FAS-Auszubildende: Finden und halten

Wer ausbilden möchte, braucht Azubis. Diese zu finden, ist nicht immer einfach. Zwei Lohnunternehmen berichten von ihrer Strategie.
Foto: LU Metzger

Lohnunternehmen Metzger

Bei Google gefunden werden!

„Wir haben uns das Thema Ausbildung auf die Fahne geschrieben“, sagt Michael Metzger, Chef des gleichnamigen und in der Altmark beheimateten Lohnbetriebes. Bereits seit 1996 bildet das Unternehmen aus –seit 2005 auch im Ausbildungsberuf Fachkraft Agrarservice. Aktuell werden zwei FAS-Azubis, einer im 1. Lehrjahr und einer im 3. Lehrjahr ausgebildet. Im Jahr 2017 schlossen sogar gleich drei Lehrlinge des Lohnunternehmens ihre Ausbildung zur FAS ab. „Wir wollten eigentlich nur zwei Auszubildende einstellen. Wir hatten aber drei sehr gute Bewerber, so dass wir dann doch alle genommen haben. Interessanterweise sind die zwei Absolventen, die nicht aus der Altmark kommen, dem Betrieb erhalten geblieben. Der Altmärker hat sich hingegen anders orientiert“, berichtet er.

Zu ca. Zweidrittel würden die Auszubildenden nach ihrem Abschluss im Lohnunternehmen bleiben. „Unser Ziel ist grundsätzlich alle Absolventen weiter im Unternehmen zu halten. Wir bilden aus, um hinterher qualifizierte Fachkräfte zu haben. Diese zu halten, das ist die Kunst und nicht so einfach. Man muss den Mitarbeitern eine Perspektive bieten“, sagt Michael Metzger. Nicht selten würden ihm Mitarbeiter von anderen nicht ausbildenden Lohnunternehmen der Region abgeworben werden. 

Um genügend und gute Auszubildende zu finden, hat das Lohnunternehmen Metzger bereits vor einigen Jahren viel im Bereich Marketing getan. Auf der sehr professionellen Webseite des Lohnunternehmens nimmt das Thema Ausbildung einen eigenen Bereich ein. Hier wird ausführlich der Beruf Fachkraft Agrarservice erklärt und die jungen Menschen direkt angesprochen. Besonders interessant: potentielle Bewerber können einen kurzen Test machen und werden bei 8 richtigen von 10 Fragen direkt zum Bewerbungsformular weitergeleitet. „Wer darauf keine Lust hat oder diese einfachen Fragen nicht beantworten kann, wird direkt ausgesiebt. Mir geht es nicht darum, dass sich 100 junge Menschen bei uns für eine Lehrstelle bewerben, zehn gute Bewerber reichen mir“, sagt Michael Metzger. 

Der Ausbildungsbereich auf der Internetseite verfügt auch über eine eigene Domain: www.ausbildung-landwirtschaft.de, hierdurch erhofft sich das Unternehmen im Google Ranking zu diesem Thema nach oben zu rutschen: „Wer uns kennt, der findet uns im Internet, das ist klar. Aber wer uns nicht kennt und etwas zum Thema Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich oder Fachkraft Agrarservice sucht, der kommt so über Google zu uns“. 

Nicht zu unterschätzen sei auch, dass die Lohnunternehmen beim Thema Ausbildung vermehrt in Konkurrenz mit den landwirtschaftlichen Betrieben stehen würden, so der Lohnunternehmer. „Wir müssen den Bewerbern mehr bieten können als ein landwirtschaftlicher Betrieb, wenn wir die guten Leute haben wollen“, sagt er. 

Die Art der Bewerber ändere sich, berichtet Michael Metzger. Immer seltener hätten die Bewerber einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Immer öfter würden sie auch aus dem städtischen Bereich kommen. „Wir hatten daher auch schon Lehrlinge, die ohne T-Führerschein zu uns gekommen sind. Denen haben wir dann für den Führerschein einen Schlepper zur Verfügung gestellt“, berichtet er. Großer Nachteil sei aber, dass die Lehrlinge hierdurch ein gutes halbes Jahr in der Ausbildung verlieren würden, weil sie kaum mit raus aufs Feld könnten. „Da muss man sich auch nichts vor machen, dieses halbe Jahr holen die Azubis kaum wieder auf. Wenn der Führerschein bestanden ist, müssen die jungen Leute erst einmal langsam an die Maschinen herangeführt werden“, so Michael Metzger. Aus diesem Grunde sollten Bewerber bei ihm mindestens 18 Jahre alt sein und Pkw- und T-Führerschein vorweisen können.

Lohnunternehmen Reermann

Die Stärken des Einzelnen herausfinden

Stefan Reermann war im Jahr 2006 der erste Auszubildende zur Fachkraft Agrarservice im elterlichen Lohnbetrieb in Brilon. „Mein Vater hatte aber bereits seit Mitte der 90iger Jahre Landmaschinenmechaniker-Lehrlinge. Erfahrung im Bereich Ausbildung war also reichlich vorhanden und der Schritt zur Ausbildung von FAS sicherlich nicht so groß, wie für manch anderes Lohnunternehmen“, berichtet der Juniorchef. Heute ist er selbst für die Auszubildenden zuständig. Momentan werden drei Landmaschinenmechaniker und zwei Fachkraft Agrarservice in unterschiedlichen Lehrjahren ausgebildet. 

„Ca. 50/50 steht die Chance, dass die Absolventen hinterher bei uns im Lohnunternehmen bleiben“, sagt Stefan Reermann. Oft sei es so, dass die Mitarbeiter nach der Ausbildung noch ein bis zwei Jahre bleiben würden. Sobald Partnerinnen ins Spiel kommen, würden sie dann aber oftmals aufgrund der Arbeitszeiten in die Industrie wechseln. Nicht selten sei es aber der Fall, dass sie irgendwann zurückkehren würden: „Wir haben tatsächlich einige Festangestellte, die zwischendurch fünf bis sechs Jahre woanders waren und nun wieder bei uns sind.“

Auch wer höher hinaus möchte, wird unterstützt: 2018 wurde ein FAS-Absolvent übernommen, der aus einem Lohnbetrieb stammt und später auch diesen übernehmen möchte. „Er möchte noch zwei bis drei Jahre bei uns bleiben und seinen Meister machen und darin werden wir ihn unterstützen“, so der Lohnunternehmer. 

Obwohl der Industriezweig in Brilon recht stark ausgebildet ist, kann sich das Unternehmen mit jährlich vier bis fünf Bewerbern für die FAS-Ausbildung bisher nicht beklagen. Ganz im Gegensatz zu ihren Kunden: „Den Landwirten der Region gehen die Bewerber aus. Bei uns zieht da immer noch die Technik. Aber auch wir dürfen natürlich nicht schlafen und müssen kontinuierlich Werbung für eine Ausbildung bei uns machen“, sagt Stefan Reermann. Deshalb sagt er auch selten nein, wenn sich potentielle Praktikanten bei ihm bewerben: „Das fängt an beim ein- bis zweiwöchigen Schulpraktikum. Wir stellen die Praktikanten meistens einem unserer Mitarbeiter an die Seite, bei dem sie ‚mitlaufen‘ können. Ansonsten verlange ich von den jungen Leuten, dass sie sich selbst einen Eindruck von dem verschaffen, was wir hier tun. Sie müssen selbst in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit herausfinden, ob der Job für sie in Frage kommt oder nicht.“ Auch wenn es für den Betrieb einen gewissen Aufwand bedeutet, Ein Praktikum sei die beste Möglichkeit herauszufinden, ob sich jemand eignet oder nicht. 

Auch Ferienjobs bietet er an – ebenfalls ohne Führerschein. „Bei uns gibt es auch sehr viel in der Werkstatt zu tun, da wir fast alles selbst reparieren. Ich kann doch nicht von einem jungen Menschen verlangen, mehrere tausend Euro für einen Führerschein auszugeben und dann merkt er, dass der Job nichts für ihn ist. Zumal die Bewerber zunehmend fachfremd sind und selten noch aus der Landwirtschaft kommen“, sagt Stefan Reermann und weiter: „Wer bei uns arbeitet, bekommt einen Einblick in alle Tätigkeiten des Lohnunternehmens – von der Werkstatt bis zur Dienstleistung beim Kunden“. Es sei aus diesem Grunde auch schon vorgekommen, dass Auszubildende vom Landmaschinenmechaniker zur Fachkraft Agrarservice umgesattelt hätten: „Eines unserer großen Anliegen ist, herauszufinden, welche Aufgaben dem einzelnen jungen Menschen liegen. So versuchen wir ihn dann auch im Sinne unserer Kunden einzusetzen. Nichtsdestotrotz sollte er so flexibel sein, dass er auch alle anderen Aufgaben übernehmen könnte.“ 

Jahrelang unterschätzt hat das Lohnunternehmen die Wichtigkeit einer vernünftigen Internetseite, dies sei nun nachgeholt worden. „Mit facebook haben wir hingegen schon recht früh angefangen. Ich denke es wichtig, wie man sich nach außen darstellt. Gute Bilder haben einen großen Einfluss auf junge Leute und ich glaube, dass wir schon einige Bewerber dadurch ansprechen konnten.“

Mirja Schmatzler, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN