Interview mit Philipp Horsch: Marktsegmente und Kundenströme
Wie wird sich nach Ihrer Ansicht die Landwirtschaft weiter entwickeln?
Ich teile die grundsätzliche Sorge, dass es uns als Gesellschaft und in der Politik nicht gelingt, diesbezüglich eine Kehrtwende zu schaffen und den Regulierungswahn zurückzudrängen. Und dass der überbordende Staatsapparat für die Landwirte – und die Lohnunternehmer – wirtschaftlich unerträglich wird. Ich würde mich freuen, wenn die Entwicklung mehr dem Markt und den Verbrauchern überlassen würde. Denn die Konsumenten artikulieren schon ihre Vorstellungen, denen der Lebensmittel-Einzelhandel ohnehin folgt.
Aber den Mehraufwand der Produzenten nicht zahlt.
Ich behaupte ja auch nicht, dass heute schon alles im grünen Bereich ist. Aber lassen Sie mich dazu zwei Beispiele nennen. So wollen viele Verbraucher Milch haben, die garantiert ohne genverändertes Soja produziert wurde. Das gilt in der Milchviehhaltung genauso wie für vegane Alternativen. Die Lebensmittelhersteller reagieren, Soja aus europäischer Produktion erfährt einen dramatischen Aufschwung, auch zum Nutzen der Landwirte. Gleiches gilt für Hafermilch. Pro Liter zahlt man im Laden mindestens 1,45 €/l – an Warenwert des Hafers stecken – selbst bei Biohafer zum Preis von 50 €/dt – gerade mal 5 ct im Liter. Das ist eine gigantische Wertschöpfung, von der letztlich auch die Landwirte profitieren.
Aber es ist – mit Verlaub – doch verrückt, wenn Mineralwasser, Hafermilch und Veggie-Burger eine zigfach größere Wertschöpfung haben als solide erzeugte tierische Produkte, egal, ob konventionell oder bio …
Wir werden uns damit abfinden müssen, dass es sehr unterschiedliche Marktsegmente und Kundenströmungen gibt. Eine Einteilung in Schwarz und Weiß bringt jedoch nichts, auch produktionsseitig nicht. Insgesamt sehe ich für die Landwirtschaft in Deutschland – auch für die Tierhaltung – nicht schwarz, im Gegenteil. Wir sind marktnah, haben die Technologie im Griff, ein weltweit einmaliges Qualifizierungsniveau und sind klimatisch im globalen Vergleich sehr begünstigt. Aber es wird vieler Veränderungen bedürfen – und natürlich einer Bereitschaft der Konsumenten, für Regionalität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz einen Beitrag zu leisten. Wir haben die Zukunftsthemen in der Landwirtschaft nicht alleine, aber schon auch selbst in der Hand – wenn wir sie aktiv mitgestalten.
Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
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