Mehr Energie herausholen

Wer 50-60 % Milchleistung aus dem Grundfutter holen will, darf bei Futterernte und Silieren keine Kompromisse machen. Das stellt auch die Lohnunternehmer vor Herausforderungen. Tierarzt André Hüting ist dazu im Gespräch mit LU Karl-Heinz Klein-Hitpaß.
Homogen, optimal verdichtet und bei der Futterentnahme sauber geschnitten – so soll Grassilage sein.

Wer wirtschaftlich Milch produzieren möchte, sollte mindestens 50 % oder 5.500 l/Jahr aus dem Grundfutter holen können. Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu – aber in der Praxis nach wie vor oft nicht erreicht. So jedenfalls beobachtet es Tierarzt André Hüting, einer der fünf Gesellschafter der „Tierarztpraxis an der Güterstraße“ in Hamminkeln, bei seiner täglichen Arbeit. „Und wirklich gute Betriebe liegen inzwischen sogar oberhalb des genannten Anteils bzw. Menge. Das funktioniert aber nur, wenn das Grundfutter wirklich in optimaler Qualität vorliegt“, betont er.

Wobei aus seiner Sicht die Futterqualität nicht allein die „Kalorienbasis“ ist, sondern in hohem Maß auch der entscheidende Faktor für die Tiergesundheit. Dies werde in der Praxis oft unterschätzt. Aus diesem Grund beschäftigen sich Tierarzt Hüting und seine insgesamt 19 Kollegen des Praxisteams intensiv damit. Denn ihr Credo ist nicht allein, Krankheiten der Tiere zu heilen und einen Teil des Einkommens über die Abgabe von Medikamenten zu erzielen. „Im Gegenteil, unser Ansatz ist vielmehr die Beratung der Landwirte, damit Probleme im Stall gar nicht erst auftreten. Denn 90 % der Erkrankungen sind auf Futtermängel, unzureichende Fütterung und falsche Haltung zurückzuführen“, ist er überzeugt. „Ganz klar steht aber an erster Stelle: Das Futter macht die Milch. Und das geht nicht nur die Landwirte an – auch die Lohnunternehmer sind mit ihrer Arbeit der Futterernte ein Stück weit verantwortlich für Tierleistung und -gesundheit.“

Sind sich über die Anforderungen an gute Silageproduktion einig: Tierarzt André Hüting (l.) und LU Karl-Heinz Klein-Hitpaß.

Die Sensibilisierung in Sachen Futter vollzieht André Hüting nicht allein aus der Perspektive des Tierarztes. Von Haus aus Landwirt und nach wie vor mit eigenem Hof plus Jungtieraufzucht im Nebenerwerb aktiv, kennt er die Sichtweise der Tierhalter aus dem eigenen Stall. Und die des Lohnunternehmers, denn die Beratung seiner Kunden setzt auch einen regelmäßigen Austausch mit den Dienstleistern im Aktionsradius des Tierarztteams voraus.

Die Arbeit der Dienstleister muss wirklich top sein.

„Mit ist sehr bewusst, dass die Lohnunternehmer besonders in der Futterernte unter extremem Zeitdruck stehen und in der Taktung der Aufträge aus wirtschaftlichen Gründen auf Effizienz achten müssen. Auch der Wettbewerbsdruck und die bei so manchem Landwirt fehlende Bereitschaft, für die beste Arbeit auch mehr zu zahlen als nur Durchschnitt, machen die Futterernte für Lohnunternehmer zu einer echten Gratwanderung zwischen Wirtschaftlichkeit und Futterqualität. Doch der Strukturwandel zwingt hier zu einem echten Umdenken bei allen Beteiligten, gerade bei den guten Betrieben. Die Landwirte müssen akzeptieren, dass hohe Futterqualität nicht zum Nulltarif zu bekommen ist. Aber dann muss die Arbeit der Dienstleister auch wirklich top sein.“

Zu den Lohnunternehmern, mit denen André Hüting regelmäßig Kontakt hat und die sich intensiv mit dem Thema Futterqualität auseinandersetzen, gehört unter anderem Karl-Heinz Hitpaß aus Hamminkeln. Zu seinen Kunden im Umkreis von gut 20 km gehören rund 50 Milchviehhalter mit Beständen zwischen 50 und 300 Kühen. Die von ihm und seinem Team zu erntende Grasfläche beziffert er auf etwa 2.000 ha, die je nach Wetterverlauf vier bis fünf Mal pro Jahr geschnitten werden.

 

Zwischen 32 und 35 % Trockenmassegehalt ist optimal, doch in der Realität sind es oft 40 % oder gar 45 %.

Von den 50 Betriebsleitern nutzen inzwischen 30 regelmäßig die Bestandsbetreuung durch die Tierarztpraxis an der Güterstraße, wie André Hüting berichtet. „Das spüren auch wir als Lohnunternehmer unter anderem daran, dass sich die Betriebsleiter intensiver als früher mit uns austauschen“, ergänzt LU Klein-Hitpaß. Dennoch gibt es aus seiner und aus André Hütings Sicht nach wie vor diverse „Knackpunkte“, die nachstehend unter zentralen Oberbegriffen dargestellt werden sollen, vorrangig für Gras, aber ebenso für Mais.

Besonders zum ersten Grasschnitt ist die Festlegung des optimalen Schnittzeitpunktes jedes Jahr wieder eine Herausforderung, so die Erfahrung im Team Klein-Hitpaß. Die Zahl der Betriebe, bei denen der Lohnunternehmer für und bei einem Kunden den Mähzeitpunkt selbst festlegen darf, ist nach wie vor die Minderheit. „Es wäre schön, wenn wir die Reihenfolge der zu erntenden Stücke insgesamt noch mehr als bisher mitgestalten könnten. Denn für uns ist rein organisatorisch wichtig, nicht ständig kreuz und quer springen zu müssen. Außerdem kennen wir die Kundenflächen insgesamt sehr gut und wissen um die Standorte, die als erste dran sind“ erklärt er und fügt noch hinzu:

„Vor allem bei unbeständigem Wetter wäre das von großem Vorteil, wenn quasi jeder vorgestern schon fertig gewesen sein will. Das kann nicht funktionieren. Und da nützt auch die Drohung nichts, zu einem anderen Lohnunternehmer gehen zu wollen. Denn die guten Kollegen haben dann auch keine Zeitreserven. Da hilft nur ein ordentliches Maß Gelassenheit. Doch das sind nur Ausnahmen; unsere Stammkunden haben glücklicherweise sehr viel Vertrauen in uns und unsere Arbeit.“

Für die Grasernte setzt LU Klein-Hitpaß zwei Häcksler sowie bis zu neun Lade- und Transportwagen ein.

„Ein Teil hat selbst sehr gut im Gefühl, wann es losgehen soll. Aber 50 % der Bauern geben aus meiner Sicht den Startschuss zum Ernten zu spät. Deshalb kann ich den Lohnunternehmern nur empfehlen, selbst aktiv zu werden und mit den Kunden darüber zu reden. Tatsache ist jedenfalls, dass bisher viele Grassilagen zu trocken sind. Zwischen 32 und 35 % Trockenmassegehalt ist optimal, doch in der Realität sind es oft 40 % oder gar 45 %. Also lieber etwas früher ernten als zu spät.“ Den genannten TS-Gehalt empfiehlt er übrigens auch bei Silomais.

Darüber hinaus sei es sehr sinnvoll, dass die Lohnunternehmer am besten die ganze Gras-Erntekette in der Hand haben, hebt der Tierarzt hervor. Gerade die Abstimmung zwischen Mähen und Häckseln sei sehr wichtig. Dabei entstünden nicht selten zu große Zeitlücken, besonders an Tagen, an denen das Futter extrem schnell trockne. Und noch einen Hinweis möchte er an dieser Stelle geben: „Viele Landwirte mähen zu tief, und sie wenden und schwaden das Futter zu Tode. Das ist die beste Methode, um den Aschegehalt hoch und den Kuhmagen krank zu bekommen. Also am besten im Schwad trocknen lassen, sofern das Wetter es zulässt, und nach zwölf bis allerspätestens 24 h einfahren.“ Notwendig sei aber ebenso, dass der Dienstleister ...

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

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Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe März 2018.

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