Juni 2006: LU Wittwer muss wachsenden Betrieben Kapazität bieten
Älterer Beitrag
Dieser Beitrag ist bereits vor mehreren Jahren erschienen und enthält möglicherweise nicht optimal dargestellte oder veraltete Inhalte.
?Unsere Spezialität ist häckseln, transportieren und abladen und das schon seit 22 Jahren?. Wenn Lohnunternehmer Willi Wittwer von "wir" redet, dann meint er sich und seine drei Mitarbeiter. Er wirtschaftet im Osten der Schweiz, zwischen Frauenfeld und Kreuzlingen. Sein Unternehmen kann aber mehr als nur häckseln. Es ist breit aufgestellt und bietet Gülleausbringen, Gülletransport, Kompost-, Kalk und Stallmistausbringung, Grasmähen Rüben- und Schnitzeltransporte an. Aber seine Spezialität und sein Lieblingsjob in dieser Schweizer Milchviehregion ist häckseln, transportieren und abladen.
Warum abladen? Was ist daran Besonderes, werden deutsche Kollegen fragen. Fahrsilos werden zwar immer mehr, aber hier in der Schweiz gibt?s bei den Landwirten noch viele Hochsilos, auch die gasdichten Havestore-Silos, und die werden mit Gebläse beschickt. Deshalb spielt das Abladen und damit das Beschicken des Gebläses dort eine besondere Rolle. Das Gebläse muss die Menge wegpusten, die der Häcksler auf dem Grasland erntet. Willi Wittwer verfügt daher über drei leistungsstarker, mobiler Gebläse mit aufgebautem Dieselmotor und bietet sie seinen Kunden an.
Kunden stellen Ansprüche ?Als ich damals als Lohnunternehmer anfing und meinen ersten Häcksler für fast 100.000 Franken kaufte, war mein Vater davon überhaupt nicht begeistert?, schildert Willi Wittwer heute.
LU Willi Witwers Fuhrpark
Mähen bietet Willi Wittwer auch an mit Frontheck-Kombi (Front = PZ, Heck = Pöttinger). Insgesamt mäht er jährlich rund 200 ha. Die Mäharbeit sei aber meist eine Arbeit der Landwirte und für ihn derzeit noch kein lohnendes Geschäft.
?Für mich war das sehr viel Geld und mein Vater hat mir keine Bürgschaft gegeben. Trotzdem habe ich es gemacht?. Er war im ganzen Kanton Thurgau einer der Ersten, der sich als Lohnunternehmer selbstständig gemacht hatte. ?Heute ist der Lohnunternehmer hier eine feste Größe und aus vielen Arbeiten nicht mehr wegzudenken?, schildert er nicht ohne Stolz. Seine Kunden sind meist Milchviehbetriebe mit 20 bis 60 Kühen. Der Strukturwandel hier in der Ostschweiz geht auch Richtung größere Kuhbestände.
Gerade für diese wachsenden und größeren Betriebe ist Willi Wittwer der schlagkräftige Partner, weil er als einziger Lohnunternehmer in der Region den Einsatz von zwei Häckslern gleichzeitig bieten kann. Er arbeitet heute mit dem Jaguar 880 und 860. Die jährliche Stundenleistung eines jeden Häckslers beziffert er mit rund 450 Stunden. Der Ladewagen spielt hier keine Rolle. Ich brauche hohe Leistungen, wenn ich am Nachmittag 20 ha ernten soll, und das klappt mit dem Häcksler besser?. Wer Partner von größeren, wachsenden Betrieben sein wolle, müsse Schlagkraft und Kapazitäten bieten. Er bietet zu den Häckslern sechs Abfahrwagen an, die auch von der Kundschaft gern genutzt werden. Aber es kommt nicht selten vor, dass sich die Landwirte zur Abfuhr in Fahrsilo zusammentun und dann mit kleinen, eigenen Fahrzeugen mit wenig Fassungsvermögen zwischen Silo und Feld pendeln. Das frisst natürlich Zeit, aber die Grasernte rechnet er nach Stunden ab.
Also ist Warten nicht umsonst und seine Kunden werden nach und nach motiviert die Abfahrwagen von LU Wittwer zu nutzen. Bei der Maisernte ist das schon meist der Fall und deshalb rechnet er dort auch nach Hektar ab. (Aktueller Stundenpreis beim Gras: Häcksler und Fahrer je nach Fläche bis zu Fr. 420.- / h. und Hektarpreis beim Mais franko Hochsilo bis zu Fr. 1000.- / Ha.) Maishäckseln erfolgt bei Willi Wittwer sechs- und achtreihig. Zum abfahren bietet er zwischen 18 bis 33 m³ Dosierhäckselwagen an und zwei Claas Muldenkipper. Maisballen und Silowursten Maisballen sind in der Schweiz nicht ungewöhnlich. Jedenfalls trifft man dort etliche Dienstleister, die oft mit Eigenkonstruktionen Maissilage in Ballen pressen und wickeln. Willi Wittwer nutzt für die Silowurst und Maisballensilage die Pressen und Mitarbeiter von Kollegen. Je nach Kundenwunsch kann er zusammen mit den Kollegen Rundballensilage anbieten mit dem LT-Master plus Göweil Wickler oder aber den Mais in Quaderballen pressen mit der ungebauten Fiat-Hesston. Beschickt wird diese Presse seitlich mit dem Dosierwagen. Die Leistung beträgt ca. 50 Ballen pro Stunde. Solch ein Ballen wiegt rund 900 kg. ?In rund 90 Minuten ist ein Hektar Mais gepresst und gewickelt?, schildert Willi Wittwer.
Auch ein gewohntes Bild in der Grasernte. Nicht jeder will die ganze Kette. Landwirte im Dorf erledigen die Abfuhr gemeinsam mit kleinen, eigenen Fahrzeugen. Das Gras wird unter Dach einsiliert. Das frisst Zeit, aber die Grasernte rechnet Willi Wittwer nach Stunden ab.
Güllegeschäft entwickelt sich Gülleausbringen läuft bei ihm auf verschiedene Weise. Insgesamt bringt er pro Jahr rund 15000 m³ Gülle aus. Gut 2/3 mit Fässern um die 8 bis 10m³, entweder mit 12 m breiten Schleppschlauchverteiler im Heck oder mit angebautem 4 m Grubber. Beim Eingrubbern der Gülle oder Klärschlamm wird oft auch Gründüngung gleichzeitig mit der Gülle über den Grubber ausgebracht. Der Gülletransport erfolgt bei weiterer Entfernung mit zwei 20 m³ Transport-Fässern.
Das andere Drittel der Gülle wird über die Verschlauchung ausgebracht. Seine Trommel fasst 400 m Schlauchlänge. Diese Gülleverschlauchung wird nicht nur bei hofnahen Flächen angewendet, sondern er transportiert die Gülle mit seinem 20m³ Transportfässern zum Feld und dort wird die Gülle vom Tankfahrzeug in die Verschlauchung gepumpt. Die Kosten der Verschlauchung werden meist aufgeteilt. Die Transportkosten übernimmt der Gülleproduzent und das Ausbringen geht zu Lasten vom Gülleabnehmer. Die Ausbringung per Schlauch ist natürlich teurer als die Ausbringung per Fass, aber das Argument der Bodenschonung sei für den Kunden ausschlaggebend und entscheidend. Er bringt mit der Verschlauchung rund 30 m³/ha aus, mit dieser Menge gebe es keine Probleme mit wegfließender Gülle bei Hanglagen.
Abgerechnet wird nach Kubikmeter und Stunde und zwar kostet die Ausbringung bei der Verschlauchung und Schleppschlauchverteiler ab Tankwagen rund 4.50 SF/m³. Bei Ausbringung mit Eingrubbern ab Tankwagen 150 SF/ha. Beim Eingrubbern der Gülle fährt er rund 6 km/h und erreicht eine Leistung von 1 ha / Stunde. Abgerechnet wird nach m³ und Stunde. Die Leistung beziffert LU Wittwer mit ca. 3 Stunden für eine 5 ha Parzelle. Allerdings sei eine 5 ha Parzelle schon reichlich groß und keineswegs Standard. Mist-Kalk und Kompoststreuen ist für ihn noch eine Nische, aber über die Gülle kommen die Kunden auch mit Aufträgen von Mist- Kalk und Kompoststreuen.
Weitere Dienstleistungen wie Pressen, Bodenbearbeitung und Aussaat bietet er nicht an. ?Der Kollege Stillhard wirtschaftet fast in der Nachbarschaft und bietet ausschließlich Aussaat und Pressen an,? schildert Willi Wittwer. ?Wir Beiden zusammen bieten quasi ein Vollprogramm, empfehlen uns gegenseitig und arbeiten schon sehr eng miteinander?.
Hans-Günter Dörpmund
Willi Wittwer arbeitet mit zwei Häckslern. Er ist einer der schlagkräftigsten Lohnunternehmer im Kanton und reagiert damit auf die Forderung der wachsenden Milchviehbetriebe größere Flächen in 24 Stunden in den Fahrsilo oder ins Hochsilo zu bekommen. Ferner bietet er sechs Abfahrfahrzeuge an.