Rückblick auf die Fachtagung in Melle

Die Top-Themen der Fachtagung in Melle waren „Mindestlohn“, „Überstundenregelung“ und „Zeiterfassung“. Wichtige Punkte auf der Tagesordnung, aber nicht die einzigen.

Klaus Pentzlin konnte gut 200 Teilnehmer im Forum Melle begrüßen. Eine stattliche Beteiligung, die zeigt, dass der Standort, also das Forum Melle, gut gewählt war und dass natürlich die Themen aktuell den Nerv treffen. Die Spannung der Referate hielt, wie auch die Zahl der Teilnehmer, konstant nahezu zehn Stunden.

Mindestlohn, Arbeitszeit, Überstunden
Obwohl auf vielen Regionalversammlungen und auch Mitgliederversammlungen über die möglichen Auswirkungen vom Mindestlohn- und Arbeitszeitgesetz informiert wurde, so macht sich doch so mancher Lohnunternehmer ernsthaft Sorgen, wie mit der Zeiterfassung und wie mit Überstunden umzugehen ist. Der Stundenlohn an sich ist meist nicht das Thema. Was wann und wie aufgezeichnet werden muss, bzw. was die staatlichen Stellen (Zoll) als Kontrollinstanz sehen wollen und dürfen und wie mit Überstunden zu verfahren ist, das treibt die Unternehmer und Unternehmerinnen in den letzten Monaten extrem um.

Entsprechend hohe Aufmerksamkeit genossen daher auch der Rechtsreferent des BLU, Sebastian Persinski, der eben über diese Fragen rund um das Mindestlohngesetz informierte und Dr. Martin Wesenberg, der das Spannungsfeld Überstunden unter die Lupe nahm.

"Rund 25 % der Kosten in einem LU sind die Personalkosten“, beschrieb Dr. Martin Wesenberg. Das summiere sich auf 800 Mio. € pro Jahr. Der höchste Umsatz im Lohnunternehmen wird in der Zeit September/Oktober gemacht. Diese beiden Monate umfassen aber nur 20 % der Vegetationszeit und es gibt noch andere Arbeitsspitzen: Frühjahrsbestellung, Wirtschaftsdünger usw. Die Arbeitsbelastung bleibt über die gesamte Vegetationszeit entsprechend hoch. Dadurch steige die Bereitschaft Mitarbeiter ganzjährig fest anzustellen. Überstunden haben einen gewissen finanziellen Reiz, besonders bei Mitarbeitern mit Kindern. Es sollte aber - so Dr. Wesenberg - nach verträglicher Arbeitszeitplanung gesucht werden. Zum Beispiel indem der Lohnunternehmer auch mal Aufträge ablehnt, die der Landwirt unbedingt am Wochenende erledigt haben möchte. „Wir können die jetzige Situation auch als Chance sehen, um die Arbeitszeit in den Griff zu bekommen“, betonte er abschließend.

Wer über Arbeitszeit redet sollte wissen, wo die Arbeitszeit steckt und wo sie bleibt. Damit sind die Arbeitsstunden gemeint, die konkret an den Kunden verkauft werden können. Kennen Sie Ihre Quote? Wenn die zwischen 50 und 60 % aller Arbeitsstunden liegt, sind Sie schon gut aufgestellt. Neugierig sollte der Unternehmer aber auch sein, für welche Dienstleistung wie viel Stunden benötigt werden und das Sahnehäubchen ist dann noch das Wissen um die Werkstattzeiten. Nur so kann ich ermitteln, wie teuer meine Dienstleistungen sind und wie viel Geld Maschine A und Maschine B im Laufe der Jahre verschlingen Das alles geht per Papier, aber mittlerweile besser und auch bezahlbar digital.

Welche Möglichkeiten der digitalen Zeiterfassung und Zeitdokumentation im Lohnunternehmen bestehen, darüber informierten Vertreter der Firmen „betrico GmbH“ und „trecker.com“. Mit den beiden Portalen lassen sich via Tablet-PC oder Smartphone die Arbeitszeiten erfassen und zuordnen. Damit können auch Unterschiede zwischen unterschiedlichen Funktionen wie Rüstzeiten, Werkstattzeiten, Straßenzeiten etc. aufgezeichnet und unterschieden werden. Durch die genaue Erfassung von Arbeitsbeginn und Arbeitsende kann per Knopfdruck verglichen werden: Welcher Mitarbeiter hat zu viele Stunden auf seinem Arbeitszeitkonto? Baut er Überstunden ab oder nur auf? Das ist letztlich auch die Basis für die Berechnung der eigenen Kosten der jeweiligen Dienstleistung.

Wie viel Technik braucht Traktor und Gerät?
Fakt ist, dass so mancher Lohnunternehmer durchaus Verwendung für Traktoren mit deutlich weniger technischer Ausstattung hat. Zum Beispiel vor der Mulde. Aber trotz alledem werden gerade von Lohnunternehmern oft Traktoren mit nahezu Vollausstattung geordert. Das - so ist zu hören - habe zu tun mit Zufriedenheit der Mitarbeiter und mit der Hoffnung auf einen schnelleren Wiederverkauf.

BLU-Präsident Klaus Pentzlin eröffnete dieses spannende Thema mit einer launigen Einleitung und stellte provokante Fragen: „Warum kaufen wir Schlepper, die alles können? Weil wir besser sein müssen als alle anderen oder weil unsere Nachbarn schon was Gutes haben, müssen wir was Besseres haben? Aber welcher Schlepper für welche Aufgabe? Wird darüber nachgedacht? Müssen es wirklich universelle Schlepper für alle Aufgaben sein? Wer seine Schlepper im Transport einsetzt, sollte intensiv darüber nachdenken, ob er wirklich ein Vorgewende-Management braucht oder eine ganz schlichte Zugmaschine. Die Schlepper mit den hohen PS-Zahlen haben oft weniger Einsatzstunden im Jahr - warum ?"

Antworten auf die Frage, wie Technik den Preis des Traktors treiben kann, gab Jorgen Audenaert von John Deere. Er stellte anhand des Traktormodells 6170 vor, das an der Ausstattung ein Mehrpreis von 50.000 € zusammenkommen kann. Die Getriebeauswahl weise dabei beispielsweise eine Differenz aus von bis zu 10.000 €, der Komfort 8.000 € und der Bereich AMD/Elektronik 14.000 €. Aber es gäbe eben gute Gründe für jede Ausstattungsvariante, sei es am Traktor oder am Häcksler. Der Lohnunternehmer – so Audenaert – sei natürlich gefordert, die Leistung der Maschine beim Kunden aktiv zu verkaufen, also in höhere Arbeitspreise umzuwandeln.

„Die Elektronik führt zu den meisten Stillstandzeiten in der Landtechnik“. Diese klare Meinung vertrat Philipp Horsch, Entwicklungs- und Technikchef bei Horsch. Die Entwicklung der Gerätetechnologie sei in den letzten Jahren explodiert und wurde seiner Meinung nach immer komplizierter. Dadurch seien in der Folge Terminals und Displays und Kabelbäume in die Traktorkabine eingezogen. Und alles was hinten und vorn am Traktor hänge müsse damit kommunizieren. Aber das klappt nicht immer, auch nicht in der ISOBUS-Familie. Es gelte die Schnittstellen auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem wäre es an der Zeit die Rollen zu klären zwischen Traktor, Gerät und externen Systemen. Horsch wolle keine Maschinenterminals mehr entwickeln und bauen, betonte Philipp Horsch. „Die Smartphones und Tablets werden zu Terminals. Sie sind intuitiver und bedienungsfreundlicher. Daran müssen wir uns orientieren.“

Den Abschluss des Fachtages bereiteten dann Norbert Bleisteiner, Triesdorf, mit seinem Ausblick auf zu erwartende Entwicklungen der Düngeverordnung und Timo Park vom Lohnunternehmen De Buhr über seine Erfahrungen und Empfehlungen beim Umgang mit Banken. Andrea van Eijden, Präsidentin der Landesgruppe Niedersachsen, schloss den Tag mit Dank an Besucher wie Referenten mit einem Applaus an die Organisatoren des Fachtages aus der BLU-Geschäftsstelle.

Hans-Günter Dörpmund, Redaktion LOHNUNTEREHMEN
Den vollständigen Artikel finden Sie in der LOHNUNTERNEHMEN Mai 2015.

 

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