Mai 2019: LU Vöhringer

Die bestmögliche Futterqualität steht auf der Agenda des Lohnunternehmens Gebrüder Vöhringer Lohnbetrieb GbR in Steingebronn in der Schwäbischen Alb.

Bienengleiche Betriebsamkeit herrscht am Tag des Reportage-Besuchs im Lohnunternehmen Gebrüder Vöhringer in Steingebronn, gut 60 km südöstlich von Stuttgart und damit auf der Schwäbischen Alb gelegen. Seniorchef Ernst Vöhringer, seine Söhne Johannes und Christian, die den Betrieb 2011 übernommen haben, sowie der Auszubildende Timo Strobel legen in der Werkstatt letzte Hand an zwei Großpackenpressen. Sie sollen bis Mittag fertig sein und dann zur Winterruhe in die große Maschinenhalle gestellt werden. Um dort dafür Platz zu schaffen, müssen aber zuerst zwei Häcksler, mehrere Ballen- und Silagewagen und die zwei Allrad-Gelände-Lkw mit Häckselwagen-Aufbau aus der hinteren Reihe nach draußen „gezirkelt“ werden. Denn die Technik steht dort äußerst effizient – sprich eng – geparkt. „Heute geht es los mit der Silomaisernte. Die Maschinen dafür haben wir bereits in den vergangenen Tagen vorbereitet. Der Wetterbericht verspricht Sonnenschein für diese Woche, sodass die ersten Kunden jetzt mit den Hufen scharren und im Mais loslegen wollen“, erzählt Ernst Vöhringer.

In den Wochen zuvor war das Wetter mehr als durchwachsen – eigentlich wie das gesamte Erntejahr 2017. So jedenfalls bewertet es Johannes Vöhringer: „Der zweite Grasschnitt fiel bei uns aufgrund der Trockenheit ziemlich mager aus. Als Folge dessen entschieden sich viele Landwirte, einen größeren Anteil der Getreideflächen als in anderen Jahren häckseln zu lassen und auf diese Weise mit Ganzpflanzensilage ihre Futtervorräte zu sichern. Für uns summierte sich das auf gut 220 ha“, erzählt er.

Entspannte Gesichter zum Auftakt der Maisernte 2017 bei Ernst, Johannes und Christian Vöhringer (v.l.n.r.).

Betriebe wachsen

Die ab dem Sommer relativ starken Niederschläge ließen den dritten Grasschnitt dann zwar wieder auf normales Maß heranwachsen, wie sein Bruder Christian ergänzt. Und auch für den vierten Schnitt sah es Mitte September „ganz passabel aus“, wobei dies meistens nur von wenigen Landwirten gewünscht werde. „Und ein fünfter Schnitt kommt bei uns überhaupt nur in ganz guten Jahren in Betracht. Aber dazu gehört 2017 sicher nicht, jedenfalls nicht beim Gras“, so sein Bruder Christian. Somit verwundert es nicht, dass mit etwa 4.000 Silage- und 1.000 Heu- sowie Stroh-Rundballen, die der Lohnbetrieb in diesem Jahr pressen konnte, die Anzahl niedriger als sonst ist. „Normalerweise pressen wir schon bis zu 10.000 Rundballen, davon etwa zwei Drittel Silage und ein Drittel Heu und Stroh“, erläutert er weiter. Und auch bei den Quaderballen stehen normalerweise jährlich 10-12.000 Stück an.

Große Bedeutung in der Futterernte haben bei LU Vöhringer neben den Pressen natürlich auch die beiden BiG X, von denen jeder im Schnitt etwa 500 Stunden jährlich auf die Uhr bringt. Davon entfallen zwei Drittel auf Gras und ein Drittel auf Mais sowie Getreide-Ganzpflanzensilage. Beim Gras entspricht das zwischen 2.000 bis 2.500 ha Häckselgras pro Jahr bzw. 800 bis 900 ha pro Schnitt. „Tendenziell nimmt der Maisanteil trotz der relativ kurzen Vegetationszeit und Erträgen zwischen 30 t/ha und 70 t/ha Frischmasse hier auf der Alb bei uns doch zu, sodass wir 2017 mit beiden Maschinen zusammen auf ca. 700 ha gekommen sind. Und auch der Prozentsatz gehäckselten Grases steigt leicht, zu Lasten der Silagerundballen“, hat Johannes Vöhringer ausgerechnet.

Die beiden vierachsigen Allrad-Lkw mit selbst montiertem Silageaufbau sind eine Besonderheit des Lohnunternehmens Vöhringer.

Eine Ursache sieht er darin, dass ein Teil der Milchvieh-Haupterwerbsbetriebe deutlich gewachsen ist, die erfahrungsgemäß auf einen höheren Maisanteil in der Ration setzen. Auf der anderen Seite gebe es jedoch, gemessen an der Stückzahl, relativ viele Pferdebetriebe sowie Tierhalter im Nebenerwerb. „Deshalb spielt Heu, das wir auf rund 700 ha jährlich pressen, für uns nach wie vor eine wichtige Rolle“, berichtet er weiter. „Nicht zu vergessen auch die Stammkunden für Futter, das wir mit unserem Ladewagen bergen. So kamen 2017 etwa 400 Fuhren zusammen“, meint Christian Vöhringer. Die Schwankungsbreite ihrer gut 250 Kunden im Umkreis von bis zu 30 km reicht vom Schafhalter mit fünf Tieren bis hin zum Milchviehhalter mit 300 Kühen.

Von der Größe der Kundenbetriebe und der Tierart hängt natürlich auch ab, welche Schnittlängen bevorzugt werden, erläutert Johannes Vöhringer weiter. Beim Ladewagen sei fast immer der volle Satz mit 46 Messern im Einsatz, was einer Schnittlänge von 37 mm entspreche. Die Schnittlängen bei gehäckseltem Gras variieren dagegen zwischen 3 mm und 25 mm, während es im Mais in der Regel zwischen 4 mm und 10 mm sind, so der Lohnunternehmer. Bei den Biogaskunden seien dagegen fast durchweg 4-6 mm gewünscht. „Langschnitt ist hier allerdings meist wenig nachgefragt. 2016 war das aufgrund der hohen Trockenmassegehalte überhaupt kein Thema, und 2017 nur gering. Das ist auch logisch, denn die Landwirte setzen unverändert auf Stroh und Gras in der Futterration“, erklärt Johannes Vöhringer die Wünsche seiner Kunden.

Pro Jahr pressen die Vöhringers im Schnitt jeweils etwa 10.000 Rund- und Quaderballen. 2017 wurde bei Silageballen weitgehend auf Folienbindung umgestellt.

Qualität ist wichtig

Viel wichtiger als die Schnittlänge ist nach Erfahrung der beiden Brüder der „Verarbeitungsgrad“ der Maiskolben. Vor fünf bis sechs Jahren sei es vor allem darauf angekommen, dass alle Körner angeknackt waren. Dann achteten die Landwirte darauf, dass möglichst jedes Korn vom Häcksler mindestens geviertelt ist. „Und jetzt soll alles am liebsten quasi gemahlen sein, um den bestmöglichen Kornaufschluss im Kuhmagen zu erreichen. Kurzum: Die Körner sind entscheidend. Und das fordert uns als Lohnunternehmer auch“, betont er.

Technisch machbar sei dies zweifelsfrei durch engere Einstellung der Crackerwalzen, wie er weiter erklärt. Die beiden Häcksler arbeiten bisher mit Walzencrackern. Pläne zur Investition in einen Scheibencracker sind durchaus schon vorhanden, aber noch nicht realisiert. „Dafür wäre für das Häckseln ein Preisaufschlag von etwa 10 bis 15 €/ha erforderlich, zumal wir für die gewünschte Qualität der Kornverarbeitung langsamer fahren müssen, was im Schnitt etwa 10 % Flächenleistung kostet. Der genannte Aufschlag wäre überschaubar und würde durch die bessere Futterleistung um ein Vielfaches kompensiert, aber die Landwirte sind derzeit noch nicht bereit dazu“, meint Christian Vöhringer.

Häcksler raus, Großpackenpressen rein: großes Umräumen nach der Stroh- und vor der Maisernte.

Auch beim Strohpressen stehen die Lohnunternehmer aus Steingebronn stets vor einer Gratwanderung und dem Abwägen zwischen Schlagkraft und Kostendeckung. So sei in der Region aufgrund der Topografie und der Wälder regelmäßig ein relativ starker Morgen- bzw. Abendtau zu beobachten. Er reduziere aus Sicht der Landwirte letztlich das optimale Zeitfenster nicht nur beim Mähdrusch, sondern auch beim Pressen auf 14 bis 16 Uhr nachmittags. „Vorher und nachher ginge es je nach Strohbeschaffenheit und Trockengrad durchaus ebenfalls. Aber das wollen die Kunden nur sehr ungern. Doch wir können nicht unendlich Maschinenkapazitäten vorhalten, das zahlt uns niemand. Deshalb hatten wir schon mal die Idee, unsere Arbeitspreise über den Tag verteilt zu staffeln. Das könnte Anreize schaffen, würde uns arbeitswirtschaftlich entlasten und die Rentabilität verbessern. Aber diese Idee wird wohl angesichts des Umfeldes an Hobby-Lohnunternehmern nicht möglich sein“, stellt Johannes Vöhringer fest.

Gut angenommen wurde ein kleiner Aufpreis dagegen beim Thema Folienbindung. Diese haben die beiden Brüder 2017 erstmals angeboten. Möglich war dies durch den Kauf zweier neuer Comprima-Presswickel-Kombinationen, die problemlos auch auf Folienbindung umgestellt werden können. Besonders krass dabei: Die Landwirte waren sofort so überzeugt davon, sodass schon im ersten Jahr beinahe 90 % der Silageballen auf diese Weise gewickelt wurden. Und die Erfahrungen der ersten Saison schildern beide als sehr positiv. „Die Ballenform und Festigkeit ist bei Folienbindung besser als bei Netzbindung plus Folienwicklung. Und später muss weniger und nur noch eine Sorte Verpackungsmaterial entsorgt werden. Also genügend gute Gründe, den Preis pro Ballen etwas anzuheben, was wir auch getan haben. Denn unter dem Strich wird es trotzdem für die Landwirte günstiger“, betont Johannes Vöhringer abschließend.

Jens Noordhof, Redaktion LOHNUNTERNEHMEN

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Zeitschrift LOHNUNTERNEHMEN Ausgabe April 2018.