September 2009: LU Baur kommt ohne Festangestellte aus
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"Wir bewegen uns mit unserem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen in einem absoluten Saisongeschäft. In der Saison benötige ich phasenweise viele Leute, in der anderen Zeit kann ich ihnen keine Arbeit bieten. Also bleibt mir nur der Weg über die saisonale Beschäftigung von Aushilfskräften", erzählt Hermann Baur gleich bei der Begrüßung auf seinem Betrieb im bayerischen Mönchsdeggingen.
Die bis zu 15 Aushilfen, die Hermann Baur während der Saison beschäftigt, arbeiten zum Teil schon über 15 Jahren für ihn. "Ich kann mich auf meine Aushilfen 100%ig verlassen, denn sie sind in der Erntezeit sehr flexibel abrufbar. Wenn zum Beispiel nach einer längeren Regenphase plötzlich alle Landwirte am liebsten sofort in die Silageernte starten wollen, kann ich kurzfristig meine Mannschaft zusammentrommeln", lobt Hermann Baur seine Aushilfen und erklärt weiter: "Ich bin meinen Fahrern sehr dankbar, dass sie ihre Freizeit und die Wochenenden für meinen Betrieb opfern. Sicherlich, sie bekommen modernste Technik zur Hand, was ihnen neben dem Geldverdienen auch noch Spaß macht, ihre Familien müssen allerdings in dieser Zeit, in der in der Regel das Wetter schön ist, zurückstecken."
Grünfutterernte als eines der Kerngeschäfte
Eines der Hauptarbeitsgebiete ist für LU Hermann Baur die Grünfutterernte, eine Dienstleistung, die viele Mitarbeiter erfordert, wenn die ganze Kette besetzt werden soll.
Den Big M hat LU Baur mit einem automatischen Lenksystem ausstatten lassen. Mit der Leistung des Systems ist er zufrieden.
In der Grünfutterernte kommen bei LU Hermann Baur 4 Häcksler mit Abfahrwagen, sowie 3 Ladewagen zum Einsatz, zwei davon mit Tridemachsaggregat.
"Wir befinden uns hier in einer starken Milchviehregion. Darüber hinaus zählt der Landkreis Donau-Ries zu einer der stärksten Biogas-Regionen in Deutschland. Wir produzieren heute schon 40 % der verbrauchten Energie im Landkreis aus Biogas", erzählt der Bayer und erklärt weiter: "Es sind schon über 70 Anlagen am Netz und weitere sind in Planung, bzw. werden schon gebaut." Diese Anlagen benötigen natürlich Fläche für nachwachsende Rohstoffe. "15 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden hier zurzeit schon für die Biogasproduktion genutzt und die Tendenz ist steigend", blickt Hermann Baur in die Zukunft und erklärt weiter: "Ich habe auch einige Kunden mit Biogasanlagen. Meine Häckslerflotte habe ich aufgrund des Biogasbooms allerdings nicht aufgestockt. Hier in meiner Gegend sind einige Lohnunternehmer in diesem Geschäftsbereich neu eingestiegen und haben stark in Häckseltechnik investiert. Diese kaufen sich die benötigten Aufträge oft über niedrige Preise ein. Da kann und will ich nicht mithalten." Deshalb sei die Maisfläche, die er häckselt, in den letzten Jahren leicht rückläufig.
In seiner Region sei es nicht leicht, kostendeckend für Biogasanlagen zu arbeiten: "Wir Lohnunternehmer bringen den Diesel zum Kunden mit. Die Maschinenringgemeinschaften hingegen kennen den Kostenblock Kraftstoff gar nicht, da sie nach getaner Arbeit beim Kunden wieder voll Tanken", erklärt Hermann Baur: "Bei den Biogaskunden müssen die Dieselkosten von vornherein einkalkuliert werden, wenn ich ein Angebot erstelle. In der Regel schreiben die größeren Anlagen die Aufträge aus."
Sein größter Biogaskunde betreibt eine Biogasanlage mit 2 MW Leistung. "Bei dieser Anlage müssen 300 ha GPS oder Mais in drei Tagen gehäckselt werden, weil der Kunde das so wünscht. Ich teile mir die Arbeit bei dieser Anlage mit einem Kollegen, wo dann jeder für sich zwei komplette Häckselketten gleichzeitig einsetzt", erklärt Hermann Baur, der nicht viel von Kooperation zwischen Lohnunternehmen hält: "Zusammenarbeit klappt meiner Meinung nach nur, wenn der Kunde es fordert."
Häcksler von 430 bis 830 PS
75 % des Umsatzes in der Grünfutterernte erwirtschaftet LU Hermann Baur allerdings bei den Milchviehbetrieben. Im Kreis Donau-Ries sind in den letzten 5 bis 10 Jahren viele Betriebe gewachsen und haben Laufställe für 60 bis 80 Kühe gebaut. "Das sind für bayerische Verhältnisse Großbetriebe, in Norddeutschland hingegen schmunzelt man über solche Herdengrößen", meint der Lohnunternehmer. Die Grünlandflächen seien dabei leider nicht immer die besten Flächen: "Die guten Felder werden hier für den Ackerbau genutzt. Die kleinen verwinkelten Flächen, die oftmals am Walrand liegen oder sehr nass sind, das sind bei uns die typischen Grünlandstandorte." Generell sei in den letzten Jahren die Flächenstruktur durch Zusammenlegung verbessert worden. Die Durchschnittsflächengröße liege bei 3 ha. "Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat in den vergangenen 10 Jahren stark abgenommen. Haben wir früher am Tag noch bei 30 Kunden gearbeitet, so bedienen wir heute maximal 10 Kunden pro Tag", sagt Hermann Baur zum Strukturwandel der Betriebe seiner Kunden. In seiner Kundenkartei befinden sich ca. 1.000 Datensätze von Kunden in einem Umkreis von 80 km: "Dort sind sicherlich einige Karteileichen dabei. Es zeigt aber deutlich, dass wir es im Vergleich zu Lohnunternehmern in anderen Regionen Deutschlands mit deutlich mehr Kunden zu tun haben."
Das Einkommen von LU Hermann Baur ergibt sich aus dem Lohnunternehmen, einer Kompostierungsanlage, die er zusammen mit Kollegen betreibt, einem Stroh- und Heuhandel, sowie seit 2001 die Solarenergieerzeugung.
Den 23 t Zettelmeyer Radlader hat Hermann Baur von der Bundeswahr abgekauft. Die Maschine ist mit einem hydropneumatischen Federungssystem und 65 km/h Getriebe ausgestattet: ?Ein Radlader, mit dem man auf der Autobahn fahren darf. Das bekommt man heute nicht mehr so einfach?, freut sich LU Baur über die Maschine.
In der Grassilageernte kommen 4 Feldhäcksler von 430 bis 830 PS plus Abfahrwagen und Radlader zum Walzen sowie 3 Ladewagen teilweise Tridem zum Einsatz. "2002 haben wir den ersten Ladewagen gekauft und wir konnten diesen Wagen gleich im ersten Jahr in der Grassilageernte zu 100 % auslasten. Die Nachfrage war da, so dass wir nach und nach weitere Ladewagen angeschafft haben. Zurzeit merken wir allerdings einen gegenläufigen Trend. Viele Kunden schwenken wieder zurück vom Ladewagen zum Häcksler, weil das kürzer geschnittene Häckselgut sich besser auf dem Silo verteilen und verdichten lässt", erklärt Hermann Baur. Die komplette Erntekette würde in seiner Region bislang nicht nachgefragt: "Irgendeine Arbeit wollen die Landwirte immer noch in Eigenregie durchführen. Bei uns ist es oft das Abfahren oder Schwaden. Das hält uns bei der Arbeit manchmal etwas auf, wenn das Schwad nicht an die Leistung des Häckslers angepasst ist. Ich werde allerdings beim Grashäckseln nach Stunden bezahlt, so dass ich die verlorene Zeit verschmerzen kann." Für ihn sei es überdies eigentlich nur schwierig möglich, die komplette Erntekette in der Grassilage anzubieten, weil er dafür mehr Personal bräuchte. Um den eigenen Personalbedarf in der Ernte möglichst gering zu halten, bietet er deshalb seinen Kunden auch die Miete von Komplettgespannen an. Dadurch kann die Schlagkraft der Kette erhöht werden, ohne dass LU Bauer zusätzliches eigenes Personal benötigt. Erntefenster auch in Bayern immer kürzer
"Früher haben wir mit unseren Traktoren 1000 h pro Jahr gearbeitet. Heute komme ich mit 7 Schleppern auf 5.000 bezahlte Stunden, weil die Erntefenster immer enger werden. Wir brauchen allerdings einen größeren Maschinenpark, weil unsere Kunden am liebsten alle am gleichen Tag bedient werden wollen. So kommt es vor, dass Betriebe an einem Tag dreschen, Heu pressen und Silage häckseln. Früher hatten wir mehr Zeit und man konnte die Kunden auch mal um einen Tag vertrösten, wenn es zuviel Zeitdruck gab", so Hermann Baur. Der gesamte erste Grassilageschnitt ist innerhalb einer Woche erledigt. ?Im Grunde konzentriert sich die Silageernte auf 5 Tage und dann auch noch auf den Zeitraum von 9 bis 19 Uhr?, schränkt Hermann Baur weiter ein. Je größer die Maschinen werden, desto mehr ginge die Auslastung zurück, meint der Bayer. "Die Häckselzeit wird weniger, die Nebenzeiten mit Straßenfahrten, Anschneiden usw. bleiben gleich. Prozentual habe ich mit einem leistungsfähigeren Häcksler also mehr Nebenzeiten und weniger produktive Zeit", erklärt Baur. Weitere Nachteile sieht er in der hohen Leistung gerade bei den Häckslern: "Wir können bei der 830 PS Maschine keinen fliegenden Wechsel der Abfahrwagen mehr vornehmen. Die Verluste sind zu hoch. Das akzeptiert kein Kunde. Also muss ich beim Wagenwechsel anhalten", so Hermann Baur. Warum aber hat er dann in einen 830 PS-Häcksler mit zwölfreihigen Maisgebiss investiert? "Meine Kunden, vor allem aus dem Bereich Biogas verlangen die hohe Schlagkraft. Sie wollen in drei Tagen 300 ha Mais silieren. Da komme ich nicht umhin, leistungsstarke Maschinen einzusetzen", erklärt Hermann Baur seine Entscheidung und weiter: "Der Häcksler ist natürlich auch ein Prestigeobjekt. Die Kunden achten schon darauf, dass moderne Maschinen bei ihnen vorfahren. Ich möchte wetten, dass in drei Jahren alle die 800 PS Maschine verlangen."
Björn Anders Lützen,
Redaktion Lohnunternehmen
Für den Strohtransport zum Endkunden kommt ein LKW zum Einsatz. Die meisten Kunden von LU Baur befinden sich in der österreichischen Alpenregion.
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