Oktober 2015: LU Simon und Bosslet

Starkholz- und Problemfällungen, Einsatz von Kran, Winde und Kletterern, Erstellung von Kataster und Baumkontrolle aber auch Grünflächen- und Knickpflege ― das Unternehmen Simon und Bosslet ist breit aufgestellt und doch hoch spezialisiert. Bei unserem Besuch im Februar gaben uns Heike Bosslet und ihr Sohn Jörg Bosslet einen Überblick über die Dienstleistungen und den Maschinenpark.
Heike Bosslett ist gemeinsam mit Peter Simon Inhaberin des Unternehmens.
Jörg Bosslett: Der Forsttechniker ist seit 2010 als Assistent der Geschäftsleitung angestellt.
Im Forsteinsatz: Flächenrodungen und das Auslichten sind maschinenintensive Arbeiten.

„Für den Spezialeinsatz braucht man top ausgebildete Mitarbeiter, gute Leute sind deshalb unser wichtigstes Kapital“, sagt Jörg Bosslet. Bei unserer Ankunft in Homburg im Saar-Pfalzkreis wird uns im Gespräch mit dem Forsttechniker, der als Assistent der Geschäftsführung angestellt ist, direkt klar, was das Unternehmen ausmacht. Die Fachleute des mittelständischen Betriebes stammen alle aus der Region und sind zum Teil schon über zehn Jahre im Betrieb. Manche haben als Hilfsarbeiter mit einfachen Arbeiten angefangen und sich über Weiterbildungen und Engagement zu Spezialisten, etwa in der Baumpflege, entwickelt. Unter den neun festen Mitarbeitern sind Forstwirte und Gärtner, viele besitzen Ausbildungen zum Kletterer, sowohl der Stufe SKT A als auch SKT B. Mit dem SKT B-Kletterschein darf der Kletterer auch mit der Motorsäge in den Baum steigen, mit SKT A nur mit Handwerkzeugen. „Wir wollen unsere guten Mitarbeiter das ganze Jahr beschäftigen. Unter anderem sind wir aus diesem Grund vermehrt auch in den kommunalen und privaten Einsatz gegangen“, erläutert Jörg Bosslet die Entwicklung. „Wir übernehmen hier auch Mäh- und Mulcharbeiten mit selbstfahrenden Mulchern oder auch mit dem Freischneider.“


Vielfältiges Einsatzgebiet
Die eigentliche Hauptsaison des Betriebes, der 1982 mit Fällarbeiten und dem Holzrücken mit zwei MB-Tracks startete, liegt in den Wintermonaten während der Vegetationsruhe von Anfang Oktober bis Ende Februar. Die schweren Schäden durch den Sturm „Wibke“ im Jahr 1990 sowie der damit verbundene Einschlagstopp, haben zu einer Neuorientierung des Unternehmens geführt. Eine der wichtigsten Arbeiten neben den Problemfällungen ist heute das Ausholzen von Stromleitungen im Auftrag der Stromversorger. Ein weiteres Arbeitsfeld ist der Gehölz- und Heckenschnitt, mit dem so genannten Lichtraumprofilschnitt. Für den Lichtraumprofilschnitt an Hecken kommt eine Baumsäge an einem 210-PS-Schlepper zum Einsatz. Viele der Aufträge in der Baum-, Knick- und Heckenpflege kommen aus dem kommunalen Bereich, denn die Sicherungspflicht obliegt hier in den meisten Fällen den Städten und Kommunen.
Seit einigen Jahren bietet das Unternehmen auch die Erstellung von computergestützten Baumkatastern und die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Bestände an. Ein Kataster ist die Kartierung von Baumbeständen. Jeder Baum erhält eine Erfassungsnummer und wird unter anderem hinsichtlich der Art, Größe, Schäden sowie Standsicherheit erfasst und beurteilt. Die Einschätzung der Verkehrssicherungspflicht erfolgt anhand des VTA (Visual Tree Assessment), oder in besonderen Fällen auch per Bohrkern- oder Ultraschallanalyse. Kunden für Baumkataster sind zum Beispiel Städte und Gemeinden, aber auch Kliniken oder Schulen. Die Kosten werden hier pro Baum berechnet. Die Kalkulation der Kosten für Problemfällungen auf privaten Flächen erfolgt meist nach der veranschlagten notwendigen Arbeitsstundenzahl. Das heißt, dass die Männer von Simon und Bosslet sich vor jedem Auftrag die Problemstellung vor Ort ansehen müssen, um den Aufwand abschätzen zu können. „Bei Auftragsannahme von Kommunen werden hingegen meist Pauschalbeträge vereinbart, aber auch hier müssen wir unsere Arbeitsstunden und Kosten genau kennen, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben“, erklärt Heike Bosslet. „Für größere Aufträge, insbesondere beim Ausholzen, nehmen wir zusätzlich an Ausschreibungen teil. Das Einsatzgebiet umfasst das Saarland und Rheinland Pfalz.“

 

Kleinmaschinenraum: Hier hat alles seine Ordnung. Jeder Mitarbeiter ist für seine Ausrüstung verantwortlich.

Persönliche Ausrüstung
Beim Blick auf das Betriebsgelände und vor allem in die Maschinenräume wird schnell klar, dass hier alles seinen Platz hat. Im „Kleinmaschinenraum“, wie ihn Jörg Bosslet nennt, hängen Freischneider, Sägen und andere Motorgeräte in Reih und Glied. Alle Maschinen scheinen gut gepflegt. „Bei uns hat jeder Mitarbeiter seine eigene Ausrüstung und er hat auch dafür zu sorgen, dass die Geräte laufen, denn knapp zehn Jahre sollen die Maschinen schon bringen“, erklärt er. Das System funktioniert offensichtlich gut. Im selben Gebäude zeigt er uns auch noch die Werkstatt und den Wartungsraum. Als gute Idee fällt der durch Folienmatten abgegrenzte Reinigungsraum für Motorsägen auf. „Da macht es nichts, wenn der Dreck beim Reinigen der Sägen mit Druckluft spritzt. Wir machen eigentlich alle Wartungsarbeiten selbst. Für kniffelige Reparaturen haben wir einen Mechaniker angestellt, der einmal die Woche die Sachen in Ordnung bringt, die wir mal nicht selbst machen konnten“, erklärt Jörg Bosslet.
„In den letzten Jahren haben wir unseren Maschinenpark um einen Forst- und Rückeschlepper sowie etliche Spezialmaschinen, wie selbstfahrende Hangmulcher oder Rückeraupen, erweitert“, berichtet Jörg Bosslet und ergänzt: „Wir wollen so den wachsenden Anforderungen an saubere Arbeitserledigung und Schlagkraft Rechnung tragen.“
Flächenrodungen und Auslichtungen sind maschinenintensive Arbeiten, die nur spezialisierte und professionelle Unternehmen übernehmen können. Im Februar war die neue Maschinenhalle gerade im Bau. Dort sollen demnächst der Raupenhäcksler, der Forstschlepper mit der großen Stubbenfräse, der Quadtrac-Mulcher und vieles mehr im Trockenen stehen.


Qualitätsarbeit und Mitarbeiterschutz
Anders als im maschinenlastigen Forstbereich können kleinere Aufträge im Gartenbereich auch durch „Ein-Mann-Unternehmen“ angenommen werden: „Es drängen immer mehr so genannte „Hausmeisterservices“ zu Dumpingpreisen auf den Markt, viele gehen zwar schnell wieder Pleite, dann kommen aber zwei neue dafür nach. Wir können und wollen mit solchen Preisen nicht mithalten und setzen auf Qualität“, berichtet Jörg Bosslet von den Problemen der Branche. Nur durch Professionalisierung und Zertifizierung könne man sich für entsprechend attraktive Aufträge empfehlen, sagt er. Das Unternehmen, das seit 2004 dem Bundesverband Lohnunternehmen angehört, steckte im Februar gerade im Verfahren zur Erlangung des AMS-Zertifikates (Arbeitsschutz-Management-System der Berufsgenossenschaft). „Ich gehe davon aus, dass die Auftragsvergabe, insbesondere von öffentlicher Hand, zukünftig an die Zertifizierung gebunden sein wird. Das verschafft uns den Vorteil, nur noch mit Unternehmen konkurrieren zu müssen, deren Sicherheits- und Qualitätsstandards mit unseren vergleichbar sind und die dementsprechend auch ähnlich hohe Kosten haben“, prognostiziert er die Entwicklung. Die AMS-Zertifizierung setzt regelmäßige Weiterbildungen sowie die Umsetzung von Sicherheitsvorschriften und Arbeitsschutzmaßnahmen voraus. Das kann Ausbildung und Fortbildung, aber auch die Maschinenausstattung, die Anwesenheit von Ersthelfern bei jedem Auftrag, oder das Vorhandensein gültiger Prüfsiegel auf den Motorsägen umfassen. „Schon jetzt erwarten viele Auftraggeber den Nachweis über die Qualifizierung der Mitarbeiter“, so Jörg Bosslet und fügt hinzu: „Die AMS-Zertifizierung ist dann der nächste Schritt.“

 

Johannes Rohmann,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN Mai 2013.