Kommentar: „Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern hochgradig kriminell!“

Wer Mais mit Metall spickt, riskiert Menschenleben. Nur die breitere öffentliche Aufmerksamkeit steigert die Chance, die Täter zu erwischen.
LOHNUNTERNEHMEN-Chefredakteur Jens Noordhof

Wer mich kennt, weiß um meine Neigung, bei Kommentaren nicht um den heißen Brei herumzureden. Dies geschieht in der Regel mit der Absicht, einen Sachverhalt etwas überspitzt und in der Tonlage irgendwo zwischen "augenzwinkernd-humorvoll“ bis „mit spitzer Feder aufgespießt“ auf den Punkt zu bringen.

Es gibt allerdings Themen, da bleibt einfach nur noch, verbal mit der Bratpfanne einen Scheitel zu ziehen. Hierzu gehört die völlig beknackte Idee verantwortungsloser Vollidioten, Metallteile an Maispflanzen zu binden. Welche kruden Gedanken und Ziele dahinterstecken, ist mir schleierhaft, doch es ist letztlich auch egal. Tatsache ist: Im Mindestfall wird schwere Sachbeschädigung billigend in Kauf genommen.

Folgen für Betroffene

Noch schlimmer ist jedoch, dass die Täter ebenso in Kauf nehmen, Menschen zu verletzen oder gar zu töten. Ob aus Dummheit oder Absicht, ist im Ergebnis dasselbe. Alleine die psychische Belastung einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters, der so etwas erleben musste, ist immens. Nebenbei bemerkt, sollten sich die Arbeitgeber bei Bedarf nicht scheuen, auch professionelle psychologische Unterstützung für betroffene Teammitglieder in Anspruch zu nehmen, denn ein Trauma wirkt lange nach.

Deshalb in aller Deutlichkeit: Derartige Sabotage ist kein Kavaliersdelikt, sondern hochgradig kriminell! Und auch auf die Gefahr hin, mich juristisch unkorrekt auszudrücken: Nach meinem Gefühl grenzt das an versuchten Totschlag. Und so sollte es auch behandelt werden.

Reden ist in diesem Fall Gold

Leider sind solche Vorkommnisse weder neu noch ein Einzelfall. Allein 2020 wurden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Brandenburg mindestens drei solcher Anschläge bekannt, und vermutlich gibt es zusätzlich einige nicht veröffentlichte Zwischenfälle.

Nichts zu sagen, ist meines Erachtens aber der falsche Weg. Die Sorge vor Nachahmern ist so verständlich wie begründet. Trotzdem finde ich es richtig und wichtig, dass die Betroffenen, wie zum Beispiel die Lohnunternehmen Kock oder Hauschild, damit an die Medien treten und eine breite Öffentlichkeit darauf hinweisen.

Auch die ausgelobte Belohnung für sachdienliche Hinweise ist richtig. Denn die Chance, als Landwirt:in oder Lohnunternehmer:in allein die Täter in flagranti zu erwischen, tendiert gegen Null. Wenn aber viele darauf achten, steigt die Wahrscheinlichkeit. Das ist nicht erst seit „Aktenzeichen xy“ erwiesen. Diese Chance sollte genutzt werden.

Jens Noordhof, LOHNUNTERNEHMEN-Chefredakteur