September 2019: LU Mörtter

„Wir müssen uns trauen, unsere Preise nicht an den Milchpreis zu hängen. Den Konflikt gilt es auszuhalten“, meint mit festen Worten Markus Quadt.
Jürgen Mörtter (l.) und Markus Quadt müssen für wachsende Kundenbetriebe mehr Schlagkraft bieten. Regelmäßige Investitionen in neue Technik sind unerlässlich.

Wir sind hier am südöstlichen Zipfel von NRW. Jürgen Mörtter und sein Team fahren bis zu 60 km zum Kunden und erwirtschaften rund 75 % des Umsatzes aus der Landwirtschaft. Zehn feste Mitarbeiter und bis zu 15 Aushilfen stehen bei ihm in Lohn und Brot. Sechs der festen Mitarbeiter arbeiten im landwirtschaftlichen Lohnbetrieb, jeweils ein Mitarbeiter in der Spedition und in der Wartung von Kleinkläranlagen sowie zwei Mitarbeiter im Tiefbau. Seine rechte Hand im Betrieb und erkennbar der Zahlenmensch und Freak für technische Details ist Markus Quadt.

Die relativ großen Entfernungen zum Kunden habe auch mit der Wettbewerbssituation dort zu tun, erklärt Markus Quadt. Im Norden von NRW und in Niedersachsen hätten die Lohnunternehmer eine ganz andere Wettbewerbssituation, meint er. Dort gebe es auf 5 km im Schnitt 15 Anbieter. Rund um Hennef sei es genau anders herum. Glückliche Lohnunternehmer, gelobtes Land, sollte man meinen. Markus Quadt wiederspricht erst einmal nicht. Es gebe zwar einige überbetrieblich arbeitende Landwirte, aber innerhalb 40 km seien nur eine Handvoll professionell tätige Lohunternehmer zu finden.

Weniger Wettbewerb, heißt das auch bessere Arbeitspreise? „Die Arbeitspreise hier seien in Ordnung, sogar vergleichsweise hoch, gibt Jürgen Mörtter zu. Aber seine Kosten ebenfalls. Konkret meint er damit die die An- und Abfahrten sowie die Rüstzeiten. Weite Wege, viele Ortschaften und der Berufsverkehr kosten Zeit und damit Geld. Zudem sei kaum ein Wirtschaftsweg geteert. Die nahen Ballungsräume haben außerdem Auswirkungen auf verfügbare Arbeitskräfte. Geeignete Mitarbeiter seien Mangelware und wenn dann nur für viel Geld zu bekommen. Das gelte im Übrigen auch für Azubis. Nur das Schild „Anerkannter Ausbildungsbetrieb“ erinnert an vergangene Zeiten. Seit zwei Jahren bildet LU Mörtter nicht mehr aus, weil keine geeigneten Bewerber zu finden seien. Den Spruch vom „gelobten Lohnunternehmer“ will Markus Quadt also nicht so wirklich gelten lassen. Aber er möchte einige Entwicklungen auch nicht einfach so hinnehmen.

Den neuen hydraulischen Oberlenker mit integrierter Dämpfung von Walterscheid hat Markus Quadt jetzt 1,5 Jahre im Testeinsatz gefahren.

Anfahrt-Pauschale gut angenommen

Seine Arbeitspreise berechnet er überwiegend auf Stundenbasis. Nur das Maishäckseln und Grasmähen wird nach Fläche abgerechnet. Pauschalwerte für die Kette macht er nicht. Keiner seiner Kunden frage vorher nach Komplettpreisen, betont Markus Quadt. Jeder Arbeitsgang wird daher in der Kette gesondert berechnet und per Lieferschein dokumentiert. Also Maishäckseln nach Fläche, Abfahren je Gespann und Fahrer nach Stunde und Entfernung. Alles plus Diesel. Manche Kunden haben ihre Flächen nah am Silo, andere viele Kilometer entfernt. Da schaffe diese Abrechnung Gerechtigkeit - und die Kunden verstehen das, meint er. Preiserhöhungen erfolgen jedes Jahr in Höhe der Inflationsrate, außer in 2017, da wurde aus Solidarität mit den Milchbauern darauf verzichtet. Das war seiner Meinung nicht unbedingt ein Fehler, soll aber eine einmalige Leistung gewesen sein. „Wir müssen uns davon lösen, unseren Arbeitspreis an den Milchpreis zu hängen. Wir haben nicht das Grundvermögen, das in der Landwirtschaft vorhanden ist. Um unsere Liquidität zu sichern und unsere Technik nach den Anforderungen der Kunden zu optimieren, müssen wir Geld verdienen und diesen Konflikt mit den Kunden eingehen. Aber wir müssen das erklären.“

Diese Erklär-Phase haben er und sein Chef gerade wieder einmal hinter sich. Im Winter durften sie ihre Kunden auf die Einführung von Anfahrpauschalen mit einem entfernungsabhängigen Parameter ab Saison 2018 vorbereiten. Beispiel: Ein Gespann kostet 15 € plus 1 € pro Gespann und Entfernungskilometer. „Uns entstehen die Kosten, und wir sind mit hochpreisigen Maschinen und Fahrern unterwegs“, argumentiert Markus Quadt. „Der Kunde, der 50 km von uns entfernt ist, muss eine Anfahrpauschale pro Gespann von 65 Euro zahlen. Das ist nicht zuviel für eine Stunde und 15 Minuten Fahrzeit für Mann und Traktor.“ Und wie ist das Feedback nach den ersten Rechnungen? „Wir sind bei Rechnung Nr. 400 und bisher kamen lediglich drei Beschwerde-Anrufe“, schildert Markus Quadt zufrieden. „Es war ja auch eine Maßnahme mit Ansage.“

Die Schwingungsdämpfung des hydraulischen Oberlenkers schont nicht nur Maschine und Gerät, sondern auch den Rücken des Fahrers.

Weniger Betriebe, aber größer

Die Landwirtschaft ist bei LU Mörtter Umsatzträger. Hauptsächlich sind das Milchvieh- und Bullenhalter. Bei denen geht es dann in der Hauptsache um Bodenbearbeitung, Aussaat und Futterbergung, also Gras und Silomais. Die Milchpreisdelle 2016/17 habe auch seine Kundschaft verändert, aber der Prozess laufe noch, betont Jürgen Mörtter. Vor der Milchpreiskrise hatte er viele Kunden mit 50 bis 100 Kühen. Der 200-Kuh-Betrieb war eine echte Ausnahme. Viele Betriebe mit 50 bis 80 Kühen haben aufgehört, und die Anzahl der Höfe mit 200 bis 400 Kühen ist stark gestiegen. Ergebnis: Die Anzahl der Kunden hat abgenommen, die Bearbeitungsintensität pro Betrieb ist gewachsen. Kurzum: Die Silohaufen sind größer. Also wird mehr Schlagkraft verlangt. „Uns hat das eher weniger getroffen, weil wir immer recht gut mechanisiert sind und hier und dort auch übermechanisiert waren. So können wir heute auch den 400-Kuh-Betrieb gut betreuen“, meint Markus Quadt. Kaum Verluste für das Lohnunternehmen auch deshalb, weil der Wettbewerb eben erträglich und eine recht große Zahl an Stammkunden vorhanden ist.

In der Regel werden in der Region um Hennef vier Grasschnitte gemacht, manchmal auch nur drei. In Summe sind das für LU Mörtter rund 6.000 ha Grasland. Davon mäht er zwischen 1.500 und 2.000 ha, ausschließlich mit einem BiG M 420. Mittlerweile sei das der dritte BiG M in Folge und Markus Quadt sieht keinen Grund, auf andere oder weitere Mähgeräte zu schielen. Die Auslastung könnte allerdings noch besser werden, bis zu 3.000 ha sei mit einem Big M in seiner Region machbar, aber mehr auch nicht.

Neben Leitungs- und Büroarbeit ist das Mähen sein Job. Das Gros der Fläche wird von LU Mörtter auch geschwadet, seit dem ersten Schnitt dieses Jahres mit dem Vierkreiselschwader. Die Grasernte läuft zu 80 % mit dem Ladewagen, dies sei der Flächenstruktur geschuldet, meint Markus Quadt. Selbst wichtige Häckslerkunden schwenken ab dem 3. Schnitt oft auf den Ladewagen um. Silageballen haben sich bei ihm mit 3.500 Stück pro Jahr eingependelt, nicht viel, aber eben auch nur von sechs Kunden. Das rechne sich.

Zwei Häcksler laufen aktuell, ein dritter Häcksler wird als Mietmaschine im Herbst dazu kommen. Der Grund dafür liegt in der Silomaisernte. Die Grasernte ist bei uns kein Kapazitätsengpass“, schildert Jürgen Mörtter, zumal dort mehr der Ladewagen als der Häcksler geordert wird. In der Maisernte ist der dritte Häcksler nötig als Tribut an die Vielzahl der Kunden und die begrenzte Erntezeit. Früher wurde von September bis Ende Oktober Mais gehäckselt. Heute verkürze sich das Erntefenster beim Silomais in seiner Kundschaft wegen fehlender früher und später Sorten auf nur noch drei Wochen. Insgesamt häckselt LU Mörtter rund 1.000 ha Mais. Davon wurden rund 800 ha auch durch ihn gesät.

Die Kugelkopfanhängung am Schwader ist ungewöhnlich, aber möglich. Jürgen Mörtter und Markus Quadt sind sehr zufrieden damit.

Hightech auch im Kleinen

Der Lohnbetrieb von Jürgen Mörtter liegt reizvoll auf einem Hügel mit bester Aussicht fast bis hinein ins Nachbarland Rheinland-Pfalz. Ein sauberer Betrieb, mit gepflegtem und recht neu wirkendem Maschinenpark sowie drei Werkstattboxen. Einer der acht Traktoren zieht gerade den nagelneuen Krone ZX Tandemladewagen aus der Halle. Dicht daneben steht der ebenfalls neue Vierkreiselschwader, der den ersten Grasschnitt hinter sich hat. Markus Quadt zeigt auf die Deichsel des Schwaders: Die Kalotte an der Deichsel für die Kugelkopf-Anhängung fällt auf. „Sie ist für Schwader ungewöhnlich und wir sind super zufrieden damit. Die Führung und die Bodenanpassung ist perfekt“, schildert er.

Investiert wird regelmäßig, und seine Begeisterung für technische Details offenbart sich auch zwischen Traktor und seinem 5-Scharpflug. Markus Quadt nennt dieses Teil sogar eine seiner besten Investitionen der letzten Jahre. Er führt mich schnurstracks zum Gespann Schlepper-Pflug und zeigt sichtbar gut gelaunt auf den dicken gelben Oberlenker. Er ist einer der ersten Lohnunternehmer, der seit über einem Jahr Erfahrungen mit diesem neuen hydraulischen, schwingungsdämpfenden Oberlenker von Walterscheid sammeln konnte. Rund 20 % seiner Dienstleistung verrichtet das Lohnunternehmen klassisch im Ackerbau. In Zahlen sind das 300 ha pflügen, 800 ha Mais säen und 150 ha Getreide säen. Markus Quadt hatte ein Jahr lang einen Vorserientyp des Oberlenkers im Testeinsatz und seit März dieses Jahres nun ein Produkt der ersten Serie. Walterscheid gibt den Verkaufspreis mit rund 700 € an.

Passende Frontballastierung

Dieser hydraulische Oberlenker soll durch die Schwingungsdämpfung nicht nur Verschleiß an Traktor und Maschine reduzieren, sondern auch positiv auf Rücken und Bandscheiben des Fahrers wirken. Nach dem Testeinsatz mit der Vorserie im vergangenen Jahr und der der Frühjahrsbestellung mit dem 5-Schar-Lemken-Pflug (Juwel 8) und der Maissaat mit der 8-reihigen Horsch war die Zeit gut für eine erste Bilanz. Dieser Oberlenker, so Markus Quadt, habe absolut seine Berechtigung für langes, im Dreipunkt angebautes Werkzeug. Sein Pflug hat 1 m Körperabstand, erreicht ca. 6 m Länge und wiegt rund 1,8 t. Dadurch entsteht ein großer Lastarm nach hinten. Hier bewirke der hydraulische Oberlenker mit integrierter Dämpfung eine hohe Schwingungstilgung auf der Straße und erst recht auf dem Acker. Bei der Testversion konnte die Dämpfung an- und ausgeschaltet werden. „So war sogar beim Fahren auf der Straße bei 50 km/h der Unterschied spürbar, wie die Schwingungstilgung arbeitet. Der Haupteffekt kommt aber auf dem Acker zur Wirkung. Beim Pflügen nimmt er viele Schläge vom Drehturm des Pfluges und der Hydraulik des Schleppers weg, besonders spürbar am Vorgewende.“

Das neue Serienmodell, das er heute verwendet, verfügt nicht mehr über die Zu- und Abschaltung der Dämpfung, sie ist also immer aktiv. Ein besonders wichtiger Aspekt bei Verwendung dieses Oberlenkers ist die richtige Ballastierung des Schleppers. Der Schlepper – so Quadt – sollte vorne deutlich schwerer ballastiert werden, sodass die Schwingungsbelastung hauptsächlich über den Oberlenker abgefangen wird und nur reduziert über die Vorderachse erfolgt. Früher habe er mit einem 500 kg Frontgewicht an seinem Fendt 828 gepflügt, heute sind es 1.800 kg.

Einen weiteren hydraulischen Walterscheid Oberlenker, allerdings etwas kleiner dimensioniert und noch aus der Vorserie, verwendet er zwischen seinem John Deere 6930 und der Drille, eine Lemken Zirkon 10 mit einer Saphir 7 mit 3 m Arbeitsbreite. Die Größe des Oberlenkers bzw. des Kolbendurchmessers richtet sich nach dem Gewicht des Anbaugerätes. „Wenn die Maschine mit Saatgut befüllt ist, lässt sich auf der Straße wie auch auf dem Acker recht gut spüren, wie der Oberlenker arbeitet und Schläge von der Traktor-Hydraulik und vom Rahmen wegnimmt“, erklärt Quadt. In diesen Arbeitsbereichen habe dieser Oberlenker zwar seinen Preis, aber auch seine volle Berechtigung, betont er.

Hans-Günter Dörpmund, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Oktober 2018.