Was passiert im Häcksel-Business?

Wie gehen Lohnunternehmer mit der Entwicklung im Häckselgeschäft um? Das haben wir mit fünf Lohnunternehmern und zwei Fachlehrern diskutiert.
LU Hermann Baur setzt Krone- und Claas-Häcksler von 500 bis 1.000 PS ein. (Foto: LU Baur)

Das Häckselgeschäft wird nicht einfacher. Immer mehr Maschinen im Markt treffen in einigen Regionen Deutschlands auf eine schrumpfende Maisfläche. Wie gehen die Lohnunternehmer mit dieser Entwicklung um? Das haben wir mit fünf Lohnunternehmern und zwei Fachlehrern diskutiert.

Wir erleben in der Landwirtschaft aktuell einen beschleunigten Strukturwandel. Die Kleinen geben auf, die Großen wachsen weiter. Wie verändert sich dadurch das Geschäft für die Lohnbetriebe – insbesondere in der Grünfutterernte?

LU Martin Messerer: In unserem Einsatzgebiet, ca. 30 km um Lichtenau herum, nimmt die Anzahl der Kühe ab. Aber nicht nur in der Milchviehhaltung geht es bei uns im Moment rückwärts. Auch die Anzahl der Biogasanlagen wird in den nächsten fünf Jahren abnehmen, da sich die Produktion für die einfachen NaWaRo-Anlagen, die hauptsächlich Strom produzieren, nicht mehr rentiert unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen. Ich sehe das aber optimistisch. Wer sagt, dass das Thema Biogas wirklich schon komplett begraben ist? Das ist immer auch eine politische Entscheidung und die kann mit der nächsten Regierung wieder anders aussehen.

Heißt das für die Lohnbetriebe, dass zukünftig weniger zu tun ist? Die frei werdende Fläche wird ja mit Sicherheit weiter bewirtschaftet ...

LU Messerer: Bisher hat sich nur die Anzahl der Kunden verringert. Zukünftig wird es aus meiner Sicht aber auch an die Fläche gehen. Es wird auf Dauer weniger Mais und Gras für die Veredelung benötigt, sei es zur Fütterung von Tieren für die Mast sowie Milchproduktion oder von Bakterien in der Biogasanlage.

LU Hermann Baur: Wir sehen schon heute, dass das Geschäft rückläufig ist. Früher waren bei uns fünf Grasschnitte Standard, heute gibt es Betriebe, die mähen nur zwei- bis dreimal, weil sie nicht mehr so viel Grassilage benötigen.

Die Diskussionsrunde (v.l.): LU Norbert Steingruber, Markus Steinbauer, LU Andreas Leichs, LU Sophia Meyer, Manuel Heuberger, LU Martin Messerer und LU Hermann Baur. (Foto: Lützen)

LU Sophia Meyer: Ich gehe davon aus, dass gerade kleinere Kuhbetriebe, die aus der Bewirtschaftung aussteigen, ihre Flächen für den Vertragsnaturschutz, wie zum Beispiel das Wiesenprogramm, zur Verfügung stellen. Die Erlöse daraus sind deutlich höher, als wenn die Flächen an den Nachbarbetrieb verpachtet werden. Bei uns fällt auf, dass die Zahl der Schnitte abgenommen hat. Das liegt aus meiner Sicht aber hauptsächlich am Klimawandel. Hatten wir in der Vergangenheit vier sicherere Grasschnitte im Jahr, ist in den letzten Jahren häufig nach maximal drei Schluss.

LU Norbert Steingruber: Wobei gerade das letzte Jahr wieder aus der Reihe getanzt ist und wir noch kurz vor Weihnachten Gras gehäckselt haben, da der Herbst so feucht und warm bei uns war.

LU Baur: Die Ungeduld so manches Kunden ist unser Zubrot. Viele wollen im September den letzten Schnitt aus meiner Sicht viel zu früh ernten. Danach wächst das Gras gerade in feuchten und warmen Bedingungen weiter, sodass vor dem Winter noch ein weiterer Schnitt erfolgen muss. Davon profitiert der ein oder andere Lohnunternehmer. Eigentlich beobachten wir, dass die Kunden weniger Schnitte ernten möchten, um Kosten zu sparen. Das ist, wenn es darum geht, top Futterqualität zu ernten, nicht der richtige Weg.

Manuel Heuberger: Wir haben erstmals fünf Schnitte letztes Jahr geerntet – davon allerdings zwei Schröpfschnitte zum Ende der Saison. Das Gras wollte einfach nicht aufhören zu wachsen.

Und alle Schnitte werden tatsächlich gehäckselt?

Heuberger: Die späten Schnitte werden bei uns in Rundballen gepresst.

LU Messerer: Aber alles, was durch die Biogasanlage geht, wird bei uns gehäckselt – auch die Schröpfschnitte im Herbst.

LU Baur: Man wird aber sehen müssen, ob sich das in Zukunft überhaupt noch bezahlt macht, sprich, was die Nährstoffeinheit kostet, wenn so spät im Jahr mit dem doch recht teuren Häckselverfahren geerntet wird.

LU Steingruber: Die Kosten des Verfahrens hängen auch am Dieselpreis. Je höher er steigt, desto weniger rechnet sich die Ernte des Schröpfschnittes mit dem Häcksler.

LU Meyer: In diesem Fall wird der Ladewagen ggf. wieder interessanter.

Messerer: Aber auch dieses Verfahren ist bei großen Fahrzeugen nicht mehr günstig, denn es muss auch noch ein entsprechend leistungsstarker und teurer Schlepper davor.

Zur Diskussion trafen sich die Teilnehmer im Fachzentrum für Energie und Landtechnik in Triesdorf. (Foto: Lützen)

Wie lange dauert der erste Schnitt in der Regel?

Messerer: Bei uns ist innerhalb von sieben Tagen der erste Schnitt gelaufen. Allerdings ist zwischendurch auch immer mal wieder eine wetterbedingte Pause, sodass sich der Gesamtzeitraum etwas mehr in die Länge ziehen kann. Oft ist es so, dass wir mit dem ersten Schnitt beim letzten Kunden fertig sind und dann beginnt bereits der zweite Schnitt bei den ersten Landwirten. Das läuft ineinander über.

LU Baur: Wir beobachten aber schon, dass die Erntefenster immer schmaler werden.

LU Meyer: Das gilt eigentlich für alle Erntearbeiten, die wir Lohnunternehmer anbieten. Die Kunden wollen alle möglichst zum optimalen Zeitpunkt ernten.

Somit dürfte es immer schwieriger werden, eine hohe Maschinenauslastung zu erreichen. Schaffen Sie es, die geringe Auslastung auf einen höheren Dienstleistungspreis umzulegen?

LU Baur: Nein, das ist so leider nicht möglich. Im Gegenteil: Durch das Monitoring der Bestände sind die Landwirte mittlerweile sehr gut informiert, wann der richtige Zeitpunkt zur Ernte erreicht ist. Gibt es in dieser Phase Schlechtwetter, erhöht sich der Druck für uns umso mehr, da klar ist, dass alle mähen wollen, wenn sich das Wetter wieder stabilisiert. Wir brauchen dann eine extrem hohe Schlagkraft – erreichen aber keine hohe Auslastung mehr.

Gibt es dann auch andere Wege, um die Maschinen besser auszulasten?

LU Steingruber: Wir haben mittlerweile einige Kunden in Ostdeutschland. Dort sind wir in der Regel mit zwei unserer Maschinen unterwegs, bevor die Ernte hier in unserer Region beginnt.

Wie sichern Sie Ihr Auftragsvolumen ab? Schließen Sie dort Verträge mit Ihren Kunden?

LU Steingruber: Ja, wir sprechen im Frühjahr durch, was über das Jahr bei den Betrieben anliegt, z.B. wie viel GPS und Mais gehäckselt werden soll. Dann fahren wir auch noch einmal zu den Kunden, schauen uns die Flächen an und schließen entsprechen einen Vertrag für die Saison. Vier bis fünf Tage vor der Ernte bekommen wir vom Auftraggeber eine Info. Dann packen wir unsere Technik zusammen und starten. Das läuft sehr gut.

Wie weit fahren Sie denn zu Ihren Kunden in Ostdeutschland?

LU Andreas Leichs: Die weiteste Entfernung sind ca. 300 km von Zuhause. Vor Ort liegen die Kunden dann allerdings nicht mehr so weit auseinander.

Haben Sie einen Standort in Ostdeutschland, an dem Sie die Maschinen unterstellen können?

LU Steingruber: Ja, einer der Häcksler bleibt vor Ort das ganze Jahr über stehen. Den anderen Häcksler setzen wir in Ostdeutschland und in Bayern ein.

LU Leichs: Zum größten Teil sind unsere ostdeutschen Kunden große Ackerbaubetriebe mit vier bis fünf Mitarbeitern. Die sind mit dem reinen Ackerbau und Pflanzenschutz sowie Düngung vollständig ausgelastet und kaufen sich keine eigenen Häcksler für 200 ha Mais.

LU Steingruber: Wir sind nicht die einzigen Lohnunternehmer aus Franken, die mit ihren Maschinen in Ostdeutschland häckseln.

Zusammengefasst:

  • Die zu häckselnde Maisfläche nimmt in der Region, in der die Diskussionsteilnehmer aktiv sind, ab.
  • Eine Herausforderung für die Lohnunternehmer ist es, bei steigenden Anforderungen der Kundschaft die Maschinen auszulasten.
  • In der Maisernte wird nach unterschiedlichsten Modellen abgerechnet.
  • Hoffnung auf den Schutz vor kapitalen Schäden wird durch die Entwicklung neuer Fremdkörperdetektoren gesetzt.
  • Bei der Maschinenleistung sehen die Lohnunternehmer für ihre Region das Ende der Fahnenstange erreicht.

Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN

In der Juli-Ausgabe unserer Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN lesen Sie die komplette Diskussion. 

lue/cca