Mai 2011: LU Seipp bietet Strohpelletierung an

Dreschen – das ist eigentlich das Hauptgeschäftsfeld von LU Harald Seipp: „Wir sind damit allerdings absolut saisonabhängig. Wir haben eine Dienstleistung gesucht, die man ganzjährig durchführen kann.“ Mit einer mobilen Strohpelletierung hat er eine Lösung gefunden.

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Das Lohnunternehmen Seipp hat den Betriebssitz im hessischen Münzenberg. Diese Region ist landwirtschaftlich gesehen ein Mischgebiet, neben Ackerbau und Milchviehhaltung stehen hier auch einige Pferde auf den Wiesen. „Neben der Aufbereitung von Brennmaterial sind die Pellets auch zur Verfütterung und zum Einstreu in die Pferdebox bestens geeignet", erzählt Harald Seipp, der das 135 Jahre alte Lohnunternehmen nun in der fünften Generation führt. Arbeitswirtschaftlich betrachtet biete der Pellet viele Vorteile gegenüber dem Einstreuen mit Stroh. „Gerade Pferdehalter schätzen den Pellet, da er erstens absolut staubfrei ist, zweitens eine bis zu 5-mal höhere Saugfähigkeit hat als Stroh und durch die sich in zusammenwirken mit der Bettenhaltung das Stallklima deutlich verbessert und das Mistaufkommen stark reduziert. Da es keine Langanteile mehr gibt, lässt sich der Mist auch im bestehenden Bestand ohne Probleme ausbringen."
Die Pellets seien, nachdem sie die Anlage verlassen haben, nahezu steril; denn durch den hohen Druck von ca. 40 t mit dem das Stroh durch die Matrize gepresst wird, erhitzt es sich auf über 90° Celsius. Sämtliche Keime, Bakterien und Pilze werden dadurch abgetötet.

Mit der Pelletieranlage zum Kunden
Seit Anfang 2010 bietet LU Harald Seipp jetzt die Lohnpelletierung von Stroh an: „Wir fahren mit der Maschine direkt zum Kunden und pelletieren vor Ort. Für mich hat es den Vorteil, dass ich keine eigenen Lagerkapazitäten aufbauen muss, sondern die des Kunden nutze. Im Gegenzug entfallen dem Kunden aufwendige Strohtransporte, da die Ballen am Entstehungsort verarbeitet werden. Der Kunde kann darüber hinaus mithelfen, die Pelletieranlage mit den Ballen zu bestücken.
Die Abrechnung erfolgt nach einem Mischpreis aus Zeit, Gewicht und Heizölverbrauch. „Das ist eine faire Abrechnungsmethode, denn der Kunde, der mir perfekt aufbereitetes und trockenes Stroh liefert, zahlt im Endeffekt weniger, als der Kunde, der feuchtes Ausgangsmaterial pelletieren lassen möchte", ist Harald Seipp überzeugt.
Die Anlage ist sowohl für Rund- wie auch für Quaderballen geeignet und verarbeitet geschnittenes sowie ungeschnittenes Stroh bis zu 20% Feuchte. Entwickelt hat sie Herr Gregor Kraft von der Firma BauerPower, einem Unternehmen aus Bauschheim. „Die Anlage haben wir in unserer Werkstatt aufgebaut. Nach den ersten Testläufen mussten wir noch einiges daran verändern. Seit Anfang August läuft sie jetzt ohne Probleme", erklärt LU Harald Seipp.
Je nachdem, ob es der Kunde wünscht, kann er unterschiedliche Komponenten zur Pelletierung hinzufügen. Um Feuchtigkeit zu binden, kann zum Beispiel Kalk über einen Granulatdosierer hinzugegeben werden. Dazu kommen zwei Flüssigdosierer, mit denen Wasser im Falle zu trockenen Strohs oder Melasse als Bindemittel in den Prozess eingebracht werden können. „Wir können dem Kunden den Pellet nach Wunsch produzieren", freut sich der Hesse über seine Technik.

Großes Interesse bei den Kunden
Mitte 2009 hat er einen Informationstag zum Thema Strohpelletierung durchgeführt und war erstaunt über die Resonanz. „Über Anzeigen in einigen landwirtschaftlichen Wochenblättern habe ich auf den Info-Tag aufmerksam gemacht. Dort haben wir dann den Prototypen der Firma BauerPower vorgestellt. Das Resultat: 800 Besucher vom Fach, die hoch interessiert waren an der Thematik", blickt Harald Seipp zurück. Die Anlage sei in diesem Stadium noch nicht zufriedenstellend gelaufen, aber: „Das war in diesem Moment egal. Die Leute haben gesehen, dass vorne Stroh als Ballen in die Anlage eingefüllt wird und hinten Strohpellets herauskommen. Viele haben mir gesagt, dass es genau das sei, was sie brauchen würden. Und durch die Vielfalt der gepressten Halmgüter wie z.B. Getreidestroh, Rapsstroh, Heu, Miscanthus, Schilfgras etc. ergeben sich viele Anwendungsmöglichkeiten. Der Entschluss stand nach diesem Termin für LU Seipp fest: Diese Nische muss besetzt werden.

Viele Standardkomponenten verbaut
Ein 12-m-Standardcontainer, sämtliche Teile, Elektromotoren, die beiden Hammermühlen und die Pelletierpresse wurden bestellt und über die Wintermonate montiert. „Es sind alles Komponenten von der Stange. Das war mir wichtig, damit wir im Falle eines Defekts schnell und vor allem kostengünstig Ersatz bekommen", so die Meinung von Harald Seipp.
Das Ergebnis ist eine völlig autark arbeitende Pelletieranlage. Zurzeit steht die Anlage auf einem Anhänger mit Drehschemellenkung, den LU Harald Seipp mit einem 50 km/h Schlepper zieht: „Somit haben wir auch immer einen Traktor mit Frontlader dabei. Diesen benötigen wir sowieso für das Beladen."
Angetrieben wird die Anlage über einen integrierten 6,8 l-Motor von John Deere mit 300 PS. Dieser Motor treibt einen Generator an, der 180 kW elektrische Leistung produziert. „Alle Antriebe der Pelletieranlage werden elektrisch betrieben. Eine einfache Starkstromversorgung würde zum Betrieb bei weitem nicht ausreichen. Außerdem wäre ich dann wieder abhängig vom Stromnetz. Dies kann ich alles umgehen, in dem ich meinen eigenen Strom produziere", ist LU Harald Seipp überzeugt.
Nachdem die Ballen mit dem Frontlader auf eine hydraulisch klappbare Zuführung gelegt worden sind, werden sie mit einem Ballenauflöser zerkleinert. Quaderballen würden sich laut Harald Seipp am besten für seine Pelletieranlage eignen, denn diese könnte man hintereinander weg in den Auflöser schieben. Bei Rundballen würden immer kurze Pausen entstehen, weil die Ballen immer erst vollständig aufgelöst sein müssen, bevor man den nächsten nachlegen kann. „Wir haben außerdem festgestellt, dass sich die vorgeschnittenen Ballen schneller als die ungeschnittenen Ballen auflösen. Am besten sollte man mit der Rotormaschine dreschen und nachher mit 12 Messern pressen", erklärt der hessische Unternehmer. „Was das Format angeht, sind wir flexibel. Wir verarbeiten allerdings zu 90 % das Maß 120 x 70 cm. Auch unsere Presse hat dieses Format und wir kommen damit auf 9.000 Ballen pro Jahr."

Mit 300 bar durch die Matrize
Der Transport des Strohs vom Ballenauflöser zur Hammermühle erfolgt über einen Luftstrom. Dadurch ist es ausgeschlossen, dass Fremdkörper wie Steine oder Metall in die Mühle gelangen, denn sie fallen vor Eintritt in die Hammermühle durch die Schwerkraft zu Boden. Das Stroh wird in Stufen zu ca. 1 cm langen Stücken vermahlen. Der Staub, der beim Vermahlen entsteht, wird in einer Filteranlage aus der Luft gefiltert und der Pelletierung wieder hinzugefügt. „Die einzigen Verluste entstehen bei unserem System beim Auflösen der Ballen. Was hier als Staub in die Luft weht, können wir nicht wieder einfangen. Der Rest des Ballens geht durch die Anlage und wird pelletiert", so Harald Seipp.
Die Pelletpresse alleine wiegt 4,5 t und benötigt eine elektrische Leistung von 90 kW. Drei Koller drehen mit einem Druck von 300 bar auf einer Matrize mit 1800 Löchern. Das Ergebnis sind 90 Grad heiße Strohpellets. Das Gewicht der produzierten Pellets wird mit einer Kippwaage ermittelt. Alle 2,65 kg wird eine Kippung ausgelöst. „Unser Ziel war es, eine Maschine zu bauen, die in einer Stunde eine Tonne Stroh zu Pellets verarbeiten kann.
„Wenn wir sehr gute Ballen haben, d.h. trockene, vorgeschnittene Quaderballen kommen wir schon mal auf 1,2 t pro Stunde", freut sich der Unternehmer aus der Wetterau. Abschließend erklärt er noch: „Wir dreschen Getreide, wir pressen Stroh und Heu. Da passt das Pelletieren 100%ig rein."
Björn Anders Lützen,
Redaktion Lohnunternehmen

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