Juni 2007: LU Markus Breitenfellners Trumpf gegen den Zünsler

800 Hektar Mais von der Saat bis zur Vermarktung stehen bei der Agrarservice GmbH Breitenfellner unter Vertrag. Auf 1700 ha macht er Pflanzenschutz. In den letzten Jahren hat die Bekämpfung des Maiszünslers besondere Ma?nahmen gefordert. Ein wichtiger Trumpf ist dabei seine Spritze mit 1,85 m Bodenfreiheit.

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Die Region um Binzen in Baden-Württemberg ist sehr kleinstrukturiert. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben sich auf den Anbau von Sonderkulturen spezialisiert. Mit einer betrieblichen Durchschnittsgröße von ca. 25 Hektar findet Markus Breitenfellner keine Traumbedingungen für einen Lohnunternehmer vor. Dennoch sitzt der Lohnunternehmer fest im Sattel und hat sich schon seit Jahren ca. 800 Hektar Maisvertragsanbau gesichert. Seine Arbeit beginnt mit der Sortenwahl und endet mit der Vermarktung des Ernteprodukts. Die Landwirte vertrauen dem Know-how Breitenfellners voll und ganz.

Clevere Vermarktung bringt Kunden „Bei der Sortenwahl lasse ich mir vom Landwirt nicht reinreden. Ich berücksichtige von Beginn an die Verwertungsrichtung des Mais. Wir produzieren auf ca. 1200 Hektar Körnermais in Monokultur. Dort kann ich beim Verkauf der Ware 1-2 Euro/dt mehr erzielen als den sonst üblichen Marktpreis. Dieser überdurchschnittliche Preis für das Erntegut überzeugt viele Landwirte bei mir ihre Maisfläche unter Vertrag zu stellen,“ verrät der Lohnunternehmer. Die meisten Kunden bauen auf 5 bis 10 Hektar Sonderkulturen an und geben ihre Restfläche zur Bewirtschaftung ab. Markus Breitenfellner bietet seinen Kunden einen Festpreis für die Flächen, der in zwei Raten bezahlt wird. Das erste Geld fließt nach der Aussaat an den Landwirt, die Restzahlung erfolgt nach der Ernteerfassung. „Für beide Geschäftspartner hat sich dieses System bewährt. Ich habe freie Hand bei allen Maßnahmen, die auf dem Acker stattfinden, sowie bei der Vermarktung. Und der Landwirt kann mit einer festen Summe kalkulieren,“ so Markus Breitenfellner zufrieden. Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz bezieht der Lohnunternehmer der Agroservice GmbH übrigens über den Landhandel Breitenfellner.


Heute setzt LU Breitenfellner zur Mais-Spritzung einen Selbstfahrer von Berthoud mit 24 Meter Arbeitsbreite und 3000 Liter Fassungsvolumen ein.


LU Breitenfellner konnte durch seine Investition in die hohe Spritze für die Maiszünslerbekämpfung viele neue Kunden dazu gewinnen. Insgesamt spritzt er circa 1700 Hektar Mais.

Das Klima in der süddeutschen Region eignet sich optimal zur Körnermaisproduktion. Außerdem macht sich die Nähe zur französischen Grenze positiv bemerkbar. Breitenfellner vermarktet die gesamte Erntemenge an den französischen Landhandel. „Die Bezahlung und Ernteerfassung ist dort einfach besser und außerdem berechnen die Franzosen geringere Trocknungskosten als der deutsche Landhandel,“ weiß der Lohnunternehmer zu berichten. Für ihn sind es nur 6 Kilometer bis zur französischen Grenze.

Großer Schaden droht Der Vertragsanbau gibt dem Lohnunternehmer zwar großen Handlungsspielraum, aber er trägt auch das Ertragsrisiko auf seinen eigenen Schultern. In den letzten Jahren macht ihm der Maiszünsler das Leben schwer. Der Zünsler hat sich zu einem bedeutenden Schadinsekt entwickelt. Die braun-gelben Larven sind bis zu 3 cm lang und haben eine schwarze Kopfkapsel. Die Grundfarbe der Zünsler ist braun, durchzogen von gelbbraunen, gezackten Querstreifen auf den Vorderflügeln. Bei starkem Befall kann es bis zu 30% Ertragsverluste geben. Erste Anzeichen eines Befalls sind quer zur Blattachse verlaufende Reihen von Fraßlöchern im Bereich der mittleren und oberen Blätter. Der Befall im Bereich des Stängels ist durch das Auftreten von Bohrlöchern gekennzeichnet. „Häufig knickt der obere Stängelabschnitt mit der Fahne ab, später können die Pflanzen auch unterhalb des Kolbens abknicken, so dass die Nährstoffeinlagerung in den Kolben gestört ist. Auch der Kolben wird schließlich von den Fraßgängen der Larven durchzogen,“ beschreibt Markus Breitenfellner das Schadbild näher. Doch damit nicht genug: Die Fraßspuren des Zünslers sind Einfallstore für Pilzsporen. Sie finden im Inneren des Maisstängels ideale Entwicklungsmöglichkeiten: Es siedeln sich Schimmelpilze an - darunter auch solche, die die extrem giftigen Mykotoxine bilden. Futter- und Lebensmittel aus zünsler-befallenen Maispflanzen sind stärker mit Mykotoxinen belastet als solche aus zünslerfreien Beständen und somit schwierig zu vermarkten.

1,85 m Bodenfreiheit Als erste vorbeugende Massnahme versucht Breitenfellner das Überwintern der Raupen in Pflanzenresten und Wurzeln einzuschränken. Dazu müssen die Maisstoppeln sehr kurz abgeschnitten und die Felder gepflügt werden. Gerade die Mulchsaat fördert den Vormarsch des Zünslers. Doch allein dies genügt in vielen Jahren nicht. Zur erfolgreichen Bekämpfung müssen Pyrethroide zum Einsatz kommen. Eine einigermaßen effektive chemische Bekämpfung ist nur in einem recht engen Zeitfenster möglich. „Die Maiszünsler sind leider sehr pfiffig. Nachdem sie aus den Eiern geschlüpft sind, fressen sich die Raupen schnell in den Stängel der befallenen Maispflanze. Dort sind sie sicher - sowohl vor natürlichen Feinden wie vor Insektiziden.

Eine effektive Bekämpfung ist somit nur in den 2-3 Tagen möglich, die die frisch geschlüpften Raupen brauchen, um die für sie sicheren Stängel zu erreichen. Es hat sich bestätigt, dass auch eine Bekämpfung der fliegenden Falter vor der Eiablage mit Insektiziden nur einen geringen Bekämpfungserfolg bringt,“ fasst der Maisspezialist die Problematik in kurzen Worten zusammen. Sehr häufig ist der geeignete Spritzzeitpunkt erst dann gekommen, wenn der Mais bereits zu hoch ist, um den Bestand mit einem normalen Schlepper zu befahren. Aus diesem Grund hat der Lohnunternehmer vor 2 Jahren in Spezialtechnik investiert. Heute setzt er zur Spritzung einen Selbstfahrer von Berthoud mit 24 Meter Arbeitsbreite und 3000 Liter Fassungsvolumen ein. Das besondere an der Spritze ist allerdings die Bodenfreiheit von 1,85 Metern. Breitenfellner kann somit den Maiszünsler schlagkräftig zum richtigen Zeitpunkt bekämpfen ohne den Maisbestand zu schädigen. „Wir arbeiten eng mit dem hiesigen Landwirtschaftsamt zusammen. Sie geben bei Anflug des Schädlings einen Warndienst mit einer Pflanzenschutzmittelempfehlung heraus. Kurz darauf beginnen wir mit der chemischen Bekämpfung.“ Die wirtschaftliche Schadensschwelle liegt bei Körnermais bei 60-80 Raupen/100 Pflanzen. Bisher haben viele Landwirte, die nicht über diese Spezialmaschinen verfügen, den Spritztermin danach ausgerichtet, dass sie in ihren Mais gerade noch hineinfahren können, ohne ihn nachhaltig zu schädigen. Eine solche Vorgehensweise kann aber unter Umständen völlig nutzlos sein – unter betriebwirtschaftlichen und ökologischen Aspekten sogar schädlich. Diese Fakten haben sich in der Region herum gesprochen und Breitenfellner konnte durch seine Investition in die hohe Spritze für die Maiszünslerbekämpfung viele neue Kunden dazu gewinnen. Insgesamt spritzt er circa 1700 Hektar. 20 Euro pro Hektar veranschlagt er an Maschinenkosten. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von 12 km/h und einer Wasseraufwandmenge von 175 l/ha können am Tag durchschnittlich 120 Hektar gespritzt werden. Um keine Zeit zu verlieren, füllt er seine Spritze bei den nächstliegenden Landwirten auf.


Das Besondere an der Spritze ist allerdings die Bodenfreiheit von 1,85 Metern.

„Wir arbeiten hauptsächlich mit Stammkunden, daher kennen wir die Flächen sehr genau und verlieren keine Zeit mehr bei der Flächensuche. Wir beginnen in einer Gemeinde und arbeiten uns dann durch die Region,“ ergänzt Markus Breitenfellner. Er hat drei Mitarbeiter, die sich im Pflanzenschutz abwechseln. In den Wintermonaten besuchen sie Pflanzenschutzversammlungen und Tagungen, um für die neue Saison gerüstet zu sein.
Neben dem Maiszünsler entwickelt sich auch der Maiswurzelbohrer zu einem bedeutenden Schädling. Zur Bekämpfung dieses Schädlings muss eine Spritze mit hoher Bodenfreiheit zum Einsatz kommen, um keine weiteren Schäden im Maisbestand zu verursachen. Quadratmeter genaue Abrechnung

Rund um Binzen zählen Kamille und Hirse zu den Problemunkräutern im Mais. „Wir spritzen vermehrt im Vorauflaufverfahren. Die Herbizidkosten liegen bei circa 40 – 45 Euro/ha. Um einen ständigen Mittelwechsel zu vermeiden, arbeiten wir nur mit wenigen Herbiziden. Ich ziehe es auch vor, wenn diese in Großgebinden zu erwerben sind,“ berichtet Markus Breitenfellner. Seit einem Jahr werden alle Arbeiten auf dem Acker schlagspezifisch vom Lohnunternehmer für den Landwirt dokumentiert. Jede einzelne Pflanzenschutzmassnahme wird aufgezeichnet, begründet und mit Witterungsdaten hinterlegt. Der Service wird von den Kunden geschätzt und dankend angenommen. Einen extra Obolus von 5 Euro/ha müssen dafür gezahlt werden.
Schließt sich ein neuer Kunde dem Vertragsmaisanbau an werden die betroffenen Flächen von Breitenfellner per GPS vermessen und aufgenommen. Dadurch gibt es keine Differenzen bei den Flächengrößen in der Lohnunternehmerrechnung und den Angaben des Landwirts. „Nur eine Differenz von 0,2 Hektar auf einem Schlag kann für uns auf Dauer sehr viel Geld kosten. Schließlich arbeiten wir mit 60 Landwirten auf mehr als 600 Schlägen zusammen,“ gibt Breitenfellner zu bedenken und hofft auch für die Zukunft auf eine Ausdehnung seines Maisvertragsanbaus.

Maren Jänsch