Zwölfreihig Kraut schlagen

Veith Nordmann sieht im Krautschlagen ein neues Geschäft. Diesen Sommer will er mit seinem selbstgebauten 9m-Kartoffelschläger durchstarten.

„500 ha Schlägelfläche habe ich schon jetzt an Aufträgen, ohne dass ich groß die Werbetrommel gerührt habe. Ich brauche schätzungsweise das Doppelte, um meinen neuen 9m-Krautschläger auszulasten“, sagt Veith Nordmann (32) aus Syke bei Bremen. Genau weiß er es nicht. Das Gerät und diese Dienstleistung sind noch Neuland für ihn. Ansonsten ist er aber durch und durch Kartoffelexperte.

Bis auf den Pflanzenschutz bietet er vom Legen übers Roden und Einlagern bis zur Auslagerung und dem Transport zum Abnehmer das Kartoffel-Komplettpaket an. Rund 600 ha pflanzt und erntet er jährlich im Lohn. Hinzu kommen 70 ha Kartoffeln auf eigenen Flächen. „Wir selbst bauen Speise- und Pommeskartoffeln an und das gilt auch für die Meisten hier in der Region. Die Hauptabnehmer sind die Unternehmen Stöver und Wernsing. Der Anbau von Chipskartoffeln war in den letzten Jahren fast bei null, nimmt jetzt aber wieder leicht zu. Pflanzkartoffeln spielen bei uns im Grunde keine Rolle“, berichtet er.

Zu seinem Kartoffelfuhrpark gehören zwei 4-reihige Pflanzmaschinen, eine davon mit Unterfußdüngung, vier 2-reihige Bunkerroder, Einlagerungs- und Transporttechnik und seit letztem Sommer auch ein Krautschläger der Marke Eigenbau.

Die Idee

Mit dem Wegfall des Herbizids Reglone fehlt ihm und seinen Kunden seit diesem Jahr ein bewährtes Werkzeug zur Krautabtötung. Chemische Alternativen mit einem vergleichbaren Wirkungsgrad bietet die Pflanzenschutzmittelindustrie derzeit nicht. Es müssen also neue Wege beschritten werden. Die Empfehlungen der Offizialberatung für diese Saison sehen alle einen kombinierten Einsatz von Herbiziden und Krautschläger vor.

„Das war der Stein, der unsere Idee eines Krautschlägers für den überbetrieblichen Einsatz ins Rollen brachte“, sagt der Dienstleister. Die meisten seiner Kunden haben keinen eigenen Krautschläger und wenn, dann nur Geräte mit 3m Arbeitsbreite. Die Auswahl am Markt ist ähnlich begrenzt. Ganze vier Hersteller kommen in Frage und bieten maximale Arbeitsbreiten von 6 Reihen. „Im Vergleich zur Pflanzenschutzspritze mit 27m Gestängebreite kommt man mit 3m natürlich auf entsprechend viele Überfahrten bzw. bewegt viel Erde. Hier wollten wir eine Lösung bieten. 12 Reihen bei 75 cm Abstand zwischen den Reihen und bis zu 3 ha pro Stunde – das schafft derzeit kein Gerät am Markt“, erklärt der Landmaschinenmechanikermeister.

Für seine Eigenbaulösung kaufte er drei Standard-Krautschläger von Grimme, die auf 3m arbeiten. Außerdem erstand er günstig ein gebrauchtes Schmetterlingsmähwerk. Die drei Krautschläger laufen als Front-Heck-Kombination. „Wir mussten den Rahmen des ehemaligen Mähwerks um ca. 80cm verlängern damit wir auf 9 m Arbeitsbreite bzw. 12 Reihen kommen und bei einem der beiden Heckschläger mussten wir den Antrieb der Schlegelwelle auf die andere Seite verlegen. Das war technisch keine große Sache“, berichtet er.

Im Mai vergangenen Jahres starteten er und seine fünf Festangestellten, von denen bis auf einen ebenfalls alle gelernte Landmaschinenmechaniker sind, das Werkstattprojekt. 350 Arbeitsstunden später konnte der 12-reihige Krautschläger seine ersten Testeinsätze auf den eigenen Kartoffelflächen absolvieren. „Der Feldeinsatz hat auf Anhieb gut funktioniert. Das Thema Straßenfahrt hat uns dann aber nochmal herausgefordert“, erzählt Veith Nordmann. Die maximalen Transportmaße von 4m Höhe und 3m Breite konnten zwar eingehalten werden, waren für den 170-PS-Traktor mit 150cm Spurmaß und Pflegebereifung doch sehr sportlich.

„Deshalb haben wir dem Gespann im Februar noch ein Straßentransportfahrwerk verpasst, sodass wir jetzt die Straßenzulassung beantragen können“, erzählt der Tüftler. Eine Sache würde allerdings noch fehlen. „Für die Arbeit in Hanglagen konstruieren wir aktuell an einer automatischen Seitenverschiebung der zwei Krautschläger im Heck. Über eine Führungskufe, die in der Talsohle der Dämme läuft und den Reihen folgt, sollen die Geräte entsprechend elektronisch nachgesteuert werden“, erklärt er die Idee.

Anne Ehnts, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Mehr dazu in LOHNUNTERNEHMEN-Ausgabe 06/2020.