Triesdorfer Lichtmesstag zur Strom- & Wärmewende

Unter Federführung des Fachzentrums für Energie und Landtechnik und der 2024 neu gegründeten Energieagentur Triesdorf fand der Lichtmesstag statt.
Diskussionsrunde Lichtmesstag
Von links: Norbert Bleisteiner (FEL), Britta Walthelm (Forum Klimaschutz), Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner (OTH Regensburg), Dr. Claudius da Costa Gomez (BEE), Ben Schwarz (Landrat Roth), Manuel Westphal (Landrat WUG), Rainer Kleedörfer (N-ERGIE). (Foto: Julian Abel)

Mehr als 300 Gäste folgten dem Programm des Lichtmesstages rund um die Themen der Strom- & Wärmewende im ländlichen Raum und den damit verbundenen Chancen für Bürgerinnen und Bürger, Landwirtinnen und Landwirte, Kommunen und Unternehmen.

Norbert Bleisteiner, der Leiter des Fachzentrums für Energie und Landtechnik (FEL), formulierte zusammen mit Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster gleich zu Beginn die Botschaft und den Appell, dass für das Gelingen der Energie- und Wärmewende einerseits politische Stabilität wichtig sei und andererseits auch der Konsens, dass beides nur erreicht werden könnte, wenn sich Menschen auf dem Land und in der Stadt beteiligen und an einem Strang ziehen.

Vorstellung Energieagentur Triesdorf

Norbert Bleisteiner stellte die Mitte 2024 neu gegründete Energieagentur Triesdorf vor, die ein detailliertes Beratungsportfolio anbietet und Synergien bei der Zusammenarbeit mit dem Fachzentrum für Energie und Landtechnik nutzt.

Politische Zielsetzungen zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahr 2045 und der damit verbundenen Umstellung der Energienutzungssysteme erfordern umfassende Maßnahmen beim Ausbau von Erneuerbaren Energien bei Privatpersonen, Kommunen und Unternehmen und erzeugen so einen großen Beratungs- und Informationsbedarf.
Das Beratungsangebot richtet sich vorrangig an kleinere und mittlere Kommunen und Privatpersonen, hier insbesondere Quartiers- und Ortsteilgemeinschaften, im Bereich Erneuerbare Energien und Klimaschutz.

„Fürchtet euch nicht!“

Der „Keynote“-Sprecher Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner, der an der OTH Regensburg zu Energiespeichern, Energiewirtschaft, Wasserstoff und Erneuerbaren Energien lehrt und forscht, begann die Vortragsreihe und zeigte Wege um den Grundgedanken auf, wie eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland gestaltet werden kann.
Er machte Mut, dass die Energiewende eine machbare Aufgabe der Gesellschaft sei, wenn alle daran mitwirken und dass für eine erfolgreiche Umsetzung viele Fachkräfte gebraucht werden.

Erneuerbare Energien bewirken Wertschöpfung vor Ort

Prof. Sterner hielt ein Plädoyer für erneuerbare Energien, insbesondere für Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen, welche einhergehen mit einer lokalen Wertschöpfung, sofern diese von der Bevölkerung umgesetzt werden. Am Beispiel von Dänemark machte er klar, dass gerade dort die Landwirtschaft entsprechende Projekte vorangebracht hat und somit für eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung sorgt.

Diese regionale Wertschöpfung und Teilhabe seien sehr wichtige Faktoren für die Akzeptanz in der Bevölkerung, so betonte Sterner. Ebenfalls sei es hilfreich, entsprechende Erfolge zu feiern und in die Bevölkerung hinein zu kommunizieren.

„Klimaschutz steht und fällt mit dem Ausbau von Windkraft und Solarenergie“, aber auch das Stromnetz und Speicher müssten ausgebaut werden, so Sterner. Neben Kurzzeitspeichern, die den Strombedarf für Stunden und Tage überbrücken können (Batteriespeicher und Pumpspeicher), brauche es auch Langzeitspeicher für Wochen und Monate, zum Beispiel mittels erneuerbarer Energien erzeugten sog. „grünen“ Gasen (Power-to-Gas), sowie Biogas und Biomethan in Gasnetzen und Gasspeichern.

„Die Erneuerbaren sind entfesselt“

Die weiteren Gastredner gingen aus ihrer Perspektive auf verschiedene Themen ein.

So beschrieb Rainer Kleedörfer (Leiter Unternehmensentwicklung – N-ERGIE) das Spannungsfeld, in dem sich die Netzbetreiber befinden, dass die Energieversorgung nicht nur treibhausgasneutral, sondern auch möglichst (versorgungs-)sicher und preisgünstig gestaltet werden muss.

Auch Thomas Spang (Leiter Region Franken – Bayernwerk Netz GmbH) sprach über Herausforderungen der Netzbetreiber. Einerseits sei die letzten Jahre schon viel in den Netzausbau investiert und somit einiges erreicht worden, andererseits stünden noch weitere Investitionen an, um die „entfesselten“ erneuerbaren Energien, die das System prägen, ganzheitlich integriert zu bekommen.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V., Dr. Claudius da Costa Gomez, schloss die Vortragsreihe am Vormittag ab und betonte die Wichtigkeit des Faktors Biogas bei der Strom- und Wärmewende. Zum einen sorgen die bereits bestehenden Biogasanlagen für den Ausgleich der Erzeugungsschwankungen von Wind- und Solarstrom. Bei einer vollen Ausschöpfung der flexiblen Fahrweise von Biogasanlagen könne man sogar fast vollständig auf den Neubau von Back-Up-Kraftwerken verzichten.

Zum anderen fungiere die Biogasbranche als wichtiger Baustein für die Sektorenkopplung (verknüpftes Betrachten von Strom- und Wärmeerzeugung), indem sie die gesicherte Wärmeleistung genau dann liefern kann, wenn Solar- und Umweltwärme in der kalten Jahreszeit zu wenig zur Verfügung stehen.

Wertschöpfung auf dem Land halten

In der anschließenden Diskussionsrunde wurden sowohl die verschiedenen Vortragsthemen als auch das allgemeine Thema „Energiewende“ aufgegriffen und unter Einbezug des Publikums erörtert.

Britta Walthelm (Forum Klimaschutz und Nachhaltige Entwicklung) forderte, dass auch der städtische Ballungsraum seine „Hausaufgaben“ machen müsse, wie zum Beispiel Stromverbräuche reduzieren und Produktion von Photovoltaikstrom erhöhen. Manuel Westphal (Landrat Weißenburg-Gunzenhausen) lobte die Erfolge seines Landkreises im Bereich der erneuerbaren Energien und formulierte gleichzeitig den Wunsch, dass bei künftigen Investitionen in deren weiteren Ausbau die Wertschöpfung in der Region bleibt. Inhaltlich ähnliche Worte fand der Rother Landrat Ben Schwarz in Bezug darauf, dass die Wertschöpfung vor Ort und lokal bleiben soll. Wissenschaftliche Fakten und Vorteile der Energiewende mittels Beratung und Aufklärung müssen weiter in die Bevölkerung getragen werden, um so deren Chancen für den ländlichen Raum zu ermöglichen.

Abgerundet wurde der Lichtmesstag am Nachmittag mit Themen wie kommunalen Optionen bei der Initiierung von Wärmenetzen, Einsatz von Holz als Energiequelle und dessen Verfügbarkeit, innovativen Wärmequellen wie der Abwasserwärmenutzung oder der künftigen Rolle von Biogas bei der Wärmewende, sowie auch PV-Strom-Optionen für Ü20-Anlagen und Möglichkeiten der Wertschöpfung aus Agri-PV auf Grünland.

Julian Abel
Fachzentrum für Energie und Landtechnik