Juli 2011: Für LU Kühl ist Schlagkraft das A & O

8 Großpackenpressen sind ein Wort und für Lohnunternehmer Mattias Kühl kein Luxus: „Wir benötigen diese Anzahl, denn das Fenster in der Strohernte wird immer kleiner. Innerhalb von 8 Tagen ist alles gelaufen- also muss ich als Lohnunternehmer meine Kundschaft in dieser Zeit bedient haben“.

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„Wir können unseren Kunden jedes Ballenformat anbieten vom kleinen Maß 80 x 70 bis hin zu 120 x 70, ungeschnitten und geschnitten mit bis zu 49 Messern", erklärt Matthias Kühl bei der Begrüßung auf seinem Betrieb. Je nach Einsatzregion würde die Wahl des Ballenformates fallen. „Auf der Geest pressen wir eher die kleinen Formate und in der Marsch zu 90 % das 120er Maß. Wir haben eine sehr heterogene Kundschaft - vom Pferdebetrieb, über den Viehbetrieb bis hin zum Ackerbauern, der sein Stroh vermarktet."
Der Betrieb von LU Matthias Kühl liegt im Hamburger Randgebiet. Er nennt die Region auch Pferdeland: „Deshalb pressen wir viel Heu in Quaderballen für Pferdebetriebe." Der eigene landwirtschaftliche Betrieb umfasst 90 ha Acker-, 60 ha Grünland und Bullenmast. „Das Heu, das wir von unserem Grünland pressen, lagern wir ein und verkaufen es an Pferdehalter, die nicht genügend eigene Fläche zur Verfügung haben. In diesem Jahr haben wir allein im ersten Schnitt auf unserer Fläche 1300 Großballen gepresst. Wir wählen dafür die Maße 120 x 70 und 80 x 70 ohne Messer", erklärt Matthias Kühl und weiter: „Einige unserer Kunden, für die wir pressen, handhaben das genauso. Sie haben sich aus der Produktion zurückgezogen und lassen nun ihre Grünlandflächen durch uns ernten. Die Vermarktung der Heuballen übernehmen sie dann allerdings in Eigenregie." Auch das Stroh seiner Ackerflächen wird zu 120er Ballen gepresst (teilweise als Finecut Ballen mit 49 Messern) eingelagert und an Pferde- und Kuhbetriebe vermarktet.

Von 0 bis 12 Jahren
Die Bandbreite des Alters der Pressen reicht von nagelneu bis hin zu 12 Jahren. Entsprechend werden die Pressen eingesetzt. Die neuen Pressen verlassen immer als erstes den Hof. „Unsere beiden 12 Jahre alten Maschinen hingegen kommen nur noch zum Einsatz, wenn es heiß hergeht und wir möglichst viele Kunden gleichzeitig bedienen müssen. Mit diesen Pressen kommen wir deshalb auch nur noch auf eine Jahresleistung von maximal 3.000 Ballen", meint der Schleswig-Holsteiner. Für die Strohernte stehen in seiner Region nur 8 Tage zur Verfügung, deshalb sei in dieser Zeit jeder gut beraten, der möglichst viele Maschinen einsetzen kann. „Ausschließlich neue Technik rechnet sich bei der Auslastung, die wir haben, nicht. Unsere alten abgeschrieben Pressen finanzieren die neuen im Grunde mit."
Nach 14 bis 15 Jahren sieht LU Matthias Kühl die Nutzungsdauer seiner Pressen als beendet. Sie seien dann für seine Einsatzzwecke nicht mehr zuverlässig genug. Matthias Kühl ergänzt: „Für einige Pressen in meinem Bestand wird es zunehmend schwieriger Ersatzteile zu beschaffen. Das sind für mich die Kandidaten, die in den nächsten Jahren ausgetauscht werden." Zum Thema „Mehr Leistung aus einer Presse, dafür weniger Pressen im Betrieb" steht er folgendermaßen: „ In der kurzen Erntephase muss ich möglichst viele Kunden gleichzeitig bedienen. Das funktioniert nun mal nur, wenn ich viele Pressen gleichzeitig im Einsatz habe."
Die Ballenpreise sind gestaffelt danach, ob ohne, mit 25 Messern oder 49 Messern gepresst werden. Der Dieselverbrauch wird extra ausgewiesen. Der Trend gehe in Kühls Region hin zum Vielmessereinsatz. Der Lohnunternehmer erklärt dies folgendermaßen: „Die Kunden sehen, dass wir mehr Masse in einen Ballen pressen können. Da führt dazu, dass der logistische Aufwand vom Feld zum Hof geringer wird, weil insgesamt weniger Ballen transportiert werden müssen. Das senkt die Transportkosten." Für ihn sei dieser Trend allerdings nicht unbedingt von Vorteil, denn der Aufwand (Messer und Dieselverbrauch) steigt und die Leistung der Presse geht zurück:
„Ohne Messer schaffen wir unter guten Bedingungen einen Ballendurchsatz von 100 bis 140 Ballen pro Stunde bei 2,20 m Ballenlänge und verbrauchen ca. 0,4 l pro Ballen. Mit 49 Messern kommen wir auf maximal 70 Ballen pro Stunde bei 2 m Ballenlänge und verbrauchen bis zu 1 l Diesel pro Ballen. Ich muss also entsprechend mehr für die Finecut Ballen verlangen, sonst geht die Rechnung für mich nicht auf."
Beim Kauf einer Presse kommt es für LU Matthias Kühl in erster Linie auf den Service an: „Die Maschinen müssen in der Erntezeit zu 100 % laufen, schließlich haben wir in der Strohernte nur 8 volle Erntetage." Deshalb sei auch die Ersatzteilversorgung für Matthias Kühl kaufentscheidend: „Unser Pressenhersteller hat in 40 km Entfernung ein Zentrallager. Dort bekomme ich alle Teile, die ich benötige, wenn es mal ganz schnell gehen muss."

Schneller Service in der Saison unerlässlich
Sämtliche Pressen werden im Winter komplett in der eigenen Werkstatt durchgesehen und repariert. „Wir gehen bei diesen Arbeiten sehr gewissenhaft vor. Es kommt natürlich trotzdem vor, dass eine Presse in der Erntezeit kaputt geht. 2010 hatten wir leider einen kapitalen Schaden an einer älteren Presse, der sich auf die Schnelle nicht beheben ließ. In so einem Fall ist es wichtig, zügig Ersatz zu bekommen. Unser Händler konnte uns kurzfristig mit einer Mietmaschine aushelfen", lobt LU Kühl seinen Lieferanten.
Bei den Großpackenpressen sieht LU Matthias Kühl noch Optimierungsbedarf: „Wir können die Feuchte schon relativ genau bestimmen. Was wir jetzt noch benötigen, wäre eine Wiegeeinrichtung. Aus Feuchte und Gewicht ließe sich für den Fahrer die Presse einfacher einstellen. Ziel muss es sein, möglichst gleichmäßige Ballen zu produzieren. Wird das Stroh feuchter, muss der Fahrer gleichzeitig den Druck reduzieren. Dies ist für den Fahrer aber nicht immer einfach zu erkennen, gerade, wenn er noch nicht soviel mit der Großpackenpresse gearbeitet hat. Vielleicht ließe sich so etwas auch automatisieren. Das wäre eine feine Sache."

Björn Anders Lützen,
Redaktion Lohnunternehmen