Deutscher Wetterdienst bietet Bodenfeuchtevorhersagen
Bei extremer Trockenheit und auch bei Starkregen hat die aktuelle Bodenfeuchte enorme Auswirkungen auf die Folgen solcher Wetterextreme. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bietet deshalb ab sofort Bodenfeuchtevorhersagen für die zweite bis fünfte Woche im Voraus und saisonale Bodenfeuchtevorhersagen für die nächsten sechs Monate an. Tobias Fuchs, Klima-Vorstand des DWD: „Ein Frühwarnsystem ‚Bodenfeuchte‘ ist für den Katastrophenschutz wichtig zur Vorbereitung von Schutzmaßnahmen vor Überschwemmungen. Die Land- und Forstwirtschaft kann sich damit frühzeitig auf Trockenheitsgefahren wie Dürre oder Waldbrand einstellen.“ So sei es ein großer Unterschied, ob der Boden bei Starkregen durchschnittlich feucht ist und noch Regen aufsaugen kann oder bereits so durchnässt ist, dass der Niederschlag komplett oberflächlich abfließt. Langfristige Bodenfeuchtevorhersagen könnten gerade der Land- und Forstwirtschaft helfen, sich an klimatische Veränderungen und Extremereignisse besser anzupassen. Der neue Service des DWD wird im Internet kostenfrei angeboten unter www.dwd.de/klimavorhersagen
Das Vorhersagemodell des DWD berechnet die Verdunstung und den Bodenwasserhaushalt in 10-cm-Schichten bis zwei Meter Tiefe. Es berücksichtigt dabei auch die unter- und oberirdische Vegetationsentwicklung der betrachteten Kultur und den Einfluss eines austrocknenden Bodens auf den pflanzlichen Wasserverbrauch. Bei allen Bodenfeuchtevorhersagen wird die Eintrittswahrscheinlichkeit von hoher, normaler und geringer Bodenfeuchte im Vergleich zu einem vieljährigen Bezugszeitraum der Vergangenheit dargestellt. Zugleich gibt der DWD als Orientierung für die Nutzerinnen und Nutzer an, ob die Vorhersagequalität schlecht, mittel oder relativ gut ist. Fuchs: „Die neuen Bodenfeuchtevorhersagen tragen auch dazu bei, Deutschland besser auf die Veränderungen durch die Erderwärmung vorzubereiten. Sie sind ein Beitrag des nationalen Wetterdienstes zur Anpassung an den Klimawandel.“
2023 war in Deutschland windreichstes Jahr
Die Sonnenscheindauer und Globalstrahlung sowie die Windgeschwindigkeit sind die wichtigsten meteorologischen Größen für die Energieerzeugung durch Photovoltaik und Windkraft. 2023 lag die deutschlandweit gemittelte Windgeschwindigkeit in 100 m Höhe - einer hierzulande typischen Nabenhöhe von Windkraftanlagen - bei knapp 6 m/s. Die Windgeschwindigkeiten lagen im vergangenen Jahr insbesondere in den Wintermonaten Januar, November und Dezember deutlich über dem vieljährigen Durchschnitt. 2023 war das windreichste Jahr seit 2007.
Auch für die Photovoltaik war 2023 aus meteorologischer Sicht ein gutes Jahr – aber kein Rekordjahr wie 2022. Mit 1144 kWh/m2 Globalstrahlung im Deutschlandmittel lag es auf dem sechsten Platz seit Beginn der DWD-Auswertungen. Dazu beigetragen habe, so der DWD, vor allem der September. Er war mit 124 kWh/m2 der strahlungsintensivste September seit 1991. Zugleich war der Januar 2023 mit nur 19 kWh/m2 der strahlungsschwächste Januar seit Messbeginn. Längerfristige Auswertungen des DWD zeigten: Weniger Sonne im Winter wird durch stärkere Windverhältnisse ausgeglichen - und umgekehrt. Die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien werde dadurch stabilisiert. „Das hat die Natur auch im vergangenen Jahr erneut bestätigt. 2023 war aus meteorologischer Sicht ein erfolgreiches Jahr für die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland“, so Dr. Renate Hagedorn, Vizepräsidentin und Leiterin Wettervorhersage des DWD.
DWD trägt mit Wetter- und Klimaservices zur Sicherheit der Energieversorgung bei
Für eine sichere und effiziente Planung, Steuerung und Umsetzung der Energiewende reiche die wissenschaftlich fundierte Analyse vergangener Wetterdaten und die Bereitstellung von aktuellen Messwerten aber nicht aus. Auch verlässliche Informationen über zukünftige Entwicklungen bei Wind und Sonne seien essentiell.
Gerade im Bereich der Energiewirtschaft seien die Anforderungen an den DWD besonders groß. Es gehe hier um die Sicherheit der kritischen Infrastruktur, eine verlässliche Energieversorgung und einen möglichst sparsamen Umgang mit Ressourcen. Im Dialog mit seinen KundInnen verbessere der DWD deshalb kontinuierlich seine Dienstleistungen. Ein ganz neues Angebot für die Energiewirtschaft sind Saharastaub-Prognosen.
Saharastaubausbrüche führen in Deutschland etwa 30-40 Mal im Jahr kurzfristig zu einer deutlich geringeren Stromerzeugung aus Photovoltaik durch Trübung der Atmosphäre und Ablagerung von Staub auf Solarmodulen. Dieser Einbruch muss dann durch teurere Erzeugungsarten ausgeglichen werden. Deshalb sei es für die Betreiber von Photovoltaikanlagen und Stromnetzen sehr wichtig zu wissen, wann und in welchem Ausmaß ein Saharastaub-Ausbruch auftritt und wie er sich auf die Leistung von PV-Anlagen auswirkt. Ab 27. März 2024 stellt der DWD Saharastaubvorhersagen für professionelle Nutzer wie zum Beispiel Übertragungsnetzbetreiber in seinem Open-Data-Angebot kostenfrei bereit. Hagedorn: „Das Beispiel Saharastaubvorhersage zeigt: Der Deutsche Wetterdienst leistet mit seinen wissenschaftlich fundierten Klima- und Wetterservices schon heute einen unverzichtbaren Beitrag zu einer ressourcenschonenden Energieversorgung.“
2023 war weltweit und in Deutschland das bisher wärmste Jahr
In seiner Bilanz für das Jahr 2023 hob der DWD hervor, dass es sehr selten sei, dass ein Jahr in Deutschland und zugleich weltweit das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist. Hierzulande lag die Jahresmitteltemperatur 2023 bei 10,6 Grad Celsius (°C). Der bisherige Rekord wurde 2018 mit 10,5 °C erreicht. Dr. Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung des DWD: „Das ist bemerkenswert, weil der Sommer 2023 im Gegensatz zum Sommer 2022 nicht durch besonders viele Hitzewellen auffiel. Der Rekord wird vor allem durch einen extrem milden Winter und einen überdurchschnittlich warmen Herbst mit einem Rekord-September getragen.“ Der lineare Trend der Jahresmitteltemperatur seit 1881 hat sich dadurch um 0,1 Grad auf nun 1,8 Grad erhöht. Wie schon im Jahr 2022 waren wieder alle Monate und somit alle Jahreszeiten im Jahr 2023 in Deutschland wärmer als die vieljährigen Monats- und Jahreszeitenmittel der Referenzperiode 1961-1990.
Beim Niederschlag fiel 2023 ganz anders aus als die extrem trockenen Vorjahre 2022 und 2018-2020. Noch 2022 beeinträchtigten Hitzewellen, Waldbrände, Trockenheit und Dürre mit ihren Schäden die Land- und Wasserwirtschaft. Es gab Engpässe in der Trinkwasserversorgung. Im sehr nassen Jahr 2023 wurde dann die Forst- und erneut die Landwirtschaft durch durchweichte Waldböden und anhaltende Niederschläge bei der Durchforstung von Wäldern mit schwerem Gerät und bei der Getreideernte beeinträchtigt. Mit 958 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fielen 2023 jeweils 21% mehr Niederschlag im Vergleich zum Mittel der Zeiträume 1961-1990 und 1991-2020. Das war ein Überschuss von etwa 168 l/m². 2023 war damit das nasseste Jahr seit 2007. Besonders in den letzten drei Monaten regnete es wiederholt. Gebietsweise waren die Böden schon so gesättigt, dass weitere Niederschläge in der Adventzeit und zum Jahreswechsel ins Jahr 2024 zu extremen Hochwassersituationen besonders im nördlichen Teil Deutschlands führten. Auf der Habenseite steht, dass sich die Situation bei der Bodenfeuchte auch in tieferen Schichten entspannt. Das ist eine gute Ausgangslage für eine verbesserte Grundwasserneubildung.
Die MeteorologInnen des DWD erfassten auch im Jahr 2023 wieder überdurchschnittlich viel Sonnenschein. Er blieb aber mit 1753 Stunden weit unter dem Rekordwert von 2024 Stunden des Vorjahres. Der Grund: Insbesondere in den Sommermonaten Juli und August, in denen das astronomisch bedingte Potential groß ist, regnete es überdurchschnittlich viel.
Hauptursache für Klimawandel bleiben Treibhausgasemissionen
Hauptursache für den Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Atmosphäre und der Weltmeere bleiben die Emissionen von Treibhausgasen, deren Konzentrationen weiter neue Rekordwerte erreichen. Die Erderwärmung wird sich deshalb fortsetzen. Das dekadische Klimavorhersagesystem des DWD, das für zehn Jahre in die Zukunft gerechnet wurde, berechnet für das Jahr 2024 und die folgenden Jahre weiterhin höhere Temperaturen über vielen Ozean- und Landflächen weltweit. Für das Jahr 2024 zeigt die Vorhersage in den meisten Regionen Deutschlands eine moderate Wahrscheinlichkeit für wärmere Bedingungen im Vergleich zum Zeitraum 1991-2020. Becker: „Der Klimawandel geht immer noch ungebremst weiter. Wir sollten daher sowohl den Klimaschutz beharrlich ausbauen, als auch durch Prävention und Klimaanpassung uns befähigen, Schäden durch potenziell immer stärkere Wetterextreme abzumildern.“
DWD/cca