November 2013: LU Högl
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Das Lohnunternehmen Ferdinand Högl im bayerischen Landersdorf bei Gammelsdorf, Landkreis Freising, war 1988 Pionier in Sachen Sojabohnendrusch und ist damit heute noch im Geschäft. Damals bestand eine Zusammenarbeit mit der TU München-Weihenstephan und der Firma Claas zur Entwicklung eines Sojabohnenschneidwerks. „Wir haben es im praktischen Einsatz getestet und Ideen für die Praxis weiter gegeben", erzählt Ferdinand Högl. Nach dem ersten Schneidwerk folgte 1990 das zweite. Während zur damaligen Zeit der Einsatzschwerpunkt im Rottal war, verlagerte er sich inzwischen in den Mühldorfer und seit zwei Jahren auch in den Dachauer Raum.
Soja: Kein Vergleich mit Getreidedrusch
Während im Jahre 2009 insgesamt 200 ha Sojabohnen gedroschen wurden, verdoppelte sich in 2010 die Fläche. Das klappte gerade noch mit zwei Soja-Schneidwerken. „Meines Wissens sind wir die Einzigen in Bayern, die sich dem Sojabohnendrusch mit Spezialschneidwerken verschrieben haben", erzählt Ferdinand Högl. Im Moment ist in der Tat ein deutlicher Trend für die Sojabohne zu spüren. „Viele Betriebe stellen damit ihre Fruchtfolge um. Die Milchviehbetriebe möchten unabhängig sein und bauen ihr Soja selbst an", erklärt Högl und weist darauf hin, dass mit der Toastanlage in 60 km entfernten Aschau die Voraussetzung dafür gegeben ist. Aber auch aufgrund der Züchtung wurde der Sojabohnenanbau für die heimische Region zunehmend interessant.
Die Erntezeit erstreckt sich von Anfang September bis Mitte Oktober. Allerdings ist die Situation nach Auskunft von LU Högl überhaupt nicht mit dem Getreidedrusch zu vergleichen. „Ein optimales Arbeiten ist nur bei vollständig trockenem Erntegut möglich", beschreibt er die Voraussetzungen. Das bedeutet, dass das Dreschen nur bei Sonnenschein möglich ist, nicht vor Mittag beginnt und mit dem Sonnenuntergang beendet ist. „Wir müssen also je nach Witterung abrufbereit sein", so der 61-jährige, der berichtet, dass zwei Mähdrescher mit den Sojabohnenschneidwerken, die sich auch für Erbsen eignen, im Einsatz sind. Sie sind zum einen im Eigenbetrieb stationiert und zum anderen im Zentrum des Anbaugebiets, auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Matthias Stadlhuber in Thann. Der Lohunternehmer freut sich über die zunehmende Beliebtheit der Sojabohne. „Dadurch verlängern sich für uns die Erntezeiten, was eine bessere Auslastung der Maschinen zur Folge hat", zieht er Bilanz.
Umsatz: 60% machen die Drescher
Das Lohnunternehmen von Mariele und Ferdinand Högl hat sich aus der Landwirtschaft heraus entwickelt. Bereits 1968 begann der Landwirt mit den ersten überbetrieblichen Dienstleistungen. Mit zwei Mähdreschern und zwei Maissägeräten meldete er 1976 das Gewerbe an. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein stattlicher Betrieb. Da die Hofstelle in Landersdorf mit den Jahren zu beengt war, entschloss sich die Familie, nach und nach sämtliche Gebäude einschließlich Wohnhaus abzureißen und einen völlig neuen Betrieb aufzubauen. 2009 wurde das Projekt schließlich abgeschlossen. Die gesamte Betriebsfläche umfasst nun 1,7 ha mit Unterstellhallen, zwei Werkstätten, Ersatzteillager und Büro.
Seit 2009 läuft das Unternehmen als GbR mit den beiden Geschäftsführern Ferdinand Högl und Sohn Reinhard Högl, Landmaschinenmechaniker-Meister und staatlich geprüfter Wirtschafter für Landbau.
Neben ihrem Berieb in Landersdorf unterstützen die Högls seit 1992 auch einen Betrieb im sächsischen Zwickau, eine ehemalige LPG mit 1700 ha. Dort werden mit drei Mähdreschern mit je 9 m Arbeitsbreite insgesamt rund 1400 ha gedroschen - Getreide, Mais, Raps sowie ca. 600 ha Grassamen und Klee für die Vermehrung.
Das Hauptgeschäft macht die Familie mit dem Dreschen sämtlicher Ackerfrüchte sowie dem Gras- und Mais-Häckseln und dem Säen von Mais, Sonnenblumen und Ackerbohnen, wobei die Drescharbeiten mit rund 60 Prozent den größten Teil des Umsatzes ausmachen. Im Einsatz sind insgesamt 26 Mähdrescher mit sechs bis neun Meter Arbeitsbreite, zwei achtreihige Häcksler und vier Maissägeräte (vier- bis achtreihig). Pro Saison bringen die Hälfte der MD 550 Motorstunden zusammen. Ein immer bedeutender werdendes Standbein ist die Werkstatt, das Reich von Reinhard Högl. Hier werden die Reparaturen von eigenen Erntemaschinen und die von Kunden durchgeführt. „Alles in allem reparieren wir pro Jahr etwa 50 Mähdrescher", verrät der 31-jährige, der auch ein rund 800 m2 großes Ersatzteillager betreibt.
Daneben zählt zum Dienstleistungsangebot die CCM-Herstellung für Schweine- und Bullenmastbetriebe mit zwei Maismühlen mit einer Leistung von je 50 Tonnen pro Stunde. Zum Teil kauft der Lohnunternehmer auch Mais zu, stellt auf seinem Betrieb CCM her und liefert es an Milchviehbetriebe im Alpenraum. Schließlich dienen zwei 15 Tonnen-Lader mit 3 m³ Fassungsvermögen neben dem Festwalzen von Silage für Erdarbeiten. Hauptauftraggeber ist hier eine Firma in 2 km Entfernung, für die Kies abgebaut und Gelände verfüllt wird.
Zukunft: Mähdrusch halten - Werkstatt ausbauen
Neben den Familienmitgliedern bekommen die Högls Unterstützung von bis zu 30 Aushilfskräften. Außerdem sind drei Landmaschinen-Mechaniker fest angestellt sowie ein Lehrling zur Fachkraft für Agrarservice. Die Arbeiten sind klar verteilt: Mariele Högl erledigt die Büroarbeiten und Einteilung der Maschinen, Reinhard Högl leitet die Werkstatt, unterstützt aber auch seinen Vater, der vor Ort auf dem Feld für die optimale Einstellung der Maschinen sorgt. Zu 90 Prozent sind die Kunden der Familie Ackerbaubetriebe im Umkreis von 80 km. In den letzten Jahren konnte das Lohnunternehmen verschiedene Entwicklungen verzeichnen:
Das Häckseln und der Lohndrusch nehmen insgesamt jedes Jahr zu, allerdings reduziert sich dabei der Drusch von Ackerbohnen und Erbsen, wobei der Sonneblumendrusch fast ganz verschwunden ist. „Dagegen sind die Sojabohnen im Kommen", betonen Vater und Sohn. 90% der Landwirte sind Stammkunden.
Eine Besonderheit des Betriebes ist die Abrechnung direkt vor Ort bei den Kunden. „Nur einem knappen Drittel wird die Rechnung auf dem Postweg zugeschickt", ergänzt der Seniorchef.
Die Högls blicken optimistisch in die Zukunft. „Trotz Spezialisierung sind wir vielseitig aufgestellt und haben uns mit der Werkstatt ein bedeutendes Standbein geschaffen", erklären die Betriebsleiter, die den Stand des Mähdrescher-Geschäftes halten sowie die Werkstatt-Aufträge genauso wie die Häckselarbeiten aufgrund der zunehmenden Biogasanlagen ausbauen wollen.
Geschrieben von Helga Gebendorfer
Erschienen in der Januar-Ausgabe 2011