Mai 2010: LU Rutz entwickelt Reibboden für GPS-Ernte

Vor vier Jahren hat Georg Rutz aus dem bayerischen Großhelfendorf einen Reibeboden für seinen Claas Häcksler entwickelt und setzt ihn seitdem bei der Mais-, Ganzpflanzensilage und Lieschkolbenschroternte ein. Auch Kollegen in Deutschland hätten bereits in diese Neuheit investiert, erzählt er. Die Redaktion hat sich den Betrieb und den Reibboden angesehen.

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LU Georg Rutz nennt folgende Argumente für seinen Reibboden: „Er schließt das Pflanzenmaterial bestens auf und kann - passend zum Erntegut - mit relativ geringem Aufwand ausgewechselt werden." Der neue Reibeboden, ein Boden mit aufgeschweißten „Würfeln", sei je nach Flächenleistung zwei bis vier Jahre haltbar. Es gibt ihn in verschiedenen Ausführungen: den „aggressiven" für Ganzpflanzensilage und Lieschkolbenschrot und den „kurzen" mit weniger Reihen zum Maishäckseln für Biogasanlagen. Ein großer Pluspunkt sei - laut Rutz - dass zu seinem Auswechseln nicht der komplette Häckslerboden ausgebaut werden müsse, sondern dieser von unten her durch Lösen von ein paar Schrauben ausgetauscht werden könne. „Das ist sehr hilfreich. Ich denke da beispielsweise an Aufträge für Biogasanlagen, wo erst Grassilage mit dem glatten und anschließend Ganzpflanzensilage mit dem Reibeboden geerntet wird", betont er.
Sein Werkstattmeister hat ihm bei der Umsetzung seiner Idee tatkräftig geholfen. Georg Rutz besitzt dafür einen Gebrauchsmusterschutz. „Ich möchte meine Entwicklung nicht mehr missen", betont er und freut sich, dass in der Lohnunternehmerbranche dafür durchaus Interesse besteht und seine Neuerung bereits in einigen Betrieben Einzug gehalten hat.
Wie kam er auf diese Idee? 1996 häckselte er zum ersten Mal Ganzpflanzensilage mit der herkömmlichen Technik. Damals war er mit der Qualität für Biogasanlagen nicht einverstanden und beschloss irgendetwas zu ändern. Einige Erntesaisonen lang probierte herum - mit dem Ziel, das Material besser aufzureiben. Bis ihm schließlich 2005 die passende Idee kam: der von ihm entwickelte „Igelboden" war die Lösung und funktionierte so, wie er es haben wollte.

Häckseln ja, abfahren nein

Das Lohnunternehmen Georg Rutz ist bereits seit 1960 ein gewerblicher Betrieb. Sein Vater hat sich damals auf die Suche nach einem zweiten Standbein gemacht, einen Mähdrescher gekauft und seine ersten Kunden gewonnen. Die Idee war erfolgreich und so kamen immer mehr Kunden und Flächen hinzu. Auch das Aufgabenspektrum wurde durch Ackerbestellung, sprich Bodenbearbeitung und Aussaat, erweitert. Ab 1978 übernahm der Sohn, ein gelernter Landwirt und Landmaschinenmechaniker, das Management des Betriebes.
Nach der Übernahme des elterlichen Unternehmens 1985 stieg der Lohnunternehmer letzendlich voll in das Geschäft ein und kaufte den ersten Selbstfahrer-Feldhäcksler.
Heute bildet das Häckseln den Auftragsschwerpunkt. Dafür stehen neun 840er bis 940er Claas Selbstfahrer zur Verfügung. Eine weitere bedeutende Sparte sind die Getreideernte mit sechs Claas Mähdrescher mit einer Arbeitsbreite von 4,50 bis 6,60 m und zwei Dreschern von Deutz Fahr. Die Maisernte wird mit drei Claas Lexion durchgeführt. Hinzu kommt Bodenbearbeitung und Maissaat (ca. 1200 ha), Pflanzenschutz (ca.900 ha) sowie Pferdemistausbringung für etwa 600 Pferde. Auf etwa 400 ha führt er für landwirtschaftliche Kunden die komplette Ackerarbeiten durch.

In Tirol und Bayern unterwegs

Zu den Kunden von Rutz zählen 14 Biogasanlagen von 50 bis 330 KW und zahlreiche Milchviehbetriebe, die vor allem Gras- und Maissilage ernten lassen. So kommen beim ersten Grasschnitt rund 4000 ha zusammen. Aber er übernimmt in aller Regel nicht die Abfuhr, da auf der Strasse - wie er meint - nichts zu verdienen sei. Sein Kundenkreis erstreckt sich bis zu einem Umkreis von 40 km, wobei das Kerngebiet bis 20 km geht. Wenn es sich rentiert, übernimmt er aber auch Aufträge in größerer Entfernung,. So fährt er beispielsweise zur Grassilageernte ins 95 km entfernte, österreichische Tirol. „Dort in Österreich bleiben meine Maschinen rund eine Woche, bis sämtliche Aufträge erledigt sind", schildert er die Aktion. Dieses willkommene Zusatzgeschäft lässt sich sehr gut vereinbaren, da bei den Nachbarn die Ernte rund 14 Tage später beginnt.
Georg Rutz hat fünf fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt, darunter einen Meister und seinen 20-jährigen Neffen Johann, der derzeit eine Lehre zum Landmaschinenmechaniker absolviert und später der Betriebsnachfolger werden soll. Bei Bedarf sind zudem bis zu 20 Aushilfskräfte im Einsatz.

Zwei Mann in der Werkstatt

Seitdem Rutz über den Häcksler-Reibeboden verfügt, nimmt er auch Aufträge für Lieschkolbenschrot an. Pro Saison kommen etwa 80 ha zusammen. Außerdem hat er letztes Jahr in eine transportable Maismühle mit 10 m³ Vorratsbunker investiert, die er nach seinen Vorstellungen bauen ließ. „Das ist eine Nische, die nicht jeder Lohnunternehmer anbietet", begründet er seinen Schritt. Er mahlt damit vor Ort auf dem Feld Körnermais und erntereifes Getreide.
Ein weiterer Betriebszweig ist der Werkstattbetrieb, in dem zwei Angestellte tätig sind. „Wir haben uns auf Reparaturarbeiten spezialisiert, wie zum Beispiel von Motorabtriebsgetriebe, die nicht jeder bewältigt", so Rutz, der informiert, dass einige Lohnunternehmer-Kollegen dieses Angebot gerne annehmen.
In seinem Fuhrpark stehen drei Schlepper (Deutz und Fendt mit 150 bis 230 PS) zur Verfügung. Jeder von ihnen ist rund 1100 Stunden pro Jahr in Betrieb.
Helga Gebendorfer