Juli 2006: LU Brüse erwartet Wachstum im Pflanzenschutz

"Ich gehe davon aus, dass aufgrund des Strukturwandels und der verschärften Auflagen im Pflanzenschutz für uns ein Wachstumspotential auf diesem Sektor vorhanden ist." Das sagt LU Bernhard Brüse. Vier Pflanzenschutzspritzen, sechs Mitarbeiter, circa 60 Kunden und viel Interesse an der Chemie und den Kulturen, sind die Basis.

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Lohnunternehmer Bernhard Brüse ist seit 15 Jahren Pflanzenschutzprofi.7000 Hektar spritzt er in der Saison, wobei er alleine auf 1300 Hektar die Herbizidbehandlung im Mais durchführt.

„Anfangs habe ich diese Dienstleistung eigentlich nur in unser Angebot aufgenommen, weil die örtliche Genossenschaft in Olfen mir ihre Spritze inklusive Kundschaft angeboten hat,“ berichtet Lohnunternehmer Brüse aus Olfen in Nordrhein-Westfalen. Inzwischen ist die Dienstleistung Pflanzenschutz mit einem Umsatzanteil von 20% zu einem wichtigen Standbein des Betriebes herangewachsen. „Ich gehe davon aus, dass aufgrund des Strukturwandels und der verschärften Auflagen im Pflanzenschutz für uns noch ein Wachstumspotential auf diesem Sektor vorhanden ist,“ schaut Brüse zuversichtlich in die Zukunft. „Wir besuchen die Schulungen der Landwirtschaftkammer, lesen die neusten Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich und arbeiten eng mit den Industrieberatern sowie der Agravis Raiffeisen zusammen,“ betont Brüse.

Abrechnung über den Handel Die Dienstleistung Pflanzenschutz läuft bei Brüse Hand in Hand mit drei örtlichen Genossenschaften, die zur Agravis gehören. „Diese Zusammenarbeit ist aus dem damaligen Spritzenkauf entstanden und funktioniert bis heute sehr gut,“ erklärt der Lohnunternehmer. So werden beispielsweise die Pflanzenschutzmittel zu 100% von der örtlichen Genossenschaft bzw. von der Agravis Raiffeisen bezogen. Das hat zum Vorteil, dass alle Mittel vorgehalten werden und es in der Saison zu keinen Lieferengpässen kommt. Schon Ende Januar legt Brüse zusammen mit einem Mitarbeiter von Agravis die grundsätzliche Pflanzenschutzstrategie für die kommende Saison fest. „Die Herbizidstrategien sind sehr einfach zu entscheiden, doch bei den Fungiziden legen wir bei der Gerste eine und beim Weizen zwei Standartbehandlungen fest.


Ein Unimog mit Inuma –Aufbauspritze ist für die Stickstoffausbringung mit GPS und Hydro N-Sensor ausgerüstet. Für einen Aufpreis von 5 Euro pro Hektar können die Landwirte diese Dienstleistung einkaufen.

In der Hoffnung, dass uns der Witterungs- und Krankheitsverlauf keinen Strich durch die Rechnung macht. Außerdem versuchen wir uns auf zwei Mittel zu beschränken. In diesem Jahr ist beispielsweise bei der Gerste die Entscheidung zugunsten von dem BASF-Fungizid Opera und dem Bayer Mittel Fandango gefallen,“ stellt der Pflanzenschutzexperte seine Überlegungen vor. Die Genossenschaft kann nach dem Gespräch ihre ungefähren Mittelmengen errechnen. Neben den Pflanzenschutzmitteln wird auch die gesamte Abrechnung für die Spritzarbeiten von der Genossenschaft übernommen. „Die Landwirte wenden sich direkt an mich oder an die örtliche Genossenschaft um die Spritzungen in Auftrag zu geben. Abgerechnet wird aber grundsätzlich über die Genossenschaft. Das hat für mich den Vorteil, dass ich keine Pflanzenschutzmittel vorhalten und abrechnen muss und außerdem bekomme ich meine Leistung direkt von der Genossenschaft bezahlt und habe somit keine Probleme mit ausstehenden Forderungen,“ fasst Brüse seine Strategie zusammen. Alle zwei Wochen schickt er die Auftragsaufzeichnungen an die Genossenschaft. Aufbauspritzen statt Selbstfahrer Zwei Inuma Aufbauspritzen sowie eine Dammann Aufbauspritze mit 24 - Meter Gestänge und einer Spurweite von 1,70mlaufen im Betrieb. „Vor sechs Jahren habe ich über den Kauf eines Selbstfahrers nachgedacht. Doch für unsere Betriebsstruktur sind die Aufbauspritzen von Vorteil, da wir im Sommer zwei Spritzen abbauen und die Unimogs zum Getreidefahren nutzen,“ weiß der Lohnunternehmer heute. Die Spritztechnik ist nicht bis zum letzten Hektar ausgelastet, doch das ist auch nicht das Bestreben des Lohnunternehmers. Dadurch, dass noch freie Kapazitäten vorhanden sind, lassen sich die Spritzen flexibel in den verschiedenen Kulturen einsetzen. Eine Spritze ist außerdem für die Stickstoffausbringung mit GPS und Hydro N-Sensor ausgerüstet. „Inzwischen wird diese Dienstleistung von den Landwirten gut angenommen, obwohl wir für den Mehraufwand einen Zuschlag von 5 Euro pro Hektar berechnen.“

Als lukrativ hat sich Brüses Schritt im Jahr 2000 zum Pflanzenschutz in Sonderkulturen erwiesen. 1000 Hektar Spargel spritzt er mit einem Hermeler Hochradschlepper mit einer speziellen Amazone Aufbauspritze. Außerdem übernimmt er den Pflanzenschutz für einige Erdbeerflächen. Der Maisanteil in der Fruchtfolge in der Region Olfen liegt bei circa 30 Prozent und nimmt somit einen hohen Stellenwert bei den Pflanzenschutzbehandlungen im Lohnunternehmen Brüse ein. Die Herbizidbehandlungen im Mais fallen allerdings in die Arbeitsspitze: Innerhalb kürzester Zeit müssen ungefähr 1300 Hektar behandelt werden. Parallel fallen Düngemaßnahmen mit AHL sowie Fungizidmaßnahmen im Getreide an. „Es ist für mich unmöglich jede Fläche vor der Behandlung zu begehen um dann individuelle Spritzmischungen zu fahren. Über die Jahre kenne ich die Problemflächen und habe eine gut wirksame Pflanzenschutzmischung zusammengestellt,“ erklärt Bernhard Brüse. Die Landwirte erwarten, dass mit einer Herbizidbehandlung die wichtigsten Unkräuter erfasst und die Fläche sauber ist. Auf schweren Böden mit einem geringen Maisanteil in der Fruchtfolge dominieren meist Getreideunkräuter wie Kamille, Vogelmiere, Klettenlabkraut und Ackerfuchsschwanz. Wärmeliebende Unkräuter wie Nachtschatten und Hirse laufen nach Brüses Erfahrungen auf einem solchen Standort meist in einer Welle auf und erreichen keine besonders hohe Besatzstärke.

Erfolg mit blattaktiven Herbiziden Eine einmalige Spritzung mit blattaktiven Maisherbiziden wirkt auf diesen Flächen erfolgreich lässt der Lohnunternehmer verlauten. Anders verhält es sich auf humosen Sand- und lehmigen Sandböden mit einem hohen Maisanteil in der Fruchtfolge. Auf solchen Flächen hat sich das Samenpotential von Hirse und Nachtschatten in der Vergangenheit angereichert. Das hat zur Folge, dass diese Verunkrautung bis zur vollständigen Bodenbeschattung durch den Mais bei jeder Bodendurchfeuchtung neu zu keimen beginnt. „Das Auflaufen der Unkräuter in mehreren Wellen stellt für mich als Lohnunternehmer ein großes Problem dar. Eine einzige Überfahrt mit blattaktiven Mittel verfehlt in diesem Fall seine Wirkung. Im 2-4 Blattstadium des Mais könnten bereits unmittelbar nach der Anwendung aus den nicht beschatteten Bereichen wieder Unkräuter auflaufen. Warte ich bis zum 6-8 Blattstadium des Mais, wird dieser oft schon durch einen massiven Unkrautdruck in Mitleidenschaften gezogen. Außerdem treffe ich die beschatten Unkräuter nicht mehr,“ fasst Bernhard Brüse die Problematik zusammen.


Der Einstieg in den Pflanzenschutz bei Sonderkulturen ist für Brüses ein Schritt nach vorn. 1000 Hektar Spargel spritzt der Lohnunternehmer mit einem Hermeler Hochradschlepper mit einer speziellen Amazone Aufbauspritze.


Auf 1300 Hektar wird die Herbizidbehandlung im Mais durchführt.

Er hält es daher für wichtig blatt- und bodenaktive Mittel zu kombinieren. Ausserdem lässt er die Unkräuter und Ungräser solange wachsen, bis sie weitestgehend aufgelaufen sind und eine Konkurrenz zum Mais darstellen. Erfahrungsgemäss befindet sich der Mais dann im 3-4 Blattstadium. „Bei geringem Unkrautdruck warten wir mit der Behandlung auch mal bis zum 5-6 Blattstadium des Mais. Dann wird eine Kombination aus Blatt- und Bodenherbiziden zusammengestellt, um die vorhandene Verunkrautung zu beseitigen und den Neuauflauf der Spätkeimer zu verhindern“ fügt der Pflanzenschutzexperte an. 1 Liter Spectrum + 2 Liter Stomp + 0,5 Liter Mikado + 0,8 Liter Motivell lassen seiner Erfahrung nach das Unkraut auf dem Maisacker verschwinden. „ Die Mischung kostet den Landwirt rund 80 Euro pro Hektar plus die Kosten für die reine Spritzarbeit, wobei diese je nach Schlaggröße noch einmal gestaffelt ist,“ berichtet Bernhard Brüse, „Die Mischung aus Blatt-und Bodenherbiziden kommt mir als Lohnunternehmer sehr entgegen. Sie ist zeitlich flexibel und relativ witterungsunabhängig in jeder Unkrautsituation einzusetzen. Außerdem ist auf die Wirkung gegen eine Spätverunkrautung Verlass, was mir zeit- und organisationsaufwendige Nachbehandlungen erspart.“ Weiter investierten Bernhard Brüse will auch in Zukunft erfolgreich Pflanzenschutz betreiben . Er plant den Neubau eines Pflanzenschutzlagers sowie eines Spritzenbefüllplatzes. Das Investitionsvolumen beträgt circa 50.000 Euro. Ausserdem investiert der Lohnunternehmer in abdriftmindernde Düsentechnik und will in Zukunft verstärkt mit Pflanzenschutzmittelgrossgebinden arbeiten. Eine elektrische Pumpe für das Ecomaticsystem liegt schon in der Werkstatt zum Einbau bereit.

Maren Jänsch