LU Trend-Report: Ladetechnik 2015

Womit laden Lohnunternehmer ihre Umschlagsprodukte? Wir wollten es wissen und haben 100 Lohnunternehmer aus ganz Deutschland und allen Betriebsgrößen befragt.
Ein ein sehr wichtiges Ladegerät: der Frontlader.

Die Landwirtschaft ist eine Güterumschlags-Branche par excellence, denn Jahr für Jahr sind zig Millionen Tonnen bzw. Kubikmeter an Futter, Getreide, organische Dünger und vieles mehr zu transportieren. Daran haben auch die Lohnunternehmer einen immensen Anteil – was sich in der stetig wachsenden Zahl Traktor-Anhänger und Lkw niederschlägt. Aber wie sieht es eigentlich mit der Ladetechnik aus? Hierzu gibt es aus dem Markt wenig offizielle Erkenntnisse, deshalb haben wir das Thema für einen LU Trend-Report auf die Agenda gesetzt und dazu 100 Lohnunternehmer befragt.

Als Auftakt wollten wir wissen, welche Güter die Dienstleister in welchen Mengen mit entsprechender Ladetechnik umschlagen und gaben dazu zehn Produkte vor: Getreide, Rund- und Quaderballen (beide für Heu, Silage und Stroh), Festmist, Kompost, Paletten/ Kisten, Erde/Sand/Kies, Hackschnitzel und – als Exot – Holz in der Angabe Raummeter. Nicht zu vergessen: „Sonstiges“, wo zum Beispiel Silage (in einem Fall sogar 300.000 t), Dünger und Kalk, Klärschlamm, Pflanzenschutzmittel, Rüben (bei einem Lohnunternehmer sogar bis zu 200.000 t!) und last but not least sogar Schnee genannt wurden.

Auf Platz 1 der Hitliste in Sachen zu verladener Güter der 100 Lohnunternehmer stand somit Kompost (460.000 m3, entsprechend etwa 320.000 t), gefolgt von Festmist (385.000 m3 bzw. 308.000 t) und Silage (220.000 t; wohlgemerkt: mit Traktor, Rad- oder Teleskoplader verladen, nicht die transportierte Menge). Getreide erreichte knapp 100.000 t. Rund- und Quaderballen schlugen in der Umfrage mit 79.000 bzw. 173.000 Stück zu Buche. Das klingt wenig, doch man darf bei der Beurteilung nicht vergessen: Nicht jeder Lohnunternehmer macht alles. So widmen sich „nur“ 49 Dienstleister dem Thema Festmist, wodurch sich eine Menge pro Betrieb von knapp 7.900 m³ ergibt. So werden aus den „nur“ 148.000 t Hackschnitzeln bei 20 Betrieben im Schnitt 7.400 t/Lohnunternehmer. Und eine letzte Zahl zum Thema Mengen: an Massenschüttgütern laden die 100 befragten Unternehmer pro Jahr – überschlägig gerechnet – rund 1,4 Mio. t Material auf. Lohnunternehmer verdienen also mit Fug und Recht den Titel der Lade-Meister…

Grafik 1: Welche Ladetechnik setzten Sie ein?

Mehr Rad- als Teleskoplader
Aber welche Ladetechnik kommt nun wirklich zum Einsatz? Dazu gibt Grafik 1 einen Überblick. In Summe aller Befragten ergaben sich 228 „Lader“, also im Schnitt zwei pro Betrieb. Dass der Frontlader am Traktor dabei auf Platz eins steht und dass es in den Lohnunternehmen mehr Rad- als Teleskoplader gibt, war an sich für uns keine überraschende Erkenntnis. Wohl aber mit 63 Stück die vergleichsweise hohe Anzahl der Radlader – immerhin 60 % mehr als Teleskoplader. Bei Umfragen mit kleiner Teilnehmerzahl wie dem LU Trend-Report sind Hochrechnungen auf die gesamte Lohnunternehmerschaft bestenfalls Näherungswerte – aber die Versuchung ist da: bei Radladern entspräche dies bei 5.000 Lohnunternehmen in Deutschland einem theoretischen Bestand von immerhin rund 3.100 Maschinen.

Nicht zu vergessen ist die Spalte „sonstiges“, die in der Grafik selbst keinen weiteren Aufschluss zulässt. Dahinter stehen vor allem zehn Bagger. Unerwartet, aber durchaus passend war auch die Antwort eines Lohnunternehmers, der einen Unimog mit Holzladekran einsetzt – sicher ungewöhnlich, aber auch Ladetechnik.

Aufschlussreich fanden wir auch die Antworten auf unsere Frage, welche Marken sich in den Betrieben finden. Bei Radladern stand JCB mit 13 Stück bzw. 20,6 % Anteil auf Platz eins, allerdings dicht gefolgt von Liebherr mit zehn Stück bzw. 15,9 %. Im vorderen Feld zu nennen wären zudem Volvo (9,5 %), Komatsu (7,9 %) und Caterpillar (6,3 %). Dass Radlader in den Betrieben durchaus eine längere Verweildauer haben oder gern auch gebraucht gekauft werden, zeigen Namensnennungen wie Zettelmeyer oder O&K – Marken, die bereits seit längerem nicht mehr auf Neumaschinen auftauchen.

Auf der Teleskopladerseite sind die Markenverteilungen bei den 100 Befragten eindeutiger verteilt. Platzhirsch ist hier mit 16 Stück bzw. 42 % der Bestandsmaschinen Claas, gefolgt von Manitou und JCB mit jeweils sechs Stück (15,8 %) sowie Merlo mit fünf Stück (13,2 %). Die anderen Maschinen verteilen sich auf Bobcat, Dieci, Haulotte und Weidemann.

Grafik 2: Wie wichtig sind Ihnen diese Aspekte bei Rad- und Teleskopladern?

Die Technik passt
Mit dem nächsten Fragenblock haben wir uns noch einmal speziell den Rad- und Teleskopladern gewidmet. Dabei wollten wir zuerst wissen, welche technischen Features bei den Lohnunternehmern mit welcher Wichtigkeit bewertet werden. Dabei stand die Note sechs für „sehr wichtig“ und die Note eins für „unwichtig“. Aus den Antworten haben wir Mittelwerte errechnet, die Sie der Grafik 2 entnehmen können. Spitzenreiter ist demzufolge – der Kraftstoffverbrauch. Wen wundert’s? Motorleistung, Getriebeart und Hydraulikanschlüsse liegen in der Prioritätenliste ebenfalls recht weit vorn. Note 3,9 für die Ladeautomatik zeigt, dass Bau- und Landwirtschaft doch noch anders ticken, denn dieses Ausrüstungsmerkmal hat auf dem Bau bzw. in der Gewinnung doch einen höheren Stellenwert. Dass aber die Rückfahrkamera ebenfalls „nur“ eine 3,9 bekommt, verwundert doch, denn Sicherheit sollte auch in Lohnunternehmen größtmögliche Bedeutung haben.

Ein weiterer Aspekt unserer Umfrage war die Auslastung der Maschinen. Hier liegen Rad- und Teleskoplader bei Lohnunternehmern ziemlich dicht beieinander. Das gilt bei der durchschnittlichen Jahresnutzungszeit mit 953 h bzw. 977 h genauso wie für die Spitzenwerte von 3.500 h bzw. 4.000 h/Jahr. Speziell auf Radlader bezogen, erkundigten wir uns bei den entsprechenden Lohnunternehmer danach, wie sich die Betriebsstunden auf die beiden Nutzungsarten Materialumschlag/Logistik sowie Silageverdichtung verteilen (siehe Grafik 3).

 

Grafik 3: Verteilung der Radlader-Nutzung in Prozent der Betriebsstunden

Die nächste Frage bezog sich ausschließlich auf Teleskoplader und widmete sich Hubhöhen und -gewichten sowie der Motorleistung der Maschinen. Und zwar nicht nur für die aktuell im Betrieb befindlichen Fahrzeuge, sondern auch die Wünsche für die jeweils nächste Generation. Fazit vorweg: Es wird sich wenig ändern. Bei der Hubhöhe liegen die Teleskoplader der Lohnunternehmer heute im statistischen Mittel bei 7,90 m, mit einer Schwankungsbreite von 4,70 m bis 14 m. Mehr wollen die befragten Dienstleister auch künftig nicht. Beim Hubgewicht liegt der Schnitt derzeit, bei 3,83 t und einem Spektrum zwischen 2,3 t und 4,5 t. Für die Zukunft liegen die Wünsche zwischen 2,3 t und 5,5 t, was im Mittel 3,9 t ergibt, also ein leichtes Plus. Und bei der Motorleistung ist offensichtlich ebenfalls alles bestens aufgestellt: Vorhanden sind Maschinen zwischen 100 und 160 PS, dabei soll es bleiben, und beim Durchschnittswert liegt der Zuwachs gerade mal bei 1 PS, von jetzt 128 PS auf dann 129 PS.

Traktor-Frontlader bleibt wichtig
Angesichts der vermeintlich großen Nachfrage nach Rad- und Teleskopladern durch Lohnunternehmer könnte man zu der Erkenntnis gelangen, dass der klassische Frontlader am Traktor ein Auslaufmodell ist – aber weit gefehlt. Anhand der eingangs genannten Zahlen wird deutlich: Rad- und Teleskoplader sind, zusammen genommen 99 Stück, in den Betrieben häufiger vorhanden als die Fronlader mit 89 Stück. Gemäß unserer Umfrage sagen immerhin 65 % derer, die heute einen Frontlader haben, dass sie bei der nächsten Ersatzinvestition wieder einen kaufen wollen. 9 % werden dies definitiv nicht tun. Aber immerhin 26 % mochten sich diesbezüglich noch nicht entscheiden – das bietet durchaus noch Potenzial für Verkaufsprofis aller Laderlösungen!

Als Gründe werden unter anderem genannt: günstiger Anschaffungspreis, größere Flexibilität, universell einsetzbar. Dank der Schlepperfederung werden Straßenfahrten mit Frontlader teilweise angenehmer eingestuft als mit Rad- oder Teleskoplader. Und auch die künftigen Nicht-Käufer haben so ihre Gründe. So wird der Frontlader in zwei Fällen überwiegend für Hofarbeit eingesetzt, was ein Teleskop genauso gut könne, aber den Vorteil einer größeren Hubhöhe habe. Der Zeitaufwand für das An- und Abbauen wird als zu groß eingeschätzt. Und für Silageverdichtung habe ein Radlader durch sein Gewicht mehr Vorteile als ein Standardtraktor, so die Einschätzung zweier Lohnunternehmer.

Neumaschinen bevorzugt
Bei allem Für und Wider der einzelnen Optionen wollten wir wissen, wie die Investitionsabsichten derzeit ausfallen. Immerhin: ein Viertel der befragten Lohnunternehmer plant in den kommenden zwölf Monaten den Kauf eines oder mehrerer Rad- und/oder Teleskoplader. Von Kaufzurückhaltung kann also keine Rede sein. Von diesen 25 wollen immerhin 18 eine Neumaschine kaufen, fünf streben Gebrauchttechnik an und zwei Lohnunternehmer werden in beiden Bereichen „zuschlagen“. Und auf unsere Schlussfrage „Ist es für Sie wirtschaftlich interessant, Rad- und/oder Teleskoplader zu mieten oder zu leasen?“ antworteten 82 mit Nein und 18 mit Ja.

Als Fazit unserer Umfrage lässt sich also sagen: In Lohnunternehmen wird enorm viel Masse verladen. Rad- und Teleskoplader haben bereits einen guten Anteil daran und legen weiter zu. Trotzdem bleibt der Traktor-Frontlader ein sehr wichtiges und weit verbreitetes Arbeitsgerät. Ein Viertel der Lohnunternehmer will binnen Jahresfrist Rad- und Teleskoplader kaufen, vorzugsweise Neumaschinen.

Jens Noordhof, Redaktion Lohnunternehmen
Erschienen in der LOHNUNTERNEHMEN September 2015