Mais im Dammanbau
Auf dem Hof Strothmann steht eine modifizierte Köckerling-Maschine mit angebauten Einzelkornaggregaten. Hinter den 45 mm breiten Grubberscharen und den vorgelagerten Schneidscheiben sind Häufelschare verbaut: Schneiden, Tieflockern bis in 30-35 cm Tiefe und dann den Damm aufbauen; Rückverdichten und den Mais legen. Das sind die Arbeitsschritte nach denen die Maissaat im Damm, nach Eckhard Strothmanns Idee, funktionieren soll.
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Bis zur Serienreife seiner Maislegetechnik war es ein weiter Weg für den Leiter eines Betriebes im Westfälischen Halle: „Unser Hof befindet sich in einer Region mit Sandböden, die bei 18 bis 26 Bodenpunkten einzuordnen sind. Viele Flächen liegen Grundwasserfern. Bei der Bewirtschaftung ist der Schutz des im Boden befindlichen Wassers in den letzten Jahren mit Frühsommertrockenheit ein wichtiger Punkt geworden. Wenn wir hier Pflügen, dann geht ein Großteil der nutzbaren Bodenfeuchtigkeit verloren.“
Im Zuge der Pferdehaltung wurde der Getreideanbau fast vollständig aufgegeben und vor allem die Kultur Mais als Körnermais und Substrat für umliegende Biogasanlagen gewann an Bedeutung: „Wir haben uns im Ackerbau auf den Mais spezialisiert und uns Gedanken gemacht, wie wir den Anbau optimieren könnten. Auf den Sandböden des Pferdehalters liegen die Schwierigkeiten vor allem im Wassermangel, aber auch der Umgang mit Bodenstörstoffen, wie strohiger Pferdemist oder Zwischenfruchtresten, sei eine Herausforderung gewesen, so der Betriebsleiter. „Der Anfang der Dammtechnik lag vor elf Jahren. Damals haben wir zur Bodenstrukturverbesserung Lehmboden auffahren lassen und hatten dadurch mitten in der Vegetationszeit eine Freifläche.“ Dort wurden die ersten Versuche zum Dammanbau gestartet: „Von einem Parapflug haben wir zwei Schare abgebaut. So konnten wir spurversetzt eine Tiefenlockerung mit 75 cm Reihenabstand durchführen.“ Auch vorhandene Kartoffeltechnik wurde von 62 cm auf 75 cm umgebaut und so ein Damm für den Mais aufgebaut. „Aus der Nachbarschaft kam noch eine alte, vierreihige Maislegemaschine und so konnte Mitte Mai der erste Mais im Damm gelegt werden. Diese erste Fläche war etwa zwölf Meter breit und 40 Meter lang. Nach anfänglicher Trockenheit und trotz des späten Saattermins waren die Pflanzen nach unserem Eindruck deutlich stärker als auf den übrigen Flächen. Wir haben also nachgeschaut und ein intensives Wurzelwachstum festgestellt“, erläutert Eckhard Strothmann die ersten Versuche.
Einfluss auf Biologie und Pflanze
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Im Dammaufbau deckelt der nährstoffarme Boden den nährstoffreicheren Boden im Damm ab, so Strothmann: „Durch die tiefe Lockerung unter dem Damm haben wir eine gute Kapillarwirkung, wenn ein entsprechender Bodenschluss durch die Rückverfestigung wiederhergestellt wird. Zwar ist der Wasserverlust durch die stärkere Erwärmung der Dammflanken höher, jedoch haben wir im Vergleich zum Pflugsystem und der darauffolgenden Saatbeetbereitung Wasser gewonnen.“ Niederschläge werden, wie Strothmann erklärt, besser genutzt: „Die Niederschläge auf der Dammkrone ziehen zum einen in den Damm, wo die junge Pflanze ist und zum anderen ins Dammtal. Dort sickert das Wasser tiefer ein und bleibt so länger verfügbar. Dazu haben wir durch die Häufelschare den Dünger im Damm zusammengebracht und eine bessere Früherwärmung des Bodens erreicht. Die Pflanzen sind beim Wachstum auf Nährstoffe, Temperatur und Wasser angewiesen. Diese drei Parameter können durch den Dammanbau auch bei Böden mit einer geringeren nutzbaren Feldkapazität erfüllt werden.“
Weniger Nährstoffverluste
Ein weiterer Pluspunkt für den Dammanbau ist ein geringerer Verlust mobiler, auswaschungsgefährdeter Nähstoffe, wie Stickstoff: „Im Damm haben wir deutlich weniger Nährstoffverlagerung von oben nach unten, denn das Wasser kommt von unten“, sagt Eckhard Strothmann. Dieser Zusammenhang erkläre auch, warum das System ohne eine Depotdüngung auskomme, die Verlagerungsneigung der Nährstoffe sei geringer. Eigene Versuche stützen diese Annahme: „Bisher fehlen uns die Exaktversuche, es zeigt sich aber in vielen Versuchen eine Tendenz, so Strothmann. „Wir haben Versuche gemacht, in denen wir im Boden-Dünger Gemisch den kompletten Dünger in den Damm gelegt haben. Dadurch sind die Nährstoffe schneller verfügbar, auch in der Hauptwachstumszeit von Mai bis August sind die Aufnahmewege kurz. Wir sind auch der Annahme mit dem System die immobilen Dünger, wie etwa Phosphate, effektiv zur Pflanze bringen zu können. Gerade beim Mais ist Phosphat in der Jugendentwicklung entscheidend.“
Theoretisch seien verschiedene Dünger möglich. Das Spektrum reiche von der Einarbeitung von Gülle, Mist und Gärresten im Damm bis hin zur Einbringung von Mineraldüngern über die Grubberschare als Unterfußdünger und die Düngerverschlauchung auf der Oberfläche. Durch die Häufelbleche gelangt auch der auf Oberfläche abgelegte Dünger im Erdstrom gebündelt zur Maispflanze. Für die Gülleeinarbeitung biete sich Möglichkeit den Terratec kompakt direkt am Güllefass anzubauen.
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Nährstoffe verfügbar machen
Dass das Verfahren funktioniert ist kein Zufall, denn mit dem Einsatz der Maschine nach Grünroggen hat Eckhard Strothmann Erfahrung: „Wir bekommen im März pro Hektar 20 ― 25 m3 Gärreste, um den Zwischenfruchtroggen anzudüngen. Der Zwischenfruchtroggen wird im Herbst nach Mais gesät und im April eingefräst. Dann wird der Mais im Damm gelegt, der Roggen muss einige Tage später mit der normalen Unkrautbehandlung gespritzt werden. Ein Teil der Nährstoffe ist in der grünen Pflanzenmasse enthalten und wird in den oberen fünf bis zehn Zentimetern gehalten. Die organische Masse wird wieder eingebracht und braucht einige Zeit, um umgesetzt zu werden und ist damit erst später, zum höchsten Nährstoffbedarf des Mais mineralisiert und damit verfügbar. Wir produzieren so im Damm also Nährstoffe, die zum optimalen Zeitpunkt verfügbar sind.“
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Johannes Rohmann
Der Artikel ist in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Juni 2014 erschienen.