Dezember 2017: LU Kaufmann
Rund 11.000 Werkstattstunden pro Jahr schlagen bei der Kaufmann Dienstleistungs GmbH in Bissendorf-Wulften bei Osnabrück jedes Jahr zu Buche. Und das sind ausschließlich Stunden der eigenen Mitarbeiter, die der Kostenstelle Werkstatt zugerechnet werden. Dazu kommen noch etwa 330 Stunden, die im Schnitt der vergangenen drei Jahre von externen Fachwerkstätten in Rechnung gestellt wurden. In Summe ist die Werkstatt also eine echte „Hausnummer“ auf der Kostenseite. Ist die Technik des Lohnunternehmers so störungsanfällig? Oder wird gern und mehr als andernorts an den Maschinen geschraubt?
Auf diese Frage antwortet Burghard Kaufmann schmunzelnd: „Weder das eine noch das andere trifft zu. Für sich betrachtet, scheint die genannte Stundenzahl recht hoch zu sein. Aber das täuscht, vielmehr muss sie im Verhältnis zu unserem Aufgabenspektrum als Dienstleistungsunternehmen und zum Fahrzeug- bzw. Gerätebestand gesehen werden. Deshalb bin ich absolut sicher, dass wir an unseren Maschinen nicht mehr zu reparieren haben als Berufskollegen.“
Geben und Nehmen
Besagtes Aufgabenspektrum ist in Bissendorf gleichbedeutend mit einem breiten Spektrum landwirtschaftlicher Dienstleistungen, außerdem Erdbau und außerlandwirtschaftliche Transportlogistik. Dahinter steht ein stattlicher Fahrzeug- und Maschinenbestand, allen voran 15 Lkw, 15 Traktoren, 23 selbstfahrende Erntemaschinen sowie ungefähr drei Dutzend Auflieger, Anhänger, Fässer und Geräte. Daraus ergeben sich sehr vielfältige Aufgaben für Pflege, Wartung und Reparatur. Und auch so manche Herausforderung an den Service, wie Christian Hammerlage hinzufügt. Er ist Landmaschinenmechaniker-Meister und seit acht Jahren Werkstattleiter bei LU Kaufmann. „Einerseits haben wir Fahrzeuge, vor allem im Transport, die ganzjährig im Einsatz sind und die wir somit laufend im Service begleiten. Auf der anderen Seite prägen Tätigkeiten mit teils extremen Einsatzspitzen in der Hochsaison unsere Arbeit. Das betrifft besonders die Getreide- und die Futterernte. Von April bis November springen wir in der Werkstatt – bildlich formuliert - von Spitze zu Spitze und sorgen dafür, dass möglichst keine Ausfallzeiten entstehen. Und wenn, müssen Schäden so schnell wie irgendwie möglich beseitigt werden“, berichtet er. [...]
Elf auf einen Streich
Im Verhältnis Lohnunternehmer zu Landmaschinenhändler und dem angesprochenen „Geben und Nehmen“ fällt das Bestreben, Werkstattarbeiten weitgehend selbst durchzuführen, zweifelsfrei auf die „Nehmen“-Seite. Das bezieht sich nicht nur auf die tägliche Wartung von Abschmieren bis Wechseln von Verschleißteilen. „Wir möchten möglichst jede Arbeit selbst erledigen, also durchaus auch komplexere Reparaturen“, so der Hinweis seitens Christian Hammerlage. Ausgenommen davon seien alle Arbeiten rund um Elektronik beziehungsweise elektronische Diagnose. Hier lohne es sich eindeutig nicht, zum Beispiel selbst in entsprechende Diagnosetechnik zu investieren, da für jede Maschinenart und jedes Modell separate Softwarelizenzen zu kaufen sind.
„Aufgabe der Fachbetriebe sind darüber hinaus selbstverständlich Reparaturen, die während der Garantie- und Gewährleistungszeit der Maschinen anfallen“, ergänzt Burghard Kaufmann. „Allerdings ist mir dabei wichtig, dass die Arbeit, wenn irgendwie möglich, hier bei uns in der Werkstatt erfolgt und wir so die Möglichkeit haben, mitzuhelfen“, greift Christian Hammerlage den Faden auf. Genauso handhabt er Erstinspektionen neuer Fahrzeuge und Maschinen. Sie erfolgen mit dem Fachhandel gemeinsam, bei allen folgenden Checks ist das Kaufmann-Team allein tätig. „Dabei arbeiten wir exakt nach den Herstellervorgaben, die wir zusammen mit den Fachhändlern durchsprechen“, fügt er hinzu. [...]
Pragmatisches Kosten-Handling
Nicht zuletzt mit Blick auf die fünf Fahrerkollegen, die schwerpunktmäßig zwischen November und April in der Werkstatt mithelfen, bedarf es einer gut geplanten Arbeitsorganisation. In Sachen Einsatzverteilung stimmt sich der Werkstattleiter eng mit Ute und Burghard Kaufmann sowie Lars Kammann ab, der als kaufmännischer Mitarbeiter und Disponent tätig ist. „In der Saison sind jedoch vor allem wir fünf Hauptamtlichen aus der Werkstatt diejenigen, die für den einwandfreien Maschinenzustand sorgen“, erklärt Christian Hammerlage weiter. [...]
Pragmatisch sehen er, wie auch das Inhaberehepaar, das Thema der Zeiterfassung. Sie erfolgt exakt, aber nach wie vor mit den klassischen Stundenzetteln. „Wir haben verschiedene Alternativen der elektronischen Erfassung und Zuordnung von Zeiten auf Kostenstellen geprüft. Theoretisch lässt alles bis auf sieben Stellen hinter dem Komma registrieren und auswerten. Aber man muss auch bedenken, welcher zeitliche und finanzielle Aufwand für diese Erkenntnisse notwendig ist und wie dies in Relation zum Nutzen steht“, begründet Ute Kaufmann ihre Haltung. [...]
Fast nur Originalteile
Gleiches gilt natürlich genauso wie die eingangs genannten externen Werkstattstunden – und für die Ersatz- beziehungsweise Verschleißteile. Allein für die Ausgaben bei Teilen summieren sich die jährlichen Ausgaben locker auf 500.000 €. Und auch hier fährt Burghard Kaufmann eine klare Strategie: Grundsätzlich wird über den Fachhandel eingekauft – womit dann auch der Part des „Gebens“ aus dem erwähnten Motto erklärt wäre. „Weil wir dies so handhaben und zudem durch die Mengen gute Einkaufsrabatte bekommen, wäre es für uns kein Kostenvorteil, Ident- oder Nachbauteile über die gängigen Ersatzteilgroßhändler zu beziehen. Deren Außendienstmitarbeiter stehen zwar regelmäßig hier vor der Tür und möchten ins Geschäft kommen, aber das ist für mich keine Option“, so die Auffassung des Unternehmers.
Zwar kommt es durchaus mal vor, dass bestimmte Teilekategorien aus dem günstigen Preissegment bezogen werden, dies dann aber ebenfalls über den Fachhandel – und in einer zu vernachlässigenden Größenordnung, wie Christian Hammerlage betont. 95 % der in der Werkstatt verbauten Teile sind nach seiner Aussage Originale. Was für den Meister nicht gleichbedeutend damit ist, nicht doch Preisvergleiche anzustellen. [...]
Räder auf Vorrat
Was beim Rundgang durch die Regalreihen aber auffällt, sind sogenannte Inspektions-Kits, also dafür eigens vorgepackte Teilesortimente. Deren Vorteil ist, dass so alles Notwendige auf einen Griff vorhanden ist, so Christian Hammerlage. „Einzelne Teile, die wir eh auf Vorrat haben, lassen wir bei der Bestellung dieser Kits von vorn herein weg. Aber vom Prinzip her ist das System gut. Vor allem ist mir die Sicherheit durch die Originalteile wichtig. [...]
Eine durchaus ausgeprägte Vorratshaltung pflegt der Lohnunternehmer beim Thema Reifen, wie auch der Rundgang durch den Betrieb zeigt. Denn an verschiedenen Stellen finden sich zig Kompletträder in allen Dimensionen. Pro Jahr kauft er Agrarreifen im Wert von ungefähr 45.000 € sowie für 48.000 € Lkw- und sonstige Reifen, in der Regel über einen Reifenhändler im Nachbarort, der die Decken dann auch aufzieht. Und wenn alle Stricke reißen, ist so gut wie jede gewünschte Reifengröße beim Großhändler Bohnenkamp im nahegelegenen Osnabrück verfügbar. [...]
Nur freigegebene Öle
Eine ganz eigene Strategie gilt in Bissendorf auch bezüglich der Schmierstoffe, wie Christian Hammerlage beim Rundgang durch die Werkstatt erklärt. Pro Jahr „verarbeitet“ das Werkstattteam etwa 3.500 l Motoren- sowie 2.800 l Getriebe- und Hydrauliköl. Für alle Fahrzeuge bezieht der Werkstattleiter diese Mengen bei einem Osnabrücker Schmierstoffhändler – aber stets unter der Maßgabe, dass seitens der Fahrzeughersteller offizielle Freigaben für diese Öle vorliegen. Einzige Ausnahme dabei ist die Technik von John Deere, für die ausschließlich „Original“-Öle zugelassen sind. [...]
Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe Dezember 2016.