LU-Fokus-Leserumfrage zum Thema Bürokratieabbau

Wie stehen Lohnunternehmer zum Thema Bürokratieabbau und wo wünschen sie sich bürokratische Entlastungen? Das wollten wir von unseren Lesern wissen.
größte bürokratische Hemmnisse
Das Umfrageergebnis zu dem Bereich mit den größten bürokratischen Hemmnissen ist eindeutig. (Grafik: Lützen)

In regelmäßigen Abständen befragen wir eine feste Gruppe von Lohnunternehmern zu aktuellen Themen rund um die Branche. Dabei handelt es sich aufgrund der Teilnehmerzahl nicht um eine repräsentative Umfrage. Dennoch zeigen die Aussagen interessante Tendenzen, da es sich um Unternehmen aus allen Teilen Deutschlands mit unterschiedlichen Dienstleistungsschwerpunkten und verschiedenen Betriebsgrößen handelt. Bei unserer jüngsten Umfrage stand das Thema Bürokratie auf der Agenda.

Unsere erste Frage war, in welchen Bereichen die Unternehmen tätig sind, wobei natürlich Mehrfachnennungen möglich waren. 46 % gaben an, landwirtschaftliche Dienstleistungen anzubieten. An zweiter Stelle folgten kommunale Arbeiten mit knapp 25 %. Forst- und Baudienstleistungen lagen in den teilnehmenden Betrieben ziemlich gleich auf bei ca. 10 %. Zu den sonstigen Leistungen, die angeboten werden, gehören Transporte, Handel und Entsorgung.

Die meisten bürokratischen Hemmnisse sehen die Befragten mit 47 % im Bereich der Landwirtschaft (Grafik 1). Für 21 % steht hier das Kommunalgeschäft an erster Stelle der „Bürokratie-Problemzonen“, bei 11 % sind es die Baudienstleistungen. Der Forst wurde von keinem der Befragten erwähnt, was darauf schließen lässt, dass bürokratische Hemmnisse in diesem Bereich weniger stark belasten als die anderen Dienstleistungssegmente.

Arbeitszeitnachweise bremsen

Auf die Frage, inwiefern die Bürokratie den Betriebsalltag behindert, wurden – bei der Möglichkeit von Mehrfachnennungen – an erster Stelle mit 30 % die Arbeitszeitregelungen und -nachweise für Festangestellte und Aushilfen genannt. Gleich dahinter folgten mit jeweils knapp über 25 % der Antworten auch die Genehmigungen für Bauvorhaben, die sich verzögern oder abgelehnt werden, sowie die Genehmigungen für landwirtschaftliche Fahrzeuge für die Fahrt auf der Straße. Dokumentationspflichten von erbrachten Dienstleistungen ist ein weiterer Knackpunkt in der Bürokratie, der 15 % der Antworten ausmachte.

Folgen der Bürokratie
Die Bürokratie hat einen erheblichen Kosten- und Personalsaufwand zur Folge. (Grafik: Lützen)

Welche Folgen hat dies unmittelbar auf das Geschäft des Lohnunternehmers? Auch hier hatten die Teilnehmer mehrere Antwortoptionen (Grafik 2). 47 % aller Antworten der Teilnehmer entfielen hier auf den Punkt „Erheblicher Kosten- und Personalaufwand“. Am zweithäufigsten wurde mit 21 % die Antwort ausgewählt, dass Aufträge gar nicht erst angenommen werden können und Umsatz verloren geht. Weitere 12 % der Nennungen entfielen auf die Konsequenz, dass Investitionen in Technik verschoben bzw. gar nicht getätigt werden. 11 % der Antworten bestätigten, dass der Betrieb am jetzigen Standort nicht erweitert werden kann.

Wir wollten von den Teilnehmern auch wissen, wie aus ihrer Sicht eine bürokratische Entlastung für die Lohnunternehmer erfolgen könnte. Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich. 26 % – und somit die meisten bei dieser Frage – fiel auf die Antwort „Abbau von Vorschriften“. 24 % der Klicks summierten sich bei der Antwortoption, pragmatischerer Genehmigungsverfahren, gefolgt von 21 %, dass Genehmigungen landes- bzw. bundesweite Gültigkeit haben sollten. Die Digitalisierung von Antragsverfahren würde ebenfalls zu einer bürokratischen Entlastung führen, so die Einschätzung der Lohnunternehmer. Auf diesen Punkt fielen ca. 15 % der Antworten, gefolgt von 13 % für den Wunsch einheitlicherer Regelungen für die unterschiedlichen Gewerke, in denen das Lohnunternehmen tätig ist.

Aufwand durch „DüVO“

Die Frage, worüber sich die Befragten in den letzten drei Monaten am meisten hinsichtlich der Bürokratie, die ihr Unternehmen direkt betrifft, geärgert haben, wurde offen gestellt und das Antwortspektrum war entsprechend hoch. Mehrfach wurde die Düngeverordnung (DüVO) genannt, was sicherlich mit der Güllesaison zusammenhängt, in der sich viele Betriebe zum Zeitpunkt der Befragung befanden. Mehrfach erwähnt wurden auch Genehmigungsverfahren für landwirtschaftliche Fahrzeuge, die zum Teil sehr lange dauern. Ein Umfrageteilnehmer beklagte, dass diese zum Teil bis zu sechs Monate dauern bei der zuständigen Behörde. Aber es gab auch eine positive Rückmeldung: So gab ein Lohnunternehmer an, dass die Einführung der e-Rechnung inklusive neuer Software zu einem vereinfachten Zusammenarbeiten mit dem Steuerbüro geführt hat, inkl. Kosteneinsparung.

Gespannt waren wir auf die Antworten auf die Frage: „Wenn Sie einen Wunsch frei hätten - welche Regelung sollte sofort abgeschafft bzw. vereinfacht werden?“ Mehrfach wurde hier die Vereinfachung der Überbreitenregelung genannt und auch gleich ein Beispiel mitgeliefert: „Wir haben z.B. drei Feldhäcksler, die von der Bauart, den Außenmaßen und dem Gewicht identisch sind. Dazu sollte ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren möglich sein und nicht jedes Mal das Prozedere von vorne.“ Auch der Wunsch nach Vereinfachung der Arbeitszeitregelungen und -nachweise kam an dieser Stelle.

Enorme Kosten

Die Bandbreite der geschätzten, jährlichen Kosten inkl. Lohnkosten, die durch die Bürokratie in den Betrieben entstehen, ist enorm. Das ergibt sich zum einen durch die Größe der Unternehmen, zum anderen aber auch die Vielfältigkeit des Dienstleistungsspektrums und liegt bei der Umfrage zwischen 4.000 und 150.000 €. Der Mittelwert beträgt ca. 49.900 € pro Jahr und ist somit beachtlich hoch.

Auch die Schätzung des jährlichen Umsatzverlustes für das jeweilige Unternehmen durch nicht angenommene oder durchgeführte Aufträge aufgrund bürokratischer Regelungen ist erschreckend: im Mittel sind es über 110.000 €. Allerdings ist auch hier die Bandbreite sehr groß und reicht von Null bis 500.000 € pro Jahr.

Wir danken den Lohnunternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, für ihre Unterstützung! Wenn auch Sie an diesen LU-Fokus-Umfragen teilnehmen möchten, dann melden Sie sich bitte unter +49 5132 859146 oder luetzen@beckmann-verlag.de.

Björn Anders Lützen,

Redaktion LOHNUNTERNEHNEN