meckere ich auch mal. Wenn die Hecken so stark in den Weg hinein wachsen, dass ich mir die Hydraulik des Baggers beschädigen würde, stoppe ich. Das verstehen die Kunden.“
Abschließend hofft LU Coltzau, dass es demnächst strengen Frost gibt: „Wir sind hier oben ja Feuchtigkeit und nasse Böden gewohnt, aber in diesem Jahr war es besonders extrem. Wenn der Boden da nicht richtig durchfriert, können wir nicht auf die Äcker fahren, obwohl wir meist ohnehin mit Spezialbereifung für moorige Böden unterwegs sind. Solange setzen wir unsere Arbeit von den Straßenseite aus fort, denn die Saison hat gerade erst begonnen und bis Ende Februar werden wir noch unterwegs sein.“
Maren Vaupel, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Februar 2018 erschienen.