November 2014: LU Bröcker

Das Lohnunternehmen Bröcker setzt auf eine Palandt Bunkermaus zum Überladen von Mais ein. Wo die Vorteile dieser Technik liegen und warum das Lohnunternehmen in der ersten Saison „Lehrgeld“ zahlen musste, hat die Redaktion LOHNUNTERNEHMEN bei einem Vorort-Termin erfahren.

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Auf der Fläche häckselt ein Claas Jaguar 960 mit 10-reihigem Maisgebiss. Drei 45 m³-Trailer fahren die Maissilage zur Überlademaus.

Den Ausschlag für die Investition in die Überlademaus gab ein Biogas-Kunde. „Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir gerne auf die Überladung verzichtet“, blickt Andreas Heike zurück und ergänzt: „Man muss sich aber auch in die Lage der Anlagenbetreiber versetzen. Die Akzeptanz in der Bevölkerung hinsichtlich der Biogasproduktion mit NaWaRos ist in den letzten Jahren extrem gesunken und der Maistransport mit Traktor-Silotrailer-Gespannen vom Feld zur Anlage ist einer der Knackpunkte dabei gewesen. Dadurch, dass nun Lkw diese Aufgabe übernehmen, sind die Beschwerden deutlich zurückgegangen. Lkw sind in der Bevölkerung akzeptiert. Das 50 km/h Schleppergespann in geschlossenen Ortschaften hingegen nicht, selbst wenn es nur 35 km/h fährt.“ Das Überladen hätte überdies gerade in nassen Jahren den Vorteil, dass die Straßen deutlich weniger verschmutzt werden.

Die Hof-/Biogasanlagenentfernung beträgt bei dieser Fläche ca. 22 km. Auf diese Entfernung kommen 11 Lkw zum Einsatz.

Drei Silotrailer im Feld
Die Biogasanlage bestellt in der Regel die Lkw und rechnet direkt mit den Speditionen ab. „Das kann ein Nachteil, aber auch ein Vorteil sein. In dem Moment, in dem wir als Lohnunternehmer die gesamte Ernte plus den Transport in die Hände nehmen, würden die Anlagenbetreiber mit uns Festpreise aushandeln wollen. Darauf wollen wir uns allerdings ungern einlassen“, so Andreas Heike und weiter: „Die Lkw fahren im Zweischicht-Betrieb. Das heißt, die Fahrer müssen eine dreiviertel Stunde Pause zwischendurch einlegen. Das ist nicht sonderlich tragisch, denn beim Wechsel der Flächen, gibt es zwischendurch immer mal eine halbe Stunde Pause für die Fahrer. Dann bleiben die Fahrer eben mal eine viertel Stunde länger stehen.“
Das Lohnunternehmen Bröcker besitzt lediglich einen Lkw, der zum Transport vom Feld zur Biogasanlage eingesetzt wird. „Wir rechnen den Häcksler, die Fahrzeuge die auf dem Feld fahren und die Maus nach Hektar ab. Die Lkw fahren im Stundenlohn für die Biogasanlage“, erklärt Andreas Heike. Die Koordination der Lkw-Kette liegt - je nach Kunde - entweder beim Kunden selbst oder aber das Lohnunternehmen Bröcker kümmert sich darum, dass die Fahrzeuge zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind.
Auf dem Feld sind immer drei Abfahrer jeweils mit 45 m³-Silotrailer unterwegs. „Die Entfernung zum Feldrand und zur Bunkermaus ist in der Regel kurz, so dass eigentlich zwei Abfahrgespanne auf dem Feld ausreichen würden. Das Problem ist jedoch, dass wir immer direkt überladen müssen und wenn kein Lkw bereit steht, muss der Häcksler warten. Deshalb setzen wir ein drittes Fahrzeug als Puffer ein“, erklärt der Lohnunternehmer.
 

Saubere Sache: Beim Überladen mit der Bunkermaus bleibt kaum Häckselgut auf der Fläche zurück.

Lehrgeld in der ersten Saison
Wenn Andreas Heike auf die erste Saison zurückschaut, so weint er dieser keine Träne nach: „Das erste Jahr war gewöhnungsbedürftig. Ganz am Anfang gab es kleinere technische Schwierigkeiten. Diese waren schnell abgestellt. Problematisch war die Neuorganisation der Abläufe. Wo baut man am besten die Maus auf? Wie bekommt man rechtzeitig die Lkw an die Überladestelle? Wo können die Lkw fahren – wo nicht? Wir haben in den ersten Wochen ordentlich Lehrgeld gezahlt und wir waren weit entfernt, die geplante Leistung mit der Maus zu erreichen.“
Das Fazit für das zweite Jahr mit der Maus fällt deutlich positiver aus. „Wir setzen die Maus in der Regel nur noch auf Flächen ein, auf denen wir im Frühjahr auch den Mais gelegt haben“, so Andreas Heike. Dabei werden sämtliche Feldgrenzen über GPS aufgezeichnet. Somit kann schon weit im Voraus am PC geplant werden, wo die optimale Position für die Überlademaus während der Ernte ist. „Im Moment drucken wir vor der Ernte noch Übersichtspläne für den Fahrer der Bunkermaus aus. Damit geben wir ihm eine Endscheidungshilfe. Das vereinfacht die Sache schon erheblich, da der Fahrer vorher weiß, wo er sein Fahrzeug positionieren soll“, ist Andreas Heike überzeugt und weiter: „Wir haben während der Ernte ab und zu vor Ort festgestellt, dass es besser Überladeplätze gibt, als wir die, die wir am PC festgelegt haben. Diese Informationen sammeln wir und passen unsere Organisation für das nächste Jahr an.“
 

Andreas Heike ist einer der drei Gesellschafter der Bröcker GmbH.

Erst den Überladeplatz freihäckseln
Wenn der Häcksler zum Feld kommt, so muss zuerst immer die spätere Überladefläche für die Bunkermaus freigehäckselt werden. „Diese Prozedur muss sitzen. Wir haben drei Silotrailer, die wir voll häckseln können. Danach muss der Platz für die Bunkermaus frei sein. Wir können ja zwischendurch nicht einmal mit unseren Silotrailer-Gespannen zum Abladen zum Silo fahren. Die Entfernungen zwischen Feld und Biogasanlage reichen bis 40 km“, so Andreas Heike. Das Freihäckseln des Verladeplatzes bremst das Anhäckseln der Fläche etwas aus. „Normalerweise würde man viermal um die Fläche häckseln. Das funktioniert bei unserem Verfahren nicht“, ergänzt er.
Die Maus verrichtet eine saubere Arbeit. Das Häckselgut wird direkt aus dem Trailer in die Aufnahme der Überlademaus geladen. Das Häckselgut kommt zu keinem Zeitpunkt mit dem Boden in Kontakt. In der Kabine der Überlademaus ist eine Funkkamera installiert. Diese ist auf die Aufnahme der Maus ausgerichtet. Jedes Transportgespann, das auf dem Acker fährt, verfügt über einen Monitor, auf dem das Bild von der Kamera der Verlademaus via Funk übertragen wird. Der Fahrer des Abfahrgespanns kann also aus Sicht des Fahrers der Verlademaus sehen, wie er an die Maus heranfährt. Außerdem kann er die Abladegeschwindigkeit seines Häckselwagens an die Aufnahmegeschwindigkeit der Verlademaus anpassen. Das Ergebnis: Es bleibt kaum Häckselgut auf dem Feld liegen. Lediglich unter der Maschine fällt beim Verladen etwas herunter. Ist die Ernte auf einer Fläche abgeschlossen, fährt die Maus 15 m zurück. Ein Schlepper in der Erntekette ist mit einem Frontlader ausgestattet. „Dieser nimmt die auf dem Feld verbliebenen Reste soweit auf, dass die anschließende Bodenbearbeitung ohne Probleme erfolgen kann, und kippt sie in die Bunkermaus“, beschreibt Andreas Heike den Ablauf.
 

Patrick Gehrke ist Fahrer der Bunkermaus. Er hat Landwirtschaft gelernt und fährt die Maus nun in der zweiten Saison. Er hat die Verantwortung dafür, dass die Lkw zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind.

Häcksler- und Mausleistung abstimmen
Gehäckselt wird mit einem Claas Jaguar 960. Dieser bietet unter optimalen Bedingungen laut Andreas Heike eine Leistung von 180 bis 200 t Frischmasse pro Stunde: „Damit passt er optimal zur Leistung der Verlademaus. Wenn immer rechtzeitig ein Lkw zur Verfügung steht, können wir damit 200 bis 210 t pro Stunde verladen.“ Pro Tag kommt die Kolonne auf eine Leistung von 1.700 bis 2.500 t. Gearbeitet wird in zwei Schichten. Morgens wird um 5:30 Uhr gestartet. Gegen 13 Uhr kommt die Spätschicht. Diese arbeitet dann bis 21:30 Uhr. „Um 22 Uhr ist Annahmestopp in den Biogasanlagen. Dann ist Feierabend“, erklärt Andreas Heike.
Trotz der Vorteile, die die Überlademaus bietet, gibt Andreas Heike zu bedenken: „Der Häcksler ist bei diesem System auf Gedeih und Verderb auf eine funktionierende Lkw-Kette angewiesen. Wenn diese abreißt, dann steht der Häcksler, sobald die drei Silotrailer auf dem Acker voll sind. Das ist maximal ein Puffer von einem Hektar bzw. 15 min. Bei einem absätzigen Verfahren hingegen, kann der Häcksler immer fahren.“
Natürlich haben sich die Gesellschafter des Lohnunternehmens unterschiedliche Überladeverfahren angesehen. Letztendlich sind sie aber an der Überlademaus „hängengeblieben“. „Wir wollten eine technische Lösung, mit der man Hindernisse, wie zum Beispiel Gräben oder Gebüsche überwinden kann. Das geht mit einem einfachen Förderband nur eingeschränkt. Außerdem ist die Förderband-Lösung meiner Meinung nach nicht mobil genug. Der Auf- und Abbau ist im Vergleich zur Bunkermaus zeitaufwendiger. Wenn der Verladeplatz unter nassen Verhältnissen zerfahren ist, setzt man die Verlademaus einfach 50 m weiter. Das kann man mit dem Förderband auch machen, aber das dauert“, meint Andreas Heike. Mit der Verlademaus kann eine Strecke von 13,5 m von der Mitte der Maschine überwunden werden.
 

„Die Maus verbraucht pro Stunde 8 bis 10 l Diesel. Entsprechend selten müssen wir den 1.500 l Tank des Fahrzeugs befüllen“, schmunzelt Andreas Heike.

Der Fahrer der Maus lenkt die Lkw-Kette
Die Hauptaufgabe des Fahrers der Rübenmaus besteht darin, die Lkw Fahrer einzuweisen. Das heißt, er sagt den Fahrern, wie sie am besten zum Feld kommen und welchen Weg sie zurück zur Biogasanlage nehmen sollen, damit sich die Lkw auf den zumeist kleinen Feldwegen nicht in die Quere kommen. Andreas Heike: „Ein gewisses Organisationstalent sollte der Fahrer der Maus deshalb schon haben. Außerdem muss er notieren, welcher Lkw wann beladen wurde. Das erfolgt bei uns noch von Hand. Über kurz oder lang werden wir hier allerdings auch auf ein digitales System umsteigen.“
Gewogen werden die Fahrzeuge an der Biogasanlage. „Für mich als Fahrer heißt das natürlich auch, dass ich beim Beladen der Fahrzeuge aufpassen muss, dass ich diese nicht überlade. Das kann bei einem Schubbodenfahrzeug und feuchtem Mais passieren. Deshalb darf ich unter diesen Bedingungen diese Lkw nicht vollständig ausladen“, ergänzt Patrick Gehrke, der die Überlademaus bedient: „Ich halte über Funk Kontakt mit den Lkw Fahrern und sagen ihnen, wie sie fahren sollen.“ Die Überlademaus fährt immer als letzte Maschine vom Feld. „Das passt in der Regel auch gut. Ich verlade den letzten Mais, klappe die Maschine zusammen und fahre dann zur nächsten Fläche. Die Maus ist mit 20 km/h nicht gerade ein Rennwagen. Das macht aber auch nichts, da die Kollegen auf dem Feld ja eh erst einmal den Überladeplatz freihäckseln müssen“, so Patrick Gehrke. Das Ausklappen der Maus dauert ca. 2 min. Dann kann mit dem Überladen begonnen werden. Um einen 45 m³-Trailer zu verladen, benötigt die Bunkermaus laut Patrick Gerke rund 3 Minuten: „Wenn alles gut läuft, kann ich mehr verladen, als der Häcksler schafft. Problem ist nur, dass die Lkw-Kette ab und zu mal abreißt.“
Reparaturarbeiten an der Maus übernimmt der Landtechnikhändler Palandt und Andreas Heike begründet dies abschließend: „Wir wollen nicht sämtliche Ersatzteile bei uns einlagern. Außerdem erfolgen die Reparaturen deutlich schneller, wenn Mitarbeiter vom Händler an der Maus arbeiten. Palandt hat seinen Sitz ca. 25 km von uns entfernt und ist schnell zur Stelle, wenn etwas nicht richtig funktioniert. Man darf nicht vergessen: Die Maus ist in der Erntekette genauso wichtig wie der Häcksler. Steht die Maus, steht auch der Häcksler.“


Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN November 2011.


 

Und hier das Video dazu: