Praktische Arbeiten in Norwegen
Vom 30.April bis zum 14. Mai 2023 waren wir (acht Auszubildenden: Landwirte und Fachkräfte Agrarservice, zwei Fachoberschülerinnen) mit unseren Lehrerinnen Frau Gabriele Hertel und Frau Christiane Jäckel aus dem Fachbereich Agrarwirtschaft des Beruflichen Schulzentrums Wurzen in unserer norwegischen Partnerschule in Mo/Foerde. Wir haben im Internat der Schule gewohnt und berufliche Praktika auf der Schulfarm und in verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben absolviert, den dortigen Umgang mit grüner Energie in der Agrarwirtschaft kennen gelernt und in der Freizeit die Umgebung erkundet.
Unterschiede zu Deutschland
In unserer norwegischen Partnerschule werden wie in unserem Beruflichen Schulzentrum in Wurzen vor allem Agrarberufe ausgebildet. Die Ausbildung findet dort nicht im dualen System statt, d.h. es gibt keinen Ausbildungsbetrieb, bei dem die Auszubildenden angestellt sind und von dem sie eine Ausbildungsvergütung erhalten.
Als weiterer Unterschied ist uns aufgefallen, dass ein Landwirt in Norwegen ein Allrounder ist. Er muss sich um den See, den Wald, verschiedene Tiere, das Land sowie die baulichen und technischen Anlagen kümmern: „Der Landwirt ist zugleich Fischer, Förster, Gärtner, Handwerker und Energietechniker“.
Fische und Wald gehören dazu
Unsere erste praktische Arbeit was das Auslegen von Netzen auf dem See der Schule. Die Fischpopulation muss begrenzt werden, damit sich Fische auch entwickeln können. In anderen Jahreszeiten lernen die Auszubildenden hier, z.B. den Wald zu bewirtschaften und die Wildtierpopulation durch Jagd zu begrenzen.
Auf der Schulfarm arbeiteten einige von uns im Rinder-, Schweine-, Hühner- und Pferdestall, andere auf Rinder- und Schaffarmen in der Umgebung. Die meisten von uns sammelten saisonal bedingt Erfahrungen im Umgang mit Lämmern. Wir fütterten und pflegten die Tiere, säuberten die Ställe, brachten Gülle aus und bereiteten Saatbeete vor. Sarah und Luise, die im Pferdestall arbeiteten, ritten auch aus und lernten Kutsche fahren.
Innovative Projekte
Wir besichtigten ein Wasserkraftwerk und eine zukünftige Algenfarm. Das Wasserkraftwerk ist ein Projekt der Gemeinde Jolster und den anliegenden Landwirten. Dadurch erwirtschaften die Gemeinde und die Landwirte zusätzliches Einkommen. Im Nordfjordland lernten wir ein Projekt kennen, mit dem die Produktion und Nutzung von Mikroalgen erforscht wird. Dazu arbeitet der Landwirt Rolf Olaf Gjrovens mit der Universität in Oslo und privaten Investoren zusammen.
Seine 30 Kühe liefern 300 m³ Gülle zur Produktion von Wärme und CO2 in einer Biogasanlage. Damit werden Mikroalgen gezüchtet, deren Trockenmasse als Proteinprodukt verkauft und deren Abwasser als Proteinquelle für die Rinder verwendet werden. Gülle und CO2 werden dazu durch Wasserkraft transportiert: „Bei uns in Deutschland werden durch Biogasanlagen vorwiegend Strom, Gas und Wärme genutzt. Ziel des Projektes ist es, Protein als Nahrungsmittel für Mensch und Tier zu erzeugen.“
Allerdings ist uns durch unsere Auseinandersetzung mit der Gewinnung und Nutzung grüner Energie in der Landwirtschaft auch bewusst geworden, dass jeder Eingriff in die Natur nicht nur die beabsichtigten positiven Folgen hat, sondern auch negative. Durch die umfangreiche Nutzung von Wasserkraft ist z. B. die Population der Lachse in Norwegen gesunken und durch die Windkrafträder müssen viele Seeadler sterben.
Abwechslungsreiches Freizeitprogramm
In der Freizeit erkundeten wir die Umgebung der Schule: Wir waren am Huldefossen, einem sehr bekannten Wasserfall, im Sunnfjord Museum, in dem bäuerliche Wohn- und Hofgebäude aus dem 19. Jahrhundert stehen, sind zur Berghütte der Schule gewandert, haben am See der Schule gegrillt, sind auf dem See der Schule Boot gefahren, einige haben dort ihr Anglerglück versucht und Mutige sind dort auch geschwommen. Im Internat konnten wir alle Freizeitangebote nutzen (Billardtisch, Fitness- und Fernsehraum) und lernten Gleichaltrige kennen. Am letzten Tag waren wir in Bergen. Dort wanderten wir zum höchsten Berg Ulriken und von dort zum Berg Flohn, von dem wir einen sehr schönen Blick auf die Stadt hatten. In der Stadt besichtigten wir den Hafen und das Museum Gamle (Alt) Bergen.
Wir lernten viel über die Landwirtschaft in Norwegen mit ihren anderen strukturellen und klimatischen Bedingungen. Es war auch sehr interessant, die dortige Nutzung und Erforschung grüner Energie kennen zu lernen und sich mit der unterschiedlichen Bewertung auseinander zu setzen.
Mark Leuthäuser (2. Ausbildungsjahr Fachkraft Agrarservice) und Jakob Steimle (2. Ausbildungsjahr Landwirt)
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