Mai 2014: LU Wälchli

„Heute bin ich mit einer Packenpresse im Heu“, erzählt uns Martin Wälchli. Für den Mai eigentlich nicht ungewöhnlich. Aber er presst das Heu heute nicht auf Grasland unter freiem Himmel, sondern unter Dach. Das geht schon früh morgens und auch bei feuchtem Wetter. Ein Traum – oder?

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Martin Wälchli ist Lohnunternehmer aus Niederösch, nördlich von Bern in der Schweiz. Er führt das Lohnunternehmen weiter, das sein Vater gegründet hat. Die erste Dienstleistung sei der Mähdrusch gewesen, der er bis heute mit 12 Mähdreschern treu geblieben ist. Neben dem Mähdrusch bietet er Grünfutterernte mit 3 Packen-, 2 Rundballenpressen und 3 Häckslern an. Bei den Silageballen teilt er sich die Arbeit mit einem Lohnunternehmer-Kollegen, der das Wickeln übernimmt. Mähen und Schwaden machen die Landwirte selbst.

Zusatzgeschäft für die Pressen
Seine Packenpressen haben das Ballenmaß 80 x 90 cm. Heute ist eine seiner Packenpressen unter Dach im Einsatz. Das geht mit Hilfe der Packenpresse und spezieller Zuführtechnik offenbar recht gut. „Ein Grund für dieses Umlagern ist, dass Landwirte das frisches, loses Heu zum Belüften mehrere Wochen erst auf dem Heuboden lagern und dann in Ballen pressen lassen", schildert Martin Wälchli. Irgendwie hört sich das nach doppelter Arbeit an, aber Wälchli klärt uns auf, dass das Heu vom ersten Schnitt meist nicht trocken genug für die Presse ist und daher oft lose eingefahren und für drei bis vier Wochen belüftet wird. Dann erst wird es in Ballen gepresst. Das wollen wir uns mal anschauen.

Bei diesem Kunden geht es darum, das überjährige Heu vom Boden zu bekommen und in Großpacken zu pressen. Vor der Scheune des Landwirts ist richtig was los. Aus der Scheuneneinfahrt schaut das Heck der Packenpresse heraus, die fleißig Ballen ausspuckt. Das Ganze findet unter lautem Getöse und einer beträchtlichen Staubwolke statt. Die fertigen Heuballen sammelt der Junior des Kunden mit seinem Hoflader ein und stapelt sie erst mal seitwärts. Angefangen hat er gegen 8 Uhr, 50 Ballen und gut 4 Stunden später ist der Heuboden leer. Am Nachmittag geht es dann für seinen Fahrer wieder unter freiem Himmel weiter mit Rundballensilage.
Um den Weg des Heus zu verfolgen, klettern wir eine Etage höher und sehen dort, wie der Landwirt im Fahrerhaus des Heugreifers sitzt und den Greifarm bedient. Der Kran hängt an einer Art Schiene am First und ist so in der Lage, das Heu auch aus der letzten Ecke des Bodenraums zu sammeln und durch die Bodenluke nach unten zu werfen. Dort steht die laufende Presse und wartet auf Futter.

Abrechnung nach Ballen
Über der Presse ist ein Aufsatz montiert. Ein trichterförmiger Behälter, in dem das lose Heu per Kran von dem Heuboden geworfen wird. „Dieser Aufsatz wird fix und fertig von einem Schweizer Hersteller geliefert und kostet pro Presse rund 15.000 Franken", erzählt Martin Wälchli. Innerhalb dieses Trichters befindet sich eine Art Reißwolf, der das Heu auseinanderzieht und auflockert. Dann gelangt das Heu über eine spezielle Zuführtechnik per Kratzboden in die Presse. Dieser Kratzboden mit der Zuführtechnik kostet nochmals 15.000 Franken. Je nach Leistung des Heugreifers auf dem Heuboden verlassen pro Stunde 15-30 Großballen die Presse. Abgerechnet wird diese Dienstleistung nach Ballen.

Martin Wälchli erledigt diese Arbeit derzeit bei zehn Landwirten mehrmals im Jahr und kann so die Auslastung seiner Packenpressen sichtlich verbessern. Besonders freut ihn, dass diese Arbeit unter Dach schon früh morgens stattfinden kann, selbst bei feuchter Witterung oder im Winter. Wasser in Form von Regen und Schnee gibt es reichlich. 1000 bis 1200 mm Niederschlag pro Jahr, meint Wälchli, seien nicht ungewöhnlich in dieser Region. Lagerfähiges trockenes Heu im Mai sei also oft Glückssache. Daher sei die Ernte vom losen Heu mit nachfolgender Belüftungstrocknung oft alternativlos, jedenfalls wenn man Heu will.

Viele Kunden an wenigen Erntetagen gleichzeitig bedienen
In Jahren mit normaler Wetterlage ist es oft drei oder vier Tage trocken und dann folgen wieder drei oder vier Tage Regen. Daher wird vorwiegend von den Landwirten selbst gemäht, mit Mähwerk vorn am Traktor und einem Intensiv-Aufbereiter im Heck, also kein schlechtes Equipment. „Das Problem an dieser Sache ist, dass an einem sonnigen Tag auf diese Weise gewaltige Flächen gemäht werden können, aber es kann dann nicht alles im gleichen Tempo gepresst oder gehäckselt werden", meint Wälchli. Nur für diese Schlagkraft braucht er drei Häcksler im Gras. Im letzten Jahr hätte eben wegen des stabil trockenen Frühjahrs die Fläche auch mit einer Maschine häckseln können, meint er. Im Mais sieht es nicht viel anders aus. Dort bedient er 250 Kunden. Viele seiner Kunden haben 1 - 2 ha Mais, sein größter Kunde lässt 20 ha Mais häckseln.

Sein Problem sind die kleinen Getreideflächen der Kunden, aber Martin Wälchli sieht es mit Humor: „Für die Tagesleistung eines Mähdreschers muss ich meist mit 10 Kunden telefonieren. Stellen Sie sich das vor bei 12 Mähdreschern. Die Spitze lag bei 150 Anrufen an nur einem Vormittag. Da kommt man zu nichts anderem mehr." Gibt es denn keinen Strukturwandel bei den Landwirten hier? „In meinem Dorf arbeiten heute 12 Landwirte, in 10 Jahren werden es wohl immer noch 10 Landwirte sein, sicher auch viel im Nebenerwerb", prognostiziert Martin Wälchli.

Erschienen in der Lohnunternehmen Mai 2012
Bilder: Redaktion Lohnunternehmen

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