Gülle-Umfrage: Zäher Start

Stell‘ Dir vor, es ist „Gülle-Silvester“ und die Böden sind nicht befahrbar. Dieses Szenario wurde kürzlich Realität. Wie gravierend war das Problem?
Der Start in die Gülle-Saison ist in diesem Jahr besonders von den Witterungsverhältnissen geprägt. (Foto: Lützen)

Wir haben über unseren Newsletter „LU-Mail“ nachgefragt und dabei auch gleich das Thema Sommersaaten integriert. Hier sind die Antworten der Praktiker.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Angesichts von rund 40 antwortenden Lohnunternehmern kann unsere digitale Umfrage nicht als repräsentativ und „statistisch belastbar“ gelten. Aber sie bietet ein aufschlussreiches Schlaglicht auf einen für Landwirte und Lohnunternehmer schwierigen Start in die Güllesaison 2024. Denn die überdurchschnittlich hohen Niederschläge des Herbstes in Verbindung mit anhaltend nasser und milder Witterung bis Ende Januar sorgten für gesättigte Böden und weitgehend schlechte Befahrbarkeit. Das machte den 1. Februar als sprichwörtliches „Gülle-Silvester“ nicht gerade zu einem Knaller, was die ausgebrachten Mengen betraf. 

Ausbringung ausgebremst

Grafik: LOHNUNTERNEHMEN

Bei unserer Umfrage wollten wir u.a. wissen, wie viele Kubikmeter Gülle bzw. Gärreste die Kunden der antwortenden Lohnunternehmen für die Ausbringung gleich Anfang Februar beauftragt hatten. Im Durchschnitt aller Antworten waren dies rund 10.000 m³ pro Lohnunternehmen, wobei die Schwankungsbreite von Null bis zum Spitzenwert von 40.000 m³ reichte. In Gruppen eingeteilt, hatten 14 % der Betriebe keine Ausbringaufträge für Anfang Februar auf dem Zettel stehen. Das Gros mit 66 % sollte Mengen bis zu 10.000 m³ ausbringen, auf die Gruppe mit mehr als 10.000 m³ entfielen 21 %.

Ein weiterer Fokus richtete sich in diesem Zusammenhang auf die Ausbringflächen. Im Schnitt aller Antwortenden war geplant, 76 % der Mengen auf Ackerflächen zu verteilen und 24 % auf Grünland. Zum Zeitpunkt des Umfragestarts zeichnete sich jedoch schon ab, dass die Witterung den eigentlich für Anfang Februar terminierten Ausbringaufträgen einen Strich durch die Rechnung machen würde. 41 % der Umfrageteilnehmer gingen davon aus, die avisierten Mengen auch wirklich ausgebracht werden könnten, wohingegen 59 % der Ansicht waren, dass dies zumindest nicht vollständig gelingen dürfte (siehe Grafik 1).

Grafik: LOHNUNTERNEHMEN

Dementsprechend gefragt haben wir, ob die Kunden der Lohnunternehmer über ausreichende Lagerkapazitäten verfügen (siehe Grafik 2). 6 % der antwortenden Lohnunternehmer gaben an, dass dies nicht der Fall sei. 82 % sehen dies zumindest bei einem Teil ihrer Kunden nicht gegeben. Dass auf jeden Fall genügend Lagerreserven bestehen, schätzten 12 % der Lohnunternehmer. Logische Konsequenz ist, dass Kundenmengen in Zwischenlager transportiert werden müssen. 60 % der Befragten erwarteten daher zusätzliche Transportaufträge ihrer Kunden, die anderen 40 % sahen in diesem Zusammenhang keinen Zusatzumsatz aus der Gülle- und Gärrestlogistik. Die Angaben der „von A nach B“ zu fahrenden Mengen lagen zwischen 300 und 10.000 m³, was im Durchschnitt aller Antworten einer Menge von rund 2.800 m³ gleichkam.

Eine Lösung der Lagerproblematik könnte auch in der Separierung liegen. 17 % der Befragten bieten diese Dienstleistung an, 83 % nicht. Eine Veranlassung, jetzt ebenfalls in Separierungstechnik zu investieren, sah derzeit keiner der Antwortenden.

Mehr Sommersaaten

Die nassen Böden erweisen sich nicht nur als Hemmnis für die Ausbringung von Gülle und Gärresten, sondern ebenso für Bestellung und Saat. So wollten wir u.a. wissen, ob Kunden der befragten Lohnunternehmer in größerem Umfang von Schäden an Wintersaaten durch zu nasse Böden oder gar Hochwasser betroffen sind. Immerhin ein gutes Drittel bestätigte dies. Davon 80 % rechnete zudem in diesem Frühjahr mit Folgeaufträgen in Sachen Saat von Sommerungen.

Entsprechend richtete sich unsere letzte Frage auf die Erwartung der Lohnunternehmer, welche Sommersaaten nach ihrer Einschätzung in die Erde sollen. Erwartungsgemäß fiel das Antwortenspektrum sehr bunt gemischt aus. Im Durchschnitt aller Antworten stand jedoch der Mais mit 57,5 % auf Platz 1, gefolgt von Sommergetreide mit 27,5 %. Mit jeweils 7,5 % der bezifferten prozentualen Flächenanteile folgten Leguminosen und „sonstige“, wobei letztere in ihrer Aufteilung von uns nicht hinterfragt worden waren.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN