Check-Up vor dem Erntestart
Markus Steinbauer ist Fachlehrer im Fachzentrum für Energie & Landtechnik in Triesdorf, arbeitet bei einem Lohnunternehmer als Aushilfshäckslerfahrer und gibt einige Tipps zum Vorernte-Check.
Am Anfang steht die Frage, mit welchen Messern gehäckselt werden soll: Universal- oder Maismesser? Sollten Universalmesser nach der Grasernte weiter genutzt werden im Mais, so sind diese zu begutachten und ggf. nachzustellen. Oder es wird ein komplett neuer Maismessersatz verwendet.
„Es gilt auch abzuwägen, ob mit der Grasgegenschneide gehäckselt werden soll, gerade wenn zwischendurch auch noch ein Grasschnitt anliegen sollte. Um allerdings keine Kompromisse bei der Schnittqualität im Mais einzugehen, sollten Maismesser und Maisgegenschneide montiert werden“, so Markus Steinbauer.
Danach wird der Schleifstein der Schleifeinrichtung geprüft und an die neu justierten Messer eingestellt. Nach dem Einbau der Messer muss ebenfalls der Abstand der Messer zum Trommelboden gecheckt werden. Ist dieser zu groß, wird das Häckselgut nicht optimal aus der Häckseltrommel nach hinten transportiert. Ggf. muss das Verschleißblech des Trommelbodens getauscht werden.
Sitz alles perfekt, muss der Glattwalzenabstreifer geprüft werden. Um einen reibungslosen Gutfluss zu erreichen, sollte der Glattwalzenabstreifer etwas höher als die Gegenschneide sein. Der Abstreifer lässt sich nachstellen. Ist die Verschleißgrenze erreicht, muss er ausgetauscht werden.
Das Vorpressaggregat
Geprüft werden sollte auch die Vorspannung der Federn der Vorpresswalzen. Hier ist auch darauf zu achten, dass angesammelte Erntereste entfernt werden, damit der gesamte Bewegungsbereich der Vorpresswalzen garantiert wird. Die Zacken der Vorpresswalzen sollten ebenfalls kontrolliert und ggf. gerichtet werden, wenn sie durch Fremdkörperkontakt in der Grasernte verbogen worden sind.
Die Kunststoffleisten, die für die Grasernte eingeschraubt werden, können wieder entfernt werden. „Je nach TS-Gehalt der Silage kann es aber auch sinnvoll sein, die Kunstoffleisten zu montieren. Bei niedrigen TS-Gehalten (26%) kann es unter Umständen zum Musen an den vorderen Einzugswalzen kommen“, ergänzt Markus Steinbauer.
Wichtig ist, dass der Spalt zwischen Beschleuniger und Beschleunigerrückwand möglichst eng ist.
Vor dem Einbau des Körneraufbereiters sind die Walzen auf Verschleiß und der Zustand der Lager zu kontrollieren. Um eine hohe Aufbereitungsqualität und eine hohe Wurfleistung über die gesamte Aggregatsbreite zu erreichen, müssen die Walzen absolut parallel eingestellt sein. Bei einigen Herstellern ist dazu ggf. die hydraulische Verstellung zu entlüften.
Beim Wurfbeschleuniger müssen die Paddel auf Verschleiß begutachtet und ggf. nachgestellt bzw. ausgetauscht werden. „Wichtig ist dabei, dass der Spalt zwischen Beschleuniger und Beschleunigerrückwand möglichst eng ist. Dadurch wird die Wurfleistung des Häckslers erhöht, was gerade beim Anhäckseln wichtig ist“, erklärt er.
Außerdem sind die Verschleißbleche im Aufwurfturm zu begutachten und je nach Vorsatzbreite die Turmverlängerung zu montieren. Zur Kontrolle der dicke der Verschleißbleche klopft Markus Steinbauer diese mit einem Hammer ab: „Man hört es, wenn die Bleche dünnwandig sind und gewechselt werden müssen.“
Immer schön kühl bleiben
Bei der Wartung der Aggregate des Häckslers sollte besonderes Augenmerk auf den Kühler gelegt werden. Natürlich muss dieser sauber sein. Darüber hinaus sollte gecheckt werden, ob der rotierende Siebkorb und dessen Dichtungen plan am Kühlergehäuse anliegen, damit keine Fremdluft bzw. Fremdschmutz eingezogen wird.
Ggf. sollten vorab sämtliche Öle und Filter gewechselt werden, deren Wechselintervalle in die Zeit der Maisernte fallen würden, um größere Service-Stillstände zu vermeiden. An sämtliche Riemen Sichtprüfungen durchführen.
Merkhilfen
Für die allgemeine Maschinen-Wartung vor jedem Einsatztag empfiehlt Markus Steinbauer folgende Merkhilfen:
W (Wasser, also Kühlwasser)
O (Öl, also Motor- und Hydrauliköl)
L (Luft von Reifen und Luftfilter der Kabine)
K (Kraftstoff und -filter)
E (Elektrik: Scheinwerfer, Rundumleuchte, Begrenzungsleuchten usw.)
N (Notfallsortiment wie Verbandskasten und Feuerlöscher)
sowie die vier „B´s“
B (Bremsen)
B (Beleuchtung)
B (Bereifung)
B (Beschriftung/Beklebung)
Der Vorsatz-Check
Ist der Häcksler soweit durchgecheckt und hat den Probelauf erfolgreich absolviert, folgt die Durchsicht des Vorsatzes. „Mit dem Vorsatz beginnt die Maisernte. Wenn es hier in der Ernte aufgrund mangelhafter Wartung stockt, kann das beim Häckslerfahrer für sehr viel Frust sorgen und zu einer schlechten Arbeitsqualität führen. Deshalb lohnt es sich, den Maisvorsatz vor der Ernte ganz genau anzusehen“, ist Markus Steinbauer überzeugt. Natürlich müssen die Messer in einem guten Zustand sein, ansonsten gehören sie ausgetauscht.
„Auch die Räumer, die unter den Messern montiert sind, sollten geprüft werden“, empfiehlt er. Ebenfalls müssen sämtliche Transportfinger und Abstreifer optimal eingestellt werden. Die Spitzen sollten gerade sein, verbogene ggf. gerichtet werden. Darüber hinaus die Funktion des Sensors des Reihentasters für die automatische Lenkung getestet werden. Die Kufen des Vorsatzes können noch einmal gecheckt und gegebenenfalls aufgeschweißt werden.
Ich empfehle auch, an sämtlichen Getrieben des Vorsatzes das Öl zu wechseln.
„Ich empfehle auch, an sämtlichen Getrieben des Vorsatzes das Öl zu wechseln. In der Ernte erreicht das Öl eine Temperatur von bis zu 100 Grad und unterliegt deshalb einem hohen Verschleiß.“ Gelenkwellen abschmieren und Rutschkupplungen sollten ebenfalls überprüft werden. Bei der Klappung muss darauf geachtet werden, dass kein Spiel in den Buchsen vorhanden ist. „Gibt es hier zu viel Spiel, schließen die Klauenkupplungen beim Ausklappen des Vorsatzes nicht mehr plan ab. Somit erhöht sich der Verschleiß dieser Kupplungen“, gibt Markus Steinbauer zu bedenken.
Ebenfalls sollte gecheckt werden, ob der Vorsatz nach dem Ankuppeln sauber am Einzug des Häckslers anliegt und die Kupplungen richtig schließen. Der Häcksler muss dann auf den Vorsatz kalibriert werden, sprich die Senk bzw. Hubgeschwindigkeit an das Gewicht des Vorsatzes angepasst werden.
Wenn vorhanden, sollte das Transportrad des Vorsatzes geprüft und ggf. der Luftdruck angepasst werden. Die Funktion der Verschutzung muss auch geprüft werden. Entsprechend der Herstellervorgaben müssen im Heck des Häckslers Kontergewichte montiert werden.
Gutes Klima in der Kabine?
Um für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen, empfiehlt es sich, die Kabine des Häckslers einmal komplett zu reinigen, bevor die Erntesaison startet.
Natürlich muss auch die Datenaufzeichnung auf die Maisernte umgestellt werden:
- Vorsatzbreite anpassen
- NIRS-Kalibrierung für Mais auswählen
- Vorpresswalzen auf Null eichen, dafür checken, ob die Walzen komplett frei sind bzw. Verschmutzungen entfernt werden müssen.
Die Siliermitteldosieranlage des Häckslers muss ebenfalls gecheckt und die Einstellung auf die Maisernte angepasst werden. Die richtige Düsengröße muss ausgewählt werden und die Kanister sollten einmal gründlich gespült werden, bevor das Siliermittel für die Maissilage verwendet wird.
Pro Häcksler rechnet Markus Steinbauer mit einem Umbauaufwand von Gras- auf Maisernteeinsatz je nach Verschleißzustand von 30 bis 40 h.
Ist alles durchgecheckt empfiehlt der Fachlehrer aus Triesdorf einen „scharfen“ Probelauf: „Wir häckseln in der Regel ein paar Tage bevor die Maisernte richtig beginnt, bei einem Kunden Maisversuche. Das sind dann jeweils drei, vier Runden für unsere Häcklser. Danach gucken wir alle neuralgischen Punkte an den Maschinen per Sichtprüfung durch. Wenn nichts mehr ist, sind die Häcksler startklar für die Erntebeginn.“
Björn Anders Lützen,
Redaktion LOHNUNTERNEHMEN