November 2010: LU Humer erntet Miscanthus

Als wir Lohnunternehmer Manfred Humer in Österreich besuchen, ist er mitten in der Miscanthusernte – ein nicht alltägliches Geschäft.

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Kurz nach Mittag erreichen wir sein Hei-matdorf Heiligenberg, etwa 60 km östlich von Passau und 15 km nördlich von Grieskirchen. Dort sehen wir auf sanften Hügeln mehr Ackerbau als Grünland auf ein bis zwei Hektar-Schlägen. Schätzungsweise befinden wir uns hier 350 m über dem Meer. Als wir auf seinen Betrieb kommen, warten dort schon Häcksler und Abfahrgespanne, sozusagen in der Poolposition. „Zwei weitere Häcksler sind bereits unterwegs", erfahren wir später vom Chef.

Klappbare Vorsätze gefordert
Der Organisator im Lohnunternehmen hier ist Manfred Humer. Er begrüßt uns und legt gleich los: „Heute ernten wir Miscanthus mit unserem selbstentwickelten Multi-Disc-Mähvorsatz am Jaguar", erzählt er stolz und führt uns eilig zum Häcksler. Auf diesem sitzt bereits sein Bruder Günther, der technische Betriebsleiter im Lohnunternehmen Humer, und demonstriert uns den Klappmechanismus der Mähwerke. Die beiden 3 m-Mähwerke klappen aus der 6 m-Arbeitstellung in die 3 m-Transportstellung, nahezu geräuschlos zusammen. Vorher werden die zwei seitlichen Gelenkwellen abgezogen, die später für den Antrieb der Teller auf dem Mähbalken verantwortlich sein werden. Die Flächen seiner Kunden seien meist sehr klein strukturiert, nicht selten unter einem Hektar groß, besonders dort, wo Miscanthus wächst. Also muss entsprechend oft von Straße zu Feld umgerüstet werden und damit ist das schnelle Umschalten von Arbeits- in Transportstellung nötig. „Deshalb können wir mit einem starren Mähwerk als Vorsatz nichts anfangen", schildert er. Also haben die Humer-Brüder zwei Standard 3 m Pöttinger Getriebemähbalken zu einer klappbaren 6 m-Mähkombi umgebaut und vor dem Häcksler montiert. „Alles was vor dem Häcksler Pflanzen schneidet, gehört klappbar und nicht starr", unterstreicht Manfred Humer seine Entscheidung.

Lager-Miscanthus überfordert das Maisgebiss
Warum aber ein Mähwerk als Vorsatz für Miscanthus anstatt einem Maisgebiss? „Normalerweise ist das reihenunabhängige Maisgebiss erste Wahl", bestätigt er. Aber wir würden bald sehen, warum die Brüder Humer diesen Mähvorsatz gebaut haben und wie er in Miscanthus funktioniert. Der Häcksler fährt vorweg, zwei Abfahrwagen hinterher. Wir folgen gespannt. Keine fünf Minuten später entdecken wir unten im Tal einen gelben Miscanthus-Schlag.
Als wir näher kommen wird deutlich, dass hier in der Tat das Maisgebiss überfordert sein dürfte. Auf gut einem Drittel der zwei Hektar großen Fläche liegt der ansonsten 4 m hohe Miscanthus wie gewalzt am Boden. „Das kommt vom Schnee", klärt uns Manfred Humer auf. Fast jedes Jahr gibt es Lager-Miscanthus durch Schneelast, aber in diesem Winter sei der Schnee besonders früh und reichlich vom Himmel gefallen. Das Schneiden vom liegenden Miscanthus funktioniert mit dem Mähwerk, das wissen die Humers. Aber ihr Ziel ist nicht die Schwadablage, sondern das Mähgut soll direkt in die Häckseltrommel - deshalb die Mähkombi als Häckslervorsatz. Auf dieser Fläche erntet LU Humer bereits im 6. Jahr Miscanthus. Er berichtet von Beständen, die seit 18 Jahren auf derselben Fläche geerntet werden.

Der Häcksler läuft - das Mähwerk nicht
Ausschlaggebend für den Erntetermin sei in erster Linie der Feuchtegehalt. Mehr als 12% Feuchte sollte seiner Meinung nach Mis-canthus nicht haben. Für die Ernte habe er ein Zeitfenster von 14 Tagen, je nach Wetter und Temperatur. Man müsse aufpassen, dass die jungen Pflanzen nicht zu stark schießen und durch die Ernte verletzt werden. Meist läuft die Miscanthusernte parallel zur Maissaat.
Genau deshalb sind heute alle Ernteketten unterwegs. Das liegende Miscanthus muss vom Acker, bevor die jungen Schösslinge hoch schießen. Vorausgesetzt alles funktioniert wie geplant. Aber vor dem Start hat heute das Schicksal die Reparatur gesetzt. LU Humer nennt es „Vorführeffekt". Der Häcksler läuft, das Mähwerk nicht. Die gusseiserne Riemenscheibe ist zerbrochen und der Antrieb läuft ins Leere. Also machen sich Bruder Günther und der Traktorfahrer ans Werk. Sie müssen die Riemenscheibe von der Welle schlagen, nach Hause fahren und eine passende Ersatz-Riemenscheibe suchen. Glück gehabt! Die Beiden kommen nach 15 Minuten mit einer Riemenscheibe zurück, die schnell von einem anderen Gerät abgebaut wurde. Durch die Reparatur verzögert sich der Erntebeginn allerdings um eine halbe Stunde.
Die Scheiben des Mähwerkes drehen sich wieder. Der Häcksler beginnt seinen Job, die 6 m Mähkombi frisst sich buchstäblich durch das am Boden liegende Miscanthus und füttert damit Humers Jaguar. So ziehen Häcklser und Abfahrgespann quer zum Bestand ihre Bahnen. Eine gewaltige Staubwolke begleitet beide und lässt sie fast verschwinden. Gut 10 Minuten später ist das liegende Miscanthus dieser Fläche klein gehäckselt auf dem Anhänger.
Jetzt ist der stehende Teil des Bestandes an der Reihe. Das bedeutet allerdings Vorsatzwechsel. Die Mähcombi wird gegen den reihenunabhängigen Mais-Vorsatz getauscht. Und weiter geht es mit viel Staub, aber ohne Pannen und Reparaturen, nochmals eine gute halbe Stunde. Dann ist das Feld abgeerntet. Das Häckselgut wandert anschließend via Gebläse ins Hochsilo oder ins Schüttgut-Lager und von dort durch die Raumaustragung direkt in die Heizung. „Das waren heute mal eben 10.000 Liter Öl, die wir geerntet haben", meint Günther Humer schmunzelnd.
Der Miscanthus-Acker bleibt bis zum nächsten Frühjahr so liegen, wie das Erntegespann ihn heute verlassen hat. Bis zum nächsten Jahr, wenn im März der Schnee weggeschmolzen ist und das Stroh um die 12% Feuchte erreicht hat, passiert dort nichts. „Einmal pflanzen und dann ernten, ernten, ernten. Das ist ja das Phantastische an dieser Pflanze", schwärmt Humer.

Hans-Günter Dörpmund, Redaktion Lohnunternehmen

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